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Laufberichte

Zweimal Troodelöh

 

Rund 200 Marathonis finden jedes Jahr den Weg in den Königsforst, einem Waldgebiet östlich von Köln. 5 Tage vor dem offiziellen Frühlingsanfang kann man hier schon die ersten grünen Stellen im Wald finden. Der Veranstalter das TV Running Team Refrath nennt seine Veranstaltung auch Run Green. Heute könnte es auch Grey Running heißen, denn der Himmel ist grau verhangen aber es ist trocken.

Es gibt ein großes Angebot von Läufen, denn neben dem Marathon kann man auch einen Halbmarathon, 10km oder 5km Laufen. Den Lauftag eröffnen um 10 Uhr die kleinsten Runner. Die Halbmarathonis und die Marathonis starten gemeinsam um 12 Uhr und so kann man ganz bequem auch von weit her am Lauftag anreisen. Parkplätze gibt es rund um das BAST (Bundesanstalt für Straßenwesen).

Das Wettkampfbüro ist in der Halle vom BAST, rund 100m hinterm Ziel. Nach nunmehr 40 Jahren geht hier alles routiniert  und reibungslos über die Bühne. Das Marathon-Startgeld liegt bei 30€. Nachmelder müssen nochmal 3€ drauf legen. Die Zeitmessung erfolgt mit dem Champion-Chip.

Gestartet wird auf der Brüderstraße in östliche Richtung. So kurz vor 12 Uhr beginnt die Völkerwanderung von rund 800 Läufern zum Start. Hier treffe ich auch wieder einige Läufer, die fleißig am Marathonsammeln sind. Man warnt mich, dass heute nach 5 Stunden das Ziel schließt. Unsereiner muss sich also beeilen.

Es ist 12 Uhr und die große Läuferschar von rund 800 Teilnehmern setzt sich in Bewegung. Nach rund 300m laufen wir unter der A4 durch und schon geht es leicht aufwärts. Neben mir läuft mit der Nummer 98 Valentin aus Kamerun. Sein iPhone ist laufend am Klingeln. Er entschuldigt sich, er hätte heute Geburtstag und es wollten ihm viele gratulieren.

Leicht wellig laufen wir durch den Forst aufwärts zur Landstraße. Nach 1,5km erreichen wir die stark befahrene Landstraße. Der  Fußweg nebenan ist breit genug für uns. Nach 4 km sind wir am Ortsrand von Forsbach, der höchste Punkt unserer Runde. Gleich am Waldrand gibt es den 1. Versorgungspunkt, der vom ASB betreut wird. Kurz trinken und dann geht es über den Brück-Forsbacher-Weg abwärts. Hier verlieren wir jetzt nach und nach die erkämpften Höhenmeter.

Bei km 6,5 treffen wir auf den Wolfsweg und nach rund 500m sind wir am Monte Troodelöh, der mit 118,04 m höchsten Erhebung Kölns.

Wir laufen fast komplett nur durch den Wald. Der Königsforst war schon im 6. Jahrhundert besiedelt. Hügelgräber deuten auf die Hallstatt-Kultur hin. Kaiser Otto der Große war Besitzer dieses Waldes, den er dem Erzbischof von Köln vermachte. Viel später, im 2. Weltkrieg, wurde er militärisch genutzt und für die Bevölkerung gesperrt. Nun ist er als Staatswald wieder für jeden begehbar. Auch heute sind viele  Spaziergänger unterwegs,  die sich über die verrückten Läufer wundern.

Kurz vor km 9 gibt es bereits die nächste Versorgung vom ASB. Hier kommen wir später von der anderen Seite kurz vor km 19 noch einmal vorbei. Die nächsten rund 2km geht es leicht aufwärts. Wir kommen an den Wildniswald, dem wir 500m folgen, dann laufen wir eine kleine Runde von rund 2,5 km. An der Kreuzung kommen mir die Läufer entgegen, die diese Runde schon hinter sich haben.

