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Laufberichte

„Wohlauf, die Luft geht frisch und rein ...

18.04.10

 ... wer lange sitzt muß rosten.“

Inspiriert vom berühmten Frankenlied von Viktor von Scheffel (Wer will auch schon rosten?) zog es mich an diesem Wochenende wieder einmal in den Gottesgarten am oberen Main nach Bad Staffelstein. Nachdem wir am Samstag unsere Ferienwohnung bezogen und die Startunterlagen in der Adam-Riese-Halle abgeholt hatten, ging es mit Silke und Rita zunächst zur Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Die im 18. Jahrhundert nach Plänen des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann (vielleicht erinnert sich ja noch jemand an den Herrn mit dem Lockenkopf auf dem 50 DM-Schein) im Barock-Stil errichtete Basilika bot den passenden Rahmen für die „Marathon-Messe“. Die lichtdurchflutete Basilika in Kombination mit den guten Worten zum Thema Marathon und dem klangvollen Orgelspiel boten wieder einmal höchsten Genuß für Auge und Ohr. Anschließend sorgte der nebenan ausgeschenkte Gerstensaft als Nothelfer noch für das leibliche Wohl.

So war ich an Leib und Seele frisch gestärkt, für den Marathon gut vorbereitet. Am Sonntag ging es nach einem guten Frühstück zum Start in der Bischof-Dinkel-Straße. Benannt ist diese Straße nach einem Sohn der Stadt. Er nahm 1875 am ersten Vatikanischen Konzil teil und gehörte damals zur Minderheit der Bischöfe, die sich dagegen aussprachen, dass der Papst unfehlbar sei.

Bevor die Marathonis auf die Reise geschickt wurden, konnten diese schon mal die „Halben“ anfeuern, die 10 Minuten vorher starteten. Der Cheforganisator Karl-Heinz Drossel sorgte sogar persönlich für eine freie Bahn. Anschließend hatte ich noch die Gelegenheit, m4y Reporter Olaf Ulmer kennen zu lernen, der hier auch als Wiederholungstäter an den Start ging. Den Startschuß für den Marathonlauf gab, wie immer, Landrat Reinhard Leutner. Früher war er Bürgermeister von Staffelstein und sorgte in den 70er Jahren mit dem Heimatforscher Heiner Kohles dafür, dass hier Thermalbohrungen durchgeführt wurden. Gefunden wurde dabei die stärkste und wärmste Sole in Bayern. Damit war der Grundstein für die Obermain-Therme und den Aufstieg Staffelsteins zur Bäderstadt gelegt.

Vom Start aus ging es erst einmal aus Bad Staffelstein hinaus in Richtung Obermain. Dabei dienten die ersten drei Kilometer dem Warmlaufen. Noch führte die Strecke flach durch das Tal nach Unnersdorf. Gelegenheit für ein kleines Pläuschchen mit Reinhold, der wie die meisten Teilnehmer aus der näheren Umgebung stammt.

Im Dorf angekommen bekam ich gerade noch den Besenwagen des Halbmarathons zu sehen, der dem letzten Teilnehmer dieses Feldes auf dem direkten Weg nach Hausen, das ich erst später erreichen sollte, folgte. Für uns Cracks begannen hier die Steigungen. Immerhin waren in diesem Abschnitt insgesamt über 300 Höhenmeter zu überwinden. Aus dem Ort heraus konnte man schon mit einem Blick nach rechts das Ziel der ersten Steigung, Kloster Banz, erkennen. Zum Glück ging es für uns aber gerade aus. Hier waren zwar ein paar Meter mehr zu bewältigen, dafür war die Steigung aber deutlich angenehmer.

Kurz vor Kilometer 7 war der erste Berg dann geschafft. Vorbei zogen die Teilnehmer am Feld, wo die bekannten „Songs an einem Sommerabend“ zum Besten gegeben werden. Viele Liedermacher waren hier schon zu Gast wie beispielsweise Reinhard Mey. In diesem Jahr kann man u. a. Hannes Wader und Konstantin Wecker lauschen.

Der Blick wurde aber beherrscht von Kloster Banz. Die einstige Benediktinerabtei, in ihrer jetzigen Form ebenfalls im 18. Jahrhundert erbaut, beherbergte auch schon viele illustre Gäste. Allerdings die bekanntesten schon vor etwas längerer Zeit. Darunter waren im 19. Jahrhundert zahlreiche Könige und Kaiser. Die bekannteste war wohl die spätere österreichische Kaiserin Sissi. Die lokale kulturelle Bedeutung liegt vor allem darin, dass Viktor von Scheffel 1859 hier das berühmte Frankenlied niederschrieb.

