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Laufberichte

Gleichmäßigkeit ist Trumpf

11.10.09
Autor: Olaf Ulmer

Für einen Brems-/ Zugläufer, oder auf neudeutsch, Pacemaker, ist es vor allem wichtig, während des gesamten Rennens ein möglichst konstantes Tempo zu laufen, an dem sich die anderen Läufer orientieren können. Beim diesjährigen Münchenmarathon war es meine Aufgabe, die Läufer mit einer Zielzeit von 4:15 h zu begleiten und ihnen das richtige Tempo vorzugeben.

München ist die Landeshauptstadt des Freistaates Bayern und zählt rund 1,35 Millionen Einwohner. Mit einer breiten Mischung von Klein- und Mittelstandsbetrieben, aber auch Global Players und mehr als 20.000 HighTech-Unternehmen gehört München zu den Top-Technologie-Standorten Deutschlands, Europas und weltweit. Zu den größten und bekanntesten Arbeitgebern zählen unter anderem BMW und MAN.

Zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie der Marienplatz mit dem Rathaus und dem berühmten Glockenspiel, die Frauenkirche, der Viktualienmarkt und das Siegestor, um nur einige zu nennen, schmücken diese Stadt und bieten so auch für das Auge viel Sehenswertes. Ebenfalls sehr berühmt und einen Besuch wert sind unter anderem das deutsche Museum, das Hofbräuhaus und Dallmayr.

Der München-Marathon fand dieses Jahr zum bereits 24. Male statt. Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung war, wie all die Jahre zuvor, der geräumige Olympiapark. Am Besten ist der Olympia-Park mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen, so entfallen die lästige Parkplatzsuche und das Stehen im Stau bei Zu- und Abfahrt. Die U-Bahn-Linien U1, U2, und U3 halten jeweils am Rande des Olympia-Parks, so dass man anschließend noch mit einem Fußmarsch von 10 bis 20 Minuten rechnen muss, bis man am Bestimmungsort angekommen ist. Einen kürzeren Fußweg hat, wer die Tram der Linien 20 und 21 benutzt und diese an der Haltestelle Olympia-Park West wieder verlässt. Mit dieser Tram kann man übrigens ohne Umsteigen direkt vom Hauptbahnhof fahren. Marathonläufer können zudem den öffentlichen Nahverkehr am Marathon-Sonntag kostenlos benutzen.

Wir machten uns bereits am Samstagmorgen mit dem Zug auf den Weg nach München. Am Münchener Hauptbahnhof angekommen, verstauten wir unser Gepäck in einem der zahlreichen Schließfächer und fuhren direkt weiter zum Olympia-Park. Unser Ziel war die Eventarena, in der die Startunterlagen ausgegeben wurden. Neben der Startnummernausgabe waren hier auch noch eine Marathon-Messe und das Sports Café, wo die Pasta-Party stattfand, beheimatet.

Mit der Meldebestätigung in der Hand erfolgte die Startnummernausgabe rasch und problemlos. Ich erhielt einen pinkfarbenen Kleiderbeutel, indem neben der Startnummer auch noch einen Gutschein für die Pastaparty, ein Fußdeodorant und eine Probe eines Sportshampoos enthalten waren. Als Pacemaker bekam ich zusätzlich noch das aktuelle Laufshirt und einen Zettel mit meiner Zielzeit, um so für die anderen Läufer erkennbar zu sein.

Nach dem Besuch der gut bestückten Marathon-Messe und dem Genuss der Portion Pasta fuhren wir zurück zum Hauptbahnhof, holten unser Gepäck und suchten das Hotel auf. Da das Wetter immer schlechter wurde, es kamen starker Wind und Regen auf, verzichteten wir auf einen Bummel durch die Stadt und ließen den Tag im Hotel ausklingen.

Der Sonntag begann recht früh, bereits um 6 Uhr, da die Pacemaker sich um 8 Uhr treffen sollten. Da die Wettervorhersagen alles andere als rosig waren, hatte ich unterschiedliche Laufgarnituren dabei. Ich entschied mich für die dreiviertel-lange Laufhose und das kurze Laufshirt, nahm aber vorsichtshalber noch ein Langarmshirt in meinem Kleiderbeutel mit. Auf dem Weg zum Olympia-Park fuhren wir über den Hauptbahnhof und deponierten dort unser Gepäck. Einzig den Kleiderbeutel nahm ich mit.

Fast pünktlich erreichten wir den Treffpunkt der Pacemaker in der Event-Arena. Nach ein paar Telefonaten der Organisation konnten wir im Olympiastadion die ehemalige Kabine des FC Bayern München als Umkleideraum und Dusche nutzen.

Jeder Brems-/Zugläufer bekam als zusätzliches Erkennungsmerkmal noch einen überdimensionalen Luftballon, auf dem die zu erreichende Zielzeit vermerkt war. Ich erhielt einen blauen Ballon mit der Marke 4:15h.

