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Laufberichte

Karthago Marathon: Kleiner Geschichtsunterricht

26.02.17 Special Event
 

Neben dem Marathon International Comar de la Ville de Tunis im November und dem Marathon des Olives in Sfax im Dezember haben Ländersammler wie gelegentlich auch ich mit dem heuer erst zum dritten Male durchgeführten Laufevent über AIMS-zertifizierte 42,195 km direkt im Weltkulturerbe von Karthago eine Möglichkeit, mit Tunesien eine weiteres Land in Nordafrika abzuhaken.

 

Anreise nach Tunis

 

Ich habe mir beim Marathon in Kalarovo am 7. Jänner eine Erkältung geholt, die mir wochenlang zu schaffen machte. Ein kurzer Aufenthalt an der Adria beim Marathon in Fano brachte etwas Besserung. Aber ich bin weit weg von einer normalen Form.

Der beträchtliche Höhenmeter aufweisende Karthago-Marathonkurs im Nahbereich der archäologisch bedeutsamen Ausgrabungsstätten am 26. Februar wird eine echte Herausforderung, zumal der Lauf offiziell nur 5 Stunden offen ist. Ich reise von Genua aus mit der Express-Fähre von GNV an, ein Schiff, das allen Komfort bietet. Abgesehen von der den Bronchien guttuenden Meeresluft kostet mich mit einem Bonus die Außenkabine plus Essenspaket weniger als ein Alitalia-Flug mit Zubringer von Wien aus. Statt 2 ½ Stunden dauert die Anreise allerdings 22 Stunden über Nacht. Schon einmal waren wir vor gut 15 Jahren mit einem Kreuzfahrtschiff in La Goulette, so heisst der Hafen von Tunis. Karthago stand einen ganzen Tag auf dem Besichtigungsprogramm.

Die Grand Navi Veloci-Fähre legt am Donnerstag gegen 16 Uhr an. Die Station Goulete-Nouvelle, wo der TGM (Tunis-Goulete-Marsa), eine uralte quietschende nicht-staatliche geführte Vorortelinie aus dem 19. Jahrhundert mit ungesicherten Türen, die während der Fahrt nie verschlossen sind, hält, ist vom Hafen ca. einen Kilometer entfernt.

 

 

 

Stützpunkt Sidi Bou Said

 

Sidi Bou Said ist ein Nobelort, täglich werden dorthin die Touristen gekarrt, auch im Februar, wo es in Tunesien in der Nacht auf null Grad und darunter abkühlen kann. Der Ort liegt auf einer Anhöhe, auf dem unebenen Steinpflaster bei geschätzten 8 Prozent Steigung spüre ich meinen Ballast am Rücken und das Gewicht der vollgepackten Rolltasche. Doch der Taxler wäre gar nicht bis zum Hotel mit dem Auto hingekommen, die vielen Seitengassen sind zu schmal. Es sieht hier aus wie in Griechenland – weiße Häuser mit blau gestrichenen Holzfenstern Die Phönizier auf ihren Handelswegen sollen ja einst Karthago gegründet haben. Vielleicht müsste man die Geschichtsforschung bemühen und recherchieren, in welchem Ausmaß  deren Kultur bezogen auf das Alltagsleben und Kunsthandwerk, die mykenische am griechischen Festland und davor die minoische Epoche auf Kreta beeinflusst hat. Auch in der Antike fand ein reger Austausch der Kulturen im Mittelmeerraum statt, das sieht man an den erhaltenen Gebäuderesten und im Kunsthandwerk.

Mit 90 Euro inkl. Frühstück ist das Dar Fatma keinesfalls preiswert. Aber ich werde sehr freundlich empfangen und bin der einzige Gast im Hotel. Man muss Abstriche machen, wenn man ein 3-Sterne-Hotel in Tunesien bucht – das wissen Reiseprofis ohnehin. Ich habe ein Quartier in Sidi Bou Said gesucht, weil sich Start und Ziel des Marathons beim Römischen Theater befinden, ca. 2 km oder 3 Stationen mit dem TGM Richtung Tunis-Marine. Die Region um Karthago ist nicht nur archäologisches Zentrum, sondern auch ein nobler Villenvorort der 1,2 Mio. Einwohner zählenden Hauptstadt Tunis.