Kurz bevor die Strecke vor dem Kloster hier nach links abbog, um kurze Zeit später in Serpentinen nach Hausen und zum Main hinunterführen, gab es für die Gipfelstürmer die erste Verpflegungsstation. Diese war für die Teilnehmer reichlich und abwechslungsreich ausgestattet. Wasser und Cola waren hier schon redlich verdient.

In Hausen angekommen, führte die Strecke durchs Tal über Schönbrunn und Wolfsdorf zum nächsten Höhepunkt des Marathons, Vierzehnheiligen. Zuvor konnte ich noch Charles ablichten. Er war extra aus Lousiana, USA angereist, um hier zu starten. Wie im Ziel zu erfahren war, hatte er über Google von dieser Veranstaltung erfahren. Durchs Internet wird unsere Welt halt doch immer kleiner, wenn auch immer noch  erst 42,195 Kilometer einen Marathon ergeben. Eigentlich sollte er nicht der einzige Amerikaner sein, aber die Hoffnung auf eine Teilnahme von Jeff und Ingrid zerstreute sich wie die Vulkanasche in der Atmosphäre.

Bei Kilometer 16 erreichten wir Vierzehnheiligen. Hier sollen im Mittelalter einem Schäfer das Jesuskind und vierzehn Heilige, die Nothelfer, erschienen sein, was dazu führte, dass hier einer der bekanntesten Wallfahrtsorte Deutschlands entstand. Der steile Anstieg verleitete viele zum Gehen, doch ich wollte mir diese Blöße nicht geben und lief, wenn auch in sehr gemächlichen Tempo weiter tapfer bergan.

Der Kammweg war bei KM 17 endlich erreicht. Nun führte die Strecke nach rechts auf ebenem Gelände Richtung Staffelberg. Die nächsten Kilometer waren im Anschluß an diesen noch einmal zu bewältigen und somit Begegnungsstrecke. Hier konnte man gut einschätzen, wie man sich im Vergleich zu den anderen schlug. Der Staffelberg, der jetzt fast ständig geradeaus im Blick war, zog mich wieder magisch an und ich musste genau darauf achten, auf diesem Teilstück nicht zu überdrehen. Diesmal begegnete man hier vielen Wanderern. Es war halt eines der ersten schönen Wochenenden und dazu heißt es im Frankenlied treffend: „Den allerschönsten Sonnenschein lässt uns der Himmel kosten.“

Kurz nach der Halbmarathonmarke war der Fuß des Staffelberges erreicht. Eine kurze aber knackige Steigung von etwa 30 bis 40 Metern war hier auf einer Länge von etwa 200 Metern zu überwinden. Das war zwar noch einmal anstrengend, dafür hatte man damit aber alle Steigungen fast komplett hinter sich. Motivierend war zudem, dass Silke und Rita mich hier schon erwarteten.

Auf der Plateaurunde kam mir das Frankenlied wieder in den Sinn, wo es heißt: „Zum heil'gen Veit von Staffelstein komm ich empor gestiegen“, dabei bekommt man hier nur eine Kapelle zu Gesicht, die der heiligen Adelgundis gewidmet ist. Bei der Umrundung des Plateaus konnte ich ein paar Berge weiter westlich die tatsächliche St. Veits-Kapelle entdecken. Nur soviel zur dichterischen Freiheit oder war vielleicht doch etwas anderes gemeint? Zumindest die folgenden Zeilen „Und seh' die Lande um den Main zu meinen Füßen liegen“ trafen wieder voll zu.

Beim Verlassen des Staffelberges traf ich die Teilnehmer, die die Steigung gerade bewältigten. Trotz der großen Anstrengung erblickte ich nur lachende Gesichter. Kein Wunder, stand ihnen der schönste Ausblick ja noch bevor. Kurz darauf kam mir auch Olaf schon entgegen, da war die Zeit für ein Foto und gute Wünsche für den Rest der Strecke noch drin.

