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Laufberichte

Mit High Speed in den Frühling

 

 

Die Goldküste entlang

 

10 km sind geschafft – 32 liegen noch vor uns. Schon geradezu vertraut erscheint das erste Stück der Runde zwei. Über den General Guisan Quai geht es entlang des Zürichsees erneut zu dessen Nordspitze, über Bürkliplatz und Quaibrücke um diese herum und über Bellevueplatz und Utoquai ans Ostufer. Dank fortgeschrittener Vormittagsstunde säumen Zuschauer mittlerweile fast durchgehend zwischen Bürkli- und Bellvueplatz den Streckenrand und verabschieden uns lautstark auf die lange Gerade entlang des Ostufers, die uns bevor steht, eine bis zum km 25-Punkt währende Laufreise über die Dörfer am See.

Goldküste werden im Volksmund die stadtnahen Wohngebiete am Ostufer genannt. Man sieht der überaus exklusiv wirkenden Umgebung auf den ersten Blick an, warum. Das ändert sich jenseits des Zürichhorns, dafür erwartet uns ein wundervoller weiter Blick über den See, der im weiteren Streckenverlauf aufgrund Verbauung aber leider nur noch sporadisch zu genießen ist.  

Wie schon gesagt: Die lange Gerade ist so etwa wie eine kleine Reise, über Riesbach, Zollikon, Küsnacht, Erlenbach, Herrliberg bis nach Meilen, und da habe ich sicher noch einige Orte übersehen. Ortschaft an Ortschaft reiht sich aneinander, doch wo man sich gerade befindet, ist nicht immer klar auszumachen, da die Gemeinden häufig ineinander übergeben und die Ortschilder auch nicht sofort ins Auge springen. Doch verändert sich die Umgebung dennoch stetig, wenn auch nur ganz langsam, wird zunehmend dörflicher und naturnäher. Prägen anfangs noch kleine Gewerbegebiete den Ortsrand, so sind es ab km 20 Weinberge, die zwischen den Dörfern den Uferhang empor steigen.

In jeder Beziehung, optisch wie stimmungsmäßig, Höhepunkt unseres Küstentrips ist Meilen. Ab hier, bei km 25, führt der Parcours nach einer Wendeschleife durch den Ort auf gleichem Weg zurück nach Zürich. Auf einem teilweise verengten Kurs werden wir durch die malerische Fachwerkhauskulisse gelotst, und wie auch schon 2007 von einer begeisterten Dorfgemeinschaft und - das auch im Sinne des Wortes - mit Pauken und Trompeten empfangen. Was für eine Motivationsspritze für den Rückweg! Aber die brauchen wir auch, denn der Rückweg fühlt sich deutlich länger als der Hinweg an.

Eine aus der Streckenführung resultierende weitere Besonderheit des Zürichkurses ist, dass letztlich jeder jedem zumindest einmal begegnet, den Spitzenläufern ebenso wie dem Letzten vor dem Besenwagen. Man kann sich, je nachdem, ob man die vielen Läufer hinter oder aber vor sich im Fokus hat, motivieren oder auch frustrieren lassen. Interessant zu beobachten ist natürlich vor allem die Spitze. Bereits bei km 18,5 zieht eine ausschließlich dunkelhäutige Armada aus Kenia und Äthiopien, eskortiert von Motorrädern, leichtfüßig und mit weitem Abstand vor dem Rest des Feldes an mir vorbei. Kurz rechne ich hoch: Bei km 31,5 sind sie schon und der Schnellste, der Äthiopier Hayle Lemi Berhanu, wird in 2:10:39 durch das Ziel jagen. Einfach unglaublich. Dass nach dem 5:00 Stunden-Pace-Läufer kaum noch jemand folgt, zeigt aber auch, dass das Durchschnittslaufvermögen der Teilnehmer ein wohl überdurchschnittliches ist.  

Dass auf dieser endlosen Geraden nicht zu oft das Gefühl der Eintönigkeit aufkommt, liegt auch am Schweizer Publikum. Wenn auch nicht ganz so spektakulär wie in Meilen, so erwartet uns in den verschiedenen Dörfern unterwegs immer wieder Partystimmung. Kuhglocken in allen Größen werden geschwenkt, mit typisch schweizerischen "Hopp, hopp"-Rufen werden wir auf Trab gehalten, Musikgruppen mit Blasmusik über Samba bis Rock spielen auf, „Speaker“ heizen über Lautsprecher die Stimmung zusätzlich an. Professionell und durchdacht ist auch die Streckenversorgung: Wasser in praktischen Kleinflaschen und Bananen gibt es entlang der gesamten Strecke alle 3,5 km, in den gleichen Intervallen ab km 15 auch Iso-Getränke und Energieriegel. Power-Gels werden bei km 15 und 33 bereit gehalten und für den letzten Kick gibt es zum Schluss Cola.

