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Laufberichte

In Ulm, um Ulm und um Ulm herum

18.09.11

Dann geht es auch am Ulmer Rathaus vorbei. Die Außenbemalung des 1370 entstandenen Gebäudes zeigt die Handschrift der Frührenaissance. Wir werden später nochmal den hinteren Teil des Rathauses streifen. Hier gibt es auch eines der wenigen Kopfsteinplasterpassagen. Beim Überqueren der Herdbrücke blicke ich nach rechts runter zum Donauufer wo ein Gewusel von vielen Menschen ist. Hier ist die Weiche von Halb- und Marathon.

Jetzt geht es erst mal in einer kleinen Schleife durch Neu-Ulm zum nächsten Versorgungspunkt am Rathaus. Hierbei umlaufen wir die im expressionistischen Stil erbaute St. Johann Baptist Kirche. Dominikus Böhm, ein bedeutenden Kirchenbauer der 20er Jahre, schuf hier auf den Ruinen einer ehemaligen neuromanischen Kirche ein imposantes Gotteshaus. Sehenswert sind das dreiteilige Portal und die Kreuzigungsgruppe als Krönung. Sie gehört weltweit zu den bedeutendsten Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts, was Besuche von Architekten und Kunstsachverständigen aus der ganzen Welt bestätigen. Vor der Kirche steht ein geflügelter Markuslöwe mit aufgeschlagenem Evangelienbuch. Den geflügelten Markuslöwen finden wir im Alten Testament bei Ezechiel, 4,7-9 wo es heißt: Das erste glich einem Löwen, das zweite einem Jungstier, das dritte hat ein Gesicht wie ein Mensch, das vierte war gleich einem fliegenden Adler.

Bei km 18 kommen wir neben der Herdbrücke wieder ans Ufer der Donau. Der Regen hat mal nachgelassen und es gibt einen schönen Blick über die Donau rüber zur Stadtmauer und im Hintergrund den Münster-Turm. Davor steht der Metzgerturm den wir später noch durchlaufen werden. Es geht einen Kilometer flussaufwärts, bis wir bei km19 über einen Steg die Donau überqueren auf die Ulmer Seite. Am Donauturm steht die nächste Versorgungstelle. Nach dem Auftanken von Flüssigkeit geht es am Ufer entlang. Ein Schild weist darauf hin, das sich gleich die Halbmarathonis und Marathonis trennen müssen. Hier bei km 20 laufen die Halbmarathonis einen Return und biegen durch die Stadtmauer ab, um in einer Schleife das Ziel am Münster bzw. auf dem Münsterplatz zu erreichen.

Wir folgen dem Donauufer weiter flussabwärts auf einem Spazier- und Promenadenweg. Beim Blick nach links oben sehen wir einige Marathonis, die auf der alten Stadtmauer schön in die Südschleife laufen. Für mich geht es erst mal weiter in die knapp 6km lange Wendeschleife gen Norden. Hier kommen mir jetzt Marathonis entgegen, die schon den 25. Km hinter sich haben. Zur linken begleitet mich jetzt die Stadtmauer und zur rechten die Donau. Bei diesem Wetter nutzt keiner den herrlichen Promenadenweg. Hier links an der Mauer muss das Schild vom Schneider von Ulm sein, wo er seinen Flugversuch hatte. Es geht unter der Gänstorbrücke durch und dann kommt die Halbmarathonmatte. Es beginnt die 2. Hälfte. Jetzt ist links die Parkanlage Friedrichsau und rechts bleibt uns die Donau erhalten.

Hier laufen wir fast bis zu unserem Startplatz an der Donauhalle. Kurz vor dem nächsten Erfrischungsstand wird mir der Laufweg kurz versperrt, aber die zwei Enten watscheln dann doch runter ans Wasser. Es geht weiter direkt neben der Donau. Dann auf der Höhe vom Zirkus Knie geht es in einem Return auf den anderen Fußweg und es beginnt der Rückweg zur Innenstadt. Hier kann ich sehen, das es auch noch einige langsamere Läufer gibt. Und dann kommt auch eine die Radfahrerin, die den Schlussläufer begleitet.

