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MarathonJahrbuch2015

64 steht uns nun bevor. Wäre nur dieser Nebel nicht. Der gemütliche Pfad mutiert schon bald zum ausgesetzten Steig. Dicke Wurzeln, Felsen und Stufen, Schlamm und kleine Bäche, dazu jähe Richtungs- wechsel fordern höchste Konzentration, umso mehr, als der Steig am Steilhang entlangführt. Geländer, Seile und Knüp- pelsteige sichern die haarigsten Passagen. So ungezähmt wie der Weg wirkt auch die Umgebung. Knorrige Bäume und ur- waldartig den Fels überwuchernde Natur rahmen ihn. Läuferisch gesehen macht dieser Trail vor allem eines: Riesenspaß. Wie aus einem anderen Universum stammend gewinnen über mir das futu- ristische Rund der Rossalm-Hütte (2.180 m ü.NN) und davor der große Einlaufbo- gen für die Bergsprintwertung Konturen. Nach Sprint ist keinem meiner Mitläufer zumute. Aber an der gut ausgestatteten Versorgungsstation mit chilliger Außen- musik macht doch gerne jeder Halt. Von Alm zu Alm Zehn Kilometer haben wir von der Rossalm aus noch vor uns. Und zumin- dest die nächsten sieben via Kreuztal und Ochsenalm sind dank geringer Höhenunterschiede gut zu belaufen. Die erste Etappe bis zur Bergstation der Plose-Kabinenbahn (2.050 m ü.NN) geht sogar fast nur bergab. Schnell sind wir dort. Hier tobt das Leben. Gleichermaßen Staffel- läufer und Zuschauer begrüßen uns und feuern uns entlang der bannerverkleideten Durchlauftrasse an. Gut fünf Kilometer zieht sich ab hier in stetigem leichten Auf und Ab erneut ein ausgesetzter, schmaler Trail über Wurzel- werk und Felsen durch die wunder- und geheimnisvolle, nebelumwaberte Bergve- getation dahin. Wundervoll ist von hier der Blick ins Tal des Eisack und weit in die Ferne, hin zu den sich bis auf 3.500 m auftürmenden Gipfeln der Stubaier und Zillertaler Alpen. Sagt man. Erst im letzten Moment sehe ich den großen Baldachin des Verpflegungspos- tens auf der Ochsenalm (2.085 m ü.NN) aus dem Wolkennebel auftauchen. Exakt 39 km sind geschafft, läppische 3 km stehen noch an. Mental sollte man sich aber dennoch schon mal darauf einstel- len, was der „Schlussspurt“ bereithält: 400 Höhenmeter auf den nächsten beiden Kilometern hinauf zur Plose. Gipfelsturm im Schleichgang Die letzten Kilometer sind schon bei einem normalen Marathon die härtesten. Hier wird noch eins draufgesetzt. Schon im Vorfeld ist mir zugetragen worden, dass der Blick von der Ochsenalm nach oben ein eher entmutigender sein soll. Gefühlt senkrecht soll es nach oben geben. Und vom Gipfel selbst soll noch lange nichts zu sehen sein. Insofern kann ich das Wolkenmeer durchaus auch als Gnade empfinden, denn ein solches optisches Schreckensszenario bleibt mir erspart. Das ändert aber nichts daran, dass ich mich in die Reihe kopfgesenkter, luftjapsender Gestalten einreihe, die sich daranmachen, den Gipfel mehr zu Brixen Dolomiten Marathon ➜ „Der gemütliche Pfad mutiert zum ausgesetzten Steig“ „Voller Hochgefühl mache ich mich zum finalen Gipfel- sturm auf“ „. . . auf steinigem Pfad durch karge, niedere Vegetation bergan“

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