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Laufberichte

Die richtige Wahl

11.06.11


Aufstieg


Dann beginnt unser Aufstieg hinauf auf die Liechtensteiner Alpen. Vor Schloss Vaduz (Km 12), früher auch Hohenliechtenstein genannt, gibt es wieder die Möglichkeit Wasser zu tanken. Etwa um das Jahr 1200 dürfte die erste Burg Vaduz errichtet worden sein. Im Schwabenkrieg 1499 brannten die Eidgenossen das Schloss nieder. Der Burgherr sorgte nach dem Friedensschluss für die Wiederherstellung. Heute ist es in Privatbesitz und kann von der Öffentlichkeit nicht besichtigt werden. Der regierende Landesfürst empfängt dort Staatsgäste und andere Besucher zu privaten Gesprächen.

Nachdem es zwischenzeitlich nur leicht geregnet hat, intensiviert sich der Regen wieder. Aber ich werde weitestgehend davor verschont, da es vorerst noch in den Wald geht. Alles hat ein Ende, so muss auch ich mich nach nicht einmal zwei Kilometern der Realität stellen und die nennt sich: Regen und Nebel. Selbst die Ziegenböcke verkriechen sich in Unterständen ihrer Bestallungen und verfolgen ganz entgeistert unser Treiben. Viel zu sehen gibt es für uns nicht, wir befinden uns mitten in der Wolkenschicht. Über Triesenberg führt der Weg nach Silum. Nach 18 km und in der Höhe fallenden Temperaturen wird es mir dann doch zu ungemütlich. Vom Start weg transportiere ich schon meine Regenjacke in der Gürteltasche mit. Jetzt entschließe ich mich sie doch anzuziehen und was soll ich sagen? So lässt es sich doch gleich viel leichter ertragen. Eine gute Wahl.
Zwischenzeitlich (Km 19) lichten sich sogar einmal für einige Zeit die Wolken und geben mehr von der Umwelt preis, der Blick ins Rheintal bleibt mir aber versagt. Eine große VP-Stelle erreichen wir bei Km 20. Wasser, Energy-Getränke, Cola und Bouillon werden nebst Gel, trockenem Brot und Riegeln geboten. Die Temperaturen werden hier auf einer Höhe von etwa 1.500 Metern wohl nur noch im einstelligen Bereich liegen. Meine Hände sind schon ziemlich klamm, ich erinnere mich, doch auch Handschuhe eingepackt zu haben. Kleine Sachen können doch wirklich sehr viel Freude bereiten, nach einigen gelaufenen Metern habe ich wieder Gefühl in den Händen. Eine gute Wahl.

 

Schlammschlacht


Nach ziemlich genau 10 km bergauf, verbunden mit 1.100 Höhenmetern bin ich am höchsten Punkt dieses ersten Aufstiegs angelangt. Der Niederschlag hat der Strecke hier oben ordentlich zugesetzt und artet sich stellenweise zu einer wahren Schlammschlacht aus. Bis ins Ziel des Halbmarathon PLUS in Steg verlieren wir 250 Höhenmeter auf einer sehr schönen Downhill-Passage, auf den nächsten 4 Kilometern. Aber auch einige Schlammlöcher sind zu überwinden, ein besonderer Schnappschuss gelingt mir – was mir erst beim späteren auswerten des Fotomaterials auffällt – von einer Dame, die voll in die Brühe eintaucht. In Steg wird die Teilzeit des Abschnitts ab Vaduz gemessen und kann später auf der Urkunde nachgelesen werden. Nach einem kurzen Anstieg geht es über eine herrlich weiche und matschige Bergwiese noch einmal ein Stück abwärts. Ich habe Schuhe mit groben Stollen aufgezogen und die erzeugen phantastischen Grip, wie Rennfahrer jetzt sagen würden. Eine gute Wahl.

