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Laufberichte

„Grad schee wors“

 

Ich weiß nicht, wie oft ich in München beim Marathon mitgerannt bin. In den 33 Jahren, ich denen ich mich ambitioniert der Rennerei verschrieben habe, unzählig oft, gerne auch bei Bayerischen und Deutschen Meisterschaften. Und noch etwas: Mein erster Laufwettkampf war hier in unserer schönen bayerischen Landeshauptstadt im Jahr 1989 und gleich auf der langen Strecke, denn damals war die Halbmarathonstrecke noch gar nicht so bekannt und beliebt wie heutzutage.

Wir fahren (wieder einmal) mit der Bahn nach München. Zu erreichen ist das Olympiastadion einfach mit der U-Bahn (U3, U8, Endstation Olympiazentrum) in wenigen Minuten vom Hauptbahnhof und ein kurzer Spaziergang von der U-Bahn Endstation zum Olympiastadion hat auch noch keinen geschadet. Dieses Jahr ist alles ein wenig anders, vielleicht hat Corona noch zu einer oder anderen Organisationsentscheidung geführt. Ich werde auf die Langdistanz gehen (so wie immer) und Henny wird hinter den Kulissen agieren. Sie wollte schon immer bei einer Veranstaltung mithelfen. So wird sie am Samstag ganztägig bei der Ausgabe der Startnummern eingebunden sein und am Sonntag auf der Strecke bei Kilometer 40 stehen.

 

 

Es müsste in diesem Jahr die 36. Ausgabe sein, 2020 ist der Lauf Corona zum Opfer gefallen und letztes Jahr verlief die Strecke aus der Not heraus auf zwei Runden zum Englischen Garten und zurück. Wenn man die Teilnehmerzahlen mit denen von 2019 vergleicht, schaut es nicht rosig aus, denn müssen auch die großen Veranstalter großen Einschnitte verkraften. Von damals 22000 Läufern auf allen Strecken geht die Zahl auf 18000 zurück, das ist ein Minus von 20 Prozent. Und von den Gemeldeten gehen bei weitem nicht alle an den Start.

Marathon, Staffelmarathon (zu viert), Halbmarathon, 10 Kilometer- Lauf und Minimarathon, das sind die ausgeschriebenen Distanzen. Natürlich sind viele Teilnehmer aus dem Ausland, teilweise von Übersee. Die Messe hat man nun von der Olympiahalle unter das Olympiadach beim Stadion verlegt, man ist an der frischen Luft, aber von oben doch geschützt. Eventuell ist es ein wenig zugig, aber so hat das Virus keine Chance. Und vielleicht hat man den einen oder anderen Euro Hallenmiete eingespart. Die Startnummern können ab Freitagnachmittag 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr und Samstag den ganzen Tag abgeholt werden.

Am nächsten Tag heißt es früh aufstehen, denn Henny soll bereits um 07.30 Uhr anwesend sein und der Marathon startet bereits um 09.00 Uhr. Dieses Jahr ist unter Vorweisen der Startnummer die Benützung der Öffentlichen am Lauftag includiert. Eine weitere Änderung ist der Startort, der ist nämlich im Olympiastadion und nicht mehr oben am Coubertinplatz. Im Vorfeld war ich skeptisch, ob einige Tausend Marathonläufer auf der Tartanbahn starten und ob die dann durch das Marathontor ohne Behinderungen nach außen gelangen können. Aber die Lösung ist perfekt und praktikabel: Blockstart mit fünf Gruppen. Ich bin beruhigt. Und es gibt Nettozeiten.

