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Laufberichte

Immer einen Marathon wert

 

Es ist Marathon Wochenende. In Deutschland hat man die Wahl zwischen Sightseeing in Berlin, mit 40.000 anderen wohlgemerkt, diversem Landschaftsgenuss im Ruhr-, oder Maintal, im Vogt- oder Hochsauerland und badisch/schwäbischer Gastlichkeit in Karlsruhe, Waiblingen oder Ulm. Der Einstein Marathon in Ulm war einer unserer ersten Marathons. Zweimal haben wir anno 2009 und 2010 die Strecke unter die Füße genommen. Seither hat es sich irgendwie nicht mehr ergeben. Grund genug, 2016 dort wieder anzutreten.

Start ist bei der von der Autobahn aus schnell zu erreichenden Messe, mit vielen Parkplätzen aber auch guter Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ziel wird beim höchsten Kirchturm der Welt sein, dem Ulmer Münster. Dazwischen liegen je nach gewählter Distanz 21 oder 42 Kilometer. Die 5 und 10 km Läufe starten beim Gänsturm.

 

 

Mit über 12000 Starter ist der Ulmer Lauf kein kleiner. Zum ersten Mal sind diesmal vormittags beim Marathon und Halbmarathon, samt den zugehörigen Staffeln, weniger Starter als am Nachmittag bei den kürzeren Läufern, was vor allem den vielen Nachmeldern zu verdanken ist. Aber was heißt das schon. Von meinem letzten Startblock aus kann ich den Startbogen kaum wahrnehmen, so weit ist dieser entfernt. Dazwischen tausende erwartungsvolle Läufer. Mir fällt auf, dass scheinbar ziemlich viele Halbmarathonnovizen dabei sind. Hier ist die Nervosität natürlich besonders groß.

Um 9 Uhr 10 wird vorne gestartet. Erst zeitverzögert geht es auch für uns nach vorne. Von Norbert habe ich mich schon lange verabschiedet. Er startet aus Block C und möchte mal wieder eine schnelle Zeit laufen. Ich wäre schon mit einer Runde ohne Krämpfe und einer Zeit um die 5 Stunden zufrieden. Die letzten Trainingsläufe seit dem Schwarzwaldlauf waren nicht sehr erfreulich. Die motivierende Musik, die wunderbare Atmosphäre und die gut gelaunten Läufer vertreiben jedoch schnell jeden trüben Gedanken. Angefeuert vom Moderator und den vielen Zuschauern überquere ich die Startlinie - das wird schon!

 

 

Es geht Richtung Tailfingen an der Donau entlang. Ein leichter Schleier liegt über dem Wasser. Es ist noch frisch, um die 8 °C sind zum Laufen ungemein angenehm. Kleine Zuschauernester verführen zum zu schnellen Angehen. Immer mit dem Blick auf die Uhr, habe ich mich einer Gruppe von Halbmarathon-Neulingen angeschlossen. Sie laufen genau mein Tempo. So vergeht die Zeit wie im Flug. Hinter km 4 überqueren wir die Donau und laufen dann richtungsmäßig wieder zurück. An der ersten VP gibt es Wasser. Es soll im Laufe des Tages nochmal warm richtig werden, daher ist Trinken angesagt.

Zwischen Burlafingen und Pfuhl geht es über die Felder. Im feinen Nebel kann man schön die bunten Laufshirts der Läuferschlange vor uns ausmachen. Wir kommen auf der flachen Strecke gut voran und erreichen bald die 2. Wasserstelle bei km 7. In Pfuhl ist der halbe Ort auf den Beinen, die Leute stehen für die Läufer Spalier, dazu spielt die Stadtkapelle. Hinter dem Weiler Striebelhof erreichen wir wieder die Donau, hier geht es nun entlang. An der VP bei km 10 haben die Helfer alle Hände voll zu tun. Langsam kommt die Sonne heraus.

 

 

Genau an dem Fußgängersteg, der Offenhausen über die Donau hinweg mit Ulm verbindet, steht eine Percussionsgruppe und macht Stimmung. Wir bleiben allerdings auf der rechten Donauseite. Die Grenze zwischen Offenhausen und Neu Ulm ist fließend. Hinter km 12 kommen uns plötzlich Läufer entgegen. Keine Ahnung, wie weit sie voraus sind. Wir genießen die Abwechslung, erkennen Bekannte, grüßen und klatschten ab. Alle paar hundert Meter wird Musik gemacht, was natürlich auch die Zuschauer anlockt. Selbst wenn der eine oder andere Läufer bereits müde ist, kann man sich dieser Stimmung nicht entziehen. Die Strecken trennen sich und für uns geht es in die „Glacis Galerie“, ein helles, vollverglastes Einkaufszentrum und geradeaus hinten wieder hinaus. Am Rathausplatz bewundere ich die Bronzeskulptur „Männer im Boot“ auf ihrem hohen Sockel.

