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Laufberichte

Lebhafter Verkehr auf der B 470

04.09.05
Autor: Klaus Duwe

Fest für Läufer, Skater und Walker

 

Grob gesagt liegt die Fränkische Schweiz,  eines der ältesten und beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland, im Städtedreieck Bamberg - Bayreuth - Nürnberg. Der gleichnamige Marathon findet dieses Jahr zum 6. Mal statt. Forchheim und Ebermannstadt wechseln sich als Startort im jährlichen Wechsel ab. Dieses Jahr ist Ebermannstadt an der Reihe, das Ziel ist in Forchheim. Veranstalter ist das Kultur- und Sportamt des Landkreises.

 

Am Samstag Nachmittag komme ich in Forchheim an. Die „Marathon“-Schilder gleich am Stadteingang lotsen mich problemlos zum Landratsamt, wo es die Startunterlagen gibt. Im großen Sitzungssaal hängen die aktuellen Teilnehmerlisten und Hinweise zum Veranstaltungsablauf aus. Nicht weit von hier ist der Paradeplatz, wo dieses Jahr das Zielgelände eingerichtet wird. Schon jetzt ist viel Betrieb hier. Eine Square-Dance-Gruppe sorgt für Stimmung. Neben der Gratis-Portion Nudeln gibt es die berühmten Fränkischen Wurst- und Bierspezialitäten.


Ein kleiner Rundgang durch die 1200jährige Stadt ist voller Überraschungen. Das spätmittelalterliche Rathaus zählt mit seinen Nebengebäuden zu einem der prächtigsten Fachwerkensembles in ganz Franken. Die Fußgängerzone mit den vielen kunstvoll restaurierten Fachwerkhäusern wirkt wie eine Filmkulisse.

 

Immer wieder entdecke ich romantische Winkel und historische Gebäude, wie das Katharinenspital aus dem 15. Jahrhundert, die Martinskirche (um 1200), Kammerers Mühle (1698), Kaiserpfalz (1380), das Nürnberger Tor (1698), das letzte noch erhaltene Stadttor, um nur einige zu nennen. 


Am Sonntag  heißt es früh auf den Beinen sein. Erste Abfahrt nach Ebermannstadt soll um 7:00 Uhr. An die 20 Busse stehen zu diesem Zeitpunkt schon bereit. Klar, dass es bei diesem Angebot zu keinerlei Gedränge kommt. Während der etwa 20 minütigen Fahrt auf der B 470 kann schon mal die Strecke besichtigt werden. Die Verpflegungsstellen sind meist schon aufgebaut. Die fleißigen Helferinnen und Helfer freuen sich, als sie die ersten Busse sehen. Die Läufer kommen, langsam geht es los. Die restliche Zeit bis zu ihrem Einsatz vertreiben sie sich mit Kartenspielen.


Im knapp 7.000 Einwohner zählenden Ebermannstadt ist alles perfekt organisiert. Abgabestellen und LKW’s für die Kleiderbeutel stehen bereit. Aber jeder behält noch zumindest seine Jacke an. Denn es ist recht frisch, obwohl die Sonne scheint. Das Café gegenüber dem Startplatz ist bereits geöffnet. Das angebotene Frühstücksangebot wird gerne genommen.

 

Der Fränkische Schweiz Marathon ist bei Skatern besonders beliebt, was die über 700 Anmeldungen deutlich belegen. Sie bestimmen hier zunächst  eindeutig das Geschehen. Ich beobachte die Buntgekleideten und ihre Rituale. Eine Gruppe hat sich vor dem Gasthof versammelt. Die „Chefin“ lässt einen Kreis bilden und bittet zur Aufwärmgymnastik. Die deutschen Schlager aus dem Lautsprecher passen dazu nicht.  Als richtige „Chefin“ ist sie darauf aber vorbereitet. Casettenrekorder und Minilautsprecher sind im Nu aufgebaut und los geht’s. Der erste Applaus des Tages geht an sie.


Ich vertrete mir noch etwas die Beine und stoße ganz zufällig auf ein altes Wasserrad. Die Hinweistafel belehrt mich, dass seit dem 16. Jahrhundert das Bachwasser mittels solcher Wasserräder in einen Graben entlang der Straße durch Ebermannstadt geschöpft wurde.


Langsam füllen die Skater den Startblock. Sie gehen als erste um 8:45 auf die Strecke. Der Start ist spektakulär und ich wundere mich, dass es ohne Stürze abgeht.

 

Nicht ganz so spektakulär, aber immer noch eindrucksvoll ist dann der Start zum Marathon um 9:00 Uhr. Ich bin hinter der Absperrung unter den Zuschauern und mache ein paar Bilder. Dann will auch ich auf die Strecke, zuvor allerdings über die Zeitmatte. So einfach ist das nicht. Der Startraum ist großräumig abgesperrt und auch die zahlreichen Zuschauer machen ein Durchkommen nicht möglich. Endlich, dort wo für den Rückweg die Verpflegungsstelle aufgebaut ist, kann ich passieren und laufe nun dem längst enteilten Feld hinterher.

