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Laufberichte

42 Kilometer durch meine Heimatstadt

13.10.13

Eine Woche nach dem Oktoberfest: Schon wieder oder immer noch in Tracht?


Das versteht sich von selbst beim nun schon bestens etablierten Trachtenlauf am Vortag des München Marathons. Unter den Klängen des Bayerischen Defiliermarschs, dargeboten von der Blaskapelle Feldkirchen, kann man hier sein Wiesn-Outfit mal auf einer Kurzstrecke vorführen. Für einen ganzen Marathon hingegen ist eine Krachlederne oder ein Dirndl mit klassischer, unterm Knie endender Rocklänge wohl doch ein wenig zu unbequem.

Inspiriert vom International Friendship Run des New York Marathons hat sich der Münchner Organisationsleiter Gernot Weigl vor vier Jahren entschlossen, im Olympiagelände der bayerischen Landeshauptstadt einen Trachtenlauf zu veranstalten. Und so gibt es heuer, bei fast perfektem Laufwetter, wieder einige schöne traditionelle Gewänder aus der ganzen Welt und natürlich aus Deutschland zu bewundern: Mit von der Partie sind Flamenco-Kleider, japanische Kimonos, schottische Kilts und griechische Foustanis. Die Holländer wollten sich ihre Füße wohl nicht ruinieren und tragen die Holzschuhe lieber in der Hand.

Wobei das Ganze nicht so eng zu sehen ist: Ein Spiderman-Kostüm fällt anscheinend ebenfalls in die Kategorie Tracht und natürlich ist auch Pumuckl - wie immer barfuß - samt seinem Team dabei.

Auf jeden Fall kann man auf der Strecke den wunderschönen Münchner Olympiapark genießen - in aller Ruhe und ohne Zeitnahme, denn mancher der rund 1000 Teilnehmer will auch beim morgigen Marathon-Event über 10, 21 oder gar die vollen 42 km an den Start gehen.

Jetzt aber gibt es in der Event-Arena zur Belohnung nach vier Kilometern erst mal ein typisch bayrisches Weißwurstfrühstück mit Brez'n und Weißbier.

 

Marathon-Messe

 

Die Münchner Marathonmesse befindet sich in der Event-Arena im Olympiapark. Zu den Olympischen Spielen 1972 wurden hier die Radwettbewerbe durchgeführt. Danach war die Bahn lange nicht in Benutzung und das Gebäude wurde für die Ausstellung „Olympic Spirit“ umgebaut. Da die Zuschauer ausblieben, gab man das Ganze wieder auf und nutzt die Anlage jetzt für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Die sehr dunkle Ausstattung von damals blieb erhalten und bildet damit auch einen idealen Rahmen für die Erotikmesse, die letzte Woche stattfand. Jetzt ist also hier die Marathonmesse: relativ groß, mit vielen Infoständen von Laufveranstaltungen in aller Welt.

Die Ausgabe der Startunterlagen befindet sich im ersten Stock und erfordert nur kurze Wartezeiten. Bei der Abholung der Startertüte mit Barilla-Nudeln und einigen kleinen Produktproben bekommt man auch gleich das neue M4Y-Printmagazin überreicht.

Eine Nachmeldung zum Marathon und zum 10-km-Lauf ist möglich. Der Halbmarathon ist traditionell sehr schnell ausgebucht, denn es hat sich herumgesprochen, dass er über eine besonders schöne Strecke führt. Am schnellsten gelangt man zur Marathonmesse übrigens mit der Tram 20/21 vom Hauptbahnhof zur Haltestelle Olympiapark West.

 

Einleitung

 

Lange hatte ich überlegt, ob man als Münchner einen Bericht über den  Marathon in der eigenen Stadt schreiben soll. Andererseits gibt es aber so viel zu sehen und einen kleinen Teil davon möchte ich euch vorstellen. Dumm nur, dass ich immer noch diese blöde schmerzhafte Entzündung in der Hüfte habe. Es wäre meine 11. Teilnahme geworden. Stattdessen also wird das Rad ausgepackt, „Durchfahrtsgenehmigung Marathonstrecke, Kennzeichen: Fahrrad“ beim Veranstalter besorgt und überall dort geradelt, wo ich die Läuferinnen und Läufer nicht störe. Die Strecke kenne ich ja wie meine Westentasche.