Nach dem liebevoll servierten Frühstück am Freitag ab 8 Uhr nehme ich mir vor, einige bedeutende antike Sehenswürdigkeiten in Karthago aufzusuchen. Mir stehen vor dem Marathon zwei volle Tage für Sightseeing zur Verfügung. Der Ort, wo man die Startnummer abholt, nämlich beim Römischen Theater, hat selbst historische Relevanz. Die 1979 in die Liste des Weltkulturerbe aufgenommenen Ausgrabungsstätten in Karthago zeigen Relikte, zumeist Statuen, Säulen und Reste von Gebäuden aus einer Zeit mehrere Hundert Jahre vor Christus, als die Punier noch den Römern trotzten. Dazu zählen die Ruinen von Karthago auf dem Byrsa (Burg)-Hügel, wo sich zudem das Nationalmuseum und die Kathedrale Ludwigs des Heiligen befinden. Zahlreiche archäologische Attraktionen gehen auf die römische Baukunst zurück, wie z.B. das Römische Theater, die Thermenanlage oder das Aquädukt.

Kurz einige historische Fakten zu Karthago, das in der Antike bis zur Zerstörung durch die Römer eine See- und Handelsmacht in Nordafrika war. Die drei Punischen Kriege werden im Geschichtsunterricht in der Regel behandelt. Hannibal überschritt von Spanien kommend die Alpen und schlug die Römer in der Schlacht bei Cannae 216 v.Chr. Wenn ich mich nach mehr als 40 Jahren an unseren Lateinunterricht im Gymnasium so zurückerinnere, so blieb der Spruch von Cato, dem Älteren vor dem Senat mit den knappen Worten „Ceterem censeo Carthaginem esse delendam“ („Im Übrigen meine ich, dass Karthago zerstört werden muss“) bis heute in meinem Gedächtnis hängen. Allerdings sollte damit nicht primär unser historisches Wissen über die Punischen Kriege erweitert werden – Karthago wurde 146 vor Chr. von den Römern bis auf die Grundmauern geschleift und die überlebenden Bewohner versklavt, sondern der Ausspruch diente primär zur Erklärung und Festigung von ACI und Gerundiv. Wer nie einen liber latinus in der Schultasche mitschleppte, für den ist das natürlich nur eine entbehrliche Randbemerkung.

Karthago wurde nach der Zerstörung territorial ins Imperium Romanum einverleibt, später von den Römern unter Cäsar 46 v. Chr. neu gegründet und unter Augustus 29 v. Chr. wieder aufgebaut. Bis zur Völkerwanderung, als die Vandalen unter Geiserich 439 n. Chr. dort Fuß fassten, blieb das römische Karthago eine bedeutende antike Großstadt. Anfang des 6. Jh. wurde die Stadt von Ostrom erobert, Ende des 7. Jh. dann von den Arabern, die später ihr Kalifat bis Spanien ausdehnten, erneut dem Erdboden gleichgemacht.

 

Spaziergang auf den Byrsa-Hügel

 

Der Freitag ist für das archäologischen Nationalmuseums reserviert. Der Eintritt ins historische Karthago kostet 10 Dinar, wer fotografieren will, muss einen Extra-Dinar aufzahlen. Wenn man den geebneten und vor mehr als zwei Jahrtausenden mit Steinplatten ausgelegten Platz und zahlreichen aufgestellten Skulpturen auf dem Burghügel, sowohl Zentrum des punischen als auch des römischen Karthago und ein beliebtes Postkartenmotiv, betritt, dann fällt einem eine auf einem Gedenkstein in Arabisch und Französisch eingemeiselte Botschaft auf. In etwas freier Übersetzung steht zu lesen: „Jeder, der in Karthago jeden Tag seines Lebens verbringen würde, auch wenn er dort nur hinkommt um zu schauen, würde jeden Tag ein neues Wunder vorfinden, das er vorher noch nicht bemerkt hat.“ Dieses Loblied auf Karthago wird einem arabischen Dichter namens Allah el Bikri aus dem XI. Jh. zugeschrieben.

Das 1875 gegründete Nationalmuseum von Karthago schließt direkt an die Ausgrabungsstätte an. Ich nehme mir zwei Stunden Zeit, um die historischen Exponate z.T. hinter gesicherten Vitrinen aus der punischen und römische Epoche genauer anzuschauen. Im Museum sind zahlreiche menschliche Skulpturen aus Kalkstein und Marmor zu bewundern. Zu den Attraktionen gehört der Marmorsarkophag eines Priesters und Priesterin aus dem 3. Jh. v. Chr., ferner Glasschmuck, Öllämpchen, Tontöpfe, römische Mosaike und die berühmte „Dame von Karthago“, ebenfalls ein Mosaik an der Wand befestigt.

