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MarathonJahrbuch2015

Marathon Jahrbuch 201546 Zusätzlich zu Wurst, Schmalz- und Käsebrot gibt es auch noch Würstchen. Dritter Tipp: Nichts auslassen. Erlaubt ist, was schmeckt. Und schmecken tut alles. Mittlerweile hat sich der Himmel zugezogen, statt Sonne sind nur noch dunkle Wolken zu sehen. Der Wind wird immer unangenehmer. Ein weiterer größerer Anstieg auf fast 900 m steht an, der bei den Neuhöfer Wiesen aber bereits wieder überwunden ist. Es fängt an zu regnen und gleichzeitig nimmt der Wind weiter zu. Knapp 28 Kilometer sind noch zu laufen. Mir fällt ein, dass ich das Errei- chen der Marathondistanz gar nicht zur Kenntnis genommen habe. Ich bin ganz auf 73 Kilometer und eine entsprechende Laufzeit programmiert. Nicht ein einziges Mal kommt mir der Gedanke, dass es genug sei. Auch jetzt nicht, wo es sich offensichtlich einregnet. Beim Grenzadler sind 54,7 km absol- viert. Diese Wegkreuzung bei Oberhof hat ihren Namen von dem Grenzstein mit dem preußischen Adler. Hier ist das Win- tersportzentrum des Thüringer Waldes mit dem Biathlon- und Skistadion und den Skilanglaufstrecken. Normalerweise sind hier viele Zuschauer, lasse ich mir erzählen. Heute sind es wenige. Aber die geben alles. Die Läufer freut’s. Der Regen und der Wind werden immer stärker und die Temperaturen erreichen noch höchstens 6 Grad. Die Wege sind matschig und an manchen steinigen und von Wurzeln durchzo- genen Stellen sehr rutschig. Ein Läufer hat beide Hände verbunden, das Blut sickert durch den Verband. Ich sage noch scherzhaft: „Hast Glück gehabt, dass es die Hände und nicht die Beine erwischt hat.“ Da meint der Arme, dass ihm auch der Brustkorb schmerze, und vermutlich auch die Rippen was abgekriegt haben. Aber Rennsteigläufer sind zäh. Beim Großen Beerberg erreiche ich den höchsten Punkt der Strecke (974 m) auf matschigem Weg und völlig durch- nässt. Mir tun die Optimisten leid, die heute früh ohne Regen- und Windschutz auf die Strecke sind. „Bei solchem Wetter werden Helden geboren“, sagt einer. Noch 10 Kilometer und ich bin Super- marathon-Finisher. Es ist so kalt, dass ich mir beim Gasthof Schmücke (km 64) einen Moment überlege, mich drinnen etwas aufzuwärmen. Dann lass ich den Blödsinn und laufe weiter. Meine Finger sind so klamm, dass ich kaum noch den Fotoapparat bedienen kann. Es geht abwärts und ich bin nur noch am Laufen. Aber meine Beine sind müde geworden. Der Rennsteig fordert Tribut. Dann kommt endlich Schmiedefeld. An den ersten Häusern stehen ein paar Leute und klatschen. Dann kommt die Wiese am Waldrand mit der Absperrung rechts und links, die für die Läufer eine Gasse bildet. Viele Unentwegte warten unter ihren Schirmen auf ihre Angehörigen. Vor mir der Sportplatz, der eher eine holprige Wiese ist und als das schönste Ziel der Welt bezeichnet wird. Ich kann das im Moment nicht nachvollziehen. Der Sprecher, der die Läufer begrüßen soll, unterhält sich gerade mit seiner Partnerin über das Wetter. So laufe ich fast unbemerkt ins Ziel. Ein Junge hängt mir die Medaille um. Ich kriege die letzte Cola und hole mir mein Finisher-Shirt ab. Es sieht einfach klasse aus und ist das schönste Shirt, das ich habe. Jetzt aber schnell in trockene Klamot- ten. Wo sind die Kleiderbeutel? Ich frage einen Läufer und er zeigt auf die Wiese ➜ „Ein kulinarischer Höhepunkt ist die Verpflegungsstelle Ebertswiese“ „Dritter Tipp: Nichts auslassen. Erlaubt ist, was schmeckt. Und schmecken tut alles“ Yachthafen in Bregenz Weitere Laufberichte und Bilder: www.marathon4you.de und www.trailrunning.de GutsMuths-Rennsteiglauf

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