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Laufberichte

I Run Minga

 

Fotos: Andreas Greppmeir

 

Minga, wos is des denn? Ja, so song ma zu da Landeshauptstadt, wo im Oktober immer da Marathon is. Und den hab i mir wieda auserkorn, wei do heier de Boarische Moastaschaft is. Und da will i mitrenna. So, ich glaab, ihr hobt's etz de Überschrift verstandn.  Weiter geht’s in ordentlichem Deutsch. Die Franken, Preißn, Österreicher, Schweitzer und alle, die des Deutschen mächtig sind, sollen ja fleißig in unserem Portal lesen. Und vielleicht auch einmal zum Laufen nach München kommen.

Nach langer Zeit ist die Bayerische Meisterschaft wieder nach München vergeben worden und unsereins soll auch mal richtig gescheit Gas auf der Königsdistanz geben. Ein-, zweimal im Jahr darf man das, aber immer auf Volllast Marathon zu rennen, das hilft keinen und wirft dich nach kurzer Zeit weit zurück. Fotos kann ich bei so einem Wettlauf natürlich keine machen. Das wird Greppi übernehmen.

Am Samstag ist traditionell der Trachtenlauf.  Im Olympiapark sehe ich schon die ersten auf dem Marsch von der U-Bahnstation Olympiazentrum in Richtung Olympiahalle. Um 10.30 Uhr startet der Kultlauf in Lederhose, Kilt oder Kimono. Da es noch ein wenig Zeit bis zum Start hat, unterhält die Blaskapelle Prien die Zuschauer im Freien und sorgt für Neugier bei Spaziergängern und Läufern. Prea, so sagt dort der Einheimische zu seiner Heimat. Und wenn man einen Priener fragt, wo der Ort liegt, so darfst zu hören:  „Am Chiemsee dahinterscht muasst links obiang“. Neun Euro kostet das Vergnügen, die paar Kilometer um den Olympiasee zu joggen. Ja, und Weißbia, Weißwürscht und Brezn gibt es obendrein. In der City zahlt man deutlich mehr. Start des Trachtenlaufs ist in der Olympiahalle (auch das Ziel) und nach einigen Einlagen (Volkstanz, Schuhplattler etc.) werden die 500 Läufer in das Freie entlassen. Da sieht man alle Nationen, natürlich dominieren Lederhosen und Dirndln, aber man erkennt auch Russen, Polen, Spanier, Italiener, Schweizer, Briten und Ukrainer, landesgerecht gekleidet und Bären, Seebären, Piraten, Bademeister und den Pumuckl.

 

 

Servus in München, so werden wir am Infostand in der Olympiahalle begrüßt. Um Einlass zu bekommen, werden alle Rucksäcke kontrolliert. Sicherheit wird groß geschrieben. Ich bin nach einigen Augenblicken in der Halle, wo unter dem Olympiadach nicht nur eine große Läufermesse (Freitag und Samstag) stattfindet, sondern wo in einem abgesperrten Bereich die Startnummern ausgegeben werden (Teilnahmebestätigung mitbringen). Natürlich schaue ich mich an den Ständen herum.  Bei den Freunden des Rennsteiglaufes werden nicht nur kleine Häppchen gereicht, sondern  (auf Anfrage) auch ein Schwarzbier. Und das am Vormittag.

Am Sonntag fahren wir mit Stefanie nach München, besser gesagt, sie nimmt uns mit. Sie fährt nicht nur flott, sie kann auch schnell rennen. Letztes Jahr wurde sie bayerische Meisterin in der Altersklasse in der Fränkischen Schweiz. Da kann ich nicht mehr mithalten, höchstens einen Kilometer, dann bin ich platt. Die Anfahrt nach München ist ohne Verzögerung, der Nebel hält sich in Grenzen. Kurz nach acht Uhr biegen wir vom Mittleren Ring auf die Olympiaharfe (Parkplatz) ein. Fünf  Euro kostet das Abstellen der Karre. Wer mit den Öffentlichen kommen will, der kann mit Meldebestätigung oder Startnummer im Bereich des Münchener Verkehrsverbunds kostenlos fahren.