Etwa 30 Minuten vor dem Start bin ich bereits lauffertig, kurze Hose und oben zwei dünne Schichten, denn es hat nur knapp zehn Grad und tagsüber wird es nur wenig wärmer werden. Gegen Mittag soll es windiger werden. Greppi und Jürgen laufen mir über den Weg. Beide waren länger verletzt und wollen es heute versuchen. „Mit unter sechs Stunden wären wir hochzufrieden“, so beide auf meine Frage. Die Zeitläufer machen sich auch parat. Vom 3.00 Stunden bis 4.30 Stunden im 15minütigen Abstand kann jeder Interessent seinen persönlichen Guide wählen. Der Service steht auch den Halbmarathonis und 10 Kilometer-Läufern zur Verfügung. Mein Freund Harald ist auch dabei, er wird die Läufer zu 4.45 Stunden antreiben und coachen.

 

 

Dann suche ich den Weg zum Start, der sich unten auf der Tartanbahn befindet. Mit einem Schlenkerer finde ich dann mit Andi und Jürgen den Zugang. Wir müssen die Treppe hinunter. Erst später sehe ich von unten die Beachflags mit den Buchstaben A bis E. Ich befinde mich im Block B, da sollen Läufer hinein mit einer Zielzeit bis 4.00 Stunden. Die Zeit rückt vor, Punkt 09.00 Uhr wird der Block A auf die Strecke gelassen und wir rücken langsam vor.

Dann fährt die Musik zum zweiten Mal hoch, es wird heruntergezählt und wir können uns ebenfalls an unser Tagwerk machen. Auf geht’s zur Stadtbesichtigung in unserer liebsten Hauptstadt. Ein paar Meter vor mir laufen drei Pacemaker für die 4.00 Stunden. Die werde ich ziehen lassen. Denn ich weiß nicht, in welchem Trainingszustand ich bin, hatte ich doch in den letzten Monaten fast nur Trails in Überlänge und schnelle Einheiten in Unterdistanz auf der Laufagenda. Mein Plan, die erste Hälfte eher mehr defensiv laufen und dann flexibel sein im Tempo.

Der Kurs geht nur gut 100 Meter auf der Tartanbahn und dann verlassen wir das Stadion durch das große Marathontor. Ohne Behinderung geht es nach draußen. Der Spiridon-Louis-Ring bringt uns in leichten Kurven zum Olympiasee und unterhalb des Olympiabergs zur Ackermannstraße, kurz zuvor ist der erste Kilometer schon abgehakt. Mit 6.33 Minuten Laufzeit ist da noch Luft nach oben, sprich, mir war der zu langsam.

Kurz zuvor wechsele ich mir Fritz ein paar Worte. Er ist einer der wenigen, der bisher keine Ausgabe des München Marathons verpasst hat. Der Läufer mit Jahrgang 1949 hat schon vieles erlebt. Im Gebiet von Bayern-Schwaben hatte ich häufig Kontakt mit ihm, meist auf den kleineren regionalen Läufen. Und noch etwas Interessantes. Der ehemalige Landwirt hatte bei einem Start in München schon um 3.30 Uhr in der Früh seine 28 Kühe melken müssen und er schaffte es dennoch, trotz der 150 Kilometer Anfahrtsweg, pünktlich vor Ort zu sein. „Scheiß Krücken“, meint er noch, als er dieselben nach dem ersten Kilometer einsetzt und sich nach vorne absetzt. Mir klappt der Kinnladen herunter. Und ein Buch hat er auch über seine sportliche Vita geschrieben, „Grad schee wors“, so der Titel. Heute könnte er ein Kapitel hinzufügen.

Kilometer zwei auf der Ackermannstraße, da steht meine Henny als „Oberaufsicht“ bei den Matten vom Zeitnehmer Abavent. Ich hole mir einen Schmatz ab und laufe entsprechend beschwingt weiter. Über die Elisabethstraße und Franz-Joseph-Straße erreichen wir mit dem vierten Kilometer bereits die Leopoldstraße. Die ersten beiden Bands haben uns bereits flotte Beine gemacht. Die haben zwei Italiener nicht, die jetzt schon zu Spaziergängern geworden sind.

