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Laufberichte

Sechs Jahre Hitzelauf

20.05.12

Nach ca. 1,5km geht es am alten Startplatz neben den Bugaseen vorbei Richtung Waldau. In Höhe der Seglergaststätte kommt die zweite Brücke und kommen nach Waldau. 

Waldau wurde erst 1936 zu Kassel eingemeindet und ist einer der vier rechtsseitigen Stadtteile der Fulda, die Kassel in Süd-Nord-Richtung durchläuft. Es geht über die Nürnberger Straße in den neuen Stadtteil von Waldau, der geprägt ist durch viele Wohnblocks mit viel Grün dazwischen. Verschlafen ist Waldau heute Morgen nicht. Am Straßenrand stehen viele Anwohner und applaudieren den Läufern zu. Kurz danach geht es durch den alten Teil von Waldau, der so gar nichts Städtisches an sich hat. Hier befinden sich noch viele schöne alte und schmucke Fachwerkhäuser, die eher einen ländlichen Eindruck geben.

Am ersten Versorgungspunkt bei km 5 haben wir Waldau schon wieder verlassen und befinden uns auf einer Schleife durch Lohfelden. Hier gibt es einen zusätzlichen Wasserpunkt. Nach Überquerung der kleinen Losse erreichen die Läufer den Stadtteil Forstfeld, einer ruhigen Wohnsiedlung mit nur wenig Zuschauern. Es geht vorbei am Häschenplatz. Hier war letztes Jahr noch ein richtiges Stimmungsnest, heute ist es hier ruhig.

Die Läuferschar umrundet fast den gesamten Stadtteil und kommt dann auf die Leipziger Strasse. Sie ist die größte Einfahrtstrasse nach Kassel vom Osten her. Linker Hand grüßen uns die Roten aus Maranello, rechter Hand ist der 10km Punkt.

Kurz danach wird die breite Straße verlassen und es geht über die Forstfeldstraße, wo sich auch der 1. Staffelwechsel befindet. Schon von weitem sieht man hier eine riesige Menschenmenge, die für die Läufer nur einen ganz engen Durchlauf lassen.

Weiter geht es über die lange Lilienthalstrasse entlang der alten Backsteinmauer. Dahinter befand sich in ehemaligen Munitionsfabrikhallen die Spinnfaser AG. Hier wurden auf dem großen Fabrikgelände von 1935 bis Mai 1984 synthetische Fasern hergestellt. Ab 1960 wurde „Diolen“ hergestellt. Manche kennen vielleicht noch die Nyltesthemden und Nylonstrümpfe. Heute ist hier ein moderner Industriepark.

Kurz vor der B83 biegen die Läufer auf die Söhrestraße ab. Es geht nach Bettenhausen, einem früheren reinen Industrieort. Hier ist auch die Keimzelle der Industrialisierung Kassels. Im ehemaligen Messsinghof wurde 1679 im Auftrag von Landgraf Karl ein Hammerwerk und Gießerei eingerichtet, wo auch später der Kopf des Herkules hergestellt wurde.

Es geht entlang der langen Sandershäuser Straße vorbei am ehemaligen alten Fabrikgebäuden der Firma Salzmann & Comp. Heinrich Salzmann baute hier 1891 eine Großweberei für Zeltstoffe und feste Tuche, die von Kassel aus in der ganzen Welt verkauft wurden. Zeitweise beschäftigte die Firma allein in Bettenhausen über 5000 Arbeiter und Angestellte. Heute befindet sich in Teilen der alten Fabrik die Kulturfabrik Salzmann.

Während die Halbmarathonis links abbiegen geht es für die Marathonis und Staffelläufer rechts ab in den alten Bettenhäuser Stadtteil. Wir durchlaufen eine Wohnsiedlung mit Km Punkt 15 und kommen über die Industriestraße Miramstraße zurück auf die Sandershäuser Str. Jetzt geht es weiter parallel der HM-Strecke über die Königinhofstrasse. Kurz darauf erreichen wir die Hafenbrücke. Von der Brücke schaut man auf das Kasseler Panorama. Der Blick geht über die Fulda mit einer Staustufe und im Hintergrund sind die Doppeltürme der Martinskirche, Predigtstätte des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zu sehen. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden hier die hessischen Landgrafen beigesetzt.