Geschlossen traten wir aus der Event-Arena und versammelten uns zu einem Gruppenfoto. Sofort waren wir das Motiv zahlreicher (Hobby-)Fotografen. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Startgelände auf der Ackermannstraße. Das Feld wurde in zwei Startblöcke unterteilt. Startblock A war für Läufer die mit einer Zeit unter 3:45 Stunden im Ziel ankommen wollten. Der Startblock B war für die übrigen Läufer, die den Marathon nicht so schnell finishen wollten oder konnten. Ich ging also in den Startblock B, wo wir Pacemaker uns entsprechend verteilten. Hanni, die ebenfalls als Zugläuferin für die 4:15 Stunden an den Start ging, postierte sich etwa zwanzig Meter hinter mir, so konnten wir den Pulk der zahlreichen wackeren Läufer, die sich ebenfalls diese Zeit vornahmen und mit uns mithalten wollten, besser erfassen.

Um Punkt zehn Uhr machte sich, von Böllerschüssen begleitet, der erste Startblock auf die Reise. Zehn Minuten später konnten auch wir die 42,2 Kilometer in Angriff nehmen.

Wir verließen den Olympia-Park und kamen über die Elisabeth-Straße in den Stadtteil Schwabing. Bei Kilometer 2,5 führte uns ein Rechtsknick auf die Leopoldstraße mit einer etwa 3 Kilometer langen Wendepunktstrecke. Jetzt war auch die erste Sehenswürdigkeit des heutigen Tages, das Siegestor im Blickfeld, welches wir kurz darauf erstmals passierten. Unmittelbar hinter dem Wendepunkt bei Kilometer 4 konnten wir zum ersten Mal verpflegen. Wir passierten abermals das Siegestor und liefen nach einem weiteren Rechtsknick bei Kilometer 5,5 in Richtung Englischer Garten.

Ein Linksknick führte uns für etwa zwei Kilometer entlang des Englischen Gartens den wir schließlich bei Kilometer acht nach einer Linkskurve erreichten. Da sich mittlerweile das Feld etwas auseinander gezogen hatte, konnten die nun schmaleren Wege ohne Problem die Läuferschar aufnehmen.

Wir erreichten etwa bei Kilometer 10 den nördlichsten Punkt unseres Ausfluges in die grüne Lunge Münchens und machten uns in einer größeren Schleife wieder auf den Weg südwärts in Richtung des Stadtteiles Lehel. Der Tritt war gefunden, die Pace stimmte, doch was war das? Auf einmal kommt erst nach rund 6:30 min das nächste Kilometerschild, hatten wir etwa gebummelt? Die nächste Marke kam aber schon nach rund 5:30 min. Und das bei unverändertem Trott. Da stand wohl die Kilometer-Marke nicht ganz richtig. Die Welt war wieder in Ordnung und ich war beruhigt, stimmte es doch im Schnitt wieder.

Über die Tivolistraße verließen wir den Englischen Garten und steuerten auf den Stadtteil Bogenhausen zu. Durch Bogenhausen hindurch erreichten wir über die rund zwei Kilometer lange Oberföhringer Straße den Stadt Teil Oberföhringen. In der Rechtskurve bei Kilometer 19 traf ich dann Klaus Duwe. Ein kurzes „Servus, Grüß Dich Klaus“ und weiter ging es. Für einen Plausch blieb leider keine Zeit, hatte ich doch eine Mission zu erfüllen. Klaus erwischte mich mit seinem Sucher gerade noch von hinten, bevor ich aus seinem Blickfeld entschwand.

Die folgenden drei Kilometer führten uns schnurgerade mit Kurs auf den Stadtteil Steinhausen. Wir passierten die Halbmarathon-Marke nach etwa 2:06:50 Stunden, also rund 40 Sekunden vor unserem Schnitt. Das war nahezu perfektes Timing. Jetzt konnten wir uns auch an den Verpflegungsstationen etwas mehr Zeit lassen, was den Mitläufern entgegen kam.

Über die BAB 94 hinweg und an dieser entlang kamen wir in das Gewerbegebiet Mossfeld. Bei Kilometer 26 kam dann mein Deja-Vu-Erlebnis. Letztes Jahr bin ich nämlich just an dieser Marke mit dem Ballon an einem Verkehrsschild hängengeblieben, der sich dann auch sofort losriss und gen Himmel entschwand. Ein Läufer, der mich seit dem Start begleitete, konnte sich ebenfalls noch sehr gut an diesen Zwischenfall erinnern. Diesmal machte ich aber einen großen Bogen um dieses Verkehrsschild herum und konnte so meinen Ballon behalten.

Wir passierten den Ostbahnhof und waren nun im Stadtteil Haidhausen. Nach einer Rechtskurve kamen wir auf die breite Rosenheimer Straße, die uns in Richtung Stadtmitte führte. Kurz vor dem Deutschen Museum bei Kilometer 28 lief ich auf den Ultraläufer Robert Wimmer auf. Er war in Begleitung von Marathonneuling Anton, der sich neben seiner ersten Erfahrung auf der Marathondistanz gleich noch ein paar Tipps von Robert abholen konnte. Robert bereitet sich gerade auf den 24-Stunden Weltrekordversuch auf dem Laufband vor. In der Nacht zuvor, also von Samstag auf Sonntag, hatte er bereits die ersten sechs Stunden auf dem Laufband als Trainingseinheit absolviert. Gerne hätte ich mich noch länger mit Robert unterhalten,  aber die Zeit … Also ließ ich die beiden hinter mir zurück und nahm das letzte Drittel in Angriff.