 

 

Das Siegestor ist noch weit entfernt, da kommen auf der anderen Seite Polizei, Radfahrer und ein Fahrzeug des Veranstalters mit der großen Uhr auf dem Dach entgegen. Und wie es im Vorfeld publiziert worden war, versucht man den Streckenrekord zu verbessern. Die sind auf einem guten Weg, so mein Eindruck, als die Spitzengruppe von mehr als 10 Mann an mir vorbeirauscht. Die sind doppelt so schnell unterwegs als ich. Na ja, bei denen ist der Spaß in zwei Stunden plus x vorbei, während das „gemeine Volk“ länger seine Freude ausleben kann.

Stadteinwärts passieren wir das Siegestor, welches Ludwig I im Jahr 1840 erbauen ließ. Auf der Rückseite des Tores wird Hardrock gespielt, mit der musikalischen Begleitung bin bisher hochzufrieden. Vorbei an der Universität und an der Bayerischen Staatsbibliothek biegen wir nach rechts in die Theresienstraße ein. Die gut drei Kilometer lange Schleife über den Königsplatz mit dem Lenbachhaus, der Alten Pinakothek und der Pinakothek der Moderne hat man vor einigen Jahren schon an den Anfang des Kurses gelegt. Auf der anderen Seite kommen die Pacer für die 3.15 Stunden mir entgegen. Es ist schon fast zehn Jahre her, ich war jünger und schneller, da habe ich mich an die Pacer geklemmt.

Kurzzeitig wechsle ich ein paar Worte mit Rolf, der Läufer mit der Clownbekleidung, der häufig mit Pumuckl im Doppelpack anzutreffen war. Der Pumuckl hat mit dem Laufzirkus nichts mehr am Hut. „Auf so Veranstaltungen wirst du ihn nicht mehr treffen“, so Rolf. Schade, denke ich, denn er hat immer Geld für gemeinnützige Dinge gesammelt und die Kinder am Streckenrand mit Guatln glücklich gemacht.

„Helf ma zamm“ so heißt es an der Wasserstelle bei Kilometer 7,5, die die Sportler des TSC Maxvorstadt betreiben. Ich laufe vorbei, denn noch brauche ich keine Erfrischung. Mit Kilometer zehn bis ich von der Schleife zurück, wir laufen zum Wendepunkt am Odeonsplatz. Kurz zuvor sehe ich die Gruppe der 4.00-Läufer auf der anderen Seite, rund 500 Meter voraus.

 

 

Mit Blick auf die Feldherrnhalle (geradeaus), Residenz, Palais Moy und Theatinerkirche wenden wir, das Feld bewegt sich wieder nordwärts. Die App sagt mir den zehnten Kilometer an, gut 61 Minuten. Radio Gong mit einem Übertragungswagen bringt flotte Rhythmen unter die Leute. Da sehe ich sogar den einen oder anderen an der Zuschauerbande mitwippen. Auf Höhe des Siegestor schwenken dann die Massen des Zehners auf unseren Kurs, es wir kurzzeitig kuschlig, so viele Läufer sind nun unterwegs.

Kurz danach die Fans der Läufer aus dem württembergischen Lauda. Eine tolle Idee, mit den gelben Hüten sind die auffällig und eine Stimmung können die verbreiten, Wahnsinn. Kurz nach Kilometer elf biegen die Zehner links ab, wir laufen die die Martiusstraße Richtung Englischer Garten. Die Helfer an der Streckentrennung haben gut zu tun, es soll ja jeder Läufer richtig auf seine Strecke gewiesen werden. Über einige kleinere Straßen erreichen wir dann mit Kilometer 14 die grüne Lunge Münchens, den Englischen Garten.

 

 

5 Millionen Touristen und Besucher sind jährlich im Englischen Garten unterwegs, heute allein werden es rund 10000 sein, denn gegen Mittag werden sich von hier aus die Halbmarathonis auf den Weg machen. 375 Hektar groß ist die Grünanlage, die im Jahr 1792 für die damals 40000 Münchner Bürger eröffnet wurde. Gut zwei Kilometer führt uns die asphaltierte Piste nach Norden in Richtung des Aumeister. Den sehen wir zwar nicht ganz, aber im Sommer ist der Aumeister eine Anlaufstelle, wenn man hungrig und durstig bei seinen Touren wird. Da kann man einkehren, speisen und trinken, beim Letzteren mitunter mehr als man verträgt.