Gleich neben dem Museum findet sich eine weitere Attraktion, nämlich die 1890 gebaute Kathedrale des Heiligen Ludwigs, deren Grundriss die Form eines lateinischen Kreuzes mit einer Länge von 65 m und einer Breite von 30 m im Querschiff aufweist. Ludwig der IX. starb 1270 während des siebten Kreuzzuges gegen Karthago. Bis 1965 war die größte Kirche Nordafrikas Amtssitz des Erzbischofs von Karthago, heute dient sie als Kulturzentrum.

 

Abholung der Startnummer

 

Abholen kann man seine Startnummer vor dem Römischen Amphietheater, das einst von Kaiser Hadrian erbaut und von den Vandalen 439 n.Chr. tlw. zerstört wurde. Auf der Website des Country Marathon Club tragen die Kollegen in der Regel ihre Termine ein, wodurch man sich gut orientieren kann, wen man wo treffen kann. Brent Weigner (USA), Dan Micola (GBR), Ingrid Featherstone (AUS) und einige andere haben sich angekündigt.

 

 

Der Veranstalter Sports Med Events Tunesia, mit dem Präsidenten Monsieur Naamen Bouhamet an der Spitze, der auch den Marathon in Sfax ausrichtet und dort einen Triathlon organisiert, hat auf Facebook ein Portrait von Brent angelegt. Man hat ihm symbolisch die Startnummer 123 zugeordnet, so viele Länder wird Dr. Weigner, ein pensionierter Highschool-Teacher für Geografie, nach Karthago erlaufen haben. Brent ist mit bald 69 Jahren immer noch in bester Form. Morgen wird er einen Auftritt im tunesischen Fernsehen haben, 123 Länder sind wirklich respektabel.

 

Marathontag

 

Den gestrigen Samstag habe ich mit einem Kurzbesuch in Tunis und nachmittags am Strand in Marsa verbracht. Meine volle Konzentration gilt nun dem Marathon. Am Renntag bin ich bereits um 7 Uhr 30 bei der TGM-Station Carthage-Hannibal. Ich habe mir vorgenommen, hinunter zum Meer zu spazieren, um ein weiteres erhaltenes punisches Wohnviertel aus dem 3. Jh. v. Chr. aufzusuchen.

 

 

Neben dem Marathon finden heute zusätzliche Läufe über 5 und 10 km sowie über die Halbdistanz statt. Die Kollegen vom Country Club und einige Globetrotters sind um 8 Uhr 30 schon alle versammelt. Ich entschließe mich mit einem Langarmshirt zu laufen, es ist am Morgen noch ziemlich frisch. Eine Kinder- und Jugendgruppe in blau-gelber Tracht hat sich vor dem Start auf einem rotem Teppich postiert – ein Ritual mit Bewegung, Tanz und Fahnenübergabe ist für die wenigen Zuschauer gedacht. Die Marathonläufer stehen längst hinter der Zeitnehmung und warten auf den Startschuss. Nur ich begebe mich wie gewohnt als M4Y-Reporter nach vorne, um zu knipsen.

Allzu viele sind nicht am Start, vielleicht 30 Marathonläufer/innen, mit zusätzlichen Laufbewerben knapp an die 200 Teilnehmer/innen. Pünktlich um 9 Uhr geht es los, ich stehe diesmal nicht ganz hinten, auch weil ich mir vorgenommen habe, an Ingrid Featherstone, die mir voriges Jahr beim VCM eine gute Viertelstunde abgenommen hat, dranzubleiben. Doch trotz Steigung ist sie im Nu 200 m vorne. Auch Brent dürfte heute einen guten Tag erwischt haben.

Monsieur Naamen Bouhamet hat die Strecke in der Ausschreibung als flach und schnell bezeichnet. Faktum ist, dass alleine die ersten zwei Kilometer entlang dem Boulevard de l’environnement und der Rue du Maroc wie ein Wellental verlaufen. Dementsprechend weit auseinander gezogen ist das Feld. Als wir nach ca. 12 Minuten Sidi Bou Said erreichen, beginnt ein langer steiler Anstieg auf der Avenue Sidi Bennour. Ein Tunesier spricht mich an – „oui, je parle Français, mais lentement, s’il vous plaît.“ Es ist sein erster Marathon, er heißt Skender und ist keine Vierzig. Ich habe das Gefühl, dass er sich läuferisch an mir orientiert. Eine Französin will an uns vorbei. Sobald es dann über die Avenue Sidi Dhrif abwärts geht, kann ich endlich zeigen, dass ich auf einem kurzen Teilstück noch immer 4:30 min/km rennen kann. Ich schließe zu Dan Micola auf, ein gebürtiger Tscheche, der in London lebt und den ich 2016 sowohl in Lissabon als auch in Ljubljana beim Marathon traf.

