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Laufberichte

Stand up, for the Champions

 

Bereits zum 23. Mal lädt der Rodgauer-Lauf-Treff zum 50 km Ultra ein, und das traditionell mitten im Winter. Zwei Ausnahmen sind verzeichnet, 2021 fiel aus und 2022 wurde der Lauf in den Sommer verlegt. Dies Rennen war dann bei 36° das genaue Gegenteil von dem, was man normalerweise hier erlebt.

Rodgau liegt ungefähr einen halben Ultra östlich von Frankfurt und ist somit verkehrstechnisch gut zu erreichen. Für mich wird es heute der fünfte Start hier.  Nach einmal Schneefall, zweimal Schlammschlacht und einmal komplett vereister Strecke sind die Aussichten diesmal geradezu traumhaft. Angekündigt werden 1-3 Grad und es soll trocken bleiben. Zusammen mit den zurückliegenden niederschlagsarmen Tagen, klingt das nach besten Bedingungen für die Strecke.

Der RLT Homepage sind 520 Voranmeldungen zu entnehmen, voller Parkplatz und gut gefüllte TSV Halle sind somit vorprogrammiert. Da fahr ich doch gleich mal eine halbe Stunde eher los. In Rodgau Dudenhofen angekommen, sind die neongelben Pfeile mit „RLT“ oder „Ultra“ nicht zu übersehen. Eine ganze Reihe von Parkeinweisern sorgt für Ordnung auf den letzten Metern und bei der Parkplatzwahl. In der direkt daneben liegenden Turnhalle erhalten wir unsere Startnummern und wie üblich gibt es eine schöne Erinnerung an die Veranstaltung. So sieht man mich auf der Strecke schon seit Jahren oft mit der Bauchtasche in der blauen Farbe des RLT. Da passt genau meine Kamera rein und ist von guter Qualität, die schon viele Rennen überstanden hat. Heute gibt es das volle Programm: Rucksack aus 2019, Buff, Magnet-Startnummernhalter, ein Gel zum Duschen, eines zum Energietanken auf der Strecke. Bloß nicht verwechseln.

 

 

Von der Halle geht es mit einer Brücke über die B45 in die 1977 gegründete Waldfreizeitanlage „Naherholungsgebiet Gänsebrüh“. Es sind 1,1 km bis zur Grillhütte, vor welcher sich Start und Ziel befinden. Hier können Taschen geparkt werden, aber auf eigenes Risiko. An den Dixis sind Wartezeiten einzuplanen. Eine warme Jacke dabei zu haben, empfiehlt sich auf jeden Fall. Bei den Temperaturen füllt sich die Startaufstellung nur sehr schleppend, 7 Minuten vor dem Start sind nur vereinzelt Starter anwesend. Erst der Aufruf vom Streckensprecher bringt Bewegung ins Feld und die Reihen verdichten sich. Ein Grußwort des anwesenden Bürgermeisters, noch ein paar Erinnerungsfotos und die Reise beginnt.  

Wir starten in die erste von 10 geplanten 5 km Runden. Über eine geteerte Straße geht es Richtung Waldrand, bereits nach 800 m passieren wir die Tische für die Eigenverpflegung und den eingerichteten VP. Es gibt tatsächlich schon die ersten mit Durst! Die Strecke geht auf einem geteerten Wirtschaftsweg in die Felder, wo ein eisiger Wind  pfeift. Das Feld hat sich schnell entspannt, wie üblich gehen auf dem flachen Kurs einige auf Vollgas. Einige davon haben wie immer gar nicht vor, die kompletten 50 km zu laufen. Man kann ja den Trainingszustand testen und nach jeder Runde aufhören.

Beim Übergang in den Wald lassen wir den unangenehmen Wind hinter uns, ebenso wechseln wir von Teer auf feste Waldautobahn. Vorbei an wenigen geschotterten Schlaglöchern steuern wir auf das zweite Kilometer-Schild zu. Am Ende der langen geraden ist bereits ein Pavillon zu sehen und der dort befindliche DJ begrüßt uns mit Thunderstruck. Genau an dieser Stelle biegen wir links in eine Pendelstrecke ein. So hin und zurück zu laufende Stücke mag ich meist nicht, aber hier macht es Spaß alle vor die Kamera zu bekommen. Und am Ende des Pendelstücks passieren wir erneut den DJ und meistern den 3. Kilometer, bevor es das nächste Stück wieder über Felder geht. Interessanterweise ist dieses Stück im offenen Gelände nahezu windstill und somit sehr angenehm.

 

 

Wir verschwinden wieder im Wald und der Trail beginnt. Aus dem immer noch fahrzeugbreiten Wirtschaftsweg ragen ein paar Wurzeln auf, welche mit Sprühfarbe markiert sind. Hat nichts mit Trail zu tun und bleibt heute der herausfordernde Teil, bei dem man auf rund 50 m zumindest auf einen konzentrierten Ultra-Schlapp-Schritt upgraden sollte. Nur ein bisschen die Füße heben und man kommt sicher durch.

