Wenn eine Laufveranstaltung bereits seit 1973 stattfindet, kann man von einer Traditionsveranstaltung oder einem Klassiker sprechen. Dies trifft zweifellos auf den Königsforst-Marathon in Bergisch Gladbach-Bensberg vor den Toren Kölns zu.
Lange bevor die großen Cityläufe geboren wurden, gab es bereits, meist naturnah und fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit, Marathonveranstaltungen für eine kleine Schar begeisterter Läufer. Der Königsforst-Marathon gehörte schon früh dazu und erlebt nun seine 40. Auflage. 2007 konnte der Marathonlauf nicht stattfinden. Damals zog ein Orkan namens Kyrill über Deutschland hinweg, und hinterließ auch im Königforst eine Schneise der Verwüstung.
Bei aller Konkurrenz der aufkommenden Cityläufe ist es den Veranstaltern hier immer wieder gelungen, im 2500 ha großen Naturschutzgebiet jährlich über 1000 Teilnehmer anzulocken. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr musste die Organisation nun wechseln. Nachdem Manfred Blasberg und Eckhard Wendig über 30 Jahre für die Organisation verantwortlich waren, wird sich nach ihrem Tod im vergangenen Jahr der bisherige Veranstalter Königsforst-Marathon e.V. auflösen. Zum Glück hat sich das TV Refrath running team bereit gefunden, den Lauf in diesem Jahr im Gedenken an die beiden Pioniere weiter zu führen.
Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich ein paar Änderungen eingeführt. So findet der Lauf nun nicht mehr am Samstag, sondern am Sonntag statt. Auch die Startzeit wurde von 14 Uhr auf jetzt 12 Uhr geändert. Erstmals wird die Zeitmessung per Champion-Chip erfolgen und eine Massage für müde Läuferbeine angeboten. Nicht verändert hat man die Streckenführung und die Startgebühren. Auch die Sollzeit mit 5 Stunden ist leider geblieben, obwohl der Start ja nun früher liegt und die Gefahr der einbrechenden Dunkelheit nicht mehr gegeben ist. Vielleicht kann man hier für die Zukunft noch etwas großzügiger sein.
Das neue Team hat sich auch einen verstärkten Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben. Hinter dem Motto „Run Green“ verbirgt sich der Anspruch einer Streckenführung durch natürliche Landschaft und ein wachsendes Umweltbewusstsein von Veranstalter und Teilnehmern. Angestrebt wird eine CO2- und klimaneutrale, umweltschonende Veranstaltung.
Also mache ich mich am Sonntagmorgen mit meiner lieben Inge wieder auf den Weg nach Bensberg. Christiane ist heute urlaubsbedingt nicht dabei, dafür hat sich unsere Vereinsfreundin Lara angeschlossen. Sie will heute auch die Marathonstrecke laufen.
Problemlos erreichen wir über die A4 die Abfahrt Bensberg und folgen den Schildern zur Bundesanstalt für Straßenwesen. Im angrenzenden Industriegebiet finden wir einen Parkplatz und erreichen dann über einen kurzen Fußweg die große BASt-Halle. Hier gibt es die Startunterlagen. Für zusätzliche 3 Euro kann man sich auch noch nachmelden. Neben der Halbmarathon und Marathonstrecke werden auch Schülerläufe und ein 5 Km und 10 km Lauf angeboten.
In der Halle kann man die Wartezeit bei Kaffee und Kuchen überbrücken, oder sich bei den Ständen mit Laufausrüstungen umsehen. Ich lege noch schnell die M4Y- Flyer aus, denn diese enthalten sehr übersichtlich alle Marathontermine 2014 und sind daher sehr begehrt.
Zum Start- Zielbereich sind es nur wenige Meter. Die Schülerläufe sind bereits um 10 Uhr gestartet und der Start des 10 km Laufes war um 10:30 Uhr. Jetzt kommen bereits die ersten Läufer ins Ziel.
Ich mache mich langsam für den Start fertig und kann meine Sporttasche hier in der Halle deponieren. Das Wetter hat sich nach den tollen Frühlingstagen der letzten Woche etwas abgekühlt und die Sonne lässt sich heute nur zaghaft blicken. Trotzdem sind die Bedingungen für den frühen Termin heute durchaus in Ordnung. So haben sich wohl noch viele Läufer kurzfristig zum Start entschlossen, denn die Schlange vor dem Nachmeldeschalter wird immer länger. Insgesamt hat man dann noch 400 Nachmelder zu berücksichtigen und kommt so zum Jubiläum auf fast 1400 Teilnehmer.
