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Laufberichte

Gran Canaria Maspalomas Marathon: Europas südlichster Marathon

19.11.23 Special Event
 

Als zweiter Marathon unseres Kanarenurlaubs steht der Gran Canaria Maspalomas Marathon auf dem Programm. Zweimal sind Judith und ich schon auf Gran Canaria einen Marathon gelaufen, aber damals in der Hauptstadt Las Palmas. Aufgrund der ähnlichen Logos nehme ich an, dass der Veranstalter derselbe ist und man in einen einfacher zu organisierenden Bereich der Insel wechseln wollte. Und so gibt es den Marathon in Maspalomas, direkt neben der viel bekannteren Playa del Inglés.

Maspalomas besteht hauptsächlich aus einem Golfplatz und unzähligen Hotel- und Apartmentanlagen. Begonnen hatte der Tourismus in den 1950er Jahren, 1957 landete die erste Charter-Maschine. Im Süden begann man 1960 mit dem Bau von Ferienanlagen. Positiv könnte man vermerken, dass es hier nicht ganz so gedrängt zugeht wie an den Küstenorten der Iberischen Halbinsel.

Der weithin sichtbare Leuchtturm (Faro) steht auf dem südlichsten Zipfel der Insel, gleich bei den bekannten Dünen. Und da Gran Canaria sehr weit südlich liegt, stimmt wohl der Titel „Südlichster Marathon Europas“. Wobei die Inseln geographisch zu Afrika gezählt werden.

 

 

Die Gegend Meloneras um den Leuchtturm herum wurde erst vor kurzem so richtig touristisch erschlossen. Viele Luxushotelanlagen liegen hier und auch ein Veranstaltungszentrum wurde in die karge Landschaft gesetzt. Dort befinden sich eine kleine Marathonmesse und die Startnummernabholung. Ein schönes Veranstaltungshemd ist im Startpreis von 55-65 € enthalten. Und ich kann auswählen, ob es ein normales Shirt oder ein Singlet sein soll. Dazu gibt es einen orangen Kleiderbeutel und ein schönes Handtuch.

Dann schaue ich noch kurz beim Leuchtturm vorbei. Dort sind Start und Zielbereich schon fertig aufgebaut. Die Preise in den Restaurants am Meer liegen weit über Münchner Niveau.

 

Marathontag

 

Der Start ist auf acht Uhr festgesetzt. Sonnenaufgang um 7:27 Uhr und als ich um 6:30 Uhr an der Bushaltestelle stehe, ist es noch stockdunkel und „nur“ 22 Grad warm. Ab sieben Uhr fahren wohl an diesem Sonntag auch zusätzliche Busse, das wurde aber leider nirgends bekannt gegeben. Und ich hatte wieder übersehen, dass man in Spanien sehr spät zum Marathon anreist. Das Busnetz der Insel ist sehr gut ausgebaut, aber mir scheint, dass Fahrpläne nur feuilletonistischen Charakter haben und da man sowieso beim Fahrer zahlen muss, kann man sich ja durchfragen.

Der Bus 5 fährt nach Maspalomas Faro und als ich meine 1,40 € Fahrpreis zahlen will, macht mir der Fahrer auf meine Startnummer zeigend, kenntlich, dass ich mit Startnummer heute nichts zahlen muss. Der Bus macht die bekannte Schleife in Playa del Inglés und so sammeln wir auch noch Partygänger vom Vorabend auf. Irgendwann sind wir dann am Busbahnhof Leuchtturm.

 



Die Taschenabgabe befindet sich gleich neben dem Zielbereich. Dann zum Start ums Eck und dort in den letzten Block. Schön, dass auf den Startnummern der Name und das Nationenfähnchen erscheint. Auch ein Aufdruck der EU-Fahne war möglich und man sieht sie oft. Mein Magen grummelt, also noch mal raus und zwei Minuten vor dem pünktlichen Start wieder zurück. Mein Plan ist es, heute mit den 4:30-h- Pacern zu laufen und auf der zweiten Runde schneller zu werden. Das hat mir dieses Jahr schon oft gute Zeiten gebracht. Detlef, einer der Pacer, begrüßt mich und schon sind wir auf der Strecke.