Auch ich bringe die Runde hinter mich, laufe leicht bergab bis zur nächsten Verpflegung bei km 15,3 und folge 2 km dem Schiefer Hauweg und zwar deutlich spürbar aufwärts. Kurz vor km 18 geht es ein kurzes Stück an der Landstraße entlang, dann verschwinden wir aber gleich wieder im Wald. Noch rund 2,5 km, und die erste Runde ist rum. Damit sie auch exakt  21,1 km lang ist, hat der Veranstalter kurz vor km 19 am Hexenteich noch eine Wendeschleife eingebaut. Den letzten Kilometer geht es dann neben der Autobahn entlang weiter aufwärts und unter der Brücke durch aufwärts in Richtung des großen blauen Zieltors. Kurz davor dann die Weiche, an der die Halben ins Ziel und die Marathonis in die nächste Runde laufen. Falls jemanden die 42 km heute zu lang sind, kann er hier umdisponieren und wird für den Halben gewertet.

Ich habe nach 2:21 Stunden nicht genug, die 2. Runde ist kein Problem. Ich bin auch nicht der Letzte, obwohl ich im Moment niemanden hinter mir sehen kann. Es geht wieder unter der A4 durch und durch den Wald rauf zur Landstraße. Bei km 24 bin kommen drei junge Radler auf mich zu und fragen, ob ich den Marathon laufe. „Ja“, sage ich und muss hören, dass ich jetzt doch der letzte Läufer bin. Die Mitbewerber um diesen Ehrenplatz hat man aus dem Rennen genommen. Ich schaue zur Uhr und bin sicher, unter 5 Stunden zu bleiben.  Es geht wieder länger bergab und bei km 28 komme ich zum 2. Mal beim Troodelöh vorbei.

Obwohl es in den letzten Tagen und Wochen viel geregnet hat, ist die Strecke sehr gut zu belaufen. Es ist keine Schlammschlacht, die Wege sind sehr gut befestigt. Bei km 30 haben wir jetzt den tiefsten Punkt der Strecke erreicht. Die Zeit passt immer noch für unter 5 Stunden. Ich weiß aber, dass jetzt die verlorenen Höhenmeter nach und nach wieder eingesammelt werden müssen. Drei Kilometer weiter muss ich dann auch eine erste Gehpause einlegen. Die Zeit rast. Ein, zwei Minuten zusätzlich für den Kilometer sind schnell rum. Beim nächsten Kilometer sind es schon 3 Minuten, es wird jetzt richtig schwer. Laufen, gehen, laufen, gehen -  die Zeit läuft. Die Jungs telefonieren mit dem Ziel. Alles in Ordnung - weiter laufen. Aber ich merke, dass ich die 5 Stunden nicht mehr unterbieten kann.

Hinter mir werden die Kilometerschilder einsammelt, die Streckenposten und ASB tun weiterhin ihren Dienst, alles gut. Weiter geht’s leicht aufwärts. Plötzlich entdecke ich rund 500m vor mir noch einen Marathoni. Er ist nur noch am Gehen und so komme ich ihm immer näher. Erst 500m vor dem Ziel entdeckt er mich und die Besenradler und beginnt zu laufen. Spielverderber.

Wieder die Brücke unter der A4, wieder die Asphaltstraße zum Ziel. Der Zielbogen ist schon abgebaut, aber die Zeitmatte liegt noch da und so komme ich auch mit  5:18 noch in die Wertung. Orga-Chef Jochen Baumhof gratuliert mir und wir diskutieren über die knapp bemessene Sollzeit.  Nicht böser Wille sei dafür verantwortlich, sondern organisatorische Zwänge.

Wie dem auch sei, ich genehmige mir ein alkoholfreies Kölsch. Eine Medaille gibt es ja nicht. .


Marathonsieger

Männer
1.    Moritz Kufferath    TV Refrath        2:47:04
2.    Bodo Banischewski                2:48:42
3.    Manuel Skopnik    LAZ Puma Rhein-Sieg    2:51:56

Frauen
1.    Carmen Otto        Brooks Running Team    3:19:06
2.    Anne Staeves        LG Trampeltier        3:22:36
3.    Natalie Hoffmann-Lenz                3:29:16

191 Finisher

 

Informationen: Königsforst-Marathon
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