Hinter der Brücke geht es für uns jetzt ein kurzes Stück geradeaus und dann in Richtung Stadtteil Wolfsanger. Nach einigem Zick-Zack, entlang des ehemaligen Massa-Marktes erreichen wir die Fuldatalstrasse mit dem Km 20. Die heißt nicht nur so sondern sie führt uns ins wunderschöne Fuldatal. Wir sind im Herzen des Stadtteiles Wolfsanger. Wolfsanger wurde schon 811 als „Vulvisanger“ in einer Urkunde von Karls des Großen erwähnt und ist über 100 Jahre älter als Kassel selbst. Wolfsanger war Mitte des 19. Jahrhunderts auch als Bad Wolfsanger bekannt durch die Kaltwasserheilanstalt mit ärztlicher Betreuung. Vom eigentlichen Dorfcharakter ist nur noch ein kleiner Teil rund um die Kirche erhalten, der Rest viel im 2. Weltkrieg den Bomben zum Opfer.

Wir sind immer noch auf der Fuldatalstraße. Auf der anderen Seite kommen schon Läufer entgegen, denn es gibt am Ende der Straße eine kleine Schleife und dann eine Pendelstrecke. Die Läufer suchen hier am Straßenrand unter den hohen Bäume Schatten, denn es hat schon über 20 Grad. Der 21km Punkt wird überschritten und nun geht es bergab, jedenfalls mit den Kilometern. Der östlichste Punkt ist erreicht und es geht zurück Richtung Innenstadt zum Stadtteil Wesertor. Unterwegs hat die Feuerwehr an verschiedenen Stellen Duschen aufgebaut, wo sich die Läufer abkühlen können.

An der Kreuzung Katzensprung bei km 25 kommen wir wieder auf die HM-Strecke. Katzensprung hieß hier früher eine kleine Brücke über die Ahna. Sie war hier so schmal, dass eine Katze drüberspringen konnte. Heute sieht hier alles ganz anders aus. Nur der Name ist geblieben.

Über die Kurt-Wolters-Str. geht es zum Holländischen Platz, zur Uni Kassel. Hier merkt man auch die erste längere, aber nur leichte Steigung. Wir folgen der Holländischen Straße, nicht bis zum 300 km gelegenen Holland sondern nur bis zum Stadtteil Nord-Holland. Hier biegen wir ab, überqueren die kleine Ahna. Es geht in nördliche Richtung neben der renaturierten Ahne entlang auf der Fiedlerstraße. Es folgt eine Schleife, die so ca. 1km lang ist. Dann geht’s zum Fuße des Hegelsberges.

Links neben der Bunsenstraße hinter einer Grünanlage und der Ahna kann man noch Läufer sehen, die auf dem Weg zum Hegelsberg sind. Wir kommen wieder auf die Holl. Straße  und biegen am Kasseler Hauptfriedhof wieder auf die HM-Strecke, bei Marathon Km 30 ab. Jetzt geht es in Wellen einige Kilometer lang immer leicht bergauf. Wir folgen der Wolfhager Strasse und kommen unter der Wegmannbrücke über die erste Welle. Wir sind im Herzen des Stadtteils Rothenditmold, der 1906 zu Kassel eingemeindet wurde.

Über die Zentgrafenstraße erreichen wir die Berliner Brücke. Boa, bei der Hitze wird es für viele schon beschwerlich und sie werden zu Gehern. Heute muss der Verstand über die Zeit siegen. Es geht über die Brücke. Rechts liegt das Trafohäuschen, das mittels Wandmalerei als klassizistischer Wintergarten gestaltet ist. Jetzt beim Marathon gibt es hier nur noch wenige Zuschauer. Beim Halbmarathon ist das ein richtiges Stimmungsnest.

Wir folgen der Gilsa- und Breitscheidstrasse, die ganz neu gemacht wurde. Das Kopfsteinpflaster ist weg. Km 35, wir haben den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Ab hier geht es merklich bergab und es gibt Schatten durch die großen Bäume. Am Ende der Strasse lassen wir die Friedenskirche rechts liegen und biegen auf die Friedrich-Ebert-Strasse Richtung Innenstadt ab.

Viele Zuschauer rechts und links der Friedrich-Ebert-Strasse feiern die Läufer. Hier ist auch die Feiermeile der Jugend mit vielen Kneipen. Hinter km 36 biegen wir erneut von der HM-Strecke ab. Es geht über die Karthäuser Strasse auf das Königstor. Gleich gibt es  wieder Wasser, viel Wasser.

Kurz danach erreichen wir die Wilhelmshöher Allee. Da die Straße bergab geht, hat man einen herrlichen Blick auf den Bergpark Wilhelmshöhe, mit dem Wahrzeichen von Kassel, dem Herkules. Es bietet sich von hier ein herrliches Panorama über Schloss bis hinauf zum Herkules. Die meisten Läufer haben hierfür jedoch keinen Blick mehr. Wir kreuzen die Querallee und biegen am Wehlheider Platz ab, auf dem schon seit 1984 jeden Freitag ein Wochenmarkt abgehalten wird.