 

 

Für die Bayerische haben sich gut 100 Athleten eingeschrieben und damit lässt es sich seitens des Verbandes gut leben. Im Vorjahr waren es nur rund 60. Die Zahl der Marathonis ist trotzdem noch ausbaubar. Nur zum Vergleich. Vor zwölf Jahren wurde hier die Deutsche Marathonmeisterschaft ausgetragen, an der an die 1000 Läufer teilgenommen haben. Aber mittlerweile spielt der Volkssportgedanke bei allen Läufen die größere Rolle.  In München gehen auf allen Strecken zusammen (Staffel, Marathon, Halbmarathon und 10 Kilometer)  an die 23000 Leute an den Start.

Schön ist es nicht,  dass die Olympiahalle am Sonntag nur für die Läufer geöffnet ist, die noch ihre Startnummer holen müssen. Denn bei schlechtem Wetter zieht es im Olympiastadion wie Hechtsuppe. Doch heute hocke ich mich mit Henny, auch sie läuft um den Titel mit, in der Sonne auf einen der 80000 grünen Sitze im Olympiastadion. Es lässt sich gut aushalten, bis wir um 09.30 Uhr die Kleider abgeben.

Wir Meisterschaftsläufer dürfen uns in den Block A stellen. Leute wie ich und noch langsamere müssen aufpassen, dass sie zum Beginn nicht ein zu hohes Tempo anschlagen.  Bei den Meisterschaften zählt die Bruttozeit vom Startschuss bis zur Zielankunft. Wer sich als Meisterschaftsläufer in Blöcke weiter hinten anstellt, ist gekniffen.

Mein Plan ist in Richtung 3.30 zu laufen. Doch heute wird es sehr warm werden, 25 Grad sind vorhergesagt. Genau richtig für die Zuschauer, die wohl in Scharen an die Strecke strömen. Für uns sind so hohe Temperaturen suboptimal. Im A-Block stelle ich mich hinten rein und ich sehe den 3.30 Stundenpacer noch weiter hinten. Meine Absicht, mich an ihn zu hängen, funktioniert nicht. Also muss ich mein Tempo selbst finden. Peter Maisenbacher als Moderator gibt uns die letzten Informationen und dann werden wir nach dem Herunterzählen um Punkt 10.00 Uhr auf die Strecke geschickt. Der Start ist übrigens auf dem Coubertinplatz, genau dort, wo ich 1989 meine Laufkarriere begonnen habe.  Lang, lang ist es her.

 

 

Nach zwei, drei Minuten sind wir unten auf dem Spiridon-Louis-Ring angekommen, das Gefälle lässt uns rennen. Unten spielt die erste Trommlergruppe auf, gibt uns schon den richtigen Drive. Wir umrunden den Olympiaberg, der erste Kilometer wird angezeigt, dann biegen wir auf die Ackermannstraße ein. Hier war bis vor ein paar Jahren  der Start. Im Feld unterhält man sich in vielen Sprachen, auffällig viele Spanier und Italiener sind um mich herum. Mit ein paar Italienern verständige ich mit Händen und Füßen, dass sie eine Woche zu spät sind für das „festa della birra“. Das Oktoberfest dauerte nämlich nur bis letzten Sonntag und heute gibt es erst im Ziel Bier. Vielleicht aber auch auf der Strecke.

Recht zügig kommen wir hinein nach Schwabing. Der Stadtteil zählt auch heute noch zu den Szenevierteln in München. Vereinskollege Paul, ein starker M65-Läufer, bleibt zurück, ich gehe vor, die Zeitläufer für die 3.15 Stunden sind schon aus meinem Blickfeld verschwunden.

Nach Kilometerschild vier, es ist übrigens jeder einzelne deutlich gekennzeichnet, biegen wir auf die Leopoldstraße ein, die Münchener Prachtstraße schlechthin. 3,6 Kilometer lang ist der Boulevard mit zahlreichen Denkmälern und Sehenswürdigkeiten. Wir laufen hier ein kurzes Pendelstück in Richtung Siegestor. Etwa bei Kilometer fünf wenden wir. Zuvor können wir an der ersten Tanke verpflegen. Wasser von den Stadtwerken München sowie Isogetränke werden gereicht. Später stehen noch Bananen und Riegel zur Auswahl. Vereinsfreund Stefan steht dann an der V-Stelle, als ich auf der anderen Seite vorbeirenne. Weiter. Fünf Kilometer liegen hinter mir, Zeitmatte, leider keine Uhr vorhanden, die uns etwas sagen könnte. Ich verlasse mich auf mein Tempogefühl. Und wenn ich vielleicht ein wenig zu schnell unterwegs bin, egal, bei einer Meisterschaft kann man schon ein wenig pokern.

