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Laufberichte

„En guete Lauf“ und Rekorde am laufenden Band

07.04.13

An der Quaibrücke, hier mündet die Limmat in den Zürichsee, haben wir Sicht auf das Gewässer, aber keine auf die Berge. Es ist nämlich sehr dunstig und für die Kamera fast zu dunkel. Fast wie im November.

Gerade auf dem Utoquai sehen wir vor uns das Opernhaus. 1891 wurde die Oper eröffnet und bietet heute Platz für rund 1100 Zuschauer. Zahlreiche Erst- und Uraufführungen fanden hier in der Vergangenheit statt. Heute werden philharmonische Konzerte, Ballettaufführungen, Matineen, Jazzkonzerte und Opernbälle aufgeführt. Unmittelbar davor wird Mitte April auf dem Sechseläutenplatz der Winter vertrieben. In diesem Jahr ist es höchste Zeit, den Genossen zu vertreiben. Was da genau vorgeht, habe ich euch schon beschrieben. Oder fragt den Daniel, wenn der euch über den Weg läuft.

Unweit des Bahnhofs Tiefenbrunnen wendet sich unser Kurs nach Norden in die Dufourstrasse, die nach Guillaume-Henri Dufour benannt ist. Der gründete zusammen mit Henry Dunant 1863 das Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, woraus einige Jahre später das Internationale Rote Kreuz hervorging.

Und solche Helfer hätte es fast auch gebraucht, denn bei einem der kleinen, leicht erhöhten Kreisverkehre bleibt ein Mitläufer mit seinem Fuß hängen und ihn haut es auf die Schnauze. Aber der Verunfallte rappelt sich sogleich hoch, schüttelt sich und rennt weiter.

Zurück am Bürkliplatz biegen wir rechts ab in die Bahnhofstrasse, die heute uns allein gehört. Autos und Straßenbahn werden umgeleitet. Gestern bei unserem Spaziergang waren deutlich mehr Leute unterwegs, dafür erfreuen uns ein Alphorntrio und eine Steelband.

Kurz vor dem Bahnhofsplatz biegen wir links in die Schützengasse und Uraniastrasse. Nach einer V-Stelle bringt uns die Talstrasse wieder zum Bürkliplatz, den wir schon dreimal tangiert haben. Der ist nach dem Stadtingenieur Arnold Bürkli benannt, der Ende des 19. Jahrhunderts die Quaibebauung voran antrieb. Die Stadt wandte sich nach der Entfernung der Schanzen dem See zu. Heute ist der Platz ein zentraler Ort und manchmal auch ein Nadelöhr für den Verkehr.

Nur einige Minuten später rennen wir auf der Alfred-Escher-Strasse in Richtung erster Wechselpunkt der Staffeln. Die schnellsten Teams sowie die Spitze der Cityrun haben die 10 Minuten Verspätung längst hereingelaufen. Die Wechselzone ist komfortabel eingerichtet: Die Teams werden vom Kurs ausgeleitet und parallel zur Laufstrecke übergeben die ersten Staffelmitglieder ihre Aufgabe an den nächsten Läufer. Die Zone ist von unserer Strecke abgetrennt, es kommt daher zu keinen Behinderungen. Im Vorjahr gab es hier Behinderungen und entsprechend kritische Stimmen konnten vernommen werden. Heute ist es zur Zufriedenheit gelöst.

Wir wenden kurz danach, und laufen wieder auf den bekannten Mythenquai. Die Cityrunner haben längst rechts ihren Spurt angezogen, der Moderator hat gerade die zweite Frau angekündigt und wartet auf die dritte. Der Blick auf die Uhr am Zieltransparent überrascht mich, denn nicht mal 50 Minuten Bruttolaufzeit für zehn Kilometer zeigt sie an. Eigentlich hätte ich zwei, drei Minuten mehr erwartet. Aber egal, langsam werden wir von alleine.

Jetzt schaffe ich es zum ersten Mal, die Zürigugge Lady Killers, eine Guggenmusik, mit der Kamera abzuschießen. An der Quaibrücke und an der Oper ist die Stimmung weiter am Brodeln. Ab Bahnhof Tiefenbrunnen und Bellerivestrasse beginnt der Hinweg zum Wendepunkt in Meilen. Der Zuschauerzuspruch nimmt jetzt tendenziell ab, ist jedoch bei den vielen Musikbands, bei den V-Stellen und in den Orten weiterhin da.

Rund 12, 13 Kilometer sind nun auf der Straße bis zum Wendepunkt in Meilen zu belaufen. Zollikon, Küsnacht, Erlenbach, Herrliberg und Meilen sind die Seenlandgemeinden, die in den Kurs eingebunden sind. Und die Orte lassen sich da schon was einfallen. Viel Musik, entweder auf Lastwagen oder unter den Dächern der Tankstellen, wurde verpflichtet.

Ein Thomas holt sich gerade die Glückwünsche zu seinem Geburtstag von Bekannten ab und ich werde Zeuge. Muss mich jedoch ein wenig sputen, damit ich den Jubilar noch einen Glückwunsch aussprechen kann. Und ein paar Meter weg ist sein Kumpel Toni, der am Vortag das gleiche Fest gefeiert hat.

Frühzeitig kommen dann auf der anderen Straßenseite Fahrzeuge aus bayerischer Fertigung entgegen, die den ersten der Männer ankündigen. Die Spitze ist schnell unterwegs wie die Feuerwehr, kein Weißer ist darunter. Es dauert eine Weile bis aus den einzelnen Verfolgern das Läuferfeld kompakter entgegenkommt. Beim Drei-Stunden-Läufer ist das der Fall, denn da hängt eine dicke Traube dran.

