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Laufberichte

Egyptian Marathon: Archäologischer Panoramalauf

17.01.20 Special Event
 

Die Jahreszahl 2020 ist von solcher numerischer Wohlgestalt, dass jeder Tag in diesem Jahr datumsmäßig etwas Besonderes ist. Als inzwischen bewegungsmäßig etwas eingeschränkter Marathonsammler habe ich mir für heuer (trotzdem) vorgenommen, mein Punktekontingent bei Orten und Ländern wieder etwas zu erhöhen und dabei auch schöne Medaillen mit 2020er-Datum mit nach Hause zu nehmen. Meine erste heurige Auslandsdestination ist Luxor in Oberägypten am Nil, wo am 17.Januar, an meinem Namenstag (Anton, der Einsiedler) die bereits 27. Auflage des Egyptian Marathons veranstaltet wird. Mehrere Kollegen vom Country Marathon Club haben sich auch angekündigt.

 

Anreise nach Luxor

 

 „Wenn jemand eine Reise tut, kann er was erzählen“, sagt der Volksmund, aber vorher muss man diese erst organisieren. Die Recherche bei größeren Touristikunternehmen im Web macht sich für mich bezahlt, denn eine einwöchige Pauschalreise nach Hurghada am Roten Meer mit Transfer nach Luxor inkl. Hotel ist deutlich günstiger als z.B. der reine Linienflug nach Kairo mit der AUA und eine Anschlussverbindung mit Egypt Air und zurück.

Der Charterflug am 12. Januar ist sehr zeitig in der Früh angesetzt. Während ich die Müdigkeit mit einem Nickerchen im Flugzeug etwas kompensieren kann, sollte sich nach der Ankunft der statt um 12 Uhr erst zwei Stunden später erfolgende Transfer vom neuen Airport in Hurghada durch die Arabische Wüste in die ca. 300 km entfernte „Stadt der Paläste“ von angegebenen fünf auf sieben Stunden hinziehen.

Die zweispurige Route durch die etwa 22.000 km² große und von zerfurchten Gebirgszügen bis über 2000 Meter durchzogene Wüste inmitten der Nationalparks „Wadi-al-Gamal“ und „Gebel-Elba“ nach Luxor ist gut ausgebaut. Der mittlerweile von Umweltschutzinitiativen zu Hause etwas aufgeschreckte und genervte Europäer wundert sich über die gigantische Verschmutzung der Landschaft vor allem nahe der Küste des Roten Meeres.

Der Reiseleiter kündigt einen Abstecher zu einer Raststation an – schnell wird klar, dass wir Touristen bei einem Bazar vorbeigekarrt werden. Keiner will und braucht Souvenirs und Krimskrams am Beginn einer Reise. Als wir nur mehr 15 km von Luxor entfernt sind, fordert (!) der Reiseleiter für sich und den Buschauffeur ein ordentliches Trinkgeld ein – das sei hier so üblich. Er kommt mit einem offenen Briefumschlag und bewegt sich von hinten nach vorne, 10 Euro sind der Mindestbetrag, den er von jedem im Bus einsammeln will. Mehr als 20 Passagiere, die alle außer mir eine Nilkreuzfahrt gebucht haben, sind im Bus. Vermutlich macht das Trinkgeld mehr als sein Gehalt aus.

Ich habe im Rahmen des Pauschalangebotes sieben Nächte im Steigenberger Nile Palace gebucht. Dieses ehemals in deutscher Hand befindliche Fünf-Sterne-Hotel wird mein Stützpunkt in den kommenden Tagen. Es gibt derzeit kaum eine andere Reisedestination, die kostengünstiger ist als eine Pauschalreise nach Ägypten.

 

Der Marathon

 

Die Startnummern werden am Vortag des Marathons im Jolie Ville Kings Island Luxor Hotel, das vor einigen Jahren zur Mövenpick-Kette gehörte,  ausgegeben. Ich finde mich nicht auf der Startliste und zeige Renndirektor Gasser Riad, der kramt in einer Tasche und findet einen Umschlag, auf dem mein Name steht und bekomme die Startnummer 107 überreicht.

