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Laufberichte

Es war einmal...

 


Kurz vor KM 20 biegen wir rechts nach Wolfanger ab. Erneut ist ein Begegnungsstück erreicht. Das Feld ist mittlerweile weit auseinander gezogen. Die Entgegenkommenden haben bereits drei knapp 4 Kilometer mehr in den Beinen. Doch lieber keinen Gedanken daran verschwenden. Könnte zu deprimierend sein. Lieber sich darüber freuen, die Hälfte nach knapp 1:54 Stunden geschafft zu haben. Damit liegen Julian und ich noch voll im Soll für die Sub 4 Stunden. Schließlich dauert es nicht mehr lange und wir befinden uns wieder auf dem Rückweg. Die Brems- und Zugläufer für die 4 Stunden kommen bald wieder in Sicht. Der Abstand hat sich vergrößert. Wo bleibt Adalbert? Auch er hatte gehofft, diese Zeit zu erreichen. Doch es dauert noch eine ganze Weile, bis ich ihn gegenüber erblicken kann. Mit seiner angepeilten Zeit wird es heute zwar nichts, dafür wird er wieder gesund und munter das Ziel erreichen. Ein Gruß hinüber. Wir werden uns demnächst sicher wieder sehen.

Kurz vor KM 25 erwarten mich Nikita und Silke. Welch‘ Labsal für die Seele und Ansporn für die zweite Streckenhälfte. Und wenn Nikita mich schon ein paar Meter begleitet, da kann nicht mehr viel schief gehen. Die Frühlingssonne ist heute wohltuend. Ihre Kraft reicht noch nicht aus, die Temperaturen auf sommerliche Grade steigen zu lassen. Da macht es auch nichts aus, dass auf der jetzt breiten Straße kein Schatten zu finden ist. Die Bürobauten kommen hier wieder modern daher. Zur Abwechslung folgen wir kurz darauf der Strecke nach links um einen alten Schlachthof zu umrunden und landen erneut im Grünen. Auf dem letzten Begegnungsstück führt uns die Strecke bis etwa KM 28 durch Nordholland zum nördlichsten Punkt des heutigen Kurses.

Ich muss Julian ab hier ziehen lassen. Schließlich habe ich heute auch noch einen Fotoauftrag zu erfüllen und auf diesem Abschnitt nehme ich den besonders gerne wahr, führt die Strecke doch idyllisch an einem Bach unter schattigen Kastanien entlang. Aber ach, alles Schöne hat einmal ein Ende und schon bald biege ich links über eine Brücke ab, um anschließend der Strecke in entgegengesetzter Richtung wieder zu folgen. Jetzt ist der Bach nicht mehr einsehbar. Um etwas Schatten zu genießen, muss ich mich links halten.



Dieser Streckenabschnitt bringt mich meiner Heimat am nächsten. Auch im Kreis Höxter waren die Märchensammler der Gebrüder Grimm aktiv. So ist nachgewiesen, dass sie die Bremer Stadtmusikanten von August von Haxthausen bekommen haben. Einem der wenigen Märchen mit konkreter Ortsangabe. Vom Edelmann übrigens durchaus als Schmähung gedacht, da es die Bremer Anfang des 19. Jahrhundert mit als erste Städter wagten, sich ein eigenes Orchester zu leisten. Welch ein Affront gegenüber dem Adel. Da ist der Schuss aus heutiger Sicht wohl nach hinten losgegangen. Und welch Ironie, haben die Stadtmusikanten Bremen doch nie erreicht. Ich habe nach jetzt erfolgreich bewältigten 30 KM das Ziel dagegen bereits vor Augen. Also weiter die Beine in die Hand genommen und nicht in der nächsten Herberge rasten.

Die Bänke am nächsten Verpflegungspunkt sind zum Glück den Helfern vom roten Kreuz vorbehalten. In Bereitschaft stehend darf man ruhig auch sitzen. Hoffentlich kommen sie nicht mehr zum Einsatz, ein paar Rettungswagen musste ich heute schon ziehen lassen. Mittlerweile zieht sich das Feld immer weiter auseinander. Nur noch wenige Läufer teilen mein Tempo. Holger begleitet mich hier ein paar Meter und dank ihm komme ich auch noch zu einem Streckenfoto mit mir. Da er heute mehr Zeit hat als ich, bleibt er bald zurück.

Ich freue mich schon auf den nächsten Verpflegungspunkt bei KM 32,5, denn ich weiß, dass auch hier wieder zahlreiche Zuschauer warten. Und ich werde nicht enttäuscht, eine Gruppe Cheerleader treibt mich an. Idealerweise steigert sich jetzt das Interesse des Publikums mit jedem Kilometer. Da vergehen die Kilometer wie im Flug und schon liegt der westlichste Punkt der Strecke in Kirchditmold hinter mir.

