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Laufberichte

Am Sieg geschnuppert

 

Schlussendlich haben 90 Sekunden zum ersten großen Sieg in meiner Karriere gefehlt. Gerd Frick aus Italien stand mir wortwörtlich vor der Sonne und unterband mein Vorhaben, nach zwei zweiten Plätzen aus den beiden Vorjahren den LGT Alpin Marathon endlich zu gewinnen. Aber in 3.12.14 gelang mir eine neue persönliche Bergmarathonbestzeit und ich erfreute mich über ein tolles Rennen, bei dem fast alles perfekt aufging.

In der Vorwoche zum ersten Saisonhöhepunkt habe ich bewusst die Volumen aus dem Training genommen und noch einige intensive Intervalleinheiten für den Grundspeed abgespult. Höhenmeter hatte ich aus den letzten Woche ja zur Genüge intus. Daher waren wohl auch meine Beine ziemlich frisch, als ich mich nach 07.00 Uhr zum Startgelände in Bendern begab. Um 09.00 Uhr war der Start angesagt.

Bereits am Vorabend durfte ich meine Startnummer 1 abholen. Für mich eine große Ehre, diese Nummer zu tragen beim Heimrennen. Daher war es klar mein Ziel, diese Position auch im Ziel zu tragen. Neben Daniel Bolt, Arnold Aemisegger (FL), Alexander Heim, Thomas Niederegger (Italien), Roman Wyss und Samir Baala (Frankreich) war spontan auch Gerd Frick aus Meran für den Event gemeldet und natürlich daher auch der Favorit für das Rennen über 42.195km und 1'870 Höhenmeter mit gut 720 Meter Gefälle.

Bei schwülen 18 Grad fiel der Startschuss. Neben circa 430 Marathonis nahmen gut 250 Halbmarathonläufer (Strecke von 25.5 Kilometer bis Steg) und 43 Zweierstaffeln den Wettkampf in Angriff. Schnell setzten sich die beiden Italiener mit dem Unterländer Michele Paonne ab. Sie forcierten das Tempo zu Beginn und wollten eine frühe Vorentscheidung erzwingen. Dass Michele nur die kleinere Distanz absolvierte, tat nichts zur Sache. Dahinter bildete sich um Bolt, Aemisegger und mir mit den Halbmarathon Plus Läufern Oswald und Romeo Imhof eine Verfolgergruppe, welche durch Samir Baala unterstützt wurde.

Bis Vaduz auf den ersten zehn Kilometern verloren wir weniger als eine Minute auf die starken Flachläufer. Leider ging mein Plan, dass wir im ersten Anstieg nach Steg aufholen könnten, nicht auf. Zwar distanzierten Aemisegger und ich den Rest der Gruppe kontinuierlich und auch Paonne war vor Triesenberg eingeholt, jedoch waren die führenden Südtiroler am Berg unwiderstehlich und nahmen uns nochmals bis zum Halbmarathon Plus Ziel im Steg bei Kilometer 25.5 anderthalb Minuten ab.

Nun begann der harte Teil des Rennens. Mir war klar, dass wir einen tollen Fahrplan hatten. Für mich war es überraschend, die Pace von Arnold im Aufstieg halten zu können, was mein Selbstvertrauen enorm steigerte. Als wir zusammen bereits nach Kilometermarke 28 auf Niederegger aufliefen, stieg meine Lauflaune ins Unermessliche. Ein erneutes Topresultat beim diesjährigen LGT war möglich.

Neideregger war geplagt von Krämpfen und konnte uns nur staunend vorbeiziehen lassen, während ich ihn mit Powergels und Gummibärchen versorgte. Arnold und ich versuchten das Tempo hoch zu halten, um allenfalls noch zu Gerd Frick aufschließen zu können und um eine ambitionierte Schlusszeit zu erreichen. Beim Steg war uns Gerd gegen zwei Minuten voraus. Wir rätselten, wie sich dieser Rückstand entwickelte. Immer im Sichtfeld hatten wir ihn, aber im Gelände die Distanz abzuschätzen, war enorm schwierig.

Aemisegger und ich trieben uns gegenseitig den Berg Richtung Valorsch und Sassförkle hoch. Beide litten wir langsam unter der Sonne und der absolvierten Distanz. Uns war klar, je länger das Rennen ging, je mehr war  ich im Vorteil, da ich mehr Standfähigkeit habe. Nichtsdestotrotz kämpfte Arnold unerbittlich und forderte mich in einem fairen und unterhaltsamen Wettkampf heraus.

Bei Kilometer 37 nach dem Peak der zweiten Steigung war es jedoch um ihn geschehen. Im zweiten größeren Downhill Teil Richtung Malbun ließ er eine Lücke zu mir aufgehen, welche er in der Folge nicht mehr schließen konnte. Ich merkte dies sofort und versuchte das Tempo hochzuhalten. Als wir das erste Mal den Malbun im Ländle passierten und uns auf die stark coupierte fünf Kilometer Schlussrunde machten, wurde ich von meinem Vater informiert, dass Gerd Frick mittlerweile mit zweieinhalb Minuten führte. Damit war klar, dass der Sieg heute nicht realisierbar war. Ich versuchte daher alles auf die Verteidigung des zweiten Ranges zu setzen.

Mit dem starken Bergläufer Aemisegger im Nacken packte ich die letzten Ressourcen aus meinem Körper und wagte keinen Blick nach hinten. Frenetisch feierte uns das Publikum und forderte uns auf, nochmals eine starke Schlussrunde zu laufen. Völlig dehydriert und langsam müde kämpfte ich mich über die Trails im Talkessel und freute mich auf das Ziel, eine Massage, eine kalte Dusche und viele kalte Getränke.

Mit der Zeit realisierte ich, dass Arnold mir nicht mehr folgen konnte. Kurz nach Kilometer 40 war der letzte Anstieg bewältigt und zwei Kilometer mit einigen Meter Gefälle standen vor mir. Auf diese freute ich mich enorm und mit einem Temposchnitt von knapp über drei Minuten pro Kilometer schoss ich ins Tal hinunter. Den Zieleinlauf genoss ich in vollen Zügen und wartete auf meinen Laufkollegen nach dem Zieleinlauf.

Erst dort erfuhr ich, dass ich auf der Schlussrunde noch über eine Minute auf Frick gut gemacht hatte und insgesamt noch keine 90 Sekunden auf seine Endzeit zurück lag. Auf Rang vier klassierte sich der Franzose vor Alexander Heim, der ersten Frau Aline Camboulive und Daniel Bolt.

Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden und möchte dem Veranstalter an dieser Stelle für einen tollen Event danken.

 

Marathonsieger

 

Männer

1. Frick Gerd, Italien                       3:10.44,5
2. Birchmeier Ralf, Buchs SG                 3:12.14,3 
3. Aemisegger Arnold, FL-Triesenberg         3:14.21,0

Frauen

1. Camboulives Aline, F-St Jorioz            3:28.22,6
2. Nunige Jasmin, Davos Platz                3:34.01,7 
3. Staicu Simona, H-Mogyoród                 3:45.39,3  

427 Finisher

 

Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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