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Laufberichte

Rückkehr auf die Alm

09.07.10
Autor: Klaus Duwe

Robert Cheruiyot ist Mr. Boston. Viermal gewann er diesen Marathon, der nicht zu den ganz „schnellen“ zählt. Umso erstaunlicher, dass er dort seine persönliche Bestzeit lief: 2:07:14 (2006). Unvergessen sein Sieg beim Chicago Marathon, als er UNTER dem Zielband durchrutschte und die World-Marathon-Majors-Serie 2006/2007 gewann. Bei der WM in Berlin wurde er fünfter und sicherte seinem Team Gold in der Mannschaftswertung.

James Kwambai gehört zusammen mit Duncan Kibet (ihn traf ich letztes Jahr hier) die zweitschnellste jemals über die Marathondistanz gelaufene Zeit: 2:04:27. In dieser Zeit wurde Kwambai in Rotterdam 2009 zeitgleich Zweiter hinter Kibet – nur 28 Sekunden über Hailes Weltrekord. Sehen wir ihn dieses Jahr in Berlin? Er kennt die Stadt und die Strecke. 2006 machte er die Pace für den Äthiopier, 2008 wurde er Zweiter. Und 2010? Er zuckt die Schultern. Hailes Platz in der Pole-Position ist frei.

Die Läufer sind keineswegs abgeschottet, wie man vermuten könnte. Der junge Trainer Claudio Prandelli legt zwar großen Wert auf Disziplin und genießt den größten Respekt, andererseits ist er für die Läufer wie ein Bruder. Nach getaner Arbeit sind alle sehr zugänglich und ich habe den Eindruck, sie sind für eine gewisse Abwechslung richtig dankbar. „Hey, marathon4you, Foto machen“, rufen sie, egal, ob sie gerade beim Tee zusammen sitzen oder die Küche belegen, weil sie Fladen backen.

 

Den Berglauf-Vizeweltmeister auf den Schlern geführt

 

Es ist ziemlich bewölkt und die Hitze hat nachgelassen. Hartmann kommt sogar in langen Hosen an. Die Einheimischen halt. Auch Silvie hat sich gut verpackt. Zierlich wie sie ist,  friert sie leicht. Nur Anton, Hermann und ich sind „normal“ gekleidet: Kurze Hose, Shirt, fertig. Alles Andere ist im Rucksack. Stöcke justiert - ich erzähle noch Story mit Martin Lel - und los geht’s.

Direkt vor dem Hotel geht der für dieses Terrain bequeme Wanderweg los. Ein Laufbericht würde mit dem Satz beginnen: „Der erste Anstieg kommt gleich nach ein paar Metern.“ Wir erklimmen den Wiesenhügel und schauen über ein wahres Blütenmeer hinüber zum Schlern. Ich kann jedem nur raten, einmal um diese Zeit hierher zu kommen. Es ist traumhaft. Und jetzt am Morgen sind auch kaum Leute unterwegs. Die ersten treffen wir bei der Saltnerhütte, dort kehren wir zu einem Espresso ein. Dann geht es abwärts, wir überqueren ein Bachbett und sind dann auf dem meist begangenen Weg  zum Schlern, dem Touristensteig. Es gibt andere, anspruchsvollere Wege (von Völs aus z.B.), aber es geht ja darum, auch gut zu laufende Wege auszukundschaften. Und dieser hier ist für ein Berglauftraining ideal. Ständig wird er repariert und die Markierungen (man braucht fast keine) erneuert.

Es wird steiler und der Weg führt in weitläufigen Serpentinen immer weiter aufwärts. Bald finden auch die zähen Latschenkiefern keinen Lebensraum mehr und auch Schatten gibt es keinen. Unsere Gruppe hat sich weit verteilt, Hartmann hat mit Hermann ist Spitze, erklärt ihm seine Heimat, Silvie geht einige Schritte vor Anton und mir. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Weg schon gegangen bin. Immer wieder finde ich ihn einfach schön. Weil er so gut zu gehen ist, wegen seiner einmalig schönen An- und Aussichten und weil der Marsch ein sehr, sehr gutes Training ist.

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