An der Stelle, wo aus der Franz-Joseph-Straße nun ein dichtes Feld an Läufern kommt, biegen wir rechts ab. Wir nähern uns dem Englischen Garten. Ich komme mit Thomas ins Reden, ein Niederbayer, der heute seinen zweiten Marathon laufen wird und der in zwei Wochen sich noch mit dem Frankfurt Marathon belohnen will. Seine Premiere feierte er in Linz im April 2018. Wir pushen uns gegenseitig und wollen ein paar Kilometer zusammenlaufen. Ja, geteiltes Leid ist halbes Leid und wenn es einen nicht gut geht, dann baut einen der andere auf. Es ist vielleicht dafür noch etwas zu früh, wir sind jetzt gerade einmal im Rennen angekommen. Doch der Thomas erkennt schon, dass wir gleich schnell unterwegs sind.

 

 

Am Eingang zum Englischen Garten steht ein Fan mit einem Schild. Mit dem „Lächle, wenn du kein Höschen trägst“ sorgt er nicht nur für Aufmerksamkeit im Feld, sondern für ein Grinsen und lautes Lachen bei vielen Läufern, auch bei mir. Kurz zuvor wechseln die Staffeln zum ersten Mal. Noch ist an der Stelle tote Hose, aber die schnellsten Staffeln werden in Kürze hier eintreffen. Die Teams gehen im letzten Block um 10.20 Uhr ins Rennen.

Mit 375 Hektar ist der Englische Garten einer der größten Parks der Welt. Bereits 1789 kam der Befehl von Karl Theodor, die früheren Militärgärten in einen Volkspark umzubauen. Benjamin Thompson, gebürtiger Amerikaner und später bayerischer Kriegsminister, trieb den Umbau zügig voran. Und wir dürfen heute gut sieben Kilometer durch die grüne Lunge Münchens rennen. Vielleicht sehen wir heute ein paar Nackerte auf den Wiesen, in der Sonne wird es schon mollig warm. Ein paar Spaziergänger und Radfahrer können wir sehen und für das Musikalische sorgen die Münchener Bläserbuben und die Blaskapelle Seefeld.

Traditionell übernehmen die Leichtathletikgemeinschaft Passau die Tankstelle bei Kilometer zehn unweit des Aumeisters. Gut aufgebaut mit Ortschild am Anfang und Ende, heißt es „Viel Glück 31,7 km“. Ja, die Passauer san scho Hund und ihr Trainer Günter Zahn hat die stärksten Läufer auf die Strecke geschickt. Wer kennt von euch noch den Günter? Wahrscheinlich nur ganz wenige. Der Günter trug bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Fackel ins Stadion und entzündete als Schlussläufer das Olympische Feuer.  Hamma wieder was glernt!

Vielleicht betreiben die Passauer genau diese Tanke mit dem Hintergedanken, hier am Anfang der Strecke schnell fertig zu sein und beim Aumeister einkehren zu können. Den Traditionsgasthof  gleich um die Ecke gibt es bereits seit 1811. Unser Kurs dreht nun nach Süden und wir unterqueren den Isarring, das ist ein Teil des Mittleren Rings. Der Chinesische Turm ist ganz in der Nähe. 1789 wurde der Turm von Johann Baptist Lechner erbaut. Besteigen dürfen den Turm nur noch dort spielende Blaskapellen. Und einkehren kann man natürlich auch.

Der Thomas schaut auf die Uhr und stellt fest, dass wir derzeit einen Kilometerschnitt von knapp über fünf Minuten haben. Das passt. Mal ist er ein paar Meter vorne,  weil ich bei Kilometer 15 ein Stück Banane greife und vertilge. Ich merke, dass ich ein wenig flau im Magen bin. Hungerast? Eigentlich kommt der später. Dann habe ich vielleicht nur zu wenig gefrühstückt.

