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Laufberichte

In Ulm, um Ulm und um Ulm herum

18.09.11

Aber so kurz vor 9 Uhr müssen wir raus in den Regen. Es ist ja nicht nur der Regen, auch die Temperaturen sind gefallen. Wir haben nur noch um die 13 Grad. Es gibt verschiedene Startblöcke je nach Zielzeit, die schon in der Anmeldung genannt werden musste. Die Pacemaker haben sich in den entsprechenden Blöcken entsprechend verteilt. Es gibt heute eine besondere Wertung für die „7 schnellen Schwaben“. Hierbei werden in Kooperation mit dem Augsburger-Friedensmarathon die 7 schnellsten Schwaben und die 7 schnellen Schwäbinnen gesucht. Durch das Programm führt der in ganz Deutschland bekannte Sprecher Artur Schmidt. Mit seinem großes Laufsport-Wissen kann er stundenlang Zuschauer und Läufer informieren und unterhalten.

So, es ist 9 Uhr und der erste Block wird losgeschickt. Kurz danach startet der zweite Block und dann der Rest. Es gehen 661 Marathonis und 4.321 Halbmarathonis auf die Strecke. Hinter uns starten anschließend 264 Power- und Nordic-Walker über 21km. Alle anderen Starts erfolgen um die Mittagszeit in der Innenstadt, außer den Kinderläufen, die waren schon am Samstag im Donaustadion. Es geht recht gemächlich los und so zieht sich das Feld langsam auseinander auf der breiten Böfinger Straße. Der Schwabe sagt dazu auch „No net hudla“, was so viel heißt wie „immer mit der Ruhe“.

Nach ca. 1km erreichen wir die Thalfinger Uferstraße direkt neben der Donau. Beim Blick zur Donau entdecke ich eine Ulmer Schachtel. Das sind nicht Damen älteren Semesters, sondern Einweg-Boote, die seit dem Mittelalter Waren- und Passagiere flussabwärts beförderten. Der Name Ulmer Schachtel war ein Spottname für die Wiener Zillen, die im Donauraum Arbeitsschiffe waren. Auch die Württemberger waren vom Neckar elegantere Schiffe gewohnt. Heute sehen die ehemaligen Ulmer Schachteln doch anders aus. Bei schönem Wetter pendeln sie auf der Donau und unterhalten die Läufer mit zünftiger Blasmusik. Heute, wo es nur am Regnen ist, stehen sich verlassen am Ufer.

Kurz hinter km 3 liegt auf der bayerischen Seite der Pfuhler Badesee. Einen Kilometer später verlassen wir Baden-Württemberg und reisen in Thalfingen nach Bayern ein. Hier streifen wir nur den Ort und laufen noch kurz vor km 5 über die Donau. Selbst hier am Ortsrand stehen Zuschauer mit Schirmen und applaudieren uns zu. Klasse. Kurz hinter km 5 verlassen wir die Hauptstraße und biegen auf den Pfuhler Weg ab. Hier befindet sich der erste Verpflegungspunkt. Es gibt Wasser und Iso-Getränke. Alle Versorgungsstationen werden 150m vorher mit großen Tafeln angezeigt. Vorbildlich. Hinter der Versorgungsstelle warten zwei Bikerinnen auf den oder die letzte Läuferin. Am Rad haben sie eine Tafel mit Schlussläufer. Sie müssen sich noch gedulden, denn der langsamste Halbmarathoni benötigt heute im Schnitt 14 ½ Minuten für den  Kilometer.

Weiter geht’s nach Pfuhl, einem Stadtteil von Neu-Ulm, nicht zu einem flachen Dorftümpel, wie ihn die Norddeutschen bezeichnen oder die Franken zu Jauche sagen oder Luther den Ort der ewigen Verdammnis nannte. Während Luther predigte, war Pfuhl schon 500 Jahre alt, was Reste von Ausgrabungen bei der Kirche St. Ulrich bestätigten. Pfuhl selbst wurde aber erst 1244 erstmals urkundlich erwähnt und ist heute der einwohnerreichste Stadtteil (9.300 Einwohner) von Neu-Ulm. Wir kommen jedoch nur kurz zwischen km 8 und 9 bei der Seehalle in den Ort. Auch hier sind wieder viele Menschen am Straßenrand trotz des Dauerregens. Dann geht es am Golfplatz und Striebelhof vorbei runter zur Donau.