Über den Rosenheimerplatz ging es vorbei am Müller’schen Volksbad. Anschließend passierten wir über die Ludwigbrücke die Isar und waren vor den Toren der Stadt, genauer gesagt vor dem Isartor. Was nun folgte, war der Sightseeing-Part dieses Marathons. Eine Sehenswürdigkeit nach der anderen gab es zu bestaunen und genießen, falls man noch in der Lage dazu war. Nach dem Alten Rathaus folgte ein kurzer Abstecher auf den Marienplatz mit Blick auf das Neue Rathaus mit dem berühmten Glockenspiel. Die Stimmung hier war gigantisch, der Sprecher auf der Empore begrüßte nahezu jeden persönlich und attestierte Hanni und mir einen guten Job.

Wir liefen nun an der St. Peter-Kirche und dem Stadtmuseum vorbei zum Sendlinger Tor und auf einer Parallelstraße vorbei an der Assamkirche zum Marienplatz zurück. Wir überquerten den Marienplatz direkt vor dem neuen Rathaus und kamen auf die Dienerstraße. Vorbei am Dallmayr überquerten wir kurz darauf den Odeons-Platz.

Das Siegestor, diesmal von der anderen Seite, war nun wieder im Blickfeld. Doch bevor wir dieses zum dritten und letzten Male passieren durften, wurden wir noch auf eine Schleife durch den Stadtteil Maxvorstadt geschickt. Zunächst ging es auf einer Begegnungsstrecke in der Theresienstraße in Richtung Technische Universität. Wir passierten die Neue Pinakothek und das Museum Reich der Kristalle. Nach zwei Linkskurven erreichten wir den Karolinenplatz mit dem Obelisken. Wir liefen in Richtung Maximiliansplatz und wurden unmittelbar vor diesem Platz in einer Schleife auf den Weg zurück zum Karolinenplatz geschickt. Vorbei am Königsplatz und der Technischen Universität erreichten wir wieder die Begegnungsstrecke in der Theresienstraße. Nach einer Linkskurve waren wir in der Ludwigstraße und konnten nun das Siegestor passieren.

An der Verpflegungsstelle bei Kilometer 38 gab es neben den üblichen Getränken auch ein leckeres alkoholfreies Weißbier, welches ich mir nicht entgehen ließ.
Auf derselben Strecke wie zu Beginn des Marathons, nur in umgekehrter Richtung, liefen wir nun zur Ackermann-Straße im Olympiapark, wo Stunden zuvor der Start des Marathons war. Eine Linkskurve brachte uns auf den letzten Kilometer auf dem Spiridon-Louis-Ring.

Wir liefen durch das Marathon-Tor ins Olympia-Stadion ein. Im Tunnel wurden wir von fetziger Musik und Stroboblitzen empfangen. Einfach gigantisch. Im Stadion durften wir dann noch eine fast komplette Stadionrunde laufen und wurden von den Zuschauern auf den Rängen frenetisch angefeuert. Hanni und ich konnten einige Läufer anspornen, noch vor uns zu bleiben, was denen eine Zeit unter 4:15 Stunden bescherte.

Im Ziel angekommen, bekamen wir eine wunderschöne Medaille überreicht. Nach der Zielverpflegung ging es zum Duschen in die Bayern-Kabine. Im Anschluss konnten wir unsere leeren Kohlehydrat-Speicher mit einer Portion Nudeln im Sports-Café in der Event-Arena wieder auffüllen.

München ist immer wieder eine sehenswerte Stadt und auch ohne Marathon lohnt sich ein Besuch der Isarmetropole.  Ich komme gerne wieder zurück nach München zum Marathon. Nächstes Jahr feiert der München Marathon übrigens mit seiner 25. Auflage ein Jubiläum und da ist 4 Mal zehn Trumpf. Denn der 25. München-Marathon ist am 10.10.2010, Start 10 Uhr.

Mein Fazit: Ein sehr gut organisierter Lauf mit engagierten und freundlichen Helfern. Auf der großen Marathonmesse war für jeden was dabei. Im Sports Café wurden neben der üblichen Pasta auch belegte Brötchen, Kuchen und süße Stückchen angeboten.

Die Verpflegung auf der Strecke und im Ziel war hervorragend. Zu trinken gab es Wasser und Iso, später auch alkoholfreies Weißbier. Zu Essen gab es Energie-Riegel und Bananen. Das Einzige, was ich auf den letzten Kilometern vermisst habe, war Cola.

Mein Dank gilt allen Helfern, die stets freundlich und engagiert waren, der Polizei, der Feuerwehr und den Sanitätskräften, die hoffentlich nichts zu tun hatten. Ebenso gilt mein Dank den zahlreichen Zuschauern und Musikbands, die immer wieder für Stimmung sorgten und uns motivierten.

 


 
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