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Laufberichte

Nach Adam Riese sind es 42,195 Kilometer

19.04.09
Autor: Olaf Ulmer

Heute führt mich die Reise in die Geburtstadt des Mathematik-Genie Adam Ries(e) nach Bad Staffelstein.

Bad Staffelstein liegt etwa 30 km entfernt von Bamberg mitten im „Gottesgarten am Obermain“. Umgeben wird Bad Staffelstein vom berühmten „Dreigestirn“, dem Kloster Banz, der Basilika Vierzehnheiligen und dem Staffelberg, welches schon vielfach besungen worden ist. Das Frankenlied von Viktor Scheffel ist auf dem Staffelberg und in den Gaststätten rund um Bad Staffelstein in aller Munde und wird gerne gesungen.

Der Staffelberg, der mit seinem Hochplateau einen markanten Platz im oberen Maintal einnimmt und ein Wahrzeichen in Franken ist, war seit der frühen Steinzeit vor ca. 6.000 Jahren immer wieder besiedelt.

Erstmalig wird Staffelstein im Jahr 800 n. Chr. historisch erwähnt. Zunächst im Besitz des Benediktinerklosters Fulda erhielt Staffelstein 1130 die Markt-, Bann- und Zollrechte verliehen. Das heutige historische Stadtbild ist das Ergebnis des Wiederaufbaus nach einem verheerenden Brand im Jahre 1684 dem nahezu alle Häuser zum Opfer fielen.

1975 wurde eine Thermal-Solequelle erschlossen, dessen Sole als die wärmste eisen- und kohlensäurehaltige Sole in Bayern gilt. 2001 schließlich wurde Staffelstein der Titel „Bad“ zugesprochen.

Zum bereits fünften Mal wurde heuer der Obermain-Marathon unter der Regie von Karl-Heinz Drossel, einem ambitionierter Marathon- und Ultramarathonläufer, mit seinem rund 500 Helfern des TSV 1860 Staffelstein durchgeführt.

Der Marathon kostete 30 Euro plus 5 Euro Leihgebühr für den Laufchip, die nach Laufende und Abgabe des Chips wieder ausbezahlt werden. Wer den Halbmarathon angehen wollte, war mit 15 Euro plus 5 Euro Leihgebühr dabei. Nachmeldungen kosteten jeweils 5 Euro mehr. Auch zwei Nordic-Walking-Wettbewerbe über die Halbmarathon-Distanz und die 14km-Distanz wurden für 15 bzw. 10 Euro angeboten.

Im Startpreis war für die Marathonis ein Saunatuch, eine Medaille, freier Eintritt in die Obermain-Therme und im Zielbereich ein gefüllter Bierkrug mit dem Motiv des Obermain-Marathons inbegriffen. Außerdem alle 5 km Streckenverpflegungen und die Zielverpflegung, die allesamt keine Wünsche offen ließen.

Nach meiner sehr nebligen Anreise über Würzburg und Bamberg setzte sich die Frühlingssonne mehr und mehr durch und es versprach ein sonniger, warmer Laufsonntag zu werden. Nachdem mein Vehikel in einer kleinen Seitenstraße unweit der Adam-Riese-Halle abgestellt war, begab ich mich zur Startnummernausgabe.

Dreh- und Angelpunkt der gesamten Veranstaltung war die großzügige Adam-Riese-Halle mit Startnummernausgabe, Umkleiden und Duschen, einer kleinen Marathon-Messe und Siegerehrung. Auch für das leibliche Läuferwohl wurde hier bestens gesorgt und an alles gedacht, ob vor dem Lauf noch ein Kaffee oder nach dem Lauf ein wirklich gut gefüllter Teller Pasta (Ich hatte zu kämpfen).

Start war auf der Bischof-von-Dinkel-Straße, rund 5 Gehminuten entfernt von der Adam-Riese-Halle. Das Ziel war im Stadion des TSV, welches nur 100 Meter von der Halle entfernt liegt. Erfreulicherweise also ein Marathon der kurzen Wege.
Die Halbmarathonis starteten 15 Minuten vor den Marathonläufern. Favorit war hier der Deutsche Marathonmeister Philipp Ratz, der dann schlussendlich auch den Sieg verbuchen konnte.