Nach 500 Metern gebe ich die Rote Laterne ab und noch einmal 500 Meter weiter, bei der ersten Steigung, überhole ich den Pacemaker 4:30 mit seinem Gefolge. Ich höre noch so etwas wie „... bergauf immer langsam, nicht wie der Spinner da“ und habe kurz darauf Eberhard eingeholt. Allerdings bin ich auch ziemlich außer Atem. So bin ich einen Marathon auch noch nicht angegangen.

 

Die Strecke verläuft komplett auf der gut ausgebauten B 470. Von Ebermannstadt geht es 13 Kilometer bis zum Wendepunkt bei der Sachsenmühle, dann auf gleichem Weg nach Eberstadt zurück und schließlich nach Forchheim.


Jetzt am Morgen liegt die Strecke meist im Schatten, die Temperaturen sind sehr angenehm und auf der breiten Straße ist das Laufen das reinste Vergnügen. Rechts schlängelt sich die Wiesent durch Wiesen und kleine Waldstücke. Über allem thront die die Ruine Neideck, die als das Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz gilt. Sie wurde erstmals 1219 urkundlich erwähnt. Seit einigen Jahren werden dort von einer Laienspielgruppe historische Schauspiele aufgeführt. Dieses Jahr ist Don Juan an der Reihe.


Links liegt Streitberg. Eben kommt mit einem Affenzahn Benjamin Zschätzsch auf seinen Inlinern aus dem Ort und biegt auf die B 470 ein, um zurück nach Ebermannstadt und dann nach Forchheim zu düsen. Nach 1:08 Stunden wird er dort als Erster einlaufen.


Ein kurzes Stück weiter wird’s dann heiß. Samba ist angesagt. Sind die vielen Leute jetzt wegen der Läufer oder wegen der hübschen Mädchen hier? Weiter geht’s nach Muggendorf. Die Skater kommen uns jetzt scharenweise entgegen. Es ist absolut nicht gefährlich. Trotzdem laufe jetzt noch konsequenter als sonst äußerst rechts.

 

Zusammen mit der letzten Skaterin taucht dann  Marek Wasilewski auf, der den Marathon hier zum dritten Mal in Folge gewinnen wird. Der Applaus der Läuferinnen und Läufer begleitet ihn.


Schon lange bevor der Wendepunkt bei der Sachsenmühle (km 13) erreicht wird, ist der Speaker zu hören, wie er die Läuferinnen und Läufer vorstellt. Viele Zuschauer haben sich an der engen Kurve postiert und feuern  uns an. Dann wird die Zeit genommen und es geht zurück Richtung Ebermannstadt. Das Wetter ist herrlich. Die Sonne scheint und die Temperaturen sind nach wie vor ideal. Genusslauf pur.


Zur Feier des Tages fährt heute (wie an allen Sonntagen von Mai bis Oktober) die Museumsbahn, die ehrenamtlich vom Verein Dampfbahn Fränkische Schweiz betrieben wird, von Ebermannstadt durch das Wiesenttal bis Behringersmühle. Nur manchmal ist der historische Zug kurz zu sehen, viel öfters höre ich ihr Pfeifen und Schnaufen.


Auf der B 470 herrscht reger Verkehr. Neben den annähernd 500 Marathonis sind fast 300 Läuferinnen und Läufer auf der 26 km-Strecke. Dazu kommen fast 300 Teams, die sich die Marathonstrecke (26 und 16 Kilometer) teilen. Zu unterscheiden sind sie durch verschiedenfarbene Startnummern. Es kommt keine Langeweile auf. Ein Schwatz ist immer drin. Aber auch der Radweg, der abwechselnd  entlang der Wiesent oder der B 470 verläuft, ist gut besucht. Ganze Familien sind mit Rädern oder auf Rollen unterwegs. Sie klappern so ein Straßenfest nach dem anderen ab. Und zwischendurch werden die Läuferinnen und Läufer mit flotten Sprüchen und Anfeuerungsrufen aufgemuntert.

 

In Streitberg sind die Samba-Tänzerinnen noch immer aktiv. Wir verlassen kurz die B 470 und laufen rechts durch den Ort. Der ist menschenleer. Alle Einwohner  haben sich auf dem Festplatz versammelt und genießen dort den Sommertag bei Weißbier, Bratwürsten und Grillhaxen. Nur ein kurzes Stück weiter liegt Gasseldorf. Ich glaube, auch hier ist der gesamte Ort an der Straße versammelt und feiert. An der Verpflegungsstelle machen Rainer und Maria Dienst und verzichten heute auf das eigene Laufvergnügen.


Zwischenzeitlich sind die Temperaturen deutlich angestiegen und schattige Passagen sind eher die Ausnahme. Wir laufen einen kurzen Anstieg hoch und dann abwärts nach Ebermannstadt, wo die 26 km-Strecke ihr Ziel hat. Von hier aus sind auch die Nordic Walker gestartet, die auf einer separaten, recht bergigen Strecke 9 Kilometer zu bewältigen hatten.  Welch ein Aufwand. Sämtliche Teilnehmer wurden ja von Forchheim mit Bussen hierher gebracht, und bis auf die Skater, die Marathonis und zweiten Teamläufer müssen auch alle wieder mit Bussen zurück gebracht werden.