Ich treffe vier Finnen vom Country Marathon Club, nämlich Jorma, Mauri, Reino und Unto. Wir vereinbaren, das obligate Gruppenfoto morgen beim Start zu machen.

Der Weckruf für 4:15 erfolgt digital gesteuert präzise, ein Lunchpaket als Frühstückersatz bringt man mir eine Viertelstunde später aufs Zimmer. Im Hotelfoyer treffe ich meinen „alten“ Laufkumpel Ernst Fink aus Riegersburg, mit dem ich schon zu etlichen Marathons in Italien, Slowenien und Tschechien gefahren bin.  Ernst hat sich zu einem Ländersammler gemausert, bald werden es 80 an der Zahl sein, in denen er schon einen Marathon bestritten hat.

 

 

Die Fahrt im gut besetzten Zubringerbus ist kurzweilig, zumindest für uns beide. Es gibt viel zu erzählen. Als wir ankommen, geht am Horizont im Osten die Sonne auf. Faszinierend sind die vielen  Ballons, die nahe dem Nil am Himmel so früh am Morgen von weitem zu bewundern.

So kalt es am Morgen schien, so angenehm kommen mir nun ca. 8 Grad C vor. In zwei Stunden sollte es schon 20 Grad haben. Rennleiter Gasser Riad stellt sich für die Fotografen zu einer großen ägyptischen Abordnung, die sich für die Kurzdistanz, den Kid's Run über 5 km und sogenannten Ramsis-Run & Walk über 12 km registriert haben. Auch ein Halbmarathon (der Luxor-Run) mit etwas über 22 km wird neben dem AIMS-vermessenen Marathon und Hauptbewerb über 4 idente Runden zu 9,953 km und zwei Zusatzstrecken mit je 1,2 km angeboten. Wer bei welchem Lauf startet, ist an den farblich unterschiedlichen Startnummern erkennbar. Leider wird auch heuer wieder deutlich, dass die Zahl der Teilnehmer beim offiziellen Egyptian Marathon insgesamt sehr bescheiden geblieben ist – es sind kaum mehr als 30 Teilnehmer/innen beim Marathon am Start.

Alle laufen gleichzeitig los, der erste Kilometer verläuft sanft abfallend. Ich bin überrascht, dass ich gut mithalten kann und die vier Finnen gleich einmal ein paar Hundert Meter hinter mir bleiben. Gegen den Uhrzeigersinn geht es auf einer leicht kupierten Straße, wo sonst täglich die Ausflugsbusse die Touristen zu den antiken Sehenswürdigkeiten karren, deren rechter Fahrstreifen  aber heute durch Pylonen für die Läufer/innen reserviert ist, voran.  Zwar fahren die Autos weiterhin in beide Richtungen, aber unser Streifen wird zum Ausweichen benutzt.

Zu unserer Linken befinden sich die Reste des Tempels von Amenophis III, der um 1385 v. Chr. erbaut wurde und sich einst auf einer Fläche von 385.000 m² erstreckte.  Bald darauf sehen wir zu unserer Rechten die weit oben in den Felsen gelegenen Gräber der Noblen, der einstigen ägyptischen Beamten, die bei weitem nicht so prunkvoll ausgestattet waren, aber gut erhalten sind. Das Feld ist bereits nach 3 km so aufgelockert, dass man nach Fixpunkten Ausschau hält.

 

 

Ich fühle mich auf der ersten Runde richtig gut, vielleicht liegt dies auch an der guten Versorgung im Steigenberger Hotel. Die auf der relativ gut erhaltenen Asphaltstraße zu überwindenden sanften Anstiege kann man auf den abfallenden Passagen wieder ausgleichen. Vorbei geht es an der Abzweigung zum Kings Valley rauf, wo ich ja einen halben Tag verbracht habe. Die erste Versorgungsstation befindet sich knapp vor dem  Memnonkolossen, zwei nebeneinander stehende altägyptische Kolossalstatuen aus dem 14. Jh. v. Chr. Es gibt Mineralwasser in Plastikbechern und Bananenstücke.