Deren Verlauf kann man eigentlich nicht beschreiben: Zwei Runden sind es, wobei der Übergang (taktisch klug) nicht am Ziel vorbeiführt, sondern etwas entfernt. Ansonsten schlängeln wir uns durch die Appartementanlagen von Maspalomas. Ich erwarte mir eine eher uninteressante Strecke, werde aber erst mal überrascht: Wir starten durch einen dichten Palmenwald. Hier stand im letzten Jahrhundert lange Zeit ein einziges Hotel. Vielleicht wurden die Palmen damals gepflanzt. Ein kurzes Stück am Meer, dann entlang eines Sees, der das Ende des Barranco de Fataga markiert, einem trockenen Flusslauf. Der See und die Dünen sind Naturschutzgebiet, worauf Schilder immer wieder hinweisen. Links von uns sind kleine Ferienwohnungen, aus denen man uns wohlwollend zuschaut. Einige Barfußläufer sind unterwegs, die werden über den sehr groben und durchfurchten Teerbelag sicher fluchen. Wenigstens gibt es keine Schlaglöcher.

 

 

Bald wird der Asphalt besser und wir kommen bei Kilometer vier zum Green Golf Resort. Wobei green bedeutet, dass in dieser sehr trockenen Gegend sehr viel Wasser zum Grünerhalt benötigt wird. Gegenüber gibt es das Sandy Golf Resort. Und dann dürfen wir in die Anlage des Maspalomas Golf. Mit einem Schlag laufen wir durch grüne Wiesen, von Palmen gesäumt. Wie aus dem Katalog. Ich sehe Eva aus der Slowakei. Sie ist inzwischen über 500 Marathons gelaufen.

Nach fünf Kilometern verlassen wir die Anlage wieder. Es folgen nun viele Schleifen in Maspalomas. Unerwartet aber, dass der Gegenverkehr durch Parallelstraßen geführt wird. Zu sehen gibt es nichts Interessantes. Die Appartementanlagen sind teilweise hinter hohen Mauern versteckt. Positiv ist die Anzahl der Musikstellen an der Strecke. Oft als Musikbox, aber meist so positioniert, dass man öfter vorbeikommt. Auch einige große Trommelgruppen sind fleißig bei der Sache. Dort versammeln sich  dann auch immer wieder Zuschauer. Die Verpflegungspunkte gibt es alle 2,5 Kilometer mit Wasserflaschen - heute werde ich froh sein, dass es 0,5 Liter sind – „Aquarius“-Iso in Pappbechern, Bananen und noch irgendwas zum Beißen. Aber ich habe dafür heute kein richtiges Auge, eher für die Toilettenhäuschen an der Strecke.

 

 

Mal was anderes ist die breite Avenida Touroperador Tui, die wir bei Kilometer 13 erreichen, hier ist eine lange Begegnungsstelle abzuspulen. Zeit das Feld zu begutachten. Auf dem Rückweg das Riesenrad der Holiday World vor uns. Bei Kilometer 16 muss ich dann die 4:30-Läufer ziehen lassen und definiere mein neues Ziel: Ankommen unter sechs Stunden.

Wir sind in Sonnenland, so heißt diese Anlage, und laufen auf einer breiten Verbindungsallee einige Kilometer. Abwechslung bietet ein kleiner Anstieg zur Kolumbussäule. Rechts von uns liegt nun Wüste. Links unter uns hört man die Musik aus Maspalomas. Einige Höhenmeter legen wir heute auch zurück. Meine Uhr zeigt 130 für den gesamten Marathon an. Und damit wir mehr von der Wüste sehen, müssen wir noch mal in einen Straßenzug hinein. Am Ende wieder Disco-Musik, hier sollte doch eigentlich Maspalomas Pride auf uns warten. Aber ich sehe keine Drag Queens. Schade. Ein Läufer erzählt, dass die Maspalomas Winter Pride Week vom 6. Bis 12.11. stattgefunden hat. Wie sehr man sich hier über die gay community freut, sieht man an vielen Regenbogenfahnen, die neben den Flaggen von Spanien, Europa und den Kanarischen Inseln hängen.

Kurz vor Kilometer 20 dann eine Trennstelle. Wir sehen die Eingänge der großen Fünf-Sterne-Anlagen und der Einkaufszentren auf der anderen Seite. Und natürlich einiges an Zuschauerzuspruch, dann treffen wird wieder auf den Palmenhain, in dem uns die 21 km-/Halbmarathon-Zeitmessung erwartet. Ich dachte immer, da sollten 100 Meter dazwischen sein? Ansonsten gibt es auf den beiden Runden 14 Zeitmessungsstellen. Begleiter können in der App sehen, wo man gerade ist.

Zusätzlich zum Marathon gibt es einen Relay- (Staffel-)Marathon, bei dem sich je zwei Teilnehmende die Strecke teilen. Die TeilnehmerInnen der 50 Staffeln sind mit Schild am Rücken gekennzeichnet. Die Wechselstelle muss ich wohl übersehen haben.

