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Laufberichte

Schlüpfer auf der Strecke

15.04.12
Autor: Joe Kelbel

Er hieß gar nicht Adam Riese, sondern Adam Ries. Im 16.Jahrhundert deklinierte man Nachnamen: Adam (, Sohn des) Riese.  Interessant, wie ein Sprichwort Sprachrelikte konserviert. Er schrieb seine Rechenanleitungen statt auf Latein auf Deutsch. Seine Bücher waren zeitgleich mit Luthers deutschprachiger Bibel ein Bestseller.  Und er benutzte arabische Zahlen, die römischen waren schlicht zu umständlich.

Adam Ries war Rechner, zu ihm kamen die Menschen, um Preise, Gewichte und (Steuer)Lasten zu berechnen. Doch durch seine Bücher schaffte er seien Beruf selbst ab.

Geld verdiente er im Erzgebirge. Er konnte berechnen, wie viel Silber und Gold in den Erzen enthalten ist. Seine acht Kinder konnten auch rechnen und dokumentierten den Familienstammbaum. Nach Adam Riese gibt es heute mehr als 30.000 direkte Nachfahren.

Adam Ries wurde 1492 in Bad Staffelstein geboren. Da man ja bis dahin nicht rechnen konnte, sind das genaue Datum und der Marathon  damals unbekannt gewesen. Viel geändert hat sich seitdem nicht. Da werden überall Marathonsitzungen und Spendenmarathons abgehalten und dann wundern sich Bekannte, daß ein  Marathon sagenhafte 42,195 km hat. „Aber letzte Woche bin ich 320 km gelaufen!“ Ich wiederhole diesen Satz, aber er findet nicht das Hirn des Adressaten.

Bad Staffelstein ist schnell gefunden. Der junge, ruhige und schöne Kurort gefällt mir auf Anhieb, ich muss ja hier nicht wohnen. Die drei Höhepunkte des Laufes, Kloster Banz, Dreiheiligenkirche und Staffelstein thronen über der Stadt und geben eine Vorstellung davon, welch gewaltige große Runde samt Höhenmeter wir morgen laufen müssen.

Ich dachte es bleibt so ruhig. Da kommt Markus auf mich zugeschossen. Klar, ich bin im BraveheartBattle-Land  und dort wimmelt es von liebenswert-grenzwertigen Laufchaoten, die mich erkennen, auch ohne Blut im Gesicht.

Die Gaststätten sind brechend voll, Kurgäste, keine Läufer. Bei den hiesigen Preisen kann ich  den Restauranttester machen und gönne mir drei Testobjekte. Positiv überrascht! Gefällt mir. 

Sonntagmorgen, Start der HM-Läufer um 8:30 Uhr. Sehr viele, trotzdem lockere Parkplatzsituation. Um 8:45 sind wir Marathonläufer dran, wir sind sehr viel ruhiger.

Ich mache heute einen kleinen Regenerationslauf, nach den 320 Rheinsteig-km von letzter Woche. So dachte ich, aber ohne Rucksack gibt es ein schönes leichtes Laufgefühl.

„Die Luft geht frisch und rein“ so heisst es im Frankenlied. Es stimmt,  ich kann wunderbar laufen, es ist einfach herrlich.  Steil geht es hinauf zum Kloster Banz. Ich bin auf 4 Stunden Kurs, obwohl die Strecke 700 Hm aufzuweisen hat. Meine Mitläufer laufen hinauf, ich gehe und kann viele überholen.  Oben Verpflegungsstation mit grandiosem Ausblick auf das ehemalige Kloster, nun Parteitagungsort.

Abwärts geht es, rasend abwärts. Im Wald liegt ein einsamer Schlüpfer mitten auf der Laufstrecke. Welches Ereignis liegt diesem Indiz zugrunde? Ein Hinweis auf Frühling? Es geht so schnell hinab ins Tal, dass ich diesen zarten Frühlingsboten nicht fotografieren kann. Das Höschen  wird irgendwann von den Buschwindröschen….

Nach Hausen, wo es ziemlich nach Diesel riecht, geht es über das Wehr, das Strom aus dem Mainwasser gewinnt.  Die einen gewinnen Strom,  mir geht er  aus. Bei km 10 sind wir am Schönbrunner See, ich schiesse Fotos vom Kloster oben am Berg mit See im Vordergrund und merke, dass ich mir zuviel Zeit dafür nehme. Gut, war zu erwarten, nach meinem letztwöchigen Lauf. Damit beginnt für Euch und mich der genußvolle Sightseeingkurs.

Der Steinbruch von Wolfsdorf ist ein sehr wichtiges Trockenbiotop. Blutstorchenschnabel, Küchenschelle, Türkenbundlilie und Kalkaster sind hier noch zu findenden.  Die Felder hier sind keine Pracht, je höher man kommt, desto mehr Trockenwiesen gibt es.

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Informationen: Obermain-Marathon
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