Nach den Bergabstücken ist mir auch wieder richtig angenehm warm geworden, so bereitet mir die fürstliche Schlammschlacht über die Bergwiese ein Heidenvergnügen. Mit meiner Stimmung hellt sich so langsam auch das Wetter auf. Als es bei Km 32 reingeht in einen zwei Kilometer langen alpinen Trail, können wir schon einen weiten Überblick über das Tal erhalten und sogar die Himmelsschleusen werden zugedreht und lassen nur mehr vereinzelte Wasserspritzer auf uns herab. Der Abschnitt unterhalb von Sassförkle präsentiert sich in sattem Grün mit überwältigender Fauna und Flora. Ich habe auch Zeit mich umzuschauen und zu genießen, denn laufend ist auf diesem Steilstück vom gemeinen Laufvolk –  einschließlich mir natürlich – niemand mehr unterwegs. Zudem ist auch überholen auf dem schmalen Trampelpfad kaum möglich.

Oben angekommen haben wir auf fast 1.800 m ü. NN. den höchsten Punkt der gesamten Strecke erreicht. Für die Reststrecke können wir uns noch einmal an einer gut ausgestatteten Station mit Getränken und Verpflegung rüsten. Den Schlussabschnitt oberhalb von Malbun, habe ich vom Vorjahr noch in allerbester Erinnerung. Nicht weil er damals so beeindruckend gewesen wäre, sondern weil hier besonders dichter Nebel herrschte, mein Brille andauernd beschlagen war und ich sie sogar teilweise abnehmen musste, um überhaupt den Durchblick zu wahren. Als einziger Orientierungspunkt diente damals der Zielsprecher. Heute präsentieren sich das Sareiserjoch und Vaduzer Täli unterhalb der Gipfel wolkenfrei und endlich kann ich auch sehen, wie die Strecke verläuft.

Hat man den Zielbogen etwa 500 Meter oberhalb passiert, muss noch eine 5 km lange Schleife um den gesamten Talkessel herum absolviert werden. Für jemand, der hier mit seinen Kräften am Ende ist, bestimmt eine mental besonders harte Prüfung. Nur mit Wohlwollen der vor einem Laufenden, kann auf den schmalen Pfaden an den Berghängen überholt werden. Trotzdem gelingt es mir noch einige meiner Mitstreiter zu passieren. Ich bin vollkommen verwundert, wie weit wir noch an den Flanken des Vaduzer Täli um das Tal geleitet werden, die Eindrücke im Nebel vom Vorjahr weichen doch deutlich von der Realität ab. An den Sch(l)usskilometer kann ich mich aber noch gut erinnern. Ich freue mich in guter körperlicher Verfassung das Ziel zu erreichen. Als Finisher-Präsent bekommen wir heuer edle, mit Swarovski Kristallen besetzte Ear-Phones, ich freue mich schon darauf, sie bei meinen Trainingsrunden einsetzen zu können. Eines aber fehlt mir heuer im Zielbereich: die leckeren salzigen Pommes, die sonst sofort nach den Durchlauf zur Verfügung standen.

Ich werde auf alle Fälle wieder kommen, mir fehlt immer noch die Aussicht ins Rheintal. Das Sprichwort: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ hat sich heute wieder als wahr erwiesen. Bestens ausgerüstet hatte ich auch bei nicht idealem Wetter  viel Spaß. Der Lauf war für mich eine gute Wahl.

Marathonsieger

Männer

1. Wieser Patrick, CH-Aadorf                 2:56.57,5    
2. Heuberger Bruno, CH-St. Margarethen TG    3:11.03,9   
3. Sturm Marco, D-Regensburg                 3:17.31,4

Frauen

1. Nunige Jasmin, CH-Davos Platz             3:33.45,8  
2. Staicu Simona, H-Mogyoród                 3:44.01,3  
3. Zimmermann Denise,  CH-Mels               3:45.59,0

577 Finisher

12
 
 

Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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