Die nächsten Kilometer führen bis zu KM 37,5 fast gerade Richtung Osten zum nächsten Wendepunkt. Wollen die mich verwirren, ich durchlaufe hier gerade den vorderen Westen. Nah wenigstens weiß ich jetzt wo ich den finden kann, der vordere Osten oder Orient war mir ja schon länger bekannt. Erwartungsvoll blickt mir eine Gruppe Kinder entgegen. Schnell ein Foto und dann die Erwartung nicht enttäuscht und abgeklatscht. Ich bin schon vorbei, als einer der Jungen bemerkt hat: „Eh, der hat uns fotografiert.“ Gutes Zeichen für mich, dass ich immer noch schneller reagieren kann und auf den letzten KM trotzdem mit erfrischendem Tempo unterwegs bin. Auf Höhe der Friedenskirche erreiche ich die Friedrich-Ebert-Straße. Heute Morgen fuhr ich hier noch zügig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entlang. Jetzt habe ich mehr Zeit, diese Straße zu genießen.



Immer wieder höre ich „Martha, Martha“. Eine Begleitradfahrerin erinnert sie daran, dass die restlichen 3,5 KM weniger sind als die gemeinsame Laufstrecke durch die Fuldaauen. Hört sich sehr nach Ersttäterin an. Aber nein, Martha ist heute bereits zum 8. Mal auf der Marathonstrecke und wird sie wieder erfolgreich bewältigen. Zuvor dürfen wir auf der Wilhelmshöher Allee noch den Blick nach Westen genießen. Schade nur, dass der Bergpark mit dem Herkules lediglich aus der Ferne grüßt. Bei KM 40 wird mir ein letztes Mal fröhlich Wasser gereicht. Auch nach knapp 3:45 Stunden sind die Helfer noch voller Schwung.

Noch einmal geht es nach links. Der Blick fällt auf den Südhang des Weinberges, der hier vollständig bebaut ist. Die moderne Architektur bedeckt den ganzen Hang. Eine Kurve nach rechts und die Straßenschlucht bietet wieder abwechslungsreichere Ausblicke. Alt- und Neubauten wechseln sich ab. Immer mehr Zuschauergruppen säumen den Straßenrand. Sie genießen die Sonne und feiern die Marathonis. Eine Staffelläuferin fragt an, ob ich die ganze Zeit mit der Kamera unterwegs bin, da sie bereits mit dem Staffelstab Probleme hat. Ist halt alles Übungssache.



Eine Unterführung noch und bei KM 41 ist die Fuldaaue wieder erreicht. Zun Atem holen lässt das Zuschauerinteresse kurzfristig etwas nach. Schon sind die Seiten abgesperrt. Die Staffeln warten auf ihre letzten Läufer, um zusammen einzulaufen. Ich komme ohne Warten aus und habe das Stadion kurz darauf erreicht. Der Innenraum ist bereits mit unzähligen Läufer/innen gefüllt. Nur noch eine dreiviertel Runde und auch dieser Marathon ist geschafft.

Zahlreiche Zuschauer säumen die letzte Kurve und fiebern auf der Tribüne mit. Märchenhaft dieser Zieleinlauf. Einfach nur genießen. Zumal Nikita und Silke mich bereits auf der Gegengeraden erwarten. Auf ein paar Sekunden kommt es da nicht an. Und nach 3:57:28 habe ich wieder einmal erfolgreich gefinisht. Nach Empfang der Medaille werde ich von Julian begrüßt. Er hat erfolgreich seine Rechnung mit Kassel beglichen und ist erstmals sogar deutlich unter 4 Stunden geblieben. Klasse Leistung. Vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder auf der Strecke. Mir bleibt jetzt nur noch ein kühles Blondes abzuholen und dann zu meiner Familie aufzuschließen. So findet für mich ein weiteres schönes Marathonerlebnis sein Ende.

 

Ergebnisse:

 


Männer:
1. Kiprotich Kirui, 2:14:09
2. David Kipkurir Taiget, 2:14:31
3. Hosea Kiplagat Tuei, 2:14:47

Frauen:
1. Caroline Kwambai, 2:43:58
2. Eunice Jelegat Lelei, 2:44:02
3. Prisca Kiprono, 2:44:26

Zeitnahme:

Einmalchip von Davengo

Weitere Veranstaltungen:

Staffelmarathon für vier Teilnehmern; Halbmarathon; 10 KM-Lauf und Inlienskater-Halbmarathon.

Startgeld:
Marathon: 35,00 – 38,00 – 45,00 – 55,00 oder 65,00 €, je nach Anmeldezeitpunkt

Auszeichnungen:

Medaille im Ziel. Urkunde im Internet. Finisher-Shirt gegen Aufpreis

Verpflegung:

Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Elektrolyte und Wasser. Dazu Bananen- und Äpfel. Im Ziel auch alkoholfreies Weizen.

Zuschauer:

Zu Anfang vereinzelt mit Steigerung im Verlauf der Strecke.

 

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Informationen: Kassel Marathon
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