Es geht in den Münchener Osten. Auf der Max-Joseph-Brücke überqueren wir die Isar und auf der folgenden Montgelasstraße stellen sich rund 20 Höhenmeter dem Feld entgegen. Ich reduziere nur leicht mein Tempo, einige Läufer fallen fast in einen Gehschritt zurück. Die Steigung ist nur sanft, doch man merkt das schon. In den früheren Jahren konnten wir hier fast keine Zuschauer sehen, aber heute sind doch viele Anwohner heraus gekommen zum Marathonschauen. Wo Unterhaltung ist, so wie bei der SonntagsMusi auf der Oberföhringer Straße, da drängeln sich die Leute sogar und manche drehen sich zur bayerischen Tanzlmusi. Oder haben die schon zu viel beim Frühschoppen erwischt? Die Musiker haben jedenfalls den passenden Durstlöscher auf dem Campingtisch stehen. Freunde, da habt ihr Glück, dass es dem Anton heute pressiert. Bier schnorren kann er nämlich gut. Der Bayer sagt dazu durchsaufen!

Auf der Cosimastraße im Stadtteil Bogenhausen dreht unser Kurs nun nach Süden,  wir laufen der Sonne entgegen, Schatten gibt es hier kaum. Etwa bei Kilometer 20 hat sich Thomas nach hinten verabschiedet. Ich kann ihn leider nicht mehr alles Gute wünschen für seinen weiteren Weg. Bei mir läuft es.

Dann nähern wir uns der Halbmarathonmarke: Es stehen nun viel mehr Leute an der Seite, die Staffeln bringen neue Kräfte ins Rennen, wir müssen haushalten, die Hälfte ist abgehakt. Roland Balzer, Moderator aus dem Raum Ingolstadt, kündigt hier viele Läufer an, mich nennt er sogar namentlich und sagt auch noch die Zeit ein. Gute 1.47 Stunden. Naja, für 3.30 wird es nicht ganz reichen, zumal die Wärme noch zunehmen wird. Um 13.30 Uhr startet hier die erste Welle im Halbmarathon. Um die Zeit möchte ich schon Richtung Olympiapark eilen. Schaun mer mal.

Wer sich selbst beschäftigen kann, der ist im Vorteil, denn auch in München gibt es nicht ganz so spannende Streckenteile. Da ist dann mentale Stärke gefragt. Erst die Sambaband BateriaZ gibt uns wieder Schwung, mit dem wir durch Haidhausen laufen. Und dann an der Tanke kurz vor Kilometer 28 passiert das, worauf ich längst gewartet habe. Die Gruppe mit der Zielzeit 3.30 Stunden kommt von hinten heran. Bis ich mir zwei Becher gegriffen, getrunken und den Rest Wasser auf die Birne geschüttet habe, haben sie mir schon 20 Meter angenommen. Die Gruppe stand beim Start im zweiten Block und der ist drei oder fünf Minuten nach uns gestartet. Ich versuche mich dranzuhängen, aber das Tempo ist mir einen halben Schritt zu schnell.

Es geht hinunter zur Isar und am Deutschen Museum vorbei. Dort fängt dann die Münchener Musikmeile an, denn durch die Altstadt hindurch reiht sich ein Action Point an den anderen. Mehr als zwölf Künstlergruppen auf fünf Kilometer, das kann sich sehen (hören) lassen. Samba, Steelmusic, Pop, Rock, Singer, Songwriter, Schlager, Oldies, da ist für jeden was dabei.

 

 

Viele Sehenswürdigkeiten könnte ich beschreiben, doch das haben schon andere vor mir getan. Sogar echte Münchner, wie  Klaus Sobirey und Andreas Bettingen. Vielleicht kriege ich ja mal eine exklusive Stadtbesichtigung von ihnen. Gärtnerplatz mit dem gleichnamigen Theater, Rindermarkt, Oberanger und Sendlinger Tor. Das südliche Stadttor der historischen Altstadt hat Ludwig der Bayer anfangs des 14. Jahrhunderts errichten lassen. Kurz zuvor passiere ich Kilometer 30, die Marke, wo einen schon mal der Hammermann erwartet. Mich hat er nicht voll erwischt, aber am Genick gestreift. Ich bin plötzlich steif wie ein Bock. Wo das herkommt? Keine Ahnung. Knapp zwölf Kilometer sind es noch.