Sobald wir zur TGM-Brücke kommen, ist es mit meinem Schwung vorbei – auch die Französin kommt wieder nach und zieht beim Anstieg an mir vorbei. Hinten keucht laut hörbar Skender, gut 300 m hinter mir sind ein Dutzend Halbmarathonis mit blau unterlegten Nummern zu sehen, die das orange Shirt tragen, das wir bei der Abholung der Startnummer bekommen haben. Nun dreht der Kurs um 90 Grad, es geht in westlicher und dann in südlicher Richtung weiter. Noch ist es bewölkt, doch wenn die Sonne rauskommen sollte, werden ihre Strahlen unsere Köpfe um ein paar weitere Grade erwärmen.

Die 5 km-Läufer haben schon nach gut 2 km wieder umgedreht, jetzt erblicke ich 200 m in Laufrichtung die schnelle Französin, die mir nun nach der angezeigten Wende für die 10 km-Läufer/innen entgegenkommt – und viele andere auch. Das Feld ist noch dicht, auch weil sich einige Halbmarathonläufer an das langsame Tempo von Skender und mir angepasst haben. Verirren kann sich bei diesem Marathon wirklich niemand, denn an allen Abzweigungen, die im Verlaufe des Rennens mehrmals passiert werden müssen, stehen überall Helfer. Es gibt überdies Labestationen in kürzeren Entfernungen als sonst. Was auffällt ist, dass die Straßen eigentlich nicht gekennzeichnet sind – wer sich vorher nach einem Plan orientiert hat, der würde nun die Beschilderungen vermissen. So prägt man sich die Örtlichkeit ein und gewöhnt sich an die Läufer, die einem entgegenkommen.

 

 

Auf dem Wege in Richtung La Marsa, wo der Marathon leicht abwärts führt, kommt mir Dan Micola entgegen. Brent ist dicht hinter ihm, die beiden haben inzwischen fast einen Kilometer Vorsprung. Bald kommt auch Ingrid, die gebürtige Australierin mit ihren roten Haaren. Ich schreie im Spaß: „I can see the witch“ – sie macht „Brrr“ und zeigt mir ihre Krallen. Viel zu schnappen wird es heute für mich nicht geben. Aber wir haben jetzt erst 9 km geschafft, der Marathon ist jung. Skelter holt mich wieder ein, als nach der Wende die Strecke wieder ansteigt. Würde man jemand den Marathonkurs bildlich beschreiben, dann könnte man sich mit der geometrischen Form eines Blütensegments behelfen. Langgezogene kreisförmige Drehungen statt eines Zickzack-Verlaufs. Auf den Geraden sieht man sich dann wieder. Bald sind einem auch die Straßenabschnitte vertraut wie die netten Helferinnen, die bei den Laben laut applaudieren.

Was ich vermisse sind Kilometerangaben in kürzeren Abständen auf der Strecke, die ich trotz GPS-Uhr bei Straßenmarathons als eine gewisse Hilfe empfinde. Während meine Clubkollegen entfliehen, sind offenbar Skender und ich „les derniers“. Dabei habe ich die 10 km in 62 Minuten trotz der vielen Anstiege geschafft. Ich wundere mich, woher heute Brent mit 68 die Energie herzaubert, ein Tempo unter 6 min/km zu laufen. Da kommt man sich mit 63 plötzlich „out of order“ vor.

Ich merke, dass Skender schon müde geworden ist, bei der auf der Uhr angezeigten 15 km-Marke fällt er zurück. Kompliment muss man dem Veranstalter aber vorweg machen: eine AIMS-vermessene Strecke ist so exakt wie ein Schweizer-Uhrwerk. Ich kämpfe an der Ibn Anas Moschee mit vier Halbmarathonläufern, die sich als Franzosen outen. Vier Kilometer sind noch zurückzulegen. Mein Ziel sind 2:20 h zu schaffen, die Kollegen kleben dicht hinter mir. Bei Km 19 geht es durch die TGM-Brücke und dann wieder nach Süden und vorbei am Präsidentenpalast zurück. Hier kann ich bei stärkerem Gefälle zulegen, doch die ansteigende Route Didon bremst mich wieder ein. Nur ein Franzose kommt an mir vorbei, wir Marathonis laufen nicht ins Ziel beim Römischen Theater, sondern dort vorbei.

