In Niedernhall wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal der ebm-papst Marathon durchgeführt. Ich bin schon zum 6. Mal dabei, und komme immer gerne wieder, zumal ich hier 1999 meinen ersten Marathon gelaufen bin. Viele positve Argumente lassen sich für den Lauf am Kocher finden.
Da ist die frühe Startzeit um 8:15 Uhr. So kommen auch etwas schwächere Läufer ins Ziel, ohne alllzu lange der Mittagssonne ausgesetzt zu sein. Oft ist es um diese Jahreszeit ja noch recht warm. Ferner weist die Doppel-Wendepunktstrecke ein sehr günstiges Höhenmeterprofil von 185 m über NN bis 215 m über NN auf, es ist also ein nahezu flacher Kurs. Nicht unerwähnt bleiben darf die landschaftliche Schönheit des idyllischen Kochertals mit den zahlreichen Stimmungshöhepunkten auf der Strecke und den vielen Aktivitäten für die ganze Familie. Auch die Startgebühren sind moderat.
Um 5.30 Uhr war die Nacht an diesem 10.September 2005 vorbei. Da alle notwendigen Dinge schon abends zuvor hergerichtet und gepackt wurden, ging es um 6:00 Uhr zum 100 km entfernten Veranstaltungsort Niedernhall, das 50 km nordwestlich von Heilbronn liegt. Der erste Blick ins Freie liess für diesen Tag wettermäßig wenig Gutes erwarten. Es war die Hölle los am Himmel. In aller Früh schon massive Schauer, Donner und grelle Blitze. Trotz alledem wollte ich meinem Ziel fest halten und kontinuierlich einen Sechserschnitt laufen, um so eine Ankunftszeit von 4:15 Stunden zu erreichen. Auch freute ich mich schon auf das vereinbarte Treffen mit meinem Lauffreund Eberhard, den man - ohne wenn und aber - als ein wirkliches Laufwunder bezeichnen muss. Sicherlich werden wir uns wieder blendend auf diese Jubiläumsveranstaltung unterhalten.
Punkt 7:30 Uhr bin ich in Niedernhall nach gemütlicher Autofahrt angekommen. Ganz ungewöhnlich für mich war die lange, zeitraubende Parkplatzsuche. Der nächste Schreck, eine Menschentraube in beachtlicher Größe vor dem Eingangsbereich der Sporthalle. Viele Läufer mussten noch, wie auch ich, in den Besitz der Startunterlagen kommen. Wie ich später erfuhr, waren über 3.200 Teilnehmer an den verschiedenen Disziplinen wie 10km-Lauf, Halbmarathon, Rollis, Inliner sowie dem Marathon beteiligt.
Nach fünf Minuten stand ich dann an der Ausgabestelle für die Marathonläufer und holte ich meine Startunterlagen ab. Der freundliche Herr teilte mir an der Ausgabestelle mit, es wären 300 Läufer für den Marathon gemeldet, was eine zehnprozentige Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Letztendlich sollten am Ende 27 Läuferinnen und 204 Läufer in die Wertung kommen. Alles ging glatt über die Bühne, Startnummer, T-Shirt sowie einiges Werbematerial wurde in Empfang genommen.
Die fast vierzig Minuten bis zu Startschuss verbrachte ich wie immer mit dem Beobachten der Läuferschar. Auf der angrenzenden Festwiese, dem Zentrum zahlreicher Aktivitäten, herrschte schon ein reges Treiben. Kurz vor dem Start traf ich dann meinen Lauffreund Eberhard. Er wusste, dass ich wie immer als Letzter die Startlinie überquere.
Gemeinsam wurden die letzten 10 Sekunden vor dem Startschuss abgezählt. Dann endlich nun war es soweit, die Marathonläufer machten sich auf zum ersten Wendepunkt nach Sindringen.
Ungefähr vier Kilommeter liefen Eberhard und ich bei prächtiger Unterhaltung gemeinsam. Er wollte den Lauf etwas langsamer als ich angehen, und so verabredeten wir uns im Zielbereich. Ein regnerisches, stellenweise Nebel verhangenes Kochertal präsentierte sich uns. Aber die angenehmen Temperaturen von um die 18°C haben auch was Gutes.
Eine erste Stimmungsinsel wurde in Weißbach nach vier Kilometer erreicht. Eine Mädchentanzgruppe heizte den Läufern ganz schön ein. Kurz vor dem ersten Wendepunkt in Sindringen standen auf Wachtürmen in römischen Gewändern mit Posaunen bewaffnete Jugendliche und spielten der Läuferschar ein Ständchen. Viele weitere ,,Römerinnen und Römer '' mit schwingenden Lorbeerzweigen und Spruchbändern säumten die Straßen. Wir liefen durch ein Römertor mit bewaffneten Soldaten. Für mich war das schon der Höhepunkt der Veranstaltung.
Bei km 20 konnte ich erfreut feststellen, dass ich bis auf die Minute genau im Zeitplan lag. Jeder Kilometer war markiert, sodass ich jederzeit meine Laufzeiten kontrollieren konnte. Also perfekt im Plan, aber auch perfekt durchnässt - auch Schuhe, Socken und Füße. Das Aufweichen der Haut fördert oft die Bildung von Blasen. Ich blieb davon verschont. Allerdings war ich an diesem Tag so fit und motiviert, dass mich nichts von meinem Zeitplan abgehalten hätte.
Nachdem wir wieder bei KM 26 den Start-Zielbereich durchliefen, erreichten wir in Ingelfingen – Criesbach die nächste Stimmungsinsel. Hier präsentierte sich der Motorradclub Firebirds mit fetziger Musik, Fähnchen und Flaggen. Die letzten vier Kilometer bis zur zweiten Wende vergingen schnell. Seit den ersten fünf Kilometern waren wir in einer Dreiergruppe unterwegs. Alex aus der Nähe von Heilbronn sowie Daniel aus Weinheim, Mitglied des 100 Marathon Club. Heute bestritt Daniel seinen 179. Marathon. Natürlich gab es reichlich Gesprächsstoff und Langeweile kam nicht auf.
Auch in Künzelsau wurden wir mit musikalischen Rhythmen begeistert empfangen. Auf den letzten acht Kilometern passierten wir noch die Stimmungsinseln der fleißigen Bienchen in Ingelfingen sowie die „mexikanischen Stadt“ am Bauhof in Niedernhall.
Ja, der ebm-papst Marathon ist ein herrlicher Lauf mit landschaftlich bezaubender Strecke und zahlreichen, originellen Farbtupfern. Deutlich spürte man die Hand des Polizeisportverein Hohenlohe e.V., der Ideengeber dieser Veranstaltung ist und natürlich für die Streckenabsicherung verantwortlich war.
Kein Wunder alos, dass ich wohlbehalten und gut gelaunt nach 4:12 Stunden das Ziel erreichte. Kurze Zeit später kam auch Eberhard, und wir setzten unsere Unterhaltung fort.
Wenn ich daran denke, dass 1993 alles mit 200 Finishern angefangen hat und heute 2.800 Aktive ins Ziel kamen, wundert mich das nicht. Hier stimmt nämlich einfach alles.