Auch Peter von der LLG Kevelaer lässt sich den Jubiläumslauf nicht entgehen. Eine Läuferin fragt, ob Joe auch hier ist. Nein, der ist leider immer noch außer Gefecht und hofft auf ein baldiges Comeback. Von hier aus nochmals gute Besserung.
Mit 10 Minuten Verspätung starten wir dann zusammen mit den Halbmarathonläufern und bilden dadurch ein beeindruckendes Feld. Die Teilnehmer des Halbmarathons sind am zahlreichsten. 200 Marathonläufer stehen 600 Halbmarathonläufern gegenüber. Die Marathonläufer können nach der ersten Runde aussteigen und sich den Halbmarathon werten zu lassen.
Zusammen mit Lara mache ich mich also auf den Weg durch den Königsforst. Bereits nach 200 Metern geht es durch einen Tunnel in den Wald hinein. Das Streckenprofil wird vom Veranstalter als bergisch-wellig beschrieben und tatsächlich führen die ersten 4 km immer leicht bergan. Insgesamt beträgt die Höhendifferenz 194 Meter.
Nach dem ersten Kilometer erreichen wir eine Landstraße und laufen nun für 3 Kilometer auf dem Radweg Richtung Forsbach. Im Gegensatz zu früher sind nun alle Kilometer ausgeschildert. Die Strecke ist im Sinne von „Run Green“ durchgehend mit gefärbtem (Lebenmittelfarbe) Sägemehl markiert. An Kreuzungen und exponierten Stellen sind Baken aufgestellt, da Flatterband nicht erlaubt ist. Zusätzlich sorgen auch Streckenposten dafür, dass sich niemand in den Weiten des Königsforstes verläuft.
Bei Kilometer 4 gibt es die erste Verpflegungsstelle mit Wasser und Isogetränken. Insgesamt sind 4 Verpflegungsstellen pro Runde eingerichtet. Natürlich werden die Getränke in Pappbechern und nicht in Plastikbechern angeboten und nach Gebrauch gleich in entsprechenden Behältern gesammelt.
Für uns geht es nun direkt in den Wald. Über den Wolfsweg führt uns die Strecke leicht abschüssig zum Monte Troodelöh, der mit 118,04 m höchsten tektonische Erhebung Kölns. Hierher ist auch Inge gekommen, denn sie möchte den legendären „Berg“ auch einmal sehen. So bekommen wir auch gleich noch Beifall.
Bei Kilometer 9 erreichen wir die nächste Verpflegungsstelle. Hier ist eine Kreuzung welche wir nach zehn Kilometer nochmals wieder sehen werden. Zuerst laufen wir aber nun zwei Kilometer in den Wald hinein um dann ist am Lützler Weg eine kleine Schleife zu laufen. In der Kurve kommen uns bereits die führenden Läufer entgegen.
Weiter geht es quer durch den Wald, bevor wir in der Nähe der Hügelgräber auf den nächsten Verpflegungsposten treffen. Nun befinden wir uns tief im Königsforst und erleben um uns herum die wieder erwachende Natur. Durch die rekordverdächtigen Temperaturen der letzten Woche ist diese bereits weit fortgeschritten und es zeigt sich auch hier im Unterholz bereits ein kräftiger Grünschimmer. Herrlich, das laufend erleben zu können.
Kurz vor Kilometer 19 erreichen wir erneut unsere Kreuzung, die wir bereits vom Kilometer 9 her kennen. Damit können wir auch nochmals die Verpflegungsstelle nutzen, bevor wir nun zum Ausgangspunkt zurückkehren. Vorher laufen wir erneut eine kleine Pendelstrecke und kommen dann durch eine Unterführung auf die Brüderstraße und somit zum Ziel der Halbmarathonläufer. Hier gibt es nun zahlreiche Zuschauer, Musik und Moderation durch Jochen Baumhof. Auch meine Inge sehe ich hier. Sie erledigt die Fotoarbeit und ist beruhigt, dass ich noch genügend Kraft für die zweite Runde habe.