Wie viele andere Vereine hat die LG Passau die Organisation der Verpflegungsstelle im Englischen Garten übernommen. Die großen Stationen bieten Wasser, Iso, Bananen und zum Schluss auch Cola. Kurz vorher spielt die Bläsergruppe Freimanner Klang uns auf. Günter Zahn, 1972 Träger des Olympischen Feuers und heute erfolgreicher Trainer der Niederbayern, hat wieder einmal mehr starke Läufer in die Landeshauptstadt entsandt.

Dann sehe ich ein großes Plakat, das an den verstorbenen Richard Friedrich erinnern soll. Er trug im Jahr 2011 die Nummer 1 beim München Marathon lief als Sieger ins Stadion ein. Richard war ein Spitzensportler und gehörte viele Jahre auch der LG Passau an. Aus seinem Talent und seiner Neugierde heraus fing er in den Donaustadt zum Trainieren an. Zuerst wollte Günter Zahn ihn in die Anfängergruppe stecken, doch gleich nach einigen Intervallen über 1000 Meter, die er unter drei Minuten herunter riss, wurden die Fähigkeit und das Talent des schnellen Grafenauers erkannt. Nach seiner aktiven Zeit zog Richard als Fluglotse auf die Kanalinsel Guernsey, wo er mit Ulrike Maisch, der Marathon Europameisterin 2006, eine Familie gründete. Eine heimtückische Krankheit ließ ihn keine Chance. Er starb im Winter 2022. Nachdenklich laufe ich weiter.

Die nächsten Kilometer verläuft die Strecke in Richtung Süden, vorbei am Biergarten Hirschau. So hieß früher der nördliche Teil des Englischen Gartens, weil es hier früher viele Hirsche gegeben hat. Heute gibt es vielleicht noch „an Hirsch“ im Biergarten. Wer weiß, was ich meine?

Ich höre wieder Musik und Lautsprecheransagen, der halbe Marathon ist geschafft und an der Tivolistraße verlassen wir den Englischen Garten. Just an der Stelle, wo die Halbmarathonläufer um 12.30 Uhr in die Blöcken auf die Strecke gehen werden. Rund 2.05 Minuten bin ich nun unterwegs.

An den Absperrgittern stehen die Zuschauer dicht an dicht und feuern uns an. Ich sehe auch einige selbst gemalte Transparente mit mehr oder weniger lustigen Sprüchen. Gleich danach folgt der Staffelwechsel in einem eigens abtrassierten Bereich. Vier Freunde müsst ihr sein, so das Motto. Die Etappen sind unterschiedlich lang, von 5,2 Kilometer für Sprinter bis 15,5 Kilometer für ambitionierte Langstreckler ist alles dabei. Als Marathonläufer ist man da auch ein wenig gefordert, nicht dass man durch einen frischen Staffelkameraden zu einem schnellen Tempo verführt wird.

Die Max-Joseph-Brücke bringt uns nun in den Osten Münchens, nämlich nach Bogenhausen. Auf der Montgelasstraße geht es 20 Höhenmeter hinauf, die ersten fallen in den Laufschritt. Ich fühle mich an der Stelle fast schon etwas leichtfüßig. Am Ende macht eine Sambaband uns schnelle Beine.

Mit Kilometer 25 erreiche ich die Cosimastraße. Ich bin gespannt, ob nun die SonntagsMusi wieder an der Strecke steht. Ich kann mich noch an die Ausgaben 2019 und 2018 erinnern. Die warmen Temperaturen machten damals alle zu schaffen, man suchte Schatten an der Straßenrändern. Heute ist die Temperatur perfekt, rund 13, 14 Grad und relativ windstill.

