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Laufberichte

Straßenlauf statt Karneval

15.02.15

Die 95. Bertlicher Straßenläufe fallen auf den Karnevalssonntag. Das ist aber für die meisten Läufer kein Problem, denn sie nehmen ja eh lieber an Laufveranstaltungen teil als an Karnevalsumzügen. Wer unbedingt möchte, kann natürlich auch beides verbinden und startet dann halt verkleidet.

Erstaunlicherweise finde ich für dieses Wochenende im Marathonkalender nur eine Möglichkeit, in Deutschland die Marathonstrecke zu laufen und dies ist hier in Bertlich. Ich mag diese Veranstaltung besonders gerne und bin bereits oft dabei gewesen. Obwohl ich erst am Freitag von einem vierwöchigen Urlaub auf den Kanaren zurückgekehrt bin und ein wenig Trainingsdefizit habe, will ich mir die Gelegenheit hier vor meiner Haustüre erneut nicht entgehen lassen.

Ich weiß doch, dass mich hier eine perfekte Laufveranstaltung erwartet. Im Rahmen der Straßenläufe werden 8 verschiedene Laufstrecken angeboten. Vom 850 Meter Schülerlauf über 5 km, 7,5 km, 10 km, 15 km, Halbmarathon, 30 km und als Krönung die Marathonstrecke reicht für jeden Geschmack  das Angebot. Kein Wunder, dass sich hier immer über 1.000 Teilnehmer einfinden. Heute ist es bereits die 95. Auflage, und da die Veranstaltung dreimal im Jahr stattfindet wird man im nächsten Jahr dann hoffentlich die 100. Auflage feiern können. Welche Veranstaltung schafft schon eine solche Anzahl?

Also mache ich mich wieder zusammen mit meiner lieben Inge und ihrer Freundin Christiane auf den kurzen Weg nach Herten-Bertlich. Die beiden wollen auch heute für die Fotos sorgen und mich tatkräftig unterstützen. Sie kennen viele der ehrenamtlichen Helfer und freuen sich auf ein Wiedersehen mit ihnen.

Schnell erreichen wir den großen Parkplatz am Real-Warenhaus. Von dort sind es dann nur wenige Schritte bis zur Heinrich-Obenhaus-Str., wo der Sportplatz und die Glückauf-Werkstätten des Diakonischen Werkes sind, dem Zentrum der Veranstaltung.

Die Startgelder haben sich in diesem Jahr erhöht. Für den Marathonstart zahlt man nun 19 Euro statt bisher 16 Euro. Nun ja, sie waren auch seit Jahren stabil gewesen und manche Politiker machen sich doch bereits Sorgen um eine Deflation. Da muss man mal wohl gegensteuern. 19 Euro sind doch auch noch ganz moderat für das, was man hier erhält. Denn natürlich sind alle Strecken nach den AIMS Richtlinien vermessen und jeder Kilometer ausgeschildert. Es gibt 7 Verpflegungsstellen, Streckenposten der Polizei, der Feuerwehr und des SuS Bertlich sorgen für Sicherheit und für die „Vorfahrt“ der Läufer auf den durchgehend asphaltierten Wirtschaftswegen. Der Sanitätsdienst wird durch den Medizinischen Notfallservice Herten geleistet.

Anmelden kann man sich hier nur am Veranstaltungstag und entgeht so der Gefahr, Meldegebühren durch Voranmeldungen abschreiben zu müssen, wenn sich kurzfristig gesundheitliche Probleme einstellen. Schnell lege ich noch den neuen M4Y-Flyer aus, welcher alle deutschen Marathontermine aufführt. Wie ich sehe, erfreut er sich sofort reger Nachfrage.

Die Anmeldung erfolgt schnell und unkompliziert. So habe ich schon bald meine Startnummer in den Händen und wir gehen in die Pausenhalle der Werkstätten. Hier steht ein reichhaltiges Büffet mit Kaffee, belegten Brötchen und Kuchen bereit. Einen Verkaufsstand mit Laufzubehör und einen Souvenirstand gibt es hier auch. Ich entdecke sofort einige bekannte Gesichter und vom VfL Bergheide sind auch einige Vereinsfreunde da.

Bernhard und Bernd wollen sich auf der 10 km Strecke versuchen. Helmut und Danny wollen die 15 km Strecke laufen, und Dieter und Reinhard haben sich die Halbmarathonstrecke ausgesucht.

Die Februar-Veranstaltung wird immer im Gedenken an den Initiator der Bertlicher Straßenläufe als „Karl-Heinz Rode Ehrenlauf“ abgehalten.

Ich kann meine Lauftasche in der Turnhalle deponieren. Hier wird sie während des Laufes vom einem netten Team beaufsichtigt und ist zum Duschen dann direkt verfügbar. Ein schöner Service. Hier können Eltern während des Laufes ihre Kinder beaufsichtigen lassen, die bei schlechtem Wetter in der Halle toben.