 

 

Dann erreiche ich schon die nächste VP. Es gibt mittlerweile auch Früchteriegel, Gels und Bananen. Wieder kommen Läufer von vorne. Halt, hier war ich schon einmal, vorhin von der anderen Seite. Es kommen nun die langsamen Halbmarathonis und auch schon schnelle Walker. Auch ganz hinten scheint die Stimmung exzellent.

Es geht über die Gänstorbrücke, links sieht man schon den 37,5 m hohen Gänsturm, einer der beiden erhaltenen Stadttore, aus dem Jahr 1360 mit Walmdach und Uhr. Durch dieses Tor wurden früher die städtischen Gänse hinaus auf die Gänswiesen getrieben. Außerdem überragt der Zwiebelturm der evangelischen Dreifaltigkeitskirche die Bäume. Und lugt da nicht, etwas im Dunstschleier verborgen, auch der Münsterturm hervor? Rechts der Brücke erkennen wir in toller Uferlage das hypermoderne Congress Centrum. Am Willi Brand Platz knickt die Strecke leicht nach links ab. Grasenden Kühe auf der anderen Straßenseite fesseln meinen Blick. Als der alte Kiosk des Platzes abgerissen wurde, suchten die Stadtväter nach einer flexiblen Übergangslösung, bis eine endgültige Bebauung festgelegt werden konnte. Die in den Stadtfarben Schwarz-Weiß gehaltene Kuhherde versinnbildlicht „den Kontrast von Stadt und Natur“ und sollte einen Kontrapunkt für die Hektik und die Betriebsamkeit des Platzes schaffen. Irgendwann soll die Herde weiterziehen; wann steht aber noch in den Sternen.

Es geht an den auffälligen spitzen Türmen der Kirche St. Georg vorbei und zweimal links. Dann scharf rechts durch das Zundeltor in die Altstadt mit Kopfsteinpflaster. Hinter dem Zundeltor steht der 20 m hohe Zundel- oder Seelturm. Der eine Name kommt vom Zunder, der früher hier gelagert wurde, der andere Name von den „armen Seelen“: Aussätzigen, die im Seelhaus in der Griebachstraße von Ordenssschwestern gepflegt wurden.

Hinter einem alten Brunnen, der an den Griesbadmichel erinnert, hat sich eine Band aufgestellt und motiviert mit flotten Rhythmen. Der Griesbadmichel ist ein Ulmer Original. Seine Aufgabe war es Würmer und Schnecken aufzusammeln, damit sie nicht das Gemüse auffressen. Heute ist er eine tragende Figur des Ulmer Fischerstechens. Chearleader stehen hier Spalier und feuern uns an. Bei km 16 auf der breiten Gideon-Bacher-Straße befindet sich das Ziel der Handbiker und Inliner.

Jetzt kommt auch schon die nächste VP mit schönem Blick auf die bereits erwähnte Dreifaltigkeitskirche, die mittlerweile als Haus der Begegnung genutzt wird. Die Helfer stehen mit ihren Speisen und Getränke direkt auf der Strecke, damit wir Läufer ja keine Zeit verlieren. Ich habe es nicht so eilig und verweile daher einen Moment.

Das ist auch gut so, denn nun wird es spannend. Es geht auf den Marktplatz mit dem wunderbar bemalten Rathaus. Der älteste Teil stammt aus dem Jahr 1370. Die Bilder zeigen „lehrhafte Darstellungen von Tugenden, Geboten und Lastern“, steht im Internet. Es handelt sich wohl um einzelne Sequenzen, die sehr detailhaft dargestellt und zusätzlich mit Text versehen sind. Die ganze Fassade ist ein einziger Comic gemalt im Jahr 1900. 1520 wurde die astronomische Uhr angebracht auch für heutige Zeit ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst. Sie besticht nicht nur durch prächtige Bemalung und fein gefertigte Zeiger, Experten sind wohl im Stande, anhand der Stellung über 15 verschiedene astronomische Daten abzulesen. Ich kann mich kaum sattsehen, deshalb verpasse ich fast den Blick auf das Münster auf der rechten Seite. Es wird allerdings auch von Gebäuden halb verdeckt. Ganz übersehen habe ich die Kunsthalle Weishaupt gegenüber dem Rathaus. Eine 16 Meter hohe Schaufront mit gläsernem Foyer schwebt hier über dem Platz.

 

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Informationen: Einstein-Marathon
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