marathon4you.de

 

Laufberichte

Jeder wie er kann

05.09.10

Fränkische Schweiz Marathon 2010. Mauerhannes als Besenläufer, exotische Schönheiten und Anita Kinle mit erneuertem Respekt vor dem Marathon.....
  
In den letzten Wochen war völlig klar, dass ich keinesfalls schon wieder beim Fränkische Schweiz Marathon starten wollte. Je näher das Wochenende rückte um so unentschlossener wurde ich. Quasi in letzter Minute am Donnerstag Abend war mir klar, dass ich selbstverständlich doch wieder an den Start gehen werde. Mauerhannes besorgte mir noch schnell eine Startnummer. 

Auf der Strecke hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und sinnieren. Über die Marathonis, das Laufen an sich und wie das eigentlich ist, wenn mann oder frau nicht so richtig mithalten können mit dem was die Gesellschaft vorgibt oder im Durchschnitt schafft. 

Aber erstmal zu unserem Mauerhannes. Er hatte 2010 irgendwie keinen Platz im Zugläuferteam gefunden, von den Marathonis war auch niemand am Start, den er begleiten konnte und so bot er sich als Besenmann an. Mit einem Besen im Rucksack und einem lustigen Luftballon kam er an den Start. Kaum über die Startlinie gelaufen, wurde er schon interviewt, was denn genau so seine Aufgaben wären. Er muß die Marathonläufer ins Ziel kehren, damit die Strecke wieder sauber ist.

Nun gut, wir Läufer hinterlassen ja in der Tat eine Menge Müll, aber dass sogar wir Marathonis entsorgt werden müssen...aber so ist es nun mal. Mit viel Humor und bester Laune machte sich Mauerhannes an seine "Arbeit". Er erwies sich besonders als Unterhalter der Zuschauer, die ihn freudig begrüßten. Das ist beim Franken nicht unbedingt normal und Mauerhannes grüßte stets und freundlich zurück. Wir anderen Läufer nehmen ja nur all zu oft die gute Stimmung an der Strecke gerne an aber sind irgendwie nicht in der Lage recht viel zu erwidern. Aber das sowohl auf der Strecke als auch im Läuferfeld überwiegend Franken waren, hat sich darüber heute zumindest keiner wirklich gewundert. Wie heißt es so schön, passt scho.

 
Über die Marathonis:

 

Letztes Jahr hatten wir ja in letzer Minute ein Team gebildet. Von unseren Marathonis waren Carolin Kögel und Konstantin Thiel bis Kilomter 16 auf der Strecke. Beide haben dem Besenwagen ein wenig Geduld abgefordert, aber sie sind tapfer ins Ziel gekommen. Für Carolin war es 2009 der Schlüssel zum erfolgreichen Halbmarathonlauf zwei Wochen später mit Coach Marliese Lifka in Karlsruhe. Ja und dann dachte ich noch an dies und das und dass es uns nun schon sehr lange gibt und das ist gut so!

 

Über das Laufen an sich:

 

Laufen pur erleben kann man im Training, noch besser finde ich bei einem Landschaftslauf wo es in die weite Natur geht. Sich die Landschaft immer wieder verändert und neue Perspektiven ergeben. Mit meinem MP3 und meiner Sonnerbrille war ich teilweise für viele Minuten wie in Trance. Ich spürte meinen Körper, die Beine, den Wind an der Nase, hört die Musik und sah mir die anderen Läufer an, zumindest solange ich noch welche vor mir hatte. Das änderte sich schlagartig in Ebermannstadt wo die ganzen Staffelläufer und 16 Kilometerläufer aussteigen und auf einmal war ich mitten im Wettkampf fast alleine. Nur noch hinter mir der Besenwagen und neben mir Mauerhannes.

Nach ein paar Kilometer hörten wir  die Vögel zwitschern und die Beine machten einen Schritt nach den anderen. Diese Phase war jäh zu Ende als uns die ersten Zielläufer entgegen kamen. Die ersten haben wir angefeuert und die anderen kannten wir fast alle. Ein Marathon in der Nachbarschaft bringt es mit sich, dass auch viele Freunde auf den Beinen sind. Ab Kilometer 25 wurde es richtig dicht mit dem Gegenverkehr. Mauerhannes verabschiedete sich vorübergehend von mir um zu sehen wer sonst noch so vor uns ist und er fand seine Aufgabe. Zwei Damen waren über seinen Beistand dankbar und ich hatte nun wirklich nur noch das Abschlußfahrzeug hinter mir und sah keinen Läufer mehr vor mir. Das Abschlußfahrzeug  immer in freundlicher, unaufdringlicher und sicherer Distanz.

Und dann kamen mir die Gedanken wie das eben so ist, wenn man nicht die Norm der Gesellschaft erfüllt, nicht mithalten kann bei Vorgaben und den Durchschnitt auch nicht schafft:

Die Beine machten einen Schritt nach dem anderen. Erst rechts, dann links, dann wieder rechts. Ein schönes Gefühl fast wie schweben. Laufen ist ein schöner Sport dachte ich mir immer wieder. Aber ich war nicht auf einem Trainingslauf sondern mitten in einem Wettkampf, aber dennoch ganz alleine. Aber es funktioniert gut. Das Abschlußfahrzeug nahm Rücksicht, die Helfer, bei denen ich mich für die Geduld bedankte, feuerten mich an und ich lief immer weiter.

Kilometer 33, 34, 35 -  bei 36 fragte mich einer der Helfer, was es wohl für einen Preis für den Letzten im Ziel gibt. Wir sind in Franken meinte ich, entweder einen "Anschiss" oder eine "Drummer Schelln". Der Helfer war verunsichert und meinte nur: "Ach so, schade."

Die Beine liefen weiter und ich merkte, es geht. Ich kann dabei sein, ohne den Durchschnitt zu schaffen, ich kann mitmachen, ohne die Norm des Zielschlusses zu erfüllen und ich kann mein Leben geniessen, auch wenn ich die Vorgaben der Gesellschaft nicht erfülle. Schön, dachte ich mir, wenn alle es respektieren, dann geht es.

Und das war wohl die schönste Erkenntnis dieses Laufes heute. Kurz vor dem Ziel wartete Mauerhannes auf mich, der zwei Minuten zuvor seine Damen wohlbehalten abgeliefert hatte. Ich hatte plötzlich Lust auf einen Schlußsprint. Der letzte Kommentar von Mauerhannes, jetzt habe er gerade gedacht, da läuft Carolin, warum hast Du das gemacht`? Und ich erwiderte: "Weil ich Lust hatte und weil sich das doch so gehört für einen Marathoni."

 

Ach ja da war noch was, das mit dem erneuertem Respekt vor dem Marathon:

 

42,195 Kilomter sind lang, sie können anstrengend werden, sie können aber auch viel Freude bringen und Lust machen wieder einen Marathon zu laufen. Ich danke meinem Körper, dass er mir das ermöglicht. Und wenn ich nun beim Veranstalter des Fränkische Schweiz Marathon nicht auf der roten Liste, für überzogene Zielschlußzeiten stehe, laufe ich ihn nächstes Jahr wieder!

Nachtrag: 

Der Veranstalter hat sich gemeldet und mir versichert, dass ich wieder laufen darf, auch wenn ich seine veranschlagte Zielzeit nicht ganz schaffe. Also das ist doch Wort!

 

Informationen: Fränkische Schweiz Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024