Rechts und links der Straße stehen viele Zuschauer und es kommt richtige City-Marathon-Stimmung auf. So motiviert machen wir uns auf die letzten 16 Kilometer. Es sind jetzt deutlich weniger Läufer auf der Strecke.

 

Auch die Rüssenbacher verbringen ihren Sonntag an der B 470 um zu feiern und die Läuferinnen und Läufer anzufeuern. Es herrscht eine tolle Stimmung.  Rechts oben sehen wir die Vexierkapelle Reifenberg, die erstmals urkundlich im Jahre 1140 erwähnt ist, und erreichen jetzt Weilersbach (km 32). Auch hier wieder tolle Stimmung. Allerdings wird das Laufen jetzt immer beschwerlicher. Einerseits beginnt ja bekanntlich der Marathon ab 30 km erst so richtig, andererseits wird es jetzt richtig heiß. Kein Wunder, in Weilersbach ist auch noch Backofenfest.

 

Ich trinke an jeder Verpflegungsstelle ausgiebig. Es gibt wie immer Wasser und ein isotonisches Getränk, dazu Bananen. Ich vermisse eine Cola.

 

Bei km 35 erreichen wir Reuth. Die Steigung dort macht mir schwer zu schaffen. Es stehen aber so viele Leute an der Straße, dass ich mir nichts anmerken lassen will. Da muss ich jetzt durch. Nur noch sieben Kilometer, ein kleines Trainingsläufchen…..

 

Die Grünen werben für die Wahl und verteilen Melonenstückchen. Das kommt gut an. Ob’s aber hilft? Mir schon. Ein Junge erfrischt mich mit seiner Gartendusche. Ich laufe links, weil da etwas Schatten ist. Die Kühle tut mir gut. Die nächsten Kilometer durch die Vororte von Forchheim ziehen sich zäh dahin. Noch einmal geht es bergauf. Rechts wirbt der Italiener mit Pizza und Pasta für 5 Euro. Darauf kann ich zwar verzichten, nur in seinem schattigen Biergarten würde ich jetzt gerne sitzen. Aber erstens ist dort kein Platz mehr frei, und zweitens …..

 

… weiter geht’s, hinauf zur Bahnüberführung und dann Richtung Zentrum. Aber statt rechts ab, wo es nur noch ein paar hundert Meter zum Paradeplatz sind, geht’s schier unendlich gerade aus auf der Theodor-Heuss-Straße stadtauswärts. Das ist jetzt eine harte Prüfung. Die Sonne brennt, die Beine schmerzen, und das Ziel ist fast unerreichbar.

 

Kilometer 39, ich hatte eine ganze Weile schon keine Schilder mehr gesehen und bin überrascht. Endlich, bei km 40  biegen wir rechts ab ins Industriegebiet. Jede Stadt hat so was, und immer geht die Marathonstrecke da durch. Ich kann mir Schöneres vorstellen. Aber mir kann im Moment niemand etwas recht machen. Ich bin einfach zu kaputt. Die Streckenposten haben sich in den Schatten zurück gezogen. Noch einmal kommt eine Getränkestation.

 

Letzter Kilometer. Es wird lebhaft rechts und links der Strecke. Kopf hoch. Der Pacemaker 4:30 überholt mich. Den, den ich auf der ersten Steigung sprintend überholt habe. Zum Glück erkennt er mich nicht. Einen Läufer hat er noch im Schlepp.

 

Auf der Nürnberger Straße laufen wir Richtung Stadtmitte. Noch 500 Meter wird angezeigt. Vorne der Zielbogen. Der Applaus der Zuschauer trägt mich ins Ziel.

 

Ich bin zwar nach dem 4:30 Pacer ins Ziel gekommen. Weil ich aber später gestartet bin, liegt meine Netto-Zeit noch etwas unter 4:30. Das nur so nebenbei.

 

Hier auf dem Paradeplatz herrscht Volksfeststimmung. Die Verpflegung ist klasse. Wasser, Iso, Bananen, Schokoriegel, Weizenbier und …Cola. Wie froh wäre ich gewesen, ich hätte an den letzten zwei, drei Getränkestationen eine Cola bekommen.

 

Streckenbeschreibung:

Punkt-zu-Punkt-Kurs von Eberstadt zur Sachsenmühle und zurück und dann nach Forchheim. Oder von Forchheim über Ebermannstadt zur Sachsenmühle und zurück nach Ebermannstadt. Die Streckenführung wechselt jährlich.

 

Logistik:

Startunterlagen in Forchheim auf dem Landratsamt. Bustransfer nach Ebermannstadt.

 

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde aus dem Internet

 

Rahmenprogramm:

Auf dem Paradeplatz kleines Volksfest mit Verkaufsständen, Musik, Pasta und Fränkischen Spezialitäten. 

 

Informationen: Fränkische Schweiz Marathon
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