Als ich die Halle verlasse, sausen gerade die frisch gestarteten Läufer vorbei. Die 15 km Strecke kann auch gewalkt werden und es werden immer mehr, die dieses Angebot wahrnehmen.

Jetzt muss ich mich aber zum Start des Marathonlaufes direkt vor dem Stadion begeben. Auch hier entdecke ich jede Menge bekannte Gesichter. Besonders freue ich mich, als ich mit Bernd Neumann einen Reporterkollegen entdecke. Aber auch vom 100 MC sind einige Mitglieder dabei und auch der LC Duisburg und Langlauf Adler Bottrop sind wieder stark vertreten. Insgesamt haben sich 116 Marathonläufer eingefunden. Pünktlich um 10:30 werden wir auf die Strecke geschickt und unter dem Beifall der übrigen Läufer und der Angehörigen machen wir uns auf den 42,195 km langen Weg. Die Kilometer kommen hier auf einer 13,9 km Runde zusammen, welche wir jetzt dreimal durchlaufen müssen. Die restlichen Meter ergeben sich dann beim Zieleinlauf im Stadion.

Vorbei geht es jetzt am Startpunkt der Halbmarathonläufer, welche sich schon versammelt haben, denn sie werden 10 Minuten nach uns starten. Kurz nach dem ersten Kilometer geht es hinaus in das angrenzende Naherholungsgebiet mit vielen Mais-, Kartoffelfeldern sowie Wiesen und Weiden, auf denen etliche  Pferde stehen und uns neugierig anschauen. Der Rundkurs berührt mit seiner Längsachse die Stadtgebiete von Gelsenkirchen und Recklinghausen und verläuft auf der Grenze zwischen Herten und Marl. Also gibt es eine Menge Ruhrgebiet, allerdings ganz außerhalb des gängigen Klischees.

Trotz der vielen Laufdistanzen ist jeder Kilometer genau ausgeschildert und durch unterschiedliche Farben auch den jeweiligen Läufen sofort zuzuordnen.

Bei Kilometer 3 finden wir die erste Verpflegungsstelle und es gibt angewärmtes Wasser. Insgesamt stehen mit 7 Verpflegungsstellen praktisch alle 2 Kilometer Erfrischungsmöglichkeiten bereit. Das Angebot ist mit Wasser und Iso nicht sehr reichhaltig. Die später noch angebotenen Bananenstücke sind sehr dünn. Hoffentlich hat sich da niemand in den Finger geschnitten. Das war schon mal besser.

Da wir nun eine Bahnstrecke mit einer Brücke überqueren müssen, gibt es hier eine leichte Steigung. Insgesamt ist die Strecke flach und kann höchstens durch eine gewisse Windanfälligkeit schon einmal Probleme machen. Heute meldet sich der Wind aber kaum.

Die Marlerstraße überqueren wir mithilfe der Polizei gefahrlos und schon bald sausen die ersten schnellen Halbmarathonläufer an mir vorbei. Ich kann im Gegenzug einige Walker des 15 km Laufes überholen.

Nachdem wir mit polizeilicher Hilfe auch die  Hertener Straße überquert haben, laufen wir durch ein kleines Wäldchen und erreichen dann bei Kilometer 7 den Feuler Hof. Der bereits 1376 urkundlich erwähnte Hof bietet heute Hilfe für Mensch und Tier. Neben therapeutischem Reiten für Menschen mit Behinderungen, gibt es auch ein Tierheilpraxis, Musikschule und einen Kräutergarten.

Vor der nächsten leichten Steigung kommt wieder eine Verpflegungsstelle und die Trinkbecher werden freundlich angereicht. Nochmals laufen wir durch ein kleines Waldstück und erreichen dann die Bundesstraße 225. Diese brauchen wir allerdings nicht zu überqueren, sondern laufen hier nur für 200 Meter über den Standstreifen. Im Moment ist hier eine Baustelle und die Autofahrer kommen nur einspurig voran. Die Wartenden schauen uns neugierig an.

Wir biegen wieder rechts ab und laufen dann in Herten Richtung Ried. Ried ist ein kleiner Stadtteil von Herten und bietet wieder eine Verpflegungsstelle. Hier werde ich schon von meinem Vereinsfreund Dieter überholt. Er hat meinen 10 Minuten Vorsprung bereits aufgeholt und wird heute seine Altersklasse M70 gewinnen.

Schnurrgerade geht es nun mit der Riedstraße Richtung Bertlich. Auf dem Radweg  der Recklinghausener Straße befindet sich wieder eine Verpflegungsstelle. Mit Unterstützung der Polizei überqueren wir wieder die Marler Straße und laufen dann über den Bauernweg direkt auf das Kaufhaus zu. Jetzt geht es nochmals durch die Wohnsiedlung und hier stehen die Kinder mit ihren Betreuern und warten auf den Start zu ihrem 850 m Schülerlauf.