In einer langen Geraden geht es durch eine Wohnsiedlung zum Qurna-Checkpoint, eine von vielen von der ägyptischen Polizei überwachten Zufahrtsstellen, die nur in eine Richtung, nämlich von den Kolossen kommend, befahrbar ist. Vor der Ortschaft Qurna befindet sich die zweite Labestelle, Wasser und Bananen stehen bereit. Im Ort drängen sich Kinder entlang der Laufstrecke, manche laufen mir hinterher und rufen „Hello, Hello“ und „Money, Money“, dabei schnippen sie mit den Fingern. Ein unpassender Moment für eine Gabe, außerdem habe ich nur zwei 100-Pfundscheine für den Notfall in der Bauchtasche.

Es geht ansteigend weiter, zur Linken befinden sich Alabastershops für die Touristen. Alabaster ist chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calciumsulfat, also ein Art Gips, der eine Ähnlichkeit mit Marmor hat, aber leichter verwittert und daher in der Bildhauerei nur für Innenraumobjekte verwendet wurde. Alabaster wird in der Umgebung abgebaut und für kunsthandwerkliche Arbeiten verwendet. Auf einer Anhöhe sieht man den Totentempel von Sethos I. aus dem 13. Jh. vor Chr..

Ca. 400 m sind bis zur Wende bei Kilometer 10.5 zu bewältigen. Jetzt kommt es endlich zu einer Begegnungsstrecke, es sollten mir einige Fotos von den voranliegenden Läufern gelingen. Die vier Finnen winken mir von der anderen Straßenseite rüber, ca. 500 m bin ich vorne. Nun beginnt die zweite Runde.

 

 

Ich überhole einen Halbmarathonläufer aus Japan, sonst bin ich auf einen Kilometer Sichtweite alleine auf der Strecke. Beim Qurna-Checkpoint nähert sich ein Läufer von hinten, der Kollege im blauen Shirt vom Chennai-Marathon in Ostindien zieht an mir vorbei. Immer wieder bemühen sich Kinder, mit mir in Kontakt zu kommen – ein Junge fasst mich an der Hand und will mich von der Strecke wegziehen. In Qurna ist eine Versorgungsstelle in pinker Aufmachung, die vom Makany Cafe Luxor gesponsert wird. Die den Stand belagernden Kinder hätten gerne die Wasserflaschen, die aber nur an Läufern ausgegeben werden – ich nehme zwei vom Tisch und reiche sie ein Stück weiter an wartende Kinder weiter.

Meine Kalkulation, den Halben endlich wieder einmal mit 2:30 zu schaffen, geht auf. Das bedeutet, dass ich für die zweite Hälfte nun eine volle Stunde mehr Zeit habe. Da sollte nichts mehr schiefgehen. Nach der Wende liegen die vier Finnen immer noch hinter mir, der Abstand hat sich sogar etwas vergrößert. Ich komme mit einer Chinesin aus Kanton zu sprechen – sie denkt, ich sei aus Australien und schwärmt mir von Sydney vor. Aber Austria ist auf der anderen Seite der Erde.

Auf der dritten Runde kommt Leben in den Marathon, ich werde auf der Geraden bei den Memnos-Kolossen mehrfach überholt. Doch der Spuk dauert nur 20 Sekunden, dann sind die vier Kollegen zwischen 40 und 50 Jahre jung auf und davon. Die Gerade am Kanal zieht sich nun schon langsam, es ist auch warm geworden. Ich spüre, dass mein Elan nachlässt und die beiden Runden doch Kraft gekostet haben. Es bietet sich nochmals die Gelegenheit, zwei Wasserflaschen an Kinder im Ort weiterzugeben. Ich muss man lachen: ein Stück weiter bietet mir ein Junge die halbleere Flasche um ein Pfund an, eben hat er sie noch von mir bekommen. Erstaunlich, wie geschäftstüchtig die Orientalen sind.

 

 

Der Ernst kommt nach, 3:50 h sind vergangen – er ist bereits auf der vierten Runde und sollte den Marathon wohl knapp über 4 Stunden finishen. Jose, der Spanier, winkt bei der Aufwärtspassage vor der Wende rüber, auch er dürfte in der Schlussphase des Marathons sein. Als ich mich auf die vierte Runde begebe, sind meine finnischen Clubkollegen etwas näher gekommen. Ich schreie zu Mauri rüber: „Don’t overtake me!“ – aber ob alle vier sich daran halten werden und wollen, wird sich in der nächsten Stunde zeigen.