Mit dem nächsten Abbiegen erreichen wir einen Zaun, dem wir eine Weile parallel folgen.  Eher unscheinbar versteckt sich dahinter das 1966 errichtete Opel Prüfzentrum mit einem 4,8 km Kilometer langen Steilwand Rundkurs. Hier testet Opel seine Modelle bis an die Belastungsgrenze, insgesamt 6,7 km lang ist die Marterstrecke, die innerhalb des Rundkurses liegt. Ob man den Leuten von Opel  nicht mal einen Ultra abquatschen könnte? Neben Holperstrecken und ähnlichem geht es mit bis zu 30% Steigung bergauf, die sollten wir beim Laufen dann doch besser umrunden.

Doch genau jetzt, beim Erreichen des 4. Kilometers, kommt auch für uns der große Anstieg von Rodgau. Ich schätze mal, es sind bestimmt … 2 Meter. Kurz danach der letzte Rechtsknick und die Strecke führt lang und gerade durch den Wald auf Start/Ziel zu. Ich stelle fest, dass es sich nach 4mal schlechten Bedingungen heute wirklich toll zu laufen ist. Der Optimismus wächst – heute werden die 50 km vollgemacht! Sind ja nur noch 45… Wir laufen über die Zeitmessung, der Streckensprecher sorgt für Unterhaltung und sogar einige Zuschauer hat es bei dem kalten, aber trockenen Wetter zum Anfeuern an die Strecke gezogen.

 

 

Auf in die zweite Runde. Nach 800 m kommen dann schon das Verpflegungszelt und der erste Moment zum Durchatmen. Tee, Cola, Iso, Wasser kalt und Wasser warm. Ich beginne mit kalt, aber das kommt gar nicht gut an, mein Magen rebelliert. Diverse Verpflegung liegt aus, Obst, Riegel, Nüsse, Kekse. Diese Verlagerung der Verpflegung nach hinten sorgt für eine gewisse Kurzweil, 200 m dahinter ist schon wieder der erste Kilometer abgehakt. Was ist das Schlimmste an der zweiten Runde? Der Radfahrer der laut rufend von hinten kommt und Platz für den Schnellsten fordert. In einem Wahnsinnstempo geht eine Dreier-Gruppe an uns vorbei. Ich hätte Kondensstreifen erwartet! Der DJ bleibt AC/DC treu und schickt uns auf den Highway to Hell! Ich wechsele auf warmes Wasser, das klappt besser.

Damit ist das Wesentliche erzählt, landschaftlich bleibt alles gleich, beim Wetter zum Glück auch, nur die Überholmanöver sorgen für etwas Abwechslung. Beim DJ auf der Strecke hat sich ein älteres Paar eingefunden und bildet die beste Fankurve der ganzen Strecke. Sie waren selbst Läufer und haben jetzt Spaß daran, hier anzufeuern. Das halten Sie auch bis zu unserer  9. Runde durch, in der 10. wollte ich mich persönlich bedanken, aber da waren sie leider doch schon weg. Dank an dieser Stelle, auf einem Foto in der Galerie seid ihr und euer Einsatz verewigt.

Ab der Hälfte des Rennens wird es spürbar ruhiger auf der Strecke. Die ersten Aussteiger nimmt man wahr und die schnellsten Läuferinnen und Läufer haben uns mehrmals überrundet und ihr Rennen beendet. Bei km 44 laufen wir auf Günter auf, er will aussteigen. Hier in Rodgau muss die letzte Runde vor Ablauf von 6 Stunden begonnen werden. Er hatte geglaubt, dass er in 6 Stunden fertig sein muss. Das Missverständnis wird aufgeklärt  und wir nehmen die letzte Runde in Richtung Ultra-Finish in Angriff.  Die letzte Runde ist für uns langsamere Läufer dann schon sehr einsam. Noch einmal verpflegen und auf den letzten 5 km  auslaufen und genießen!

 

 

Der DJ scheint verstummt, aber als wir in sein Blickfeld geraten, fährt die Musik wieder hoch. Wir feuern ihn ein letztes Mal an und bedanken uns, er quittiert mit „Stand up, for the Champions“ – Super gemacht! Wir rollen gemütlich Richtung Ziel, Melanie macht noch Druck und wir geben tatsächlich sogar noch Gas,  passieren die Ziellinie und werden freudig begrüßt. Noch ein Erinnerungsfoto mit Melanie und Günter, dann kurzer Genuss der Zielverpflegung mit Obst und Riegeln. Zum Glück gibt es noch warmen Tee!

423 sind gestartet, 284 haben den Ultra gefinisht. Ich darf sagen, nach bisher 4mal durchquälen hat Rodgau heute richtig Spaß gemacht! Der Kilometer vom Gänsbrüh zurück ist kalt. In der Turnhalle gibt es noch Getränke, ein Riesen-Kuchen-Buffet und vor allem Wärme. Es herrscht gerade die große Flucht, wir haben die Siegerehrung verpasst. Egal, hier gibt es heute nur Sieger! Gratulation an alle 423!


Männer – 206 im Ziel

  1. Maximilian Irle – Spiridion Frankfurt – 3:09:26
  2. Björn Sturm – ideale-grade.de – 3:16:52
  3. Jens Becker – TV Lemberg – 3:20:49

Frauen – 78 im Ziel

  1. Katrin Ochs – LG Filder – 3:42:12
  2. Katja Hinze-Thüs – SG Wenden – 3:46:00
  3. Pia Winkelblech – TSV Kandel – 4:05:01

 

 

Informationen: Ultramarathon Rodgau
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