 

 

Die zweite Runde wird keineswegs ruhiger, viele kämpfende Marathonis sind noch unterwegs. Und es gibt ja auch keine Halbmarathonwertung. 27 Grad zeigt ein Thermometer an. In der Golfanlage ist es teilweise noch schattig. Leider haben die Teilnehmer des 10-km-Laufs hier an den VPs sämtliche Wasserflaschen abgeräumt. Das Iso-Getränk schätze ich im Prinzip sehr, doch im Moment bekomme ich davon Magenkrämpfe. Aber die gemeinsame Strecke mit den „Zehnern“ ist gleich zu Ende und ich kann dann wieder Wasserflaschen ergattern.

Was mir jetzt sehr auffällt, ist die Freundlichkeit der vielen Streckenhelfer. Da wird jede traurige Gestalt angefeuert. Echt super. Und die Musik läuft auch noch. Die Trommelgruppen haben wohl ein Mehr-Schichten-System mit kleineren Einheiten eingeführt. Der Rest sitzt im Schatten. Den gibt es auf den letzten 10 Kilometern immer weniger.

Interessant wird die Ergebnisliste: Viele Marathonis konnten wohl hier gute Ergebnisse erzielen. Unter 3:30 h sind besonders viele unterwegs gewesen. Die statistische Mitte war bei 4:14 und im 5-Stunden-Bereich gab es noch mal viele Finisher. Wie hatte der Veranstalter geworben: Ein Marathon für jeden. Zielzeit 6 Stunden, erfasst sind auch noch einige langsamere Finalisten.

Inzwischen werden 30 Grad angezeigt. Wie gerne würde ich mit den Kindern in ihrem Wasserspielplatz tauschen. Der Wüstenabschnitt erinnert mich sehr an den Oman-Marathon, aber hier weht zumindest ein Wind, der das Ganze etwas angenehmer macht. Der Anstieg bei Kilometer 39 ist auf der zweiten Runde etwas verlängert. Eine kurze Pendelstrecke, dann zügig bergab zur Uferpromenade. Hier gibt es viele Zuschauer und Anfeuerung. Das im Sonnenlicht glänzende Meer ist wunderbar. Ich warte auf den Blick zum Leuchtturm, das zieht sich aber noch. Derweil sammle ich ein paar Mitstreiter ein. Ein Schwede mit Fahne an der Mütze versucht noch Anschluss zu halten. Vergebens.

 



Dann endlich KM42, die Tribünen sind gut besucht, dort steht auch Judith und wartet auf mich. Ich bin überglücklich über eine Zeit von 5:23 Stunden, fast so wie über eine 4:23 h. Im Zielbereich gibt es Softdrink-Dosen, Paella mit Huhn oder vegetarisch und ein lokales Bier mit Alkohol. Am Massagezelt herrscht großer Andrang. Judith und ich schauen der Prämierung der Altersklassen zu. Die junge Dame, mit der ich die letzten Kilometer gemeinsam zurückgelegt habe, wird Zweite in ihrer Altersklasse. Für die Inselbewohner gibt es eine eigene Wertung.

So geht eine schöne internationale Veranstaltung zu Ende.

 

Fazit:

 

Professionell organisierte Veranstaltung mit internationalem Teilnehmerfeld

Guter Internetauftritt

Im Startpreis von 55-65 € (Einheimische zahlen weniger) enthalten sind Laufshirt, Handtuch und Sportbeutel

Viele Zeitmessungen, Verpflegungsstellen alle 2,5 km, Stimmungspunkte, Zuschauer nur an einigen Stellen

Verkehr sehr gut abgesperrt (für Automobilisten gibt es zwischen den Laufschleifen einige Durchfahrtmöglichkeiten)

Kostenloses Parken in der Garage am Leuchtturm oder ein Stück weiter in der Wüste, kostenlose Busbenutzung

Die Strecke bietet wenig für Stadtmarathonliebhaber, viele Palmen, einen gepflegten Golfplatz, eher eintönige Alleen, Straßen mit vielen Mauern

Die Temperaturen sind nicht „ohne“. Diesmal war es mit 30 Grad zu warm für die Jahreszeit.

 

Siegerinnen

1.            Gladys ROTICH 2:46:28
2.            María PILA          2:53:45
3.            Anette LEISTAD                3:01:15

 

Sieger

1.            Josphat Kiprop KIPTIS   2:16:56
2.            Aspel KIPTOO   2:19:15
3.            Nicolas KOSGEI 2:19:22

 

Finisher

Marathon: 730
2er Staffel: 50

10K: 1.198

Viele internationale Starter

 


 
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