Bei km 11 kommen wir an den Sportplatz von Offenhausen zum nächsten Verpflegungspunkt. Hier kommt jetzt zum Regen auch noch ein heftiger Wind. Es ist, als würde es gleich Nacht. Hier spielt der Musikverein Wettenhausen. Alle Achtung, bei so einem Wetter und kalten Fingern. Jetzt, wo wir in den Stadtbereich kommen, gibt es auch laute elektrische Life-Musik. 30 Bands bzw. Musikgruppen haben sich angesagt, um uns und die Zuschauer zu unterhalten. Auch Offenhausen gehört zu Neu-Ulm. Wir laufen in Offenhausen zum Augsburger Torplatz. Hier erklimmen wir die 1912 erbaute Gänstorbrücke und überqueren die Donau von Neu-Ulm nach Ulm.

Wir wechseln das Bundesland und kommen ins Viertel „Auf dem Kreuz“. Unser Sightseeing durchs historische Ulm beginnt jetzt. Am Ende der Münchener Straße kommen wir zum Seelturm und Zundeltor und den daran anschließenden Grabenhäuschen. Der Seelturm bildete früher die Grenze zur Stadt. Vor der Stadtmauer wurden früher durch Seelschwestern Kranke und Aussätzige gepflegt. Der Turm wurde später, weil die Stadt im 18. Jh. hier Zunder lagerte, Zundelturm genannt. Das Zundeltor ist der 1897 auf Straßenbreite geöffnete Stadtmauerdurchbruch.

Hieran schließen sich die Grabenhäusle an, die wir zuerst nur von der Rückseite aus sehen. Diese Grabenhäuschen wurden auf dem Stadtmauerwall 1610 erbaut. Sie dienten als Quartier für die neu angeworbenen Soldaten der Reichsstadt. Vor rund 30 Jahren wurden diese historischen Häuschen modernisiert von denen noch ca. 30 erhalten sind.

Es geht einmal um den Seelengraben rum und schon sind wir bei Km14. Beim Blick nach links oben sehen wir ein paar dieser kleinen Grabenhäusle. Kurz danach kommt die nächste Versorgungsstelle und das erste Drittel vom Marathon ist geschafft. Hier steht auch Gudrun mit ihrem Lauftreff und versorgt die Läufer mit klammen Fingern. Es ist schon toll, trotz des Regens und der Kälte haben die Helfer alle gute Laune. Wir  kommen wieder auf die Gänstorbrücke. Hierbei umlaufen wir leider nur das Zeughaus sowie das Einstein-Denkmal. Dort, wo wir von der Gideon-Bacher-Straße auf die Neue Straße abbiegen, liegt in unserem Rücken der Gänsturm, einem um 1360 erbauten 37,5m hohen Torturm. Früher wurden durch dieses Tor die städtischen Gänse auf die Gänswiesen getrieben.

Wir wechseln schon wieder das Bundesland und laufen nach einem kurzen Gegenverkehrsstück runter an die Donau. Es geht ein Stück am Ufer entlang zur ca. 400m langen Insel. Gegenüber auf der anderen Donauseite sehen wir die schnellen Läufer die Halbmarathonis, die es nicht mehr weit zum Ziel haben. Auf der Schwal, der Spitze der kleinen Insel, steht das mächtige Kriegerdenkmal.

Für uns heißt es ein Stück an der kleinen Donau entlang und dann über die Herdbrücke rüber nach Ulm in die Neue Mitte, zu einer kleinen Schleife. Dabei kommen wir an historischen Gebäuden und moderner Architektur vorbei. Die Stadt hat hier auf ganz ungewöhnliche Weise ein Ensemble zwischen Renaissance und Moderne erbaut, nach dem Motto „Mittelalter trifft Moderne“. Es geht an der modernen Kunsthalle Weishaupt vorbei. Hierbei überlaufen wir auch die Startmatte vom 10km Lauf. Auch gibt es wieder viele Live-Bands, die trotz des Wetters alles geben. Viel Rockmusik zum Anfeuern.

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Informationen: Einstein-Marathon
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