Es geht weiter dem Fluß entlang. Kurz hinter der Gänstorbrücke begleitet uns jetzt wieder die Stadtmauer. Wir kommen zur geschichtsträchtigen Adlerbastei. Hier hatte der Schneider von Ulm seinen missglückten Flugversuch 1811. Vorhin, beim Hinweg, habe ich das Schild nicht gesehen aber jetzt entdecke ich das kleine unscheinbare Schild an der Mauer.

Unter der Herdbrücke und durch den Metzgerturm geht es auf eine kleine Runde durch die Innenstadt. Der Metzgerturm wurde 1349 als ein Teil der Ulmer Stadtbefestigung erbaut. Seinen Namen „Der schiefe Turm von Ulm“ erhielt der 36m hohe Turm wegen seiner Neigung von 2,05m. Sein großer Bruder „Der Schiefe Turm von Pisa“ neigt sich um 3,9°, der Ulmer um 3,3°. Die Neigung kommt vom ehemaligen sumpfigen Untergrund und nicht, wie eine Anekdote weiß, von einem schwergewichtigen Metzger, der hier eingesperrt war.

Es geht kurz steil hoch zum hinteren Teil vom Rathaus und durch eine Gasse kommen wir auf den Weg auf der alten Backsteinmauer. Die Stadtmauer wurde 1482 als Schutz gegen feindliche Armeen in das damals reissende Wasser der Donau gebaut. Rechts unter uns liegt das Fischer- und Gerberviertel, ein im Mittelalter vorwiegend von Handwerkern besiedeltes Viertel. Am Donauzufluss der Blau weisen noch viele alte und gut restaurierte Gebäude und die vielen verwinkelten Gassen auf diese Zeit hin.

Kurz vor Ende der Stadtmauer ist der Km 26. Nochmal Wasser tanken und dann wieder runter zur Donau. Es begegnen uns jetzt die letzten Halbmarathonis und Nordic-Walker auf dem Weg zum Ziel. Dann geht es unter der Adenauerbrücke durch und weiter am Wasser entlang auf einem Radweg. Links die Donau rechts die Bahngleise und noch immer von oben der Regen. Nach 2km bei km 28 sehen wir auf der anderen Donauseite den Zufluss der Iller in die Donau. Es geht weiter über asphaltierte Radwege in einer Schleife wieder zur Donau. Hier am Kraftwerk überqueren wir die Donau.

Die Strecke führt uns ca. 1km auf der Innenseite des Donaukanals entlang. Dann kommen wir nochmal kurz an die Donau und unterqueren die B 30 und erreichen das Industriegebiet von Wiblingen. Hier am nächsten Versorgungspunkt Rote Wand wird uns auch alkoholfreies Bier angeboten. Die nächsten 4km geht es am Rand von Wiblingen entlang. Kurz hinter km 34 erreichen wir nach einem Bergaufstück das Wiblinger Benedikinerkloster. 1093 stifteten die Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg diese barocke Anlage der damaligen Landbevölkerung. Wunderschön ist das Innere der Klosterkirche mit der Kanzel von Fidel Sporer. Ein besonderes Prunkstück ist jedoch der Bibliotheksaal im Nordtrakt des Klosters. Nachdem wir es fast umrundet haben, geht es in den riesigen Innenhof, der heute menschenleer ist.

Wir laufen entlang eines Grüngürtels und haben nochmal einen Blick auf die Rückseite des Klosters. Dann beginnt ein Stück mit steinigem Untergrund, der nicht gut zu laufen ist, denn jeden Stein spürt man durch die Sohle. Hier komme ich ins Gespräch mit Irene Badtke aus Wilhelmshaven. Irene läuft schon über 30 Jahre Marathon und wollte mit 60 damit aufhören. Jetzt ist sie 70 und läuft immer noch und hat vor 3 Monaten bei  einem 6 Stundenlauf ihre Altersklasse gewonnen und wurde von 21 Frauen 4. Super. Wir wollen beide unter 5 Stunden ankommen und so motivieren wir uns gegenseitig.

Es geht nochmal unter der B30 durch. Kurz nach dem nächsten Getränkestand bei km 36,5 geht es über die Iller einem Nebenfluss der Donau. Hier geht es auch nochmal über die Landesgrenze von Baden-Württemberg nach Bayern. Hinter der Brücke kommt von rechts der Iller-Radweg, dem wir bis zum Ende der Iller folgen. Er ist leider sehr steinig und teilweise müssen wir zick zack um die großen Pfützen laufen. Auch hier an den abgelegenen Stellen stehen immer wieder Sanitäter, die uns notfalls zur Hilfe eilen können. Heute ist für sie aber ein ruhiger Tag, es gibt keine Hitzeopfer mit Kreislaufzusammenbrüchen.