Der Marienplatz naht. Ich höre schon Vanman Jochen Heringhaus moderieren. Auch er kündigt mich namentlich an und meint: „Schön, dass du dabei bist“. Ein paar Meter weiter die Sambaband Uniao do Samba. Da kriegst fast a Ganslhaut. Die Cafes und Freiplätze der Wirtschaften sind gut besetzt. Eine super Stimmung.

Höhepunkt, nicht nur für mich, das Münchener Neue Rathaus am Marienplatz. Georg von Hauberrisser hat es in drei Anschnitten in den Jahren 1867 bis 1909 im neugotischen Stil errichtet. Fast 100 Meter lang ist die reich geschmückte Front. Interessieren würde mich, ob im Keller des Rathauses heute Abend noch eine Wahlparty der Schwarzen steigt. Oder müssen sie sich die Backe von der erhaltenen Watschen der Wähler kühlen? Am Abend werden wir wissen, wie die Landtags- und Bezirkstagswahl ausgegangen ist. Ich habe auf dem Kurs mehrere Querungshilfen gesehen, die zu den Wahllokalen weisen.

Noch auf dem Marienplatz sehen wir das Alte Rathaus, das heute als Repräsentationsgebäude der Stadt München genutzt wird. Beim Ludwig Beck am Rathauseck verlassen wir den zentralen Ort der Altstadt und laufen nach Norden auf den Odeonsplatz mit der Theatinerkirche, Feldherrnhalle und der Residenz. Die Straße wird schnell breiter und geht in die Ludwigstraße über. Der Flughafen München betreibt einen Hot Spot mit Musik und Moderation. In der Startertasche haben wir ein Buff von denen gefunden.

In der Ferne kann ich dann schon das Siegestor sehen. Wo wartet dann die Schleife in Richtung Königsplatz? Noch vor dem Tor biegen wir links ab.  Aha. Jetzt wird es schwer, da auf der anderen Seite der Theresienstraße die Marathonis schon zurückeilen, gut drei Kilometer vor mir.  Ich muss kämpfen auf dieser Schleife.  Verdammt, ich war am Anfang zu schnell unterwegs. Auf der anderen Seite sehe ich den 3.15 Stundenpacer. In weniger als 20 Minuten müsste ich auch auf der anderen Seite sein.

Karolinenplatz, Kilometer 34, die Restkilometer ziehen sich wie Gummi. In der Mitte des Platzes sehen wir den Obelisk, das Ehrenmal von Leo von Klenze für die bei Napoleons Russlandfeldzug gefallenen bayerischen Soldaten. Rund 30000 Mann sind 1812 auf den Kriegsfeldern gefallen. Es geht mehrmals um Ecken und Kanten, bis wir uns dann wieder auf der Theresienstraße befinden. Kilometer 36, da sehe ich Paul auf der anderen Seite. Vorher laufen wir noch an den Propyläen vorbei, die ebenfalls Klenze in Form eines Tempels errichtet hat.

Zurück auf der Leopoldstraße defilieren wir an der Ludwigskirche vorbei, die in den Jahren zwischen 1829 und 1844 mit dem zweitgrößten Altarfresko der Welt errichtet wurde. Triumph oder Niederlage, daran werden wir beim Siegestor erinnert. Das soll nicht nur an Siege erinnern, sondern vielmehr an den Frieden appellieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf der Südseite ein Inschrift angebracht: „Dem Sieg geweiht – Vom Krieg zerstört – Zum Frieden mahnend“. Noch fünf Kilometer.

 

 

Einen weiteren Hot Spot betreibt der Autobauer BMW mit der Sambaband Sam Bavaria. Mich dürstet nun nach etwas anderem. Immerhin hat es an zwei Stellen schon Cola gegeben. Es geht links ab in die Franz-Joseph-Straße, wo ich mir jetzt beim Weihenstephaner Weißbierstand eine Infusion lege. Es gibt Weißbier, kühl ist es auch noch. Viele kleine Schlucke später kann ich wieder meinen Schlappschritt aufnehmen. Gut, dass ich nicht der einzige bin, dem es dreckig geht. Auch viele Staffeln sind schleichend unterwegs. Ich wähne mich schon bei vier Stunden im Ziel. Oder kann ich nicht mehr rechnen?

