Dass Veränderung die einzige Konstante ist, stellen wir fest, wohin wir auch schauen. Aber selbst im Bewusstsein dieser Tatsache gibt es einen Punkt, wo man sich sagt, dass das Maß nun doch langsam voll ist.
Ich für meinen Teil habe das Gefühl, als hätte ich in den ersten drei Monaten mein Jahreskontingent an Veränderungen bereits einziehen müssen.
Der Abschied von unserem lieben großen Vierbeiner hat das Familienleben ziemlich auf den Kopf gestellt. Gleichzeitig hat ein unerwartet angekündigter personeller Wechsel im Berufsumfeld unangenehme Nebengeräusche verursacht.
Schön, bleibt wenigstens das Laufen wie es ist, möchte man da meinen. Weit gefehlt!
Ich habe mir immer vorgestellt, die Steigerung von laufen sei fliegen. Richtig – aber so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Vor drei Wochen flog ich aus dem Lauftreff.
In einem bemerkenswerten Akt christlicher Nächstenliebe wurde ich aus dem Lauftreff geworfen. Der Grund ist, dass ich seit bald einem Jahr aus familiär-terminlichen Gründen zugunsten des Hundespaziergangs auf meine Teilnahme am Lauftreff hätte verzichten müssen, dies aber nicht tat, sondern zusammen mit der kleinen Ida mitlief. Anscheinend haben sich ein paar daran gestört, dass diese ehemals geschundene Kreatur aus einem Tierheim mich still und zurückhaltend begleitete. Auf jeden Fall wurde mir – nach fünfzehn Jahren regelmäßiger Teilnahme am Lauftreff bei Wind und Wetter - beschieden, dass ich nur noch ohne Hund erwünscht sei. Wohl verstanden, ohne mich zuvor deswegen anzusprechen…
Vor diesem Hintergrund ist es wirklich nur ein Klacks, dass beim diesjährigen Zürich Marathon auch wieder eine Veränderung ansteht, vor allem, wenn es eine positive ist. Es ist das fünfte Mal, dass ich hier starte und bereits die vierte Streckenvariante, wobei diejenige im vergangenen Jahr sowieso einmalig war. Weniger enge Kurven sollen den Kurs schneller machen und bei der Rückkehr in die Stadt wird es zwar nicht auf direktem Weg ums Seebecken zum Ziel gehen, aber der mentale Knackpunkt, die Strecke vom Opernhaus wieder weg von der Stadt, zurück zum Zürichhorn, ist nicht mehr auf dem Streckenplan zu finden.
Eine weitere Neuerung ist die Einführung einer neuen Kategorie. Zürich hat noch nie etwas anderes als die klassische Marathondistanz angeboten und bleibt auch dabei. Um die rückläufigen Teilnehmerzahlen aufzufangen, musste sich das Team um Bruno Lafranchi dennoch etwas einfallen lassen und hat das Programm mit einem Staffelmarathon ergänzt. Ein Team von vier Läufern kann sich die Strecke aufteilen in Abschnitte von 5km, zweimal 10km und einmal 17 km. Mit den rund 320 Staffeln stehen so etwa 5100 Teilnehmer in der Startliste für den 8. Zürich Marathon.
Freitag und Samstag vor dem Lauf gibt es in der Saalsporthalle bei der Startnummernausgabe eine Lauf-Expo. Wer zum siebten oder gar achten Mal teilnimmt, kann über den roten Teppich zum Spezialschalter gehen und bekommt nebst der Startnummer ein zweites Papier zum Anheften, welches über diese Treue zum Zürich Marathon Auskunft gibt und von zahlreichen Athleten getragen wird.
Am Sonntag werden in der Saalsporthalle ab 6.00 Uhr die Startnummern ausgegeben, zudem stehen Garderoben zur Verfügung. Ein Shuttlebus bringt einen von hier in kurzer Zeit in die Nähe des Startgeländes.
Bei den Eisenbahnwaggons, welche dort als Gepäckdepot dienen, muss ich mich endgültig entscheiden, mit welchen Kleidern ich die nächsten paar Stunden in leicht erhöhtem Tempo durch Zürich und dem See entlang flanieren will. Die Sonne scheint zwar richtig frühlingshaft, doch die Temperatur liegt nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt; zudem weht schon die Brise, welche dem See entlang recht bissig werden könnte. Nach diesem vielleicht folgenschweren Entscheid folgt ein kleiner Fußmarsch über das Strandbad Mythenquai, wo ebenfalls Garderoben, Duschen und Toiletten zur Verfügung stehen, zur Startzone beim Hafendamm Enge.
Bevor er selbst losläuft, gibt Stadtrat Georg Lauber den Startschuss – und nichts geschieht. Zumindest nicht dort hinten, wo ich mich eingereiht habe. Zum Glück habe ich keine Ambitionen für eine Klassierung bei der Schweizer Meisterschaft, denn dafür zählt die Bruttozeit. Vier Minuten dauert es, bis ich die Startlinie überquere, dafür kann ich ohne Behinderung gleich mein Anfangstempo laufen.