Über die Wittrockstrasse, „the last Hill“. Nun geht es merklich bergab. Wir kommen am Stockplatz vorbei der auch jedes Jahr am 3. Wochenende im August der zentrale Punkt der Wehlheider Kirmes ist. Sie zählt zu den drei beliebtesten und größten Festen Kassels, neben dem Zissel und der Waldauer Enten-Kirmes. Es geht weiter bergab. Wir biegen dann kurz nach km 40, wo sich ein weiterer Versorgungstand befindet, ab auf den Philosophenweg und kommen in die Aue.

Der 1,50 km² große Staatspark Karlsaue liegt vor bzw. rechts neben uns. Wir laufen ein Stück dieser historisch Parkanlage, die fast ausschließlich auf flachem Gelände angelegt wurde, entlang. Auf dem Gebiet befinden sich viele angelegte Teiche und kanalartig angelegte Wassergräben. Schade, dass von der Strecke aus davon nicht viel zu sehen ist. Auf der Grünanlage befindet sich auch ein Großteil der documenta 13.

Am Eingang zum Auepark wird auf die Menzelstraße abgebogen. Die Alten Hasen in Sachen Marathon kennen die Straße noch vom KSV Hessen Marathon. In der Zeit von 1972 – 1998 veranstaltete der KSV Hessen den Kassel Marathon, mit der höchsten Finisherzahl von 157 in 1986. Hierbei ging es viermal rund um das Buga-Gelände und die Aue. Die Menzelstraße war damals wie auch heute die lange Zielstraße.

Heute ist das Ziel jedoch nicht auf der Menzelstraße, sondern in Kassels „Guter Stube“, dem Auestadion. Das alte Auestadion wurde Anfang der 50er Jahre auf einem ehemaligen Aufmarschgelände. Die Tribüne und die Ränge wurden mit Trümmerschutt aufgefüllt.

Heute ist es ein Schmuckstück und ein absolutes Highlight als Zieleinlauf. Alle Läufer, mit denen ich spreche, sind begeistert. HR1 tut heizt die Stimmung immer wieder an. Letztes Jahr fanden hier die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften statt. Heute laufen hier Leichtathleten aus der ganzen Welt in ihr Marathon-Ziel.

Auch Dieter Reich aus Ahnatal. Der 70jährige beendet seinen 100. Marathon  mit der Startnummer 100.  Franz Lang aus Graz in Österreich finisht ebenfalls seinen 100. und das sogar als BuZL, als Brems- und Zugläufer. Gratulation.

Fazit: Es gibt Marathon-Strecken, die sind schneller zu laufen. Es gibt Städte, da gibt es mehr historisches an der Strecke zu sehen. Es gibt Marathons mit mehr Zuschauern und mehr Musik. Aber es gibt nur ein Kassel und das lohnt sich immer wieder zu besuchen. Viele kommen bestimmt nächstes Jahr wieder zur 7. Auflage des Eon Mitte Kassel Marathon. Wenn alles gut läuft, gibt es dann sogar als absolutes Highlight eine Live-Berichterstattung im Fernsehen.

Einen neuen Streckenrekord bei den Männern gab es nicht, es gab auch keinen Kenia-Erfolg. Heute stand Tansania ganz oben auf dem Podest bei den Männern. Wie das Wetter auch Spitzenläufern zusetzt sieht man an der Zeit von Boston wo die Spitze fast 10 Minuten langsamer war wie im Vorjahr.

Für die große Überraschung bei den Frauen sorgte dann doch noch Kenia mir Salome Biwott die trotz der Hitze einen neuen Streckenrekord lief. Die Hessentitel blieben beide in Kassel beim PSV Grün-Weiss-Kassel.

 

Sieger Marathon:
Männer:

1. Joseph Daudi   Tansania  2:14:46
2. Hosea Kipketmoi   Kenia   2:14:59
3. Daniel Tanui    Kenia   2:15:06

Frauen:

1. Salome Biwott   Kenia   2:35:22 (neuer Streckenrekord)
2. Caroline Kwambai   Kenia   2:36:30
3. Luci Makena Karimi   Kenia   2:38:05

492 Finisher

 

Sieger Marathon Hess.Meisterschaften:
Männer:

Fred Schmalz   PSV Grün-Weiß Kassel  2:42:28

Frauen:

Silke Optekamp   PSV Grün-Weiß Kassel  2:46:32

12
 
 

Informationen: Kassel Marathon
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