Am Ende des Begegnungsstückes führte uns die Strecke nach rechts um den Staffelberg herum zum Tal der Lauter. Auf diesem Teilstück begleitete mich Manfred, der auch schon Bekanntschaft mit m4y-Autor Anton machte, der über einen Marathon seines Heimatvereines berichtete. Im Tal angekommen reihten sich auf den folgenden Kilometern die Dörfer Uetzing, Stublang, (das wir diesmal links liegen ließen), Loffeld und Horsdorf (in den 90er Jahren sogar mal Gewinner des Wettbewerbes „Unser Dorf soll schöner werden“ auf europäischer Ebene) aneinander. Die Sonne hatte mittlerweile die bald schon frostigen Temperaturen vom Start längst vergessen lassen. Da kam es mir gerade recht, dass Silke und Rita mich in Horsdorf bereits wieder erwarteten und mir eine Kappe für die restlichen Kilometer reichten.

Ab KM 34 ging es nämlich erst einmal wieder durch die Felder bei praller Sonne. Der Schritt wurde jetzt doch mal wieder schwer und ein letztes Mal kam mir eine Zeile der hiesigen inoffiziellen Nationalhymne in den Sinn „Ich wollt', mir wüchsen Flügel“. Die hätte ich für die letzen Meter gut gebrauchen können. Aber es sollte auch ohne gehen, zumal die Streckenführung hier im Vergleich zu früheren Auflagen geändert wurde. Statt durch das Seengebiet am Main ging es nun durch das Gewerbegebiet. Die Hoffnung, dass hier etwas mehr Zuschauer die Marathonis anfeuern, erfüllte sich zwar nicht gerade, dafür war sie etwas abwechslungsreicher.

Kurz vor KM 40 war das Naherholungsgebiet am Main dann auch noch erreicht. Ein Blick nach rechts zeigte noch einmal Kloster Banz, das schon wie ein Traum aus der Vergangenheit in weiter Ferne lag. Gleichzeitig war darunter mit dem Gradierwerk im Kurpark die nahe Zukunft zu sehen. Doch bevor dieses erreicht war, gab es die letzte Verpflegungsstation und der zu passierende See lud eigentlich schon unwiderstehlich zur Erholung ein. Doch noch war es nicht so weit und das jetzt nahe Ziel motivierte für den Schluß des Laufes. Schließlich bekam man ja noch die Sehenswürdigkeiten der modernen Badestadt zu sehen, Aqua-Riese, Kurpark und Obermain-Therme.

Als diese passiert waren, war es nur noch ein Katzensprung zum Stadion und ins Ziel, wo ich von Silke, Rita und einem frisch gezapften Gerstensaft erwartet wurde. Nachdem letzterer schnell mit einem Zischen die Kehle hinunter war, kam auch Olaf gemütlich ins Ziel. Er war heute zeitlos auf der Strecke.

Fazit:

Ein perfekt und mit viel Liebe organisierter Landschaftsmarathon, der zum Wiederkommen einlädt. Mit seiner Strecke durch das obere Maintal, über Kloster Banz, Vierzehnheiligen und den Staffelberg bietet er sehr viel Abwechslung und fantastische Ausblicke. Die Atmosphäre ist sehr freundlich und familiär. Das Preis-Leistung-Verhältnis ist sehr gut.

Ergebnisse:
Männer:
1. Rainer Kirsch, 2:47:45
2. Uwe Bäuerlein, 2:49:59
3. Rudi Paulus, 2:58:02
Frauen:
1. Antje Möller, 3:09:56
2. Sabine Pullins, 3:19:14
3. Alexandra Fenski, 3:29:10

Streckenbeschreibung:
Kurs über die Marathondistanz über Kloster Banz, Vierzehnheiligen und den Staffelberg. Start und Ziel liegen nur wenige Meter auseinander.

Zeitnahme:
SAS-Chip

Weitere Veranstaltungen:
Halbmarathon, Nordic-Walking-Halbmarathon und Nordic-Walking-Lauf über 14 KM.

Startgeld:
Marathon: 30 - 40 €, je nach Anmeldezeitpunkt

Auszeichnungen:
Medaille, Urkunde (im Internet), Bierkrug inkl. Füllung, Poloshirt. Dazu freier Eintritt in die Obermai-Therme.

Verpflegung:
12 Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Erfrischungsgetränke, Wasser und Cola. Dazu Müsliriegel, Bananen- und Orangenstücke.

Zuschauer:
Die Zuschauer konzentrieren sich auf die Highlights Kloster Banz, Vierzehnheiligen und Staffelberg. Teilweise in den zahlreichen Ortschaften. Dazu tolle Stimmung im Start- und Zielbereich.

 

 

Informationen: Obermain-Marathon
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