Am Zusammenfluss kurz vor km 39 ist der Weg wieder asphaltiert. Unter der Adenauerbrücke ist eine Band die lautstark und unermüdlich auch für die Langsamen immer noch alles gibt. Danke, Jungs und Mädels.

Es geht nochmal durch ein altes Backsteinstadttor und dann hoch auf die Brücke. Beim Blick nach unten sehen wir Läufer vom 10km Lauf und 10km Walker die ungefähr 2/3 ihrer Strecke hinter sich haben. Kurz hinter der Brücke kommt das 41km Schild und wieder Schotter, Steine und Matsch. Hier heißt es gehen und nicht wegrutschen, denn rechts geht es abwärts. Die Schuhe sehen aus wie nach einem Crosslauf.

Jetzt bleiben wir auf der Ulmer Seite und neben uns liegen der Duft- und Tastgarten sowie der Farngarten. Es hat der letzte Kilometer durch in die Innenstadt begonnen. Der Lauf durch die Kinopassage fällt heute aus, wohl wegen der Nässe und damit verbundenen Rutschgefahr.

Wir laufen direkt auf das Stadthaus zu. Der New Yorker Stararchitekt Richard Meier hat hier 1993 einen architektonischen Gegenpol zu dem dahinter liegenden spätgotischem Münster entworfen. Auf diesem Platz stand früher das Barfüßerkloster, was wegen der freien Sicht auf das Münster abgerissen wurde. Seit 1924 gab es 467 Entwürfe. Meier sollte eine „begehbare Skulptur“ mit Platz für Ausstellungen, Konzerte, Tagungen, Vorträge etc. entwerfen, in dem auch die Touristeninformation wieder enthalten ist sowie auch eine Gastronomie. Es war viele Jahre umstritten, aber auch der Neubeginn einer Ansammlung von architektonisch ungewöhnlich neuer Gebäude in Ulms Neuer Mitte.

Dann geht es auf den Münsterplatz zum Zieltor. Juchhu, Nr. 96 geschafft. Ich habe die Laufzeit von 6 Stunden nicht ausgeschöpft. Irene und ich sind netto noch unter den 5 Stunden geblieben. Irene hat damit die W70 gewonnen. Herzlichen Glückwunsch. Ich bin erstaunt, dass jetzt noch so viele Zuschauer im Zielbereich sind, denn nach mir kommen nur noch wenige Marathonis. Nach Rückfrage mit einigen Zieleinläufern ist es aber so, das noch ein Teil des später gestarteten 10km Laufes und des Nordic-Walking unterwegs sind. Aber egal, ich freue mich über jeden der uns im Ziel beklatscht.

Mit der Medaille geht es um das Münster rum. Auf der Rückseite ist ein großer abgesperrter Zielversorgungsbereich. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, sofern einen die drängelnden 10er und Walker auch mal dran lassen. Ich hole mir ein Regenerationsbierchen, und wähle aus dem Riesenangebot Nüsse und Kuchen.

Mein Fazit für diesen Lauf fällt sehr positiv auf. Eine schöne, abwechslungsreiche Strecke mit kaum Höhenmetern auf der ersten Hälfte. In der 2. Hälfte kommen doch noch einige dazu. Besonders erwähnenswert ist die sehr gute Versorgung auf der Strecke, alles in allem ein gutes Preis- Leistungsverhältnis. Der Einstein-Marathon hat zu Recht den 1. Platz bei der Wahl des Marathons des Jahres 2010 von marathon4you, in Baden-Württemberg, erhalten.

Marathon Sieger:
Männer
1. Richard Schumacher, AST Süßen, 02:36:09
2. David Hinze, CNC-Technik Mack, 02:45:54
3.Guido Maier, Team ratiopharm, 02:47:16

Frauen
1. Nicole Schneider, AST Süßen, 03:08:16
2. Kathrin Stöcker, LAZ Puma Troisdorf-Siegburg, 03:13:28
3. Carmen Kneer, Muskelkater Feldstetten, 03:21:02

642 Finisher

 

 

 

 

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Informationen: Einstein-Marathon
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