Mit am Start beim Marathon war unter anderem auch der Vorjahres-Sieger Rudi Paulus, der beim Marathon in Mainz drei Wochen später deutscher Polizei-Meister werden will und deshalb ohne Siegesambitionen an diesen Marathon heranging.
Pünktlich um 9 Uhr erfolgte der Startschuss für uns Marathonis. Da es mit dem Zeitnahmechip, der mit etwa 7x7 cm am Fuß unübersehbar war, eine Netto-Zeitnahme gab, brauchte man sich nicht sputen. Die Zeit zählte erst ab Überquerung der Zeitnahme-Matten.

Der Vorwärtsdrang der Läufer wurde durch den 90 Grad Linksknick in der Straße nach etwa 100 Metern nur unmerklich gebremst. Zum Einrollen ging es zunächst sanft abfallend am Bahnhof vorbei durch die Eisenbahnunterführung. Dort folgten wir den Hinweisschildern in Richtung Kloster Banz, welches dann auch durch die letzten Nebelschwaden hindurch bereits zu erkennen war.

Wir liefen auf der Hauptsraße nach Unnersdorf wo wir erstmals den Main überquerten. Hier bei Kilometer 2 war auch die Weiche, an der sich die Halbmarathon- und die Marathon-Strecke trennten. Während die Halbmarathonis um den Banzberg herumgeführt wurden, begaben wir uns auf den Aufstieg auf diesen Berg der dem darauf befindlichen Kloster seinen Namen gab. Etwa 160 Höhenmeter waren auf einer Länge von ca. 4 km zurückzulegen, bevor auf dem ersten Kulminationspunkt am Klettergarten die erste Verpflegungsstelle auf uns wartete.

Ein Schluck Wasser und es ging bergab zunächst am Kloster Banz vorbei in Richtung Main. Zum ersten Mal war nun auch der höchste Punkt der Laufstrecke, der Staffelberg, zu sehen. Hauptsächlich über Wald- und Feldwege laufend verloren wir all die zuvor mühsam erkämpften Höhenmetern und kamen schließlich bei Kilometer 9 an die zweite Verpflegungsstelle. Wir passierten über ein Wehr abermals den Main und passierten die Bagerseen, von wo aus man einen wunderschönen Blick auf das Kloster Banz hatte.

Auf dem Radweg entlang der Landstraße liefen wir nach Schönbrunn. Ich war so richtig schön in meinem Trott und genoss den Lauf, das Wetter und die Anfeuerungsrufe der Zuschauer, als mich ein Knall aufschrecken ließ. Der Reißverschluss an meiner Oberarmtasche, in der sich meine Kamera befand, versagte den Dienst und die Kamera knallte aus etwa 1,50 Metern auf den harten Asphalt. Mein anschließender Reparaturversuch war erfolgreich und so viel mir gleich auch noch ein Stein vom Herzen. Jetzt hatte ich nur das Problem, die Kamera ständig in der Hand halten zu müssen und das noch ganze 31 Kilometer lang.

Nach diesem notwendig gewordenen technischen Halt überquerten wir die Einsenbahn-Trasse und die Autobahn A67 und kamen zum dritten Verpflegungspunkt. Genau richtig, denn nun stand uns der harte Anstieg zur Basilika Vierzehnheiligen bevor. Diese Basilika ist den 14 Schutzpatronen gewidmet.

Wir passierten Wolfsdorf und kamen zunächst sanft ansteigend, dann immer steiler werdend zur Basilika.

Eine Läuferin vor mir widmete sich für ein kurzes Gebet den Schutzpatronen und der Basilika zu. Wahrscheinlich erbat sie den Segen für den weiteren Verlauf des Marathons, es waren schließlich erst rund ein Drittel der Wegstrecke zurückgelegt und die härteste Steigung zum Staffelberg lag noch vor uns.

Wir passierten die Basilika und machten uns immer noch bergauf auf den Weg zum Staffelberg. Als wir auf einer Hochebene angekommen waren, hatten wir rund 200 Höhenmeter bei etwa 4 km Weglänge überwunden. Die folgenden 4 Kilometer waren durch das wellige Profil eine echte Erholung für die bereits strapazierte Muskulatur. Dieser Streckabschnitt bis zum Staffelberg war eine Begegnungsstrecke, so dass ich die führenden beim Marathon ablichten konnte.