Jetzt hat der Verkehr auf der hälftig gesperrten Laufstrecke zugenommen, einige Autos halten sich nicht mehr daran und fahren einem hinterher, sodass man ausweichen muss. Und in Qura sind nun mehr Menschen unterwegs.

Es geht zäh voran und dauert nicht lange, bis mich Reino knapp nach der Wende schnappt. Für uns beide geht es nun abwärts. Ich bleibe an ihm dran – seine Taktik, mich mit kurzen abzuschütteln, geht lange nicht auf. Die Zielgerade hinauf zum Hatschepsut-Tempel weist einige Höhenmeter auf. Ich schaffe es nicht mehr ganz, ihn wieder einzuholen. Nach einigen Minuten kommen zuerst ein Japaner und dann die drei weiteren finnischen Kollegen ins Ziel. Gut 20 Minuten vor der Schlusszeit mit vorgesehenen 6 Stunden sind alle da.

Die Medaille ist herzeigbar, die Finisher bekommen auch eine Urkunde mit Stempel, den Name soll/kann man selber einsetzen. Auf die Frage an Rennleiter Gasser Riad, wann die Resultate ins Netz gestellt werden, bekomme ich nur eine vage Antwort. So bleibt zu hoffen, dass in der Woche nach dem offiziellen Egypt Marathon 2020 auch die Ergebnisse auf der Website abruf- und einsehbar sind.

 

Fazit

 

Wer in Ägypten Mitte Jänner einen Urlaub etwa in Hurghada und/oder eine Nilkreuzfahrt mit Stopp in Luxor bucht, könnte den Marathon sozusagen ohne großen zusätzlichen Aufwand en passant bestreiten. Sonst aber sind es in erster Linie reine Ländersammler, die sich diese Reise antun. Es sei denn, sie sind an den Relikten der ägyptischen Hochkultur in und um Luxor auch noch interessiert, dann bietet die Marathonstrecke einige nahe Sehenswürdigkeiten, die ansonsten mit teuren Extratouren besucht werden können.

Bei einem Durchschnittseinkommen von oft unter 100 Euro im Monat sind 110 Euro Teilnahmegebühr für den Marathon mehr als überteuert. Dieses Startgeld ist auch für europäische Verhältnisse hoch, zumal sich die Versorgung auf Mineralwasser und Bananen reduziert.

Höhepunkt des Egypt Marathon, vorbei an antiken Tempelruinen, kulturellen Stätten, Palästen und der größten Flussoase der Erde, war für mich aber nicht die Laufveranstaltung, sondern die Überbleibsel einer antiken Hochkultur vor 3500 Jahren. Zum Glück sehen das die meisten Touristen auch so. Ohne deren Devisen wäre der ägyptische Staat mit 100 Mio. Menschen kaum lebensfähig.

 

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Aufregende Sightseeing-Tage

 

Das Buffetfrühstück im Steigenberger zieht sich an meinem ersten vollen Aufenthaltstag in Luxor, größte oberägyptische Stadt mit knapp 500.000 Einwohnern, in die Länge. Das angeschlossene geheizte Pool mit einer großräumigen Liegefläche von Palmen umsäumt auf einem baulich angelegten Plateau über dem Nil lädt zum Verweilen ein. Die Polsterauflage auf meinem Liegestuhl ist so dick und bequem, dass ich vor lauter Behaglichkeit in der Sonne einschlafe. Am Tag hat es hier an die 24 Grad C, die Luft ist trocken, ideal, um eine Verkühlung auszukurieren. Ich wache auf, als eine reife Dattel auf meinen Bauch fällt. Ein Mann vom Personal fragt, ob ich Interesse an einer Bootsfahrt habe – direkt beim Hotel befindet sich nämlich eine eigene Bootsanlegestelle. Gewiss, aber alles zu seiner Zeit. Die beste und schönste Zeit dafür ist der frühe Abend während des Sonnenuntergangs. Eine Stunde im Segelboot bekommt man um geringe 50 EGP (3 Euro).