Jetzt wird es zum ersten Mal ein wenig lauter, denn hier stehen auch einige Zuschauer, welche sich aus den Teilnehmern der anderen Läufe bzw. ihren Angehörigen zusammensetzen. Ein Sprecher informiert sie über die Läufer und nennt deren Namen und Vereine. Inge und Christiane bilden mit einigen Bergheider Fans einen kleinen Stimmungspunkt und halten alles fotografisch fest. Ich freue mich, dass jetzt auch Egon und Monika dabei sind.

Bei Kilometer 14 zeigt meine Uhr jetzt 1:29. Da die Sollzeit 5 Stunden beträgt, liege ich damit ja ganz gut. Durch den 4,5 Stundenflug am Freitag habe ich noch Beschwerden in den Waden. Ich konnte mich während des Fluges ja kaum bewegen. Da muss ich bei meiner nächsten Flugreise mal vorher den Laufkalender checken.
Am Straßenrand entdecke ich auch Achim mit seinem Sohn Finn. Ehefrau Katja ist heute beim Halbmarathon aktiv.

Die 10 km Läufer sind um 11:50 Uhr gestartet und ich kann nun die Nachzügler überholen. Die Halbmarathonläufer ziehen bereits zum Endspurt an und biegen am Telgenbusch wieder Richtung Bertlich ab. Auch die 10 km Runde biegt an der Hertener Straße ab und nun sind wir Marathonläufer unter uns.

Am Feulerhof habe ich die Halbmarathonmarke erreicht und ich freue mich, dass ich immer noch meinen Kilometerschnitt um die 6:30 halten kann. So dürfte die Sollzeit für mich kein Problem bedeuten.

Am Ende der zweiten Runde warten Inge und Christiane auf mich und Inge bietet mir einen Becher Cola an. Helmut begleitet mich noch ein paar Meter. Er ist mit 1:21,27 über 15 km auf den dritten Platz in der M65 gelaufen, und damit natürlich sehr zufrieden. Er erkundigt sich nach meinem Befinden und ich muss zugeben, dass sich bei mir die Rückenbeschwerden wieder melden. Aber ich habe ja noch fast 2 Stunden Zeit für die Reststrecke.

Am Feulerhof habe ich dann Kilometer 35 erreicht. Da sich die Rückenbeschwerden verstärkt haben, beschließe ich eine Gehpause einzulegen. Im Moment bin ich gehend fast genau so schnell unterwegs wie laufend. Nur die Sollzeit muss ich im Auge behalten. Noch passt es. Nun überholen mich die Läufer, welche ich vorher hinter mir gelassen habe. Das ist schon bitter.

An den Verpflegungsstellen ist das Angebot jetzt eher spärlich. In den wenigen Bechern ist kaum was drin.  An der letzten Verpflegungsstelle fange ich wieder langsam an zu traben. Die Marlerstraße muss ich jetzt ohne Polizeischutz überqueren, obwohl die Uhr 4 1/2 Stunden anzeigt. Langsam fasse ich aber wieder Mut und laufe zum letzten Mal die Kettlerstraße zum Stadion hinunter. Die Stadionsprecherin ist noch auf ihrem Posten und meldet meinen Zieleinlauf. Inge und Christiane stehen treu am Stadiontor und jubeln mir zu. Steil geht es hinunter ins Stadion und ich muss noch fast eine Runde laufen. Dann sehe ich den Zielbogen und habe dann nach 4:53,41 das Ziel erreicht. Das bedeutet für mich Platz 4 in der M65.

Mit einem Scanner wird noch meine Startnummer erfasst und dann nehme ich dankbar die Glückwünsche meiner Fans entgegen. Das war heute ein hartes Stück Arbeit für mich und ich bin froh über die Cola, die Inge mir anbietet.

Dann mache ich mich auf zur Turnhalle, wo ich die deponierten Wechselsachen bekomme. Es wird genau kontrolliert, dass die Startnummer und die Nummer auf den  Aufklebern übereinstimmen. Das Wasser in den Duschen ist herrlich warm und schon bald kehren meine Lebensgeister wieder zurück. In der Pausenhalle treffe ich noch Bernd Neumann und er erzählt mir begeistert vom M4Y-Meeting in Bad Füssing. Da konnte ich leider urlaubsbedingt nicht teilnehmen.

Bald beginnt die Siegerehrung und jeder Altersklassensieger erhält einen kleinen Pokal. Die übrigen Läufer können ihre Urkunden sofort mitnehmen oder später über das Internet selbst ausdrucken.

Der VfL Bergheide war heute wieder sehr erfolgreich und kann bei 7 Teilnehmern 2 Altersklassensiege und 2 weitere Podiumsplätze verbuchen. Zufrieden fahren wir dann nach Hause und sind uns einig, dass der SuS Bertlich mit den Bertlicher Straßenläufen eine tolle Laufveranstaltung bietet.

 

Informationen: Bertlicher Straßenläufe
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