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MarathonJahrbuch2015

Marathon-Jahrbuch 2015 59 Felsenzirkus bleibt uns verwehrt. Gut 700 Höhenmeter und die Kantonsgrenze zwischen der Waadt und Neuenburg liegen hinter mir, ein sanfter Abstieg vor mir. Auf den folgenden Kilometern ist die Strecke ein Wechsel von Graspfaden über Weiden und Wirtschaftsstraßen, ein Teil davon sogar befestigt. Die Nebel- stimmung ist traumhaft, die Schwaden huschen Feen gleich über die mit Regen gesättigten Weiden. Abwärts, und das nicht zu wenig Auf richtig schlammigem Waldboden in eine Richtung: abwärts, und das nicht zu wenig. Mit der Zeit gibt es weniger Schlamm, dafür mehr Wurzeln und rutschige Steine, dazwischen auch ein paar Treppenstufen aus Rundbalken oder Stein. Das alles fährt zünftig in die Oberschenkel, welche noch ohne Murren mitmachen. Das Schäumen des Wasserfalls erscheint im Kontrast zum dunklen Wald fast unwirklich hell. Am Waldrand überquere ich – von einer Zuschauerin gewarnt – mit äußerster Vorsicht eine kleine Holzbrücke. Kurz hinter der Brü- cke vernehme ich schon die Klänge einer Guggenmusik; der nächste Verpflegungs- posten bei Môtiers liegt also schon ganz nah. Nun folgt der Anstieg in der maleri- schen Schlucht Poëtta Raisse, einer wah- ren Märchenlandschaft. Die gibt es nicht umsonst; der Preis ist Energieverlust. Mit mächtigem Kohldampf dampfe ich beim nächsten real existierenden Trail de L’Absinthe 13. Juni 2015 Verkehrsbüro Val de Travers Clos-Pury 15 2108 Couvet / Schweiz www.defi-vdt.ch B eim Startschuss setzt sich das Feld im Centre Sportif in Couvet lang- sam in Bewegung und niemand hetzt. Es wäre auch ziemlich unklug, das zu tun, die Kraft wird auf der 75 km langen und mit fast 3.000 HM gespickten Strecke noch gebraucht. Der Einstieg ist in jeder Hinsicht sanft. Die Strecke ist praktisch flach, tendenziell sogar mit Gefälle, da es dem Talausgang zugeht. Gegen Noiraigue hin gibt es einen ersten Eindruck, wie der Untergrund beschaffen sein kann, wenn der Weg nicht mehr befestigt ist. Die Pfützen und matschigen Stellen sind nur ein Appetit- häppchen, die „amuse bouche“, von ihrer Größe und Feinheit her allerdings der Nouvelle Cuisine zugehörend. Nach zehn Kilometern kommt der erste Verpflegungsposten, der einen Ein- druck gibt, was heute so auf der Speise- karte stehen wird. Nach der Verpflegung lohnt es sich fast nicht wieder anzulaufen, denn von hier an beginnt der erste lange Aufstieg, in welchem ich mit Gehen schneller und kräftesparender unterwegs bin. Felsenzirkus Creux du Van Irgendwann wird die Forststraße zum Pfad, in welchem der Anteil an Wurzeln und Matsch laufend zunimmt. In den Lichtungen kommt wenigstens etwas von dem trüben Morgenlicht zu uns herunter, der Blick ins Tal ist aber nicht richtig freigegeben. Zu schwer hängt die Feuch- tigkeit der vergangenen Regentage in der Luft. Beim Erreichen der Krete des Creux du Van verlassen wir den Wald und wer- den von ein paar Zuschauern empfangen, deren Silhouette sich dunkel vor dem dichten Nebel abzeichnet. Hier sehen wir, was passiert, wenn Wasser zum klaren Absinth gegossen wird: Im Glas entsteht ein milchiges Weiß. Entlang der Steinmauer geht es die Krete entlang weiter, doch der Blick hinunter zum Fuß des grandiosen ➜ Grünen Fee 13. Juni 2015 Absinth mache ab- hängig, sei gesund- heitsschädlich und daher zu verbieten, befand der Gesetz- geber. Dennoch war der aus dem Val de Travers im Schwei- zer Jura stammende, wegen seiner Farbe auch „Grüne Fee“ genannte Anisschnaps immer präsent. Wenn man in der Dorfkneipe ein Glas Ziegenmilch bestellte, wurde einem nichts anderes als ein mit Wasser verdünnter Absinth serviert. Das Verbot ist inzwischen aufgehoben und ein Minifläschchen Ab- sinth finde ich heute sogar neben Shirt, Schoko- und Müslirie- gel in meinem Starter- beutel. Aus dem Défi Val de Travers wurde der Trail de l’Absinthe

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