Zunehmende Vergesslichkeit soll beim Älterwerden kein außergewöhnliches Phänomen sein. Habe ich mir sagen lassen, denn auf der Bahnfahrt nach Luzern könnte ich nicht mit Sicherheit sagen, zum wie vielten Mal ich beim Swiss City Marathon an den Start gehe. Mit Sicherheit kann ich immerhin sagen, dass ich bei keinem anderen Marathon so häufig teilgenommen habe.
Was als Laufreporter bei der damals noch Lucerne Marathon genannten Veranstaltung begonnen hat, geht heute in eine neue Runde. Den Auftakt macht das Meet&Greet im Hotel Schweizerhof, zu welchem ich als Lifetime Mitglied des RUN LUCERNE Clubs eingeladen bin.
Der Blick von der Terrasse im ersten Stock war schon besser. Das Treiben vor dem Hotel reger – und vor allem trockener. Dafür haben wir die Gelegenheit, die neue Botschafterin und letztjährige Siegerin des Swiss City Marathons, Ronja Hofstetter, kennenzulernen. Mit ihrem überraschenden Auftritt bahnte sich die junge Läuferin den Weg in die Professionalisierung ihrer weiteren Laufpläne und -ziele. Auch deshalb steht für sie vorerst eine Fokussierung auf den Halbmarathon an.
Den Gang zur Ausgabe der Startnummernausgabe könnte ich mir sparen. Diese würde mir morgen in zweifacher Ausführung zusammen mit einer Rucksackfahne übergeben, wenn wir uns am Treffpunkt der Pacemaker einfinden, doch ich lasse mir den damit verbundenen Besuch auf der Expo nicht nehmen. Als Pacemaker darf ich wieder im letzten Startblock auf die Strecke, wie sich das in den vergangenen Jahren als Tradition etabliert hat.
Vor einem Jahr durfte ich in diesem Rahmen meinen zweihundertsten offiziellen Marathon (oder länger) feiern und in die Bücher eintragen lassen. Wenig später folgte in Kalifornien Nummer 201 und hätte Nummer 202 stattfinden sollen. Kurz vor dem Start wurde letzterer annulliert, weil ein Hauch von Schnee auf 2200m in Richtung Big Bear den Transport zum Start verunmöglichte. Den alternativen Halbmarathon lief ich, vom langen Warten am Start bei eisiger Kälte ziemlich durchfroren, mit reichlich Frust im Bauch und beanspruchte die sich solches Tempo nicht gewohnten Muskeln wohl etwas zu sehr. Ich schließe nicht aus, dass dies mit ein Grund für die Rückenprobleme waren, welche mich anschließend bis ins späte Frühjahr vom Laufen fernhielten.
Das Prozedere, wie man nach einem längeren Unterbruch wieder zurückfindet, kenne ich mittlerweile zur Genüge und es gibt diesbezüglich keine Vergesslichkeit: Es ist nicht einfach und wird mit jedem Mal schwieriger und dauert länger. So gesehen, könnte der Swiss City Marathon dieses Jahr problemlos auch später stattfinden. Doch die Hauptprobe beim 6-Stunden-Lauf in Brugg vor drei Wochen gibt mir das Vertrauen, dass es funktionieren wird.
Nach dem obligaten Fototermin der Pacemaker beim noch verwaisten Zieleinlauf geht es in Richtung Haldenstrasse, wo sich Doron zusammen mit mir bei der Zeittafel nach Interessierten umschauen, welche auch in fünf Stunden das Ziel erreichen wollen – oder idealerweise ein paar Sekunden vorher. Zusätzlich halten wir Ausschau nach dem Dritten im Bunde, denn Robin, Präsident des 100 Marathon Club Schweiz, ist noch nirgends zu sehen.
Doch dann, dank der gut sichtbaren Fahne, sehen wir, dass er sich unserem Startblock nähert. Die Pacemaker sind schwer zu übersehen, davon kann ich mich nun selbst überzeugen. Nun kann es losgehen.
Der Startschuss ist für die Wolken traumatisch und sie beginnen sich heftig zu entleeren. Auf dem ersten Kilometer frage ich mich, ob meine Wahl der Kleidung und des Schichtenkonzepts die richtige war. Schon in der Garderobe kam ich mir vor wie ein absoluter Neuling, so sehr war ich zwischen den verschiedenen Varianten hin- und hergerissen.