Für mich beginnt jetzt erst der Marathon, die halbe Distanz dient eigentlich der Orientierung. Nun sind zwei Runden auf den bekannten Streckenabschnitten zu laufen, die giftige Steigungen aufweisen. Es sind nur mehr die Läufer/innen auf der Strecke, die für den Marathon registriert sind. Bei einem Radius von ca. 3 Kilometern und einem Verlauf, der dem Segment einer Blüte oder eines Kleeblatts ähnelt, fällt die Überschaubarkeit mit dem Horizont zusammen. Bewegung ist erkennbar, wenn die Schnellen auf der anderen Boulevardseite nach 3 Stunden Laufzeit nur mehr eine Runde vor sich haben.

Ich habe noch 15 km vor mir, als Brent bereits in den dritten und letzten Kursabschnitt einbiegt – er würde mich glatt überlaufen, wäre die Streckenführung anders. Aber ich werde mir die kleine Hexe schnappen, denn sie ist nur mehr einige Hundert Meter vor mir. Gegen 14 Uhr 30 fängt es leicht zu regnen an, der Niederschlag hört bald wieder auf.

Bei der Messmatte nahe der Moschee hole ich Ingrid dann ein, jetzt haben wir beide noch mehr als 12 km vor uns. Der Veranstalter hat Ingrid zugesichert, wie sie mir erzählt, dass man die Öffnungszeit auf 6 Stunden ausdehnen würde, aber die strikte Straßensperre nach 5 Stunden aus verkehrstechnischen Gründen nicht mehr zusichern könne. Nach 14 Uhr wird es dann an einigen Streckenabschnitten brenzlig, um nicht zu sagen gefährlich. Der Boulevard de l’environnement ist eine zweispurige Schnellstraße, ich weiche manchmal auf den erhöhten Grünstreifen in die Mitte der Fahrbahn aus oder laufe ganz rechts nahe der Böschung. Der Letzte auf der Strecke, Skender wird inzwischen von zwei hübschen Läuferinnen und dem Schlussfahrzeug begleitet. Mein neues Ziel sind 5:30 h, wodurch ich plötzlich keinen Stress mehr habe und den Marathon in langsamem Tempo finishe. Der Schlussabschnitt ist ident mit jenem des Halbmarathons.

Wegen der Steigung auf der Route Didon verpasse ich die 5:30 um exakt 9 Sekunden. Naamen bietet an, eine professionelle Massage zu beanspruchen. Ich habe etwas Zeitnot, denn die Excelsior legt um 18 Uhr ab. Ich bedanke mich für die „overtime“ und wünsche ihm, dass der Marathon weitere internationale Bekanntheit bekommen möge, wozu vielleicht dieser Bericht beitragen könnte.

 

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Mein kurzes Fazit:

 

Abschließend mein Fazit für jene, die vielleicht im nächsten Jahr in Karthago laufen wollen. Der von Sports Med Events Tunesia bestens organisierte und bisher erst dreimal ausgetragene Karthago-Marathon kann für sich dank der AIMS-Vermessung ein hohes Gütekriterium beanspruchen. 50 Euro  sind für Marathontouristen in Relation zu den in Europa doppelt und in den USA gut dreimal so hohen Nenngeldern ein Klacks. Dafür bekommt man zudem ein Adidas-Funktionsshirt, für Damen und Herren in unterschiedlichen Farben. Der Marathonkurs weist in Summe einige hundert Höhenmeter auf, die sich auf die Finisherzeit auswirken. Bestzeitentauglich ist der Karthago-Marathon wohl nur in seltenen Fällen, wenn jemand aus dem kalten Norden bei 18 Grad so richtig aufblüht. Anmelden kann man sich bequem über die Website des Veranstalters.

In Karthago ist man Touristen gewohnt, die Leute sind sehr freundlich. Aber der Marathon findet unter geringster öffentlicher Anteilnahme statt, Zuschauer auf der Strecke finden sich kaum. Nicht nur Ländersammlern kann ich guten Gewissens den Tipp geben, dem Winter zu entfliehen und ein paar wärmere Tage in Tunesien zu verbringen und mit einer einfachen, aber denkwürdigen Medaille vom Karthago-Marathon wieder nach Hause zu kommen.

 

Sieger bei den Herren:

1. Amine Mejri (TUN): 2:45:41
2. Michael Alistair Watson (GBR): 2:53:08
3. Tsiege Asefaw Tadu (ETH): 2:54:50

 

Reihenfolge bei den Damen:

1. Mariam Hichri (TUN): 4:10:56
2. Chantal Comte (FRAU): 4:39:26
3. Ingrid Featherstone Ingrid (AUS): 5:46:14

27 Finisher beim Marathon (24 Herren, 3 Damen)

 

 

 


 
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