 

 

In der Weltenburger Straße stehen wieder mehr Zuschauer an der Strecke, das sind die Marathontouristen, die mit Hilfe der U-Bahn ihre Läufer beklatschen wollen. Es folgt gleich Kilometer 27. Gefühlsmäßig scheine ich nun Fahrt aufzunehmen, denn alle Kilometersplitts sind unter sechs Minuten. In Berg am Laim unterqueren wir die vielen Gleise, die in Richtung Ostbahnhof verlaufen. Am Ende der Unterführung ist der 30. Kilometer abgehakt. Langsam bekomme ich einen Blick für die internationalen Läufer. Ich sehe Mexikaner und Brasilianer. Die Rosenheimer Straße führt uns nach Au-Haidhausen. Moin, Moin, so werden mittels Plakat eine Dori und ein Tim begrüßt. Und ein paar Meter weiter können wir es einen im Westen unbeliebten Politiker zeigen: „Punch Putin“ lese ich auf einem Plakat, auf den man mit der Faust draufhauen kann.

Kurz bevor es wieder zur Isar hinuntergeht, können wir uns vom Team des TSV Feldkirchen versorgen lassen. Dann fängt der schönste Part des Marathons an. Noch acht Kilometer. An der Philharmonie im Gasteig vorbei sehen wir das Volksbad und das Valentin-Karlstadt Musäum. Da lohnt ein Besuch. Es geht bergab und leichter Rückenwind bläst auch das heruntergefallene Laub hinunter zur Ludwigsbrücke. Die wird gerade saniert. Gleich danach rennen wir auf das Isartor zu, biegen jedoch vorher ab und es geht zum Viktualienmarkt, auf dessen Gelände viele Obst-, Gemüse-, Fleisch- und Delikatessengeschäfte zu finden sind. Am Ende sehe ich den Alten Peter (Peterskirche) und die Heilig Geist Kirche. Und jetzt geht es Schlag auf Schlag, Endspurt, Augen auf, Konzentration, der Blick aufs Wesentliche.

 

 

Von Osten kommen wir auf den Marienplatz, den zentralen Ort in der Altstadt. Viele Zuschauer und eine Sambaband stehen mit vollem Einsatz vor dem Neuen Rathaus, Dienstsitz des Oberbürgermeisters und der Stadtverwaltung. In den Jahren von 1867 bis 1896 wurde es durch Georg von Hauberrisser im neugotischen Stil erbaut. Wir drehen eine Runde um die Mariensäule. Die wurde im Jahr 1638 durch den Freisinger Bischof eingeweiht. Bevor wir den Marienplatz verlassen, sehen wir das Alte Rathaus in seiner vollen Pracht. Dieses wurde bereits 1470 erbaut und dient heute zur Repräsentation.

Vorbei am Ratskeller, am Franziskaner und am Spatenhaus verlassen wir die Altstadtmitte. Über die Feldherrnhalle und Odeonsplatz geht es auf die Ludwigstraße. Die ist eine der vier städtebaulich bedeutendsten Prachtstraßen. Sie hat ihren Namen nach König Ludwig I, der eine Vorliege für Italien mit seiner Neurenaissance und Neuromanik hatte. Einige Sehenswürdigkeiten habe ich schon benannt und wenn ich nicht so in Eile wäre, würden meine Blicke auf Ludwigskirche, Bayerische Staatsbibliothek, Bayerischer Verwaltungsgerichtshof oder Bazargebäude hängen bleiben.

Das trifft sich gut, dass just hier bei Kilometer 36 an der Weißbiermeile das gute Weihenstephaner ausgeschenkt wird. Der Zapfer war wohl auf dem Oktoberfest im Einsatz, denn genau wie dort die Maß, sind hier Becher eingeschenkt. Natürlich muss ich das kritisch anmerken. Der Helfer lacht und hält mir eine volle Flasche hin. Gleich danach laufe ich auf Fritz mit seinen Krücken auf, der immer noch schnell unterwegs ist.