Ein Wort zur Verpflegung: Alle 2,5 Kilometer sind die Tankstellen mit Wasser in 0,5 Literflaschen eingerichtet. Und alle fünf Kilometer werden Isogetränke, Bananen, teilweise Gel und Riegel und am Ende auch Cola zugereicht. Mir sind die Getränke fast zu kalt.

Auf den Hinweg nach Meilen sind auch einige Wellen zu belaufen, aber keine Angst, die merkt man jetzt noch nicht, vielleicht auf dem Rückweg und da ist es egal. Nach Kilometerschild 24 kündigt die schon von weiten zu sehende Kirche in Meilen den Wendepunkt an. Und da habe ich mir vorgenommen, in dem Bierzelt einen Becher Bier zu schnorren. Aber es schaut mau aus. Im  Vorjahr haben die Zuschauer es sich im Bierzelt gemütlich gemacht. Und heute? Keiner steht und sitzt hier, kein Stoff, eine trockene Baustelle für mich sozusagen. Es ist vielleicht ein Glück für mich, denn Stefan ist mir hier fast auf den Fersen. Er sieht mich und ich habe davon keine Ahnung, so später sein Bericht im Ziel.

Die Rockband Hear Again macht uns schnelle Beine. Ja, für die einheimischen Teilnehmer wird es später noch einen Empfang (und Freibier) geben. Nach dem kurzen Wendepunkt in Meilen richte ich mein Augenmerk auf die andere Straßenseite, um Stefan zu sehen. Ich muss das allerdings nach wenigen Kilometern aufgeben, es strengt zu sehr an, da uns nun dichte Felder entgegenkommen. An den Zeitläufern orientieren sich viele Marathonis.

Jenseits Kilometer 30 greife ich zu Cola und Gel und kann so mein Tempo hochhalten. An Einzelläufern kommt kaum einer von hinten, lediglich die Staffeln brausen heran und davon. Kein Wunder, denn die haben in Meilen ihren frischen Schlussläufer ins Rennen gebracht.

Bei Kilometer 35 spricht mich einer an: „Jetzt ist es Neuland für mich, das längste war der Brienzer Seelauf.“ Jörg Mettler aus Basel probiert sich an seinem ersten Marathon und will natürlich wissen, wie oft ich schon auf der klassischen Strecke unterwegs war. „Dann bin ich ja an den Richtigen geraten“, so seine Feststellung.

Mal ist Jörg vorne, weil ich wieder fotografiert habe, dann wieder ich, der ein wenig schneller läuft. Aber lösen voneinander können wir uns nicht. Auf der anderen Straßenseite ist längst der Besenwagen vorbei und auch die Wendepunktstrecke endet beim Bahnhof Tiefenbrunnen.

Der restliche Weg ist bekannt: Bürkliplatz, Bahnhofstrasse, die Aufmunterung der Zuschauer hat nicht nachgelassen, die Musiker spielen weiterhin ohne Unterlass. Wir lassen die letzte Tankstelle links liegen, denn der Körper kann eh nichts mehr aufnehmen. In der Talstrasse wird der letzte geile Kilometer angekündigt. Letztes Jahr konnten wir am Ausgang der Talstrasse hin zum See die schneebedeckten Berge sehen, doch jetzt hängt weiterhin am Himmel eine tiefe Wolkendecke. Auf dem General-Guisam-Quai biegen wir halblinks Richtung Ziel ein. Und dann laufen wir Hand-in-Hand unter dem Zielbanner durch. Ich sehe eine 3.34 Stunden auf der Uhr. Passt. Medaillen werden überreicht.

Wir feiern unsere Laufleistung, es ist gut ausgegangen. Kurz hinter dem Zielstrich ist dann alles zu sehen. Da kommen Läufer mit ihren Kindern daher getrabt, eine Frau hat einen Siegerkranz im Haar und die beiden Mädels mit dem 3.45er-Zeitauftrag strahlen bis hinter die Ohren. Und dann kommt noch einer im Frack ins Ziel gelaufen, und leicht dahinter kommt Stefan angebraust. Unser Sicherheitsmarathoni läuft seine zweitbeste Zeit mit 3.41 Stunden. Nur unsere beiden Freunde Salvatore und Martin sind nicht zu sehen. Die werden doch nicht… 
Aber am Abend sehe ich auf der Ergebnisliste, dass beide knapp vor mir eingelaufen sind. „Nach Zürich komm ich immer“, wird wohl Salvatores Feststellung gewesen sein.

Das Finishershirt gibt es hinter der Ziellinie. Und das kommt als Polo über den Tisch. Die Urkunden können übers www geholt werden.

Zürich ist eine lohnende Reise. Schnelle Strecke, kundiges Publikum, routinierte Orga um und am Zürichsee. Bleibt noch die Idee mit der Überschrift. Ein Anwohner hatte ein Transparent aus dem Fenster hängen. Drauf stand: „En guete Lauf.“ Streckenrekorde bei den Männern und Frauen sind die Folge. Alles klar? Am 06.04.2014 nächste Ausgabe. Die Anmeldung ist schon möglich.

Marathonsieger

Männer

1. Abraham Tadesse, 1982, Genève                   2:07.44,4 
2. Korir Edwin Kiprop, 1988, Kenia                 2:10.25,1
3. Kagia Samson Mungai, 1984, Kenia                2:10.41,2

Frauen

1. Stublic Lisa, 1984, Kroatien                    2:25.44,0
2. Holovchenko Tetyana, 1980, Ukraine              2:31.10,1 
3. Abdi Tigist Sheni, 1985, Äthiopien              2:32.33,2

2556 Finisher

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Informationen: Zürich Marathon
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