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MarathonJahrbuch2015

Marathon Jahrbuch 201560 Posten an und greife tüchtig zu. Augenblicklich kehren die Kräfte wieder zurück, bin ich für den baldigen Aufstieg zum höchsten Punkt gerüstet und trabe weiter. Der Chasseron Je höher ich zum Gipfel des Chasseron komme, umso dicker wird der Nebel. Dazu kommt zeitweise ein stark auffri- schender Wind. Von den als Strecken- markierung dienenden Papierfähnchen stecken teilweise nur noch die Holzstäb- chen mit Papierresten im Boden. Ich bin ganz darauf konzentriert, der Strecken- markierung zu folgen und deshalb von der Richtungsänderung überrascht, die mich plötzlich abwärts führt. Kurz darauf treibt mir der Blick auf den kommen- den Abstieg, bei dem 600 Höhenmetern vernichtet werden müssen, die Schweiß- perlen auf die Stirne. Der völlig aufgeweichte Trampelpfad die Kuhweide hinab stellt höchste Anfor- derungen an Konzentration und Balance. Einen ersten leichten Bodenkontakt mit dem Hinterteil nehme ich als Warnung entgegen, ich glaube aber nicht, dass ich überhaupt etwas dagegen unternehmen kann. Mud Wrestling auf Läuferart Ich tauche wieder in den Wald ein und merke, dass der Weidepfad nur ein Vorgeplänkel von dem war, was jetzt folgt. Ich finde mich mitten in einem Kindertraum wieder: Mit Volldampf darf ich mich durch den Matsch suhlen. Mud Wrestling auf Läuferart. Ich kämpfe mit dem Sumpf und im Sumpf. Dabei gibt es dreimal einen Verlierer – und jedes Mal bin ich es. Bei den Bodenkontakten lande ich verhältnismäßig weich und kann, mit einer Fangopackung auf der Rückseite, den Kampf unmittelbar wieder aufneh- men. Ein Asphaltsträßchen mit leichtem Ge- fälle bietet den feurigen Oberschenkeln etwas Erholung, bevor es nach einer gesi- cherten Straßenquerung bei Kilometer 45 in eine Gegensteigung geht. Steigung und Gefälle wechseln sich auf den nächsten fünf Kilometern bis La Côte-aux-Fées manierlich ab. Es gibt noch zwei größere Erhebungen zu bewältigen, steile Auf- stiege gibt es dabei keine mehr, dafür ein stetiges Auf und Ab. Kaum liegt das befestigte Straßenstück hinter uns, beginnt ein langer Abschnitt, der über die traditionellen Waldwei- den führt, Kuh- und Pferdeweiden mit lockeren Baumbeständen. Wenn es nicht die Sumpflöcher wären, in denen ich versinke, wären es die regenschweren Grasbüschel, die für eine stete Bewässe- rung des Laufwerks sorgen. Das Phantom des Absinth-Trails Der Sumpf auf den Weiden hat den Nebeneffekt, dass das Aufsetzen des Fußes sehr gelenkschonend ist. Der Preis dafür ist, dass das Herausziehen des Fahrwerks so viel Kraft braucht, dass ich den Eindruck habe, die Erdanzie- hung habe sich verdoppelt. Wenn es so weitergeht, werden mich die morastigen Weidegründe des Neuenburger Juras verschlingen und mich zum Phantom des Absinth-Trails machen. Ich stelle mir vor, wie ich Generationen später als Moorlei- che gefunden, als Neuzeit-Ötzi herum- gezeigt werde und die Wissenschaftler zu irrigsten Theorien darüber verleite, welchem Kult dieses Bündel Trocken- fleisch mit hochtechnologischer Kleidung und Schuhwerk gehuldigt hat. Der Kräfteverschleiß macht sich bemerkbar und so habe ich nichts dage- gen, dass ich in die Nähe der nächsten Verpflegungsstelle komme. Zuvor pinkle Trail de l’Absinthe ➜ . . . und herrliche Wiesentrails – das alles gibt es beim Trail de l’Absinthe Gute Forstwege . . . . . . steile Anstiege . . .

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