Am Siegestor spielt immer noch die Rockband lautstarke Lieder. Noch vier Kilometer zeigt das Kilometerschild, als ich die Leopoldstraße verlasse. Der Weg ist nun bekannt und ich versuche, das Tempo hochzuhalten. Ich werde zwar immer wieder überholt, aber das sind fast ausschließlich Staffelläufer. Kilometer 40, meine Holde steht immer noch da und läutet die Glocke. Ihre Stimme ist heiser und angeschlagen. Nicht vom Wind, der in den letzten beiden Stunden wie vorhergesagt leicht zugenommen hat, aber vom lautstarken Anfeuern. Ich hole mir nochmals eine Motivation von ihr und gehe dann das letzte Stück an.

Es geht auf den Spiridon-Louis-Ring, noch etwa 1,5 Kilometer. Kurz vor Kilometer 41 läuft einer barfuß, das sehe ich erst später beim Betrachten der Fotos. Und dann höre ich bereits die Moderation von Peter Maisenbacher aus dem Olympiastadion. Die letzte Unterführung und dann sehe ich die Läufer vor mir rechts in das Große Marathontor abbiegen. Ich kann noch auf einige auflaufen, darunter ist auch ein Brasilianer. Auf der Tartanbahn geht es gleich nochmals rechts und ich sehe 100 Meter vor mir das Ziel, welches ich nach 4.08 Stunden erreiche.

 

 

Ich bin hochzufrieden mit meiner Leistung und ich konnte am Ende wohl noch zulegen. Gleich nach der Ziellinie steht das Münchener Kindl, da brauche ich noch ein Selfie. Im Ziel wartet Markus, den habe ich auf der Leopoldstraße verloren. Er unterbietet die vier Stunden und ist entsprechend stolz. Nach wenigen Minuten kommt auch Fritz ins Ziel und auch Lukas aus Prag. Der kleinwüchsige freundliche Läufer ist super gelaufen, ich ziehe meinen Hut.

Dann zieht es mich zur „Fressmeile“, die die Sportler des TSV Brannenburg betreiben. Äpfel, Laugengebäck, Mohn- und Streuselkuchen sowie Wasser, Iso und Bier warten auf die Finisher. Da trifft man sich wie beim Stammtisch und fachsimpelt: Andreas und Judith, Stefan, Greppi, Jürgen, Harald, Roland und viele andere. Ein Himmel in Bayern!

 

Mein Fazit:

Ich laufe immer wieder gerne in meiner Landeshauptstadt mit den vielen Zuschauern. Ein wenig Sonne hätten wir im Ziel schon vertragen, aber es gibt Umhänge, die vor Auskühlung schützen. Ich denke, ohne Fotoarbeit wäre heute die 4-Stundenmarke bei mir gefallen. Und beim Blick auf die Ergebnisse stelle ich fest, dass ich seit einigen Jahren wieder einen negativen Split geschafft habe: Die erste Hälfte gemütlich in 2.06 Stunden und die zweiten vier Minuten schneller.

Ach ja, „was ist ein Hirsch,“ habe ich gefragt. Das ist ein großes Bierfass mit 200 Liter Inhalt. Auf dem Oktoberfest gab es das öfter zu sehen, heute nicht mehr. Wieder was gelernt, Laufen bildet.

 

Ergebnisse Marathon Männer:


1. KIPCHUMBA Philimon Kiptoo, KEN, 2.07.28
2. GEZAHAGN Mengistu Zelalem, ETH, 2.07.56
3. TESFAY Berhane, ERI, 2.08.10

 

Ergebnisse Marathon Frauen:


1. KEINO Agnes, KEN, 2.23.26
2. HURSSA Mare Dibaba, ETH, 2.24.12
3. KANBOUCHIA Souad, MAR, 2.27.35

 

Finisher:

3163 Marathon

5694 Halbmarathon

2141 10 Kilometerlauf

398 Staffeln

 

 

 


 
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