Der Unterschied zu anderen Jahren ist nicht zu leugnen, aber es gibt genügend Wetterfeste, die es sich am frühen Sonntagmorgen nicht nehmen lassen, Teil dieses Fixpunktes in Luzerns Veranstaltungskalenders zu sein und die Laufgemeinschaft anzufeuern.
Auf dem dritten Kilometer, nach der Außenpassage bei der Schiffanlegestelle vor dem KKL, gibt es ein kleine Streckenkorrektur. Die frühere Streckenführung unter dem herbstlichen Blätterdach des Alpenquais war etwas lauschiger, in der weiteren Folge aber mit Ecken und Kanten, sprich Kurven, welche die Schnellen als Orte empfinden konnten, an welchen sie - Hasen gleich - Haken schlagen mussten.
Danach ist alles wieder vertraut und so, wie ich es in anderen Berichten detailliert beschrieben habe. Nach kurzem Anstieg und wenig mehr als vier Kilometern schon die erste Verpflegung, und danach weiter mit allen Schönheiten und kleinen Herausforderungen in Form von weiteren Wellen im Profil. Alles rund um die Horwer Halbinsel ist wie gewohnt, Landschaft und Ausblick wie immer – auch bei dem Trainingsrun, auf welchem man sich Ende September oder Anfang Oktober jeweils auf den Swiss City Marathon kostenlos einstimmen und versuchsweise mit Pacemakern laufen kann. Vor vier Wochen hatte der Bühnenbeleuchter die Arbeit ein bisschen besser im Griff und die Kulisse besser ins Szene zu setzen vermocht, dafür darf ich die doppelte Distanz auf abgesperrten Straßen und voller Außenunterstützung laufen.
Am Marathontag wird diese kurzweilige Strecke von den etablierten Privatparties, offiziellen Musikformationen garniert und selbstverständlich vom Verpflegungsposten Nummer zwei kurz nach dem achten Kilometerschild in Kastanienbaum.
Dann ist wieder Rollen angesagt und bald ist man wieder am Ufer. Das Laub der Reben ist ein willkommener Farbtupfer an diesem noch grauen und zwischendurch regnerischen Morgen. Wenig später haben wir schon einen Viertel der Strecke hinter uns – wenn bloß auf dem Laufband die zweistellige Kilometerzahl so flockig-locker zu erreichen wäre.
Im Seehotel im Winkel habe ich vergangene Nacht wieder herrlich geschlafen, war aber früh wach. Ich könnte das mit der Zeitumstellung erklären. Der Jetlag des kleinen Mannes hatte sicherlich einen Einfluss, doch ich stehe dazu, ich war aufgeregt. Wie ein Novize.
Ein paar Stunden später gibt es vor der gepflegten Herberge Musik und Wasser. Kurz darauf kommt der Rank. Dieser Quartierteil Horws trägt den passenden Namen. Das Wort wird Schweizerisch für Kurve oder Wegbiegung verwendet und die Redensart «den (rechten) Rank finden» gebraucht, um auszudrücken, dass ein Weg, eine Lösung gefunden wird.
Zwei Fliegen auf einen Schlag. Die Abzweigung nach Ennethorw kennen die Marathonis seit drei Jahren. Damals wurde an dieser Stelle auf der ersten der beiden Runden um die Horwer Halbinsel eine kurze Schlaufe eingebaut. Mit dieser Lösung wurde auf dieser Begegnungsstrecke die Distanz wettgemacht, welche durch die Verschiebung des Wendepunkts weg vom Startbereich und hin zur Hofkirche entstand. Diese Änderung sorgte beim Start in die zweite Hälfte für eine maximale Unterstützung der Zuschauer in diesem Bereich.
In diesem Jahr hat das Abbiegen in Richtung Pilatus nicht bloß den Charakter der Existenz des Blinddarms. Das notwendige Anhängsel, ohne das man problemlos auch hätte leben – oder eben laufen - können, hat eine Evolution hin zu einem integralen Bestandteil des Ganzen gemacht. Was nun folgt, ist nämlich die neue Hälfte des Swiss City Marathons. Fünf Jahre wurde daran gearbeitet und wenn sich das neue Konzept bewährt, wird es nicht nur für drei Austragungen Bestand haben.