 

Durch die City Teil II

 

Die Kilometer ziehen sich letztlich aber doch. Nicht jeder kann sein Tempo halten, die Marschierer nehmen zu. Doch es gibt auch andere. Kurz hört man es hinter sich trappeln, schon zieht jemand vorbei. Doch im Regelfall sind es nicht übermotivierte oder von plötzlichen Energieschüben befallene Marathonis, sondern am Rückenschild als solche sofort erkennbare "Team-Läufer". Immerhin 900 Vierer-Staffeln sind unterwegs und mischen das Feld auf.

Dann ist es so weit. Spätestens ab km 38 heißt es: Wir sind zurück! Über den fahnen- und menschengesäumten Utoquai, vorbei an der Oper, geht es wieder hinein in die City. Wie bestellt hat sich zum Finale die Sonne angesagt und taucht die Stadt in ihr warmes, freundliches Licht. Und die Sonne scheint auch noch viel mehr Menschen motiviert zu haben, ihre Behausungen zu verlassen und in die Stadt zu strömen. Nach der relativen Ruhe auf den letzten Kilometern trifft uns der Menschenansturm auf dem Bellvue- und Bürkliplatz fast wie ein Hammer, aber in überaus positiver Weise. Was für ein Finale!

Noch einmal führt uns der Kurs die Bahnhofstraße hinab, durch die umgebenden Gassen gen See zurück und zum fünften und letzten Mal über den Bürkliplatz. Der letzte Kilometer kennt keine Umwege mehr. Direkt geht es gen Mythenquai, die Allee entlang, dem Zielbogen und dem Lärm am Horizont entgegen. Vom Publikum lasse ich mich auf den letzten hundert Metern über den grünen Einlaufteppich ins Ziel tragen.

Wie viele andere hält es mich nicht lange im überfüllten Einlaufkorridor. Mit einer Doppelportion kaltem Rivella ausgestattet lege ich mich in die sonnigen Uferwiesen und schaue, wie heute Morgen schon, durch den Segelmastenwald, über den See und hinüber gen Zürich City - nur jetzt seeeehr viel entspannter. 

Lust auf Zürich bekommen? Dann möchte ich Dir zum Schluss noch ein paar kleine Praxis-Tipps geben: Gut und sehr zentral untergebracht ist man im 3*-Hotel "Walhalla" direkt am Hauptbahnhof, vor allem, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist. Wer als Auswärtiger angesichts Züricher Gastronomiepreise zur Schnappatmung neigt, dem sei das Restaurant Manora im 5. Stock des Kaufhauses Manor in der Bahnhofstraße empfohlen. Frisch zubereitete Pasta unter 10 SFr, da lacht bei einem Marathonläufer auch der Geldbeutel. Und sicherlich einer der schönsten Plätze in Zürich, um vor oder auch nach dem Lauf in chicem Ambiente bei einen Aperol Spritz oder rustikaler bei Bratwurst und Bier abzuhängen, sind die Lounge und der kleine Biergarten der "Fischstube" direkt an der Spitze des Zürichhorns. 

 

12. Zürich Marathon 2014


Resultat Männer

1. Hayle Lemi, ETH, in 2:10.40 Stunden
2. Edwin Kiprop, KEN, 2:11.02 Stunden
3. Samson Kagia, KEN, 2:11.12 Stunden
4. Emmanuel Sikuku, KEN, 2:11.20 Stunden
5. Stepan Kiselev, RUS, 2:11.28 Stunden

Resultat Frauen

1. Mona Stockhecke, GER, in 2:34.04 Stunden
2. Belaynesh Jida Bekele, ETH, in 2:36.00 Stunden
3. Ümmü Kiraz, TUR, in 2:36.45 Stunden
4. Anne-Mari Hyrvylainen, in 2:39.54 Stunden
5. Ursula Spielmann-Jeitziner, Spiez, in 2:41.56 Stunden

 

Schweizermeisterschaften Marathon


Resultat Männer

1. Patrick Wieser, Aadorf, in 2:18.15 Stunden
2. Geronimo von Wartburg, Winterthur, in 2:21.16 Stunden
3. Eticha Tesfaye, Genf, in 2:25.54 Stunden

Resultat Frauen

1. Ursula Spielmann-Jeitziner, Spiez, in 2:41.56 Stunden
2. Nicola Spirig, Bachenbülach, in 2:42.53 Stunden
3. Magali di Marco, Troistorrents, in 2:44.00 Stunden

12
 
 

Informationen: Zürich Marathon
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