Der Münchner und „sein“ Marathon. Das ist eine zwiespältige Sache. Leben und leben lassen ist das Motto. Weil die Behinderungen durch den Lauf nicht allzu heftig sind, lässt der Münchner den Marathon gewähren. Schön ist, dass der Laufsport von Jahr zu Jahr mehr begeisterte Münchner Zuschauer findet, wozu natürlich auch das konstant hervorragende Wetter am Marathontag beiträgt. Seit zwei Jahren hört und liest man auch keine Beschwerden mehr wegen der Straßensperrungen. Bei einer früheren Gelegenheit habe ich einen Autofahrer einmal fast weinen sehen, weil er wegen des Marathons seine Oma nicht im Auto zum geplanten Sonntagsausflug abholen konnte.

 

Marathontag

 

Zum Marathon reisen die meisten Läufer mit der U-Bahn an. Auf der Strecke der U3 setzt die MVG am Sonntagvormittag Sonderzüge ein. Die Fahrkarte ist im Startpreis enthalten. Von der Station Olympiazentrum zieht an diesem regnerischen und kalten Oktobertag ein Läufertross Richtung Olympiastadion. Keine Panik, so ein Wetter haben wir hier am Marathonmorgen immer.

Auf der Haupttribüne des Olympiastadions unter dem berühmten Zeltdach kann man sich schon mal die Vorbereitungen für den Zieleinlauf ansehen. In einigen Stunden werden wir dort unten eintreffen. Inzwischen lugt im Westen auch schon mal die Sonne hervor. 

Die Taschenabgabe ist regengeschützt in der Umrundung der Haupttribüne untergebracht. Tipp: Riesige Toilettenanlagen im Sitl der1970er-Jahre gibt es im Untergeschoss an den beiden Stirnseiten den Stadions.
Rechtzeitiger Aufbruch zum Start ist angesagt. Dorthin ist noch über ein Kilometer zurückzulegen. Auf der Ackermannstraße gibt es viel Platz für die drei Startblöcke. Man ordnet sich eigenständig ein. Toilettenhäuschen gibt es natürlich auch noch einige.

Schon im Stadion sehen wir, dass es sich in München um den vielleicht sichersten Marathon der Welt handelt: Die bundesweiten Polizeimeisterschaften werden hier ausgetragen. Leider etwas im Geheimen. Ergebnislisten werden keine zu finden sein. Und bekannte Tatort-Kommissare haben wir auch nicht gesehen.

Ebenso wenig die besten einheimischen Marathonis, obwohl zum dritten Mal die Deutsche Marathon-Meisterschaft ausgetragen wird. Aber unser Anton ist dabei. Er wird einen separaten Bericht beitragen. Vor dem Start gibt es die Nationalhymne. Wer ganz vorne dabei ist, muss aufpassen, nicht taub zu werden, denn Böllerschützen geben das Startsignal.

Los geht’s dann durch die Schwere-Reiter-Straße. Ein Name, der darauf hindeutet, dass es hier vor geraumer Zeit viele Kasernen gab. Zur Olympiade standen auf dem Areal links noch mehrere davon. Es geht nun durch West-Schwabing. Links das neoklassizistische Nordbad aus dem Jahr 1941. Davor schon die zweite Band auf unserem Lauf. Insgesamt gibt es 29 Hot Spots mit  Musikgruppen und Moderatoren.

Hier ungefähr befand sich vor 70 Jahren noch die Bebauungsgrenze der Stadt. An  weite Felder zur Linken können sich die älteren Münchner noch erinnern. Bleibt noch zu erwähnen, dass ich hier meine ersten 25 Lebensjahre verbracht und mit meinem Vater in den 1980er Jahren bereits den Marathonläufern zugesehen habe. Die Elisabethstraße lässt den Läufern viel Platz, um den eigenen Rhythmus zu finden. Hinter den Alleebäumen kann man Häuser von der Jahrhundertwende und aus den 1950er-Jahren sehen.

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