Auf noch bekannter Strecke mit einer kurzen Steigung hinauf zur Brücke über der Bahnlinie und weiter zum Kreisverkehr, bei welchem die Verkehrsführung in diesem Jahr auf dem Hin- und dem Rückweg identisch sind, geht es nach Ennethorw.
Wer käme beim Vorbeilaufen auf die Idee, dass wir uns an einem geschichtsträchtigen Ort befinden? Vor siebzig Jahren wurde an dieser Stelle das erste Teilstück des heutigen, über 2250 Kilometer langen Schweizer Autobahnnetzes eröffnet. Nur knappe 10% eines Marathons maß der Abschnitt vom Süden Luzerns nach Ennethorw, der an dieser Stelle im Verlauf der Jahre unter die Erde verlegt wurde.
Wir laufen auf dem Radweg zwischen der tiefergelegten Autobahn und der Bahnlinie und haben einen schönen Blick auf den See. Für individuelle Laufausflüge gibt es an dieser Stelle einen Wanderweg auf der anderen Seite der Bahnlinie, direkt am See.
Kurz bevor die Bahnlinie darauf in einem Tunnel verschwindet, kommt schon das Motorrad von der Kantonsstraße her entgegen, welches die Marathonspitze ankündigt. Die besteht aus einem Läufer und er ist schnell unterwegs. Das Timing ist perfekt. Auch von der Berechnung der Dichte des Feldes ist diese Streckenführung ausgeklügelt. Der nicht so breite Radweg bietet nach unserem Passieren dieses Abschnitts genügend Platz ohne Gegenverkehr für die Läuferschar auf dem Rückweg nach Horw. Wir bleiben noch für eine kurze Weile auf dem Radweg, dann werden wir auch auf die Kantonsstraße geführt, wo wir den Zweitplatzierten zu Gesicht bekommen.
Das Ortsschild von Hergiswil signalisiert, dass wir erstmals beim Swiss City Marathon eine neue Gemeinde besuchen, die Kantonsgrenze zwischen Luzern und Nidwalden überschreiten und einen Drittel des Marathons in den Beinen haben. Damit diese weiterhin Saft und Kraft haben, gönnen wir uns bei dem gleich folgenden Verpflegungsposten Speis und Trank und lassen uns von den Zuschauern und der Musik anfeuern.
Es sind zwei kurzweilige Kilometer durch das Dorf. Im doppelten Sinn des Wortes kommen uns laufend Läufer und Läuferinnen entgegen. Auch wenn es jeweils nur für einen kurzen Moment ist, der hintere Teil des Feldes ist hautnah an der Spitze dabei.
Am südlichen Ende, gleich vor dem Bootshafen ist die Glasi. Was vor über zwei Jahrhunderten als Glashütte gegründet wurde, ist heute nicht nur eine Manufaktur für edles Glasmacherhandwerk, sondern ein Erlebnisort rund um das Thema. In direkten Kontakten mit den Erzeugnissen der Glasi kommen alle, die es heute aufs Treppchen schaffen und für ihre Leistung mit einer gläsernen Trophäe ausgezeichnet werden.
Nun geht es ostwärts. Am Nordhang des Loppers, ein Ausläufer des Pilatus und eigentlich auch eine Halbinsel, gibt es einen überdachten Blick auf den See. Erst hundert Jahre vor meiner Geburt konnte die erste Postkutsche hier von Luzern in den Kanton Obwalden fahren, zuvor war der einzige Weg der Saumpfad über den zwischen Pilatus und Lopper liegenden Renggpass.
Nach ungefähr eineinhalb Kilometern dreht der Kurs beim Acheregg wieder auf Süden, wo im Schatten der Achereggbrücke, einem weiteren Teil der E35, welche von Amsterdam nach Rom führt, wieder Speis und Trank kredenzt werden. Es gibt noch ein paar Häuser, welche den Blick auf den nun folgenden Seitenarm des Vierwaldstättersees versperren. Kurz danach folgt das Kilometerschild 18, und ab da gibt es einen durchgehend ungestörten Blick auf den Alpnachersee. Einzige Ausnahme ist ein Stück Felsen, dessen Besonderheit ist, dass es die Grenze zum dritten Kanton anzeigt, welcher nun Teil dieses Marathons ist.