Antje Möller, die spätere Siegerin, rief mir sogar entgegen „Für ein Lächeln ist immer noch Zeit“ und strahlte in mein Objektiv. Danke Antje für das tolle Motiv.
Nun kam es aber knüppeldick: Der Schlussanstieg auf den Staffelberg mit einer geschätzten Steigung von rund 20 Prozent machte aus den meisten Läufern Fußgänger.

Oben angekommen, wies uns ein Streckenposten den richtigen Weg und wir wurden im Uhrzeigersinn auf dem Plateau des Staffelbergs um die Adelgundiskapelle herumgeführt. Von diesem höchsten Punkt der Strecke aus hatte man eine wunderschöne Aussicht auf das darunterliegende Maintal und Bad Staffelstein.

Weiter ging es nun zunächst wieder die steile Rampe hinab auf dem welligen Profil der Hochebene bis wir schließlich zunächst steiler und dann immer flacher werdend wieder ins Tal nach Uetzing kamen. Wir unterquerten die Autobahn und kamen nach Stublang, von wo aus uns der Weg über Loffeld, Horsdorf nach Unterzettlitz führte.

Nach Unterquerung der Bahnlinie kamen wir am West-, Mittelsee vorbei. War zwischen Uetzig und den Seen das Geläuf noch gut zu laufender Asphalt, so wurde nun die Strecke, mit Asphaltbrocken, Kies und Schlaglöchern versehen, erheblich ruppiger, was bei nachlassender Kraft und Kondition erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration forderte.

Zwischen Mittel- und Ostsee laufend, kamen wir zum Hallenbad Aquariese und zur Obermain-Therme. Die letzten Meter unserer Reise führten uns durch den Kurpark zum Stadion, wo nach einer dreiviertel Stadionrunde das Ziel auf uns wartete.

Überglücklich hatte auch ich, trotz schmerzender Muskulatur, noch ein Lächeln für den Fotografen übrig und überquerte die Zeitnahme-Matten. Mit der Medaille um den Hals ließ ich mir die Zielverpflegung, neben den üblichen Wassern, Iso-Getränken auch das Hopfengebräu aus bayrisch Landen aus dem Obermain-Krug schmecken.

Nach einer Dusche und der Stärkung mit einem Teller Pasta begab ich mich in die Obermain-Therme um meiner geschundene Muskulatur noch etwas Erholung zu gönnen.

Insgesamt bewältigten 246 Läufer die Volldistanz, 806 waren über Halbmarathonstrecke erfolgreich. Souverän gewonnen hat der im Vorfeld ohne Siegesambitionen gestartete Rudi Paulus.

Mein Fazit:

Ein Marathon der wenig kostet und sehr viel bietet. Neben den bereits erwähnten Zugaben findet man hier ein sehr reizvoller Landschafts-Marathon, der auch durch sein Profil viel zu bieten hat. Ob nun als Laufhöhepunkt in der Saison oder als Vorbereitungslauf für z.B. den Swiss Alpine.

Viele Läufer übersahen die Parkplatz-Hinweisschilder in Bad Staffelstein so dass viele rund um die Adam-Riese einen Parkplatz suchten. Vielleicht kann man in dieser Richtung, z.B. mit extra Schildern, noch was verbessern. Karl-Heinz Drossel und seine sehr engagierte Crew hat hier zum fünften Mal ein Lauf auf die Beine gestellt, der vielleicht schon nächstes Jahr die 2000er Marke, alle Läufe zusammengenommen, knacken wird.

Mein Dank gilt neben den Helfern des TSV 1860 Staffelstein und ihrem Orga-Chef Karl-Heinz Drossel auch den zahlreichen Feuerwehren und Polizeien, die die Laufstrecke zuverlässig sicherten und die Absperrungen durchführten. Ebenso danke ich den zahlreichen Sanitäts- und Rettungsorganisationen.

Marathon-Sieger:

Männer:

1. Rudi Paulus   03:02:19
2. Henning Recknagel  03:03:38
3. Jürgen Kerler   03:08:13

Frauen:

1. Antje Möller   03:09:31
2. Birgit Schwartz-Reinken  03:26:30
3. Ute Kern    03:29:17

 

Informationen: Obermain-Marathon
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