Nervig geworden kann ich das Tempo nun etwas erhöhen. An einem privaten Getränkestand sehe ich dunkles Bier, greife nach den Bescher, frage sicherheitshalber nach und schütte mir den Eistee hinter die Binde. Eine süße Brühe, die mir jetzt einen Zuckerschock einbringt. Weiter. Kilometer 40, letzte Verpflegungsmöglichkeit, die lasse ich links liegen und renne in die Ackermannstraße.

Noch ein Abzweig in den Spiridon-Louis-Ring, da wartet mit der Kamera Dana, die wegen eines Infektes auf eine kurze Strecke umgemeldet hat. Der letzte Kilometer bricht an, wir hören schon Musik und die Moderation von Peter Maisenbacher aus dem Olympiastadion. Nur noch durch eine Unterführung und dann sehe ich die Vorderleute rechts abbiegen in den Marathontunnel. Wir laufen ins Stadion.

Laute Musik, Nebel, Blitzlichter, es wird schlagartig hell, wir sind im Rund der Arena. Hurra, nur noch um die Tartanbahn herum. Ich kriege Gänsehaut, klatsche einige Läufer ab, die letzten Meter. Die Uhr zeigt 3.44.40 Stunden an, ich  habe noch 30 Meter und ziehe ein wenig an. Dann laufe ich  unter dem Zielbogen durch. Peter Maisenbacher klopft mir auf die Schulter. Vier Sekunden später springt die Uhr auf 3.45 Stunden, brutto, wohlgemerkt, wichtig für die Meisterschaft. Damit komme ich auf Rang acht der Altersklasse. Bestzeit in diesem Jahr, trotz der Hitze (schätzungsweise 25 Grad). Ich bin hochzufrieden, auch wenn es die letzte Stunde sehr „zach“ ging. Der Marathon ist geschafft und ich auch.

Am Ausgang des Zielbereiches lasse ich mir von einem Madl die Medaille umhängen, „gratuliere“ höre ich sie sagen.  Ich mache mich dann auf zum Weißbierstand, wo ich längere Zeit verweile, bis der Flüssigkeitsmangel wieder ausgeglichen ist. Meine Vereinskollegen brauchen noch etwas, aber später sitzen wir zusammen im Stadion und bei der Siegerehrung, wo unsere Fahrerin Stefanie in ihrer Altersklasse zur Bayerische Meisterin gehrt wird. Und das in neuer Bestzeit. Verrückt!

 

Mein Fazit:

Einer der schönsten Marathons bisher in München.  So viele Zuschauer waren noch nie unterwegs, weiß-blauer Himmel, perfekt für Zuschauer. Ich freue mich auf 2019, wenn es wieder heißt: „I Run Minga“.  Die Bayerische Meisterschaft wurde nämlich wieder in die Landeshauptstadt  vergeben.

 
Ergebnisse Marathon

 

Männer:

1. Andreas Straßer, ART Düsseldorf Regulat Pro Team, 2.27.58
2. T-Roy Brown, USA, 2.31.36
3. Maxim Fuchs, LG Passau, 2.35.08

 

Frauen:

1. Susanne Schreindl, LG Passau, 2.49.38
2. Maren Tritschler, Basel Running Club BRC, 2.52.25
3. Bianca Meyer, SG Stadtwerke München, 2.56.04

 

Siegerehrung Bayerische Meisterschaften

 

 

Ergebnisse Bayerischen Meisterschaft

Männer:

1. Maxim Fuchs, LG Passau, 2.35.09
2. Michael Harlacher, LC Aichach, 2.40.10
3. Stephan Fruhmann, LG Passau, 2.40.23

 

Frauen:

1. Susanne Schreindl, LG Passau, 2.49.40
2. Bianca Meyer, SG Stadtwerke München, 2.56.06
3. Eva Haberl, LG Telis Finanz Regensburg, 3.02.55  

 

 

Bildgalerie von Andreas Bettingen

 

 

 

 


 
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