John Ngeno und Irene Cherop triumphieren, verpassen bei schwierigen Wetterbedingungen aber die Streckenrekorde / 150.000 Zuschauer begeistert
Die Verantwortlichen hatten nicht zuviel versprochen: Der 4. ING europe-marathon luxembourg ist wiederum ein Fest geworden. Ein Fest für die 8000 Läuferinnen und Läufer, ein Fest für den Laufsport im Großherzogtum Luxemburg, ein Fest für die Einwohner der Hauptstadt. Und nicht zuletzt war der „Night Run“ eine großartige Werbung für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im August in Berlin. Etwa 150.000 Zuschauer versammelten sich der entlang der 42,195 Kilometer langen Strecke mit Start und Ziel vor und in der Sportarena d’Coque. „Der Mix aus Sport und Spektakel kommt bei den Teilnehmern an“, sagte Alex Bodry, der Vorsitzende des luxemburgischen Leichtathletik-Verbandes nach dem Rennen.
Große Zufriedenheit herrschte auch bei der Luxemburger Sportschöffin Anne Brasseur, bei Rik Vandenberghe, dem Vertreter des Titelsponsors ING, sowie bei Emile Hermes, dem neuen Präsidenten des städtischen Leichtathletikklubs CSL. „Wir haben einen Event der Superlative gesehen. Mich hat die Präsenz des Publikums beeindruckt“, sagte Hermes. Alle verantwortlich Beteiligten formulierten abschließend ihren Wunsch, mit dem bewährten Organisationsteam um Renndirektor Erich François ins nächste Jahr gehen zu wollen, den 5. ING europe-marathon luxembourg am 15. Mai 2010 gemeinsam zu gestalten. Für François gilt ohnehin das Motto: „Never change a winning team.“
Das städtische Festival „Samba de Luxe“ mit 30 Bands am Vorabend war quasi der kulturelle Prolog für den „Night Run“, der auch in den benachbarten Ländern immer mehr Zuspruch findet. 1900 Marathonis und 5000 Halbmarathonläufer versammelten sich letztlich auf der Avenue John F. Kennedy vor der d’Coque, an der Spitze natürlich die internationalen Topläufer/innen aus Äthiopien, Kenia und Bahrein. Doch schon frühzeitig wurde klar, dass der Streckenrekord aus dem Vorjahr, als Mohamed Msandeki Ikoki in 2:15:29 Stunden gestoppt wurde, kaum zu verbessern sein dürfte. Es war schlichtweg zu warm, zudem zirkulierten recht böige Winde. Darüber hinaus ist der Luxemburger Kurs sehr profiliert, nicht einfach zu laufen.
Die Spitzengruppe der Männer um die Tempomacher Moses Kipruto (Kenia) und Abdelatime Fahkredinne (Marokko) hatte sich schnell gefunden, bereits nach ein paar Kilometern, und als die Halbmarathonmarke erreicht war, gab es nur mehr drei Kandidaten für den Tagessieg: Ikoki, Mustapha El Riyad (Bahrein) und den Kenianer John Ngeno. El Riyad war in Luxemburg vor zwei Jahren als Zweiter in die d’Coque eingelaufen, dieses Mal wollte er unbedingt den Sieg. Doch nach knapp 32 Kilometern wurde er von Krämpfen im Oberschenkel geplagt, verlor kurzzeitig den Anschluss, sein vorzeitiger Ausstieg war in diesem Moment recht wahrscheinlich.
Doch wenig später präsentierte sich El Riyad komplett erholt, er schloss wieder zu Ngeno und dem 23-jährigen Ikoki auf, und als er eingeholt wurde, musste der Vorjahressieger aus Tansania die beiden Konkurrenten ziehen lassen. Auf den letzten Kilometern setzte sich dann Ngeno ab. Die Siegerzeit von 2:19:15 Stunden verdeutlicht die schwierigen Wetterverhältnisse in Luxemburg an diesem Tag. Ngenos persönlicher Rekord steht bei 2:12:16 Stunden. Mehr als eine Minute nach ihm erreichte El Riyad das Ziel (2:20:19), Dritter wurde der 41-jährige Franzose Hakim Bagy (2:23:36). Yohannes Bifa Belda aus Äthiopien, einer der Favoriten, erreichte letztlich nur die Halbmarathonwertung und Rang zwei (1:14:46).
Eine klare Sache für das Läuferland Kenia und eine Enttäuschung für Äthiopien war letztlich die Frauenwertung. Tadesse Desta Girma war mit der Empfehlung des Sieges beim Sevilla-Marathon (2:33:01) nach Luxemburg angereist, doch die Äthiopierin wurde nur Dritte in 2:47:37 Stunden. Klar geschlagen von der Gewinnerin Irene Cherop (2:43:05) sowie von Mercy Kibarus (2:44:53). Der Streckenrekord der Kenianerin Ruth Kutol (2:41:26/2007) hat demnach weiter Bestand. „Das Wetter hat uns leider einen kleinen Strich durch unsere Planungen gemacht“, sagte Topathleten-Betreuer Jo Schindler, der Renndirektor des
Commerzbank Frankfurt Marathon.
Die schnellsten in Luxemburg lizenzierten Läuferinnen und Läufer wurden beim „NightRun“ wie in den vergangenen Jahren mit dem Pokal Michel Théato ausgezeichnet. In Gedenken an den Marathon-Olympiasieger von 1900, dessen Wiege in Luxemburg stand. Mit José Azevedo (2:42:04) gewann diese Sonderwertung einer der bekanntesten und erfolgreichreichsten Luxemburger Marathonläufer. „Leider war es für eine bessere Zeit zu warm“, meinte Azevedo. Glücklich und zufrieden war er trotzdem. Danièle Flammang benötigte für die 42,195 Kilometer 3:15:21 Stunden. Pascale Schmoetten (Celtic Diekirch), derzeit die beste Luxemburger Marathonläuferin, konnte nicht teilnehmen, weil sie sich auf dieTeilnahme an den „Spielen der kleinen Staaten“ Anfang Juni auf Zypern vorbereit.