Nach der erneuten Unterquerung der Autobahn wird es schlagartig ruhiger. Nun sind nur noch die Marathonläufer unterwegs und das Feld hat sich bereits ordentlich auseinander gezogen. Lara hat sich zurückfallen lassen und auch ich merke, dass dies heute nicht mein Tag ist. Mein Kilometerschnitt wird immer schlechter. Ich hoffe darauf, dass es nur eine vorübergehende Schwäche ist.
Die Asphaltstraße tut den Füßen gut. Aber wer für den Königsforst meldet, muss halt wissen, dass der Grossteil der Strecke aus gut befestigten Waldwegen besteht. Der Reiz liegt eindeutig bei der Landschaft und der Natur. Hier sind die Läufer richtig, die einen entspannten Lauf durch eine weitgehend intakte Natur suchen. Und so freue ich mich, als es dann bei Kilometer 25 wieder in den Wald hinein geht.
Lara hat zwischenzeitlich wieder zu mir aufgeschlossen und wir laufen nun zusammen. Dass die Strecke nun etwas abschüssig ist, macht das Ganze noch angenehmer. Der Ansturm der Nachmelder hat wohl die Verpflegungslogistik durcheinander gebracht. Bis auf ein paar Becher Wasser ist nichts mehr zu haben und ein Punkt ist sogar komplett abgeräumt. Gut, dass es heute nicht so warm ist.
Auch beim zweiten Passieren des Monte Troodelöh verzichte ich auf einen Eintrag ins Gipfelbuch und nutze lieber meinen Schwung für den bald folgenden Rennweg. Obwohl der Name gut zum Marathonlauf passt, stammt er aus der Zeit, als hier noch Eisenerz abgebaut wurde und das gewonnene Erz dann in so genannten Rennöfen geschmolzen wurde. Zum Glück taucht Inge wieder an der Strecke auf und rettet uns mit einem Becher Cola.
Lara setzt sich nun langsam nach vorne ab und ich werde sie erst im Ziel wieder sehen. Nochmals geht es bei Kilometer 32 auf die kleine Runde am Lützler Weg und man hat mal wieder Blickkontakt mit den Verfolgern. Bei der nächsten Verpflegungsstation ist dann schon Kilometer 36 erreicht. Immer noch führt uns die Strecke leicht wellig durch den Wald, bevor wir dann bei Kilometer 39 wieder eine Straße erreichen. Zum letzten Mal gibt es die Möglichkeit zur Verpflegung. Ich kann mir leider nur einen kleinen Becher Wasser sichern.
Dann nehme ich die letzten 3 Kilometer in Angriff. Nochmals müssen wir die kurze Pendelstrecke bewältigen. Hier sehe ich die Konkurrenten vor und hinter mir. Auf den letzten 500 Metern muss ich dann tatsächlichen gehen, denn meine Batterie ist total leer. Das ist mir schon ewig nicht mehr passiert. Als ich aus dem schmalen Tunnel komme, sehe ich bereits den Zielbogen. Inge und Lara freuen sich mit mir auf den letzten Metern. Nach 4:41:52 bin ich über der Ziellini. Das reicht für Platz 7 in meiner Altersklasse. Trotz Jubiläum gibt es auch diesmal leider keine Medaille, dafür kann man schon abends die Urkunde und Ergebnisliste aus dem Internet ausdrucken.
Im Zielbereich wird Massageservice und Verpflegung angeboten. Ein Bustransfer führt zur Duschmöglichkeit im Albertus-Magnus-Gymnasium in Bergisch Gladbach. Inge hat mir schon meine Jacke mitgebracht und ich komme noch mit Jochen Baumhof ins Gespräch. Jochen ist ein Multitalent und als Läufer, Trainer, Organisator und Moderator aktiv. Er bittet um Nachsicht für die Probleme bei der Verpflegung. Durch die Lage der Verpflegungsstellen im Wald ließ es nicht zu, rechtzeitig Nachschub heran zu schaffen. Hier wird es in der Zukunft auf jeden Fall Verbesserungen geben.
Dem neuen Team für den Königsforst wünsche ich das Durchhaltevermögen ihrer Vorgänger. Mit nunmehr frischem Wind sollte es doch dann möglich sein, auch das 50jährige zu schaffen.