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Laufberichte

Rückkehr auf die Alm

09.07.10
Autor: Klaus Duwe

Als wir oben ankommen, gehen wir nicht direkt zu den Schlernhäusern. Hartmann zeigt uns den Weg über das spärlich wachsende Gras, das früher wegen der vielen enthaltenen Kräuter für die Heubäder gemäht und ins Tal geschafft wurde, zur Kante des Hochplateaus. Die Ausblicke sind atemberaubend, vor allem auf die bizarren Türme. Silvie wünscht sich, Roman wäre hier. Er ist ein leidenschaftlicher Kletterer und deshalb für normale Wandertouren nicht zu haben. Kein Mensch außer uns verirrt sich heute hier her. So ist es ja oft: Kaum verlässt man die Hauptwege, ist man alleine. Wohl auch deshalb hat das seltene Edelweiß bis jetzt hier überlebt.

Wir machen uns auf zum Monte Pez, der mit 2563 m die höchste Erhebung des Schlern ist. Und schon sind wir nicht mehr allein. Es sind genug Leute da, die für uns ein Gipfelfoto schießen.

In den Schlernhäusern, (Rif. Bolzano, 1895 erbaut, 120 Betten) halten wir uns nicht lange auf. Lediglich die Wasserflaschen füllen wir auf und dann geht es weiter Richtung Tierser Alpl. Der Weg über das Hochplateau ist sehr gut markiert, bei schlechten Wetterverhältnissen geben Steinpyramiden Orientierung. Wir sind auf einer Höhe von 2400/2500 m bis nach etwa der halben Wegstrecke bis zum Bärenloch abwärts  geht. Zwischendurch bleiben wir immer wieder staunend stehen, denn die Blicke auf den Rosengarten (Vajoilett-Türme), Latemar und Kesselkogel sind atemberaubend. 

Vom Schutzhaus Tierser Alpl (2440 m) kann man über die Rosszähne zur Seiser Alm absteigen, oder den bequemen, breiten Weg Nr. 4 in Richtung Tirler Alp/Mahlknechthütte benutzen. Will man laufen, ist das die bessere Alternative.

Außerdem wollen wir auf dem Heimweg in der Rauchhütte einkehren. Aufmerksame m4y-Leser wissen warum. Die Hütten-Chefin ist Helga Rauch, Südtirols beste Marathonläuferin. Letztes Jahr gewann sie den  Luzern Marathon (2:56.56,1). Berühmt ist sie aber auch für ihre hausgemachten Kuchen. Für ihren Apfelstrudel lasse ich alles Andere stehen. Die Hütte liegt nicht weit von der Bushaltestelle. 4 Kilometer sind es zum Compatsch-Parkplatz.

Der Traumblick von der Hütte auf den Langkofel inspiriert uns zur nächsten Tour, der Umrundung der gigantischen Felsengruppe. Silvie und Hermann werden nicht mitkommen, für sie steht morgen Tempotraining auf dem Programm.

 

Um den Langkofel

 

Der Weg um den Langkofel,  für Urlauber eine stramme Tagestour, zeichnet sich durch imposante Ausblicke in die Dolomiten aus. Nicht weniger beeindruckend sind die Einblicke in die bizarre Felsenwelt der Langkofelgruppe. Der Weg (Friedrich-August-Weg) ist für alpine Verhältnisse (ca. 2200 m) bequem, schmal zwar, aber ohne extreme Steigungen. Ideal also auch zum Laufen. Allerdings muss man den Trail erst einmal erreichen.

Man kann mit dem Bus bis zum Saltria fahren und sich von dort vom Florianslift bis zur Williamshütte (2140 m) bringen lassen. Dann steigt man zur Plattkofelhütte (2256 m) auf und ist schon auf dem markierten Steig. Wer mag, kann ohne Kletterei zum Plattkofel (2955 m) aufsteigen. Im Winter ist das eine beliebte Tour mit anschließender halsbrecherischen Abfahrt. Anton, Hartmann und ich sind ohne Hast unterwegs. Hartmann kennt fast jeden Gipfel und weiß auch sonst viel zu erzählen. Auch, dass Sandro Pertini als 81jähriger Italienischer Staatspräsident wurde. Nach ihm ist die Hütte benannt, zu der es die Wanderer heute bei dem schönen Wetter scharenweise zieht. Wir hätten früher starten sollen.

Bei der Friedrich-August-Hütte (2298 m) nehmen wir uns vor, die Umrundung durch die Langkofelscharte (2679 m) abzukürzen. Der Weg ist extrem steil und so ziemlich das Gegenteil von dem, was wir uns für heute vorgenommen haben. Eine echte Herausforderung also. Auch deshalb, weil man vom nahen Sellajoch aus auch eine Kabinenbahn benutzen kann, sind wir auf diesem Weg ganz alleine unterwegs. Übrigens, am 5. September gibt es in  St. Ulrich (Gröden) den Val Gardena Extrem Marathon. Nicht erschrecken, es ist kein echter Marathon. Die Strecke hat nur 19,1 km, aber 1400 Höhenmeter und führt hier her die Scharte herauf zur Toni-Demetz-Hütte.

Oben auf der gut besuchten Hütte ist es ziemlich windig. Wir machen uns ziemlich schnell auf den Weiterweg hinunter zur Langkofelhütte (2252 m). Auch der Abstieg ist ohne Kletterei möglich, aber trotzdem nicht ganz einfach. Große Schneefelder müssen gequert werden und erfordern die ganze Aufmerksamkeit.  Zu einem Bergtraining gehört das einfach dazu. Wer einen extremen Berglauf, wie sie jetzt immer häufiger angeboten werden, vorhat, dem sollten solche Situationen nicht fremd sein.

Die durch die Abkürzung gewonnene Zeit vertrödeln wir auf der Terrasse der Hütte, weil man sich in dieser Felsenarena einfach nicht satt sehen kann. Auf gutem Weg kommen wir über die Zallinger Hütte schließlich wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt beim Saltria.

 

Der neue Running Park

 

Nach diesen zwei „Pflicht-Touren“ hat man nun den Schlern und den Langkofel, die Berggruppen, die die Seiseralm beherrschen, hautnah kennengelernt. Vorbereiten kann man sich auf diese recht anspruchsvollen Trails auf den verschiedenen Laufstrecken des neuen Running Parks. 180 km sind die Strecken insgesamt lang. 8 Strecken befinden sich direkt auf der Seiser Alm und verlaufen auf einer Höhenlage zwischen 1800 und 2200 m. 14 Strecken sind rund um die Orte Kastelruth, Seis und Völs angelegt. Dazu gibt es eine kostenlose Broschüre über den Verlauf, die Länge und den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Strecken. Enthalten sind auch ein Lauf-ABC, Tipps für Einsteiger sowie ein Trainingstagebuch.

Zusammen mit Helga Rauch, Silvie Tramoy, Roman Weger, Hermann Achmüller, Hartmann Stampfer und Anton Lautner war ich auf verschiedenen Strecken unterwegs. Die Bilder sprechen für sich.

 

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