Ich spaziere erstmal zur Corniche,  der Uferpromenade der Stadt entlang des Nils. Auf Schritt und Tritt werde ich von Taxifahrern angehupt und von Pferdekutschenfahrern bedrängt, ob ich nicht doch eine (Aus-)Fahrt zu einem „special price“ unternehmen will. Endlich bin ich beim Winterpalace Hotel, wo sich in der Nähe die Anlegestelle für die täglich 24 h verkehrende Nilfähre befindet, angekommen. Hier ist auch ein Fixpunkt für Touristen, die vom und zum nahen Luxor Tempel strömen. Jetzt am helllichten Tage um 14 Uhr herrscht auf dem Nil hier in Luxor reger Bootsverkehr. Ich nehme alleine in einem größeren Boot Platz, wo normal 30 Personen sitzen. Um 150 EGP schaukle ich eine volle Stunde am träge dahinfließenden Wasser.

Der Blick auf den Nil, sei es von der Hotelterrasse oder vom Boot aus, ist allemal imposant. Die Wissenschaftler sind sich uneinig, ob der Amazonas der längste Fluss der Erde ist oder doch der Nil mit ungefähr 6650 km. Schon in der Schule lernten wir, dass das gesamte Leben der alten Ägypter auf den Nil ausgerichtet war – links und rechts hat das Wasser der Wüste einen mehrere Kilometer breiten Grüngürtel, Lebensader der Menschen und der einstigen Hochkultur sowie der heutigen Zivilisation, abgerungen.

Ich plane in den kommenden Tagen Ausflüge zu den historischen Stätten von Luxor und Umgebung zu unternehmen. Epochale Bau- und Kunstwerke der ägyptischen Hochkultur mehr als 1500 Jahre v. Chr. gibt es sowohl auf der vom Hotel aus gegenüberliegenden Westseite des Nils als auch an der Eastbank zu sehen. Diese Sehenswürdigkeiten werden jährlich von Abertausenden Touristen aus aller Welt besucht, die dem Land Ägypten, mit 100 Mio. Einwohnern und 1. Mio. km² von der Größe her nicht unter den ersten zehn Ländern Afrikas zu finden, unverzichtbare Devisen bringen. Auf der Ostseite von Luxor inmitten des Stadtgebiets hier an der Corniche befindet sich der Luxor-Tempel, der einst mit dem nördlicher liegenden Karnak-Tempel durch eine zweieinhalb Kilometer lange, von 365 Sphingen gesäumte Allee, verbunden war. Beide Bauwerke sind Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes. Vom westlichen Nilufer aus kommt man in das imposante Tal der Könige, wo der britische Ägyptologe Howard Carter 1922 die Grabkammer und Schätze des Pharaos Tutanchamun entdeckte sowie zu den altägyptischen Tempelruinen in Theben-West, wie Luxor bei den Römern benannt war. Der Marathon wird ebenfalls auf der Westbank stattfinden, als Startort ist der aus der 18. Dynastie (15. Jh. v. Chr.) stammende Totentempel der Königin Hatschepsut vorgesehen.

 

 

 

Karnak-Tempel

Das riesige Gelände ist Touristenattraktion, Busse bringen die Besucher sogar aus den Badeorten am Roten Meer hierher. Ägyptische Guides bzw. Reiseführer, die alle Weltsprachen beherrschen, auch Japanisch. Die ältesten heute noch sichtbaren Baureste stammen aus der 12. Dynastie unter Sesostris I. Die Tempelanlage wurde bis in die römische Kaiserzeit immer wieder erweitert und umgebaut. Seit 1979 steht sie mit Luxor-Tempel und der thebanischen Nekropole auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Der Tempelkomplex besteht aus drei von Mauern umgebenen Bereichen, den unterschiedlich großen Bezirken von Amun, Month und Mut. Zudem gibt es noch den Aton-Tempel, den Echnaton erbauen ließ. Die wichtigsten ägyptischen Herrscher haben hier ihre tempelbaulichen Spuren hinterlassen.

Ich bin fasziniert und frage mich, wie einst die ägyptischen Arbeiter es geschafft haben, vorher mühsam geschliffene Steinblöcke mit 2000 kg 30 m hoch aufeinanderzustapeln – der Guide erklärt der deutschen Gruppe, dass man dies mit der Rampentechnik und rutschfesten Materialien bewerkstelligen konnte. Ein Phänomen wie auch der Bau der Pyramiden insgesamt.