Eine nach der anderen Gruppe von Pacemakern kommt entgegen, in ihrem Windschatten ganz beachtliche Läufertrauben. Um die 25 Pacemaker sind jeweils im Einsatz, dazu kommt nochmals die gleiche Anzahl im Halbmarathon. Da kommt doch einiges an Praxiserfahrung zusammen, zumal ein Fünftel davon sich vom 100 Marathon Club Schweiz kennen.
Bis zur Halbmarathonmarke geht es im Kanton Obwalden mit dieser Aussicht weiter, dann ist Niederstad erreicht, wo Aussicht auf weitere Verpflegung besteht. Das Kilometerschild und die Uhr am Handgelenk sind sich ziemlich einig und wir Fahnenträger froh, dass wir bis hier geliefert haben.
Nach einem weiteren Kilometer und einem kleinen Anstieg ist der Wendepunkt bereits in Sicht, wo es einen Empfang mit Pauken und Trompeten gibt. Wer will, darf den Rückweg an einer der an kunstvoll bestickten Lederriemen aufgehängten Glocken einläuten.
Auf der anderen Straßenseite gibt es nun ein immer dünner werdendes Feld zu sehen, bis dann der Besenwagen den Abschluss macht. Immerhin ist er mehr als der Name es suggeriert. Wer darin Platz nehmen muss, bekommt wenigstens eine sehr komfortable Weiterreise angeboten. Wir haben auf dem Rückweg die Möglichkeit, die Facetten des Panoramas, ohne den Hals verdrehen zu müssen, aus der entgegengesetzten Perspektive zu bewundern.
Kurz vor der Achereggbrücke ist aus dieser Richtung die Lopperkapelle zu sehen, genauer Marienkapplle am Lopper, im nidwaldnerischen Diakelt Chäppili. Die Kapelle wurde Mitte der sechziger Jahre von der Familie eines Hergiswiler Industriellen erbaut und dem Kanton gestiftet, als Dank für das große Bauwerk der Nationalstraße und dafür, dass bei den Bauarbeiten niemand ernsthaft zu Schaden kam.
Dass die Truppe, welche uns seit Beginn begleitet hat, seit der Halbmarathonmarke an Kompaktheit verloren hat, ist nicht außergewöhnlich. Bei zwei Dritteln der Distanz ist abzusehen, dass ein Teil es nicht in unserer angestrebten Zielzeit schaffen wird, dafür sind andere daran, nach vorne wegzuziehen. Bei unseren Versuchen, individuell Zugkraft zu bieten, laufen Doron Robin und ich mit einigem Abstand zueinander.
Was wir unabhängig und trotz der Ablenkung durch die immer noch gute Stimmung in Hergiswil bemerken, ist die Tatsache, dass wir plötzlich eine Abweichung von fast einem halben Kilometer auf unseren Uhren haben. Das scheint nicht gravierend zu sein, es sei denn, man möchte die angestrebte Zielzeit erreichen, was unsere Aufgabe ist.
Zwischen Hergiswil und Horw, welches uns nun in strahlendem Sonnenschein entgegenlacht, sortieren wir uns neu und beginnen zu rechnen. Mit einer Mischung von Gefühl und den Fakten der Uhren, welche im Moment unser Vertrauen nicht mehr voll genießen, mischen wir uns im Rank in den steten Strom der Halbmarathonis. Die Sache mit dem Gefühl ist dabei etwas gefährdet und wir müssen darauf achten, uns nicht mitziehen zu lassen.
Horw wäre nicht Horw, würden wir im Zentrum nicht wieder tüchtig mit allen Zutaten angefeuert. Mittlerweile habe ich mit meinen bescheidenen Rechenkünsten ausgerechnet, wann wir den Verpflegungsposten erreichen müssen, und stelle mit einer gewissen Erleichterung fest, dass wir mit der Ankunft dort eine Punktlandung hinlegen. Wenn beim nächsten Kilometerschild auf der Allmend alles stimmt, dann kommt es gut.