 

Luxor Museum

Die Eintrittskarte ins Luxor-Museum für altägyptische Kunst an der Uferpromenade des Nils, zwischen dem Tempel von Karnak und dem Tempel von Luxor gelegen, das bereits 1975 eröffnet und 2004 ausgebaut wurde, kostet 200 EGP. Ich stehe neben einer Ami-Gruppe. Der Guide erklärt ihnen die Exponate und hier untergebrachten Fundstücke altägyptischer Kunst aus der königlichen Metropole Theben und der näheren Umgebung von Luxor, dem einstigen Theben-Ost. Man sieht Grabbeigaben aus dem Felsengrab des Tutanchamun (etwa von 1332 bis 1323 v. Chr.) im Tal der Könige, verschiedene Statuen aus der Zeit des Neuen Reiches (von 550 bis 1070 v. Chr., neben dem Alten Reich die allgemein bekannteste Epoche der Pharaonenzeit) sowie die Rekonstruktion eines 18 m langen Mauerteils aus 283 bemalten Sandsteinblöcken des im 14. Jahrhundert v. Chr. durch Echnaton († 1335 v. Chr.) errichteten Aton-Tempels von Karnak, des Gem-pa-Aton. Dargestellt sind Echnaton und Nofretete (Gemahlin des Königs Echnaton) unter dem als Sonnenscheibe mit fächerartig sich ausbreitenden Strahlen dargestellten Gott Aton, umgeben von Tempelbediensteten, Handwerkern und Feldarbeitern.

Im Untergeschoss des Museums findet sich eine umfangreiche die Statuensammlung, die 1989 unter dem Boden des „Sonnenhofes“ des Tempels von Luxor gefunden wurden. Darunter ist das 2,5 m hohe Standbild des Amenophis III. (ca. von 1388 bis um 1351 v. Chr.) auf einem Schlitten aus rötlichem Quarzit sowie die Statue von Thutmosis III. aus der 18. Dynastie. Erwähnenswert sind auch die Grabbeigaben, u.a. eine heilige Kuh aus der Ruhestätte des Tutanchamun im Tal der Könige.

Im Anbau des Luxor-Museums sind seit dem Jahr 2004 die Mumien der Könige Ahmose I. (16. Jh. v. Chr.) und Ramses I. (13. Jh. v. Chr.) zu sehen. Der Besucher bekommt so insgesamt einen guten Einblick in die (Kultur-)Geschichte Ägyptens und die Ausgrabungen in der Umgebung von Luxor.

 

Das Tal der Könige

Ich setze mit der Fähre über den Nil und lasse mich direkt die 14 km zum Eingang des Tals der Könige chauffieren. Wer mit dem Handy fotografieren will, muss extra zahlen. Fotoapparate mit großen Objektiven sind überhaupt abzugeben. Wer weitere Gräber, nämlich jenes von Pharao Tutanchamun besuchen will, das Howard Carter am 4. November 1922 samt einen unbezahlbaren Goldschatz entdeckte, der im ägyptischen Museum in Kairo aufbewahrt wird, kann dies nur gegen einen Aufpreis in Form eines Extratickets tun. Aber die Kulisse hier am Rande der Wüste im Tal der Könige, wo es das ganze Jahr nie regnet und keine Pflanze existieren kann, ist so imposant, dass es sich auszahlt, das Budget des ägyptischen Staatshaushaltes mittels einer Art Tourismusabgabe mitzufinanzieren.

Bis heute wurden im Tal der Könige (Kings’ Valley, KV), eine von zahlreichen Nekropolen im Alten Ägypten und Grabstätte der Herrscher des Neuen Reichs der 18. bis 20. Dynastie (ca. 1550 bis 1069 v. Chr) 64 Gräber und Gruben aufgefunden. Das Tal der Könige zählt zu den Hauptattraktionen für Touristen in Ägypten. Allerdings kann man nur eine Handvoll Gräber besichtigen, die meisten sind gesperrt.

 

 


 
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