Es kommt gut und was das letzte Sechstel nun bietet, ist zweifellos einer der abwechslungsreichsten und deshalb mental am besten zu bewältigenden Schlussabschnitte aller mir bekannten Marathons.
Der Besuch der Swissporarena, Heimstadion des FC Luzern ist der erste dieser Höhepunkte, auf welchen man kurz nach dem Verlassen bei Wasser und Cola anstoßen kann. Wenig später strahlt schon das nächste Kilometerschild in der Sonne. Die sanfte Biegung der Straße führt weiter, ohne dass das Gefühl von Endlosigkeit aufkommt. Dann zweimal rechts, einmal links und das nächste Schild taucht auf, dahinter gleich ein weiterer Verpflegungsposten. Eine mit uns laufende Teilnehmerin hat sich schon früher lobend über die Dichte der Verpflegungsstellen und das Angebot geäußert.
Die Passage unter dem Gebäude bei der Einfahrt zum Parkhaus Rösslimatt (kann mit Pferdchenwiese übersetzt werden) ist heute zu einer Stimmungszone umfunktioniert worden. Passend zum Namen, werden uns hier nochmals die Sporen gegeben.
Kaum wieder unter freiem Himmel, blitzt das nächste Kilometerschild entgegen und wenig später gibt es von den Alphornbläsern urchige (schweizerisch für urwüchsige, bodenständige) Klänge ins Ohr. Ein untrügliches Zeichen, dass der nächste Höhepunkt bald bevorsteht: Der Einmarsch ins KKL. Zuschauer und Cheer Leaders stehen im Bühnenlicht des Konzertsaals Spalier und beim Ausgang erstrahlt die Silhouette Luzerns, eingerahmt durch den Torbogen, im gleißenden Sonnenlicht des frühen Nachmittags. Ein kurzer Moment, der sich ins Gedächtnis brennt.
Dank der Sonne stehen nun auch die weniger Wetterfesten dicht gedrängt der Strecke entlang. Am Portal des alten Bahnhofs vorbei, dann die berühmte Kapellbrücke auf der rechten Seite, nachher links die Jesuitenkirche und gegenüber noch einmal Wasser und Iso, bevor es über die Reussbrücke ans andere Ufer geht.
Den Gang über den Weinmarkt, den Kornmarkt, überhaupt durch die Altstadt, kann ich diesmal nicht ganz entspannt genießen, das kann ich hoffentlich spätestens in einem Jahr am Tag vor dem Marathon dann wieder. Ich achte auf zwei Dinge: Meine heutige Aufgabe als Pacemaker und das Kopfsteinpflaster, welches ich wegen einer Unaufmerksamkeit auch schon beinah geküsst hätte.
Aufs Fotografieren verzichte ich deshalb, auch um den Halbmarathonis nicht im Weg zu stehen.
Zwischen Schwanenplatz und Hofkirche, inmitten zahlreicher Zuschauer steht das ominöse Schild mit der Vier vorne. Der Abgleich mit der Uhr zeigt, dass wir gut in der Zeit liegen und wir die verbleibenden zwei Kilometer genießen können. Bis auf eine Sache gelingt das mir. Und diese wird in einer Woche mit dem neuen Hausarzt besprochen. Ich hoffe, dass es Möglichkeiten gibt, die juvenile und sich im Alter akzentuierende Fehlstellung der Brustwirbelsäule mit gezielter Therapie besser auszugleichen. Und falls der Wind im kommenden Jahr etwas weniger an der Fahne rüttelt, wird die obere Rückenpartie auch weniger belastet werden.
Auf den letzten Metern des Zieleinlaufs im Innenhof des Verkehrshausen schließen Doron, Robin und ich uns wieder zusammen und überqueren zeitgleich und in Erfüllung unseres Jobs die Ziellinie. Ich bin einmal mehr überwältigt von der grandiosen Stimmung und ich brauche keine weitere Überzeugung. Der Entschluss, im kommenden Jahr in der nächsten Altersklasse am Start zu stehen und diese Emotionen zu erleben, steht fest. Die Bereitschaft, alles Notwendige dafür zu tun, ebenfalls. Und eben ist mir in den Sinn gekommen, dass es das fünfzehnte Mal sein wird, welchem hoffentlich noch viele weitere folgen.