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Laufberichte

Bertlich, da sind wir dabei!

01.12.13

Am Samstag erhielten wir bereits einen Anruf aus Bertlich. Hans war am Apparat und wollte wissen, ob wir am Sonntag wieder dabei wären. Hans ist 92 Jahre alt und einer der vielen ehrenamtlichen Helfer des SuS Bertlich. Er ist uns inzwischen bereits richtig ans Herz gewachsen, und schon alleine ein Grund, immer wieder nach Bertlich zu fahren. Natürlich wollen wir auch bei der 91. Auflage der Straßenläufe dabei sein.

Dreimal im Jahr trifft sich hier die Laufszene des westlichen Reviers, um ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Dafür bieten sich die Bertlicher Straßenläufe ja auch ideal an. Hier kann man doch zwischen 8 verschiedenen Laufstrecken wählen, und das Angebot reicht vom 850 m Schülerlauf bis zur Marathonstrecke.

Voranmeldungen sind nicht möglich. Man muss sich also erst am Veranstaltungstag für die jeweilige Strecke entscheiden. So gehen schon mal keine Startgelder verloren, wenn man doch kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen auf einen Start verzichten muss. Die Startgebühren sind sowieso moderat. Für den Start beim Marathonlauf zahle ich hier 16 € und erhalte hiervon noch 50 Cent bei Abgabe der Startnummer zurück.

Also geht es am 1. Advent für uns wieder auf den kurzen Weg nach Bertlich. Meine liebe Inge und ihre Freundin Christiane begleiten mich natürlich wie immer. Heute wollen die Beiden nur als Fans mitkommen und die gemütliche Atmosphäre in Bertlich genießen. Sportlich befinden sie sich angeblich bereits in der Winterpause.

Nach einer halben Stunde mit dem Auto erreichen wir den großen Parkplatz am Real-Warenhaus und von dort aus sind es nur wenige Schritte bis zu den Glückauf-Werkstätten des Diakonischen Werkes. Hier ist das Zentrum der Veranstaltung. Man kann sich dort problemlos anmelden und in der bereits weihnachtlich geschmückten Pausenhalle lässt sich entspannt die Wartezeit überbrücken. Das Büffet ist bereits mit heißen Getränken und Brötchen eröffnet. Das Kuchenangebot ist legendär und auch sonst ist während der ganzen Veranstaltung für das leibliche Wohl bestens gesorgt.

Wir treffen hier sofort unsere Vereinsfreunde Dieter und Danny. Dieter hat sich für die Halbmarathonstrecke entschieden und Danny will die Saison nochmals mit einer schnellen 15 km Runde ausklingen lassen. Die anderen Vereinsfreunde sind heute zahlreich beim Nikolauslauf in Oberhausen vertreten. Schade, dass auch ein Läufer nur an einem Ort gleichzeitig sein kann. Hier haben sich heute insgesamt wieder 723 Teilnehmer eingefunden.

In Bertlich sind die Wege kurz. In unmittelbarer Nähe liegt der Sportplatz, wo der Start zum 5 und 15 km Lauf erfolgt. Hier ist auch das Ziel für alle Läufe. Direkt daneben liegt die moderne Sporthalle in der es geräumige Umkleidekabinen und saubere Duschen gibt. Dort kann man auch seine Wertsachen deponieren und der Mini-Club betreut die Jüngsten, wenn sich die Eltern auf den Laufstrecken befinden. 

Nachdem wir Danny zu seinem Start um 10:10 Uhr begleitet haben, kann ich mich gleich für meinen Start um 10:30 Uhr fertig machen. 85 Marathonläufer haben sich an der Heinrich-Obenhaus-Straße eingefunden, um von hier zu starten. Peer ist auch dabei. Der sympathische Vielstarter wird immer mehr zum Ultraläufer und war am letzten Wochenende noch beim KoBoLT. Dies ist ein Einladungslauf von Koblenz nach Bonn über 140 km mit 4446 Höhenmetern. Du meine Güte, da ist das ja für ihn heute nur eine Auslaufrunde. Das Wetter ist trocken und mit 6 Grad nicht schlecht zum Laufen.

Pünktlich erfolgt dann auch der Startschuss und wir begeben uns auf eine 13,9 km-Runde, welche wir nun dreimal durchlaufen müssen. Die Strecke führt  uns über asphaltierte Wirtschaftswege durch ein Naherholungsgebiet entlang der Grenze zwischen Herten und Marl. Der Rundkurs berührt mit seiner Längsachse die Stadtgebiete von Gelsenkirchen und Recklinghausen. Natürlich ist die Strecke amtlich vermessen und jeder Kilometer ausgeschildert. Sieben Verpflegungsstellen  und zwei DRK-Stationen stellen die Versorgung der Läufer sicher. Die Sollzeit für den Marathonlauf beträgt 5 Stunden.

Obwohl wir mitten im Ruhrgebiet sind, gibt es hier keine Häuserschluchten und die Industrieanlagen kann man nur am Horizont ahnen. Dafür sieht man jetzt viele Felder und Wiesen, auf denen Kühe und Pferde weiden. Das erinnert mehr an eine Urlaubsregion als an das Herz der Schwerindustrie.

Den Kilometer 1 erreiche ich nach 5:45 und kurz danach biegen wir mit einer kleinen Steigung in einen Wirtschaftsweg ab. Vorbei an abgeernteten Mais- und Kartoffelfeldern führt uns die Strecke zu Kilometer 3 und damit zur ersten Verpflegungsstelle. Im Moment ist nur Wasser im Angebot. Dies allerdings magenfreundlich angewärmt. Mit einer leichten Steigung überqueren wir eine Bahnstrecke und bald laufe ich auf die ersten Walker auf. Ach ja, die 15 km können ja auch offiziell gewalkt werden.

Mit Hilfe der Polizei überqueren wir sicher die Marlerstraße und die ersten Halbmarathonläufer sausen bereits an mir vorbei. Die haben meinen 10 Minuten Vorsprung bereits aufgeholt. Wir biegen links ab, und es geht leicht wellig weiter. Insgesamt kann man das Profil allerdings als flach bezeichnen.

Weiter geht es mit polizeilicher Hilfe über die Hertener Straße und auf dem Linder Weg erreichen wir mit Kilometer 7 den Feuler Hof. Hier gibt es neben therapeutischem Reiten für Menschen mit Behinderungen auch eine Tierheilpraxis, Musikschule und einen Kräutergarten. Kurz darauf sehe ich wieder eine Verpflegungsstation und die Trinkbecher werden mir angereicht. Hier treffe ich Marko, welcher heute auch nochmals einen späten Marathonlauf absolvieren möchte. Bei seinem letzten Lauf in Palma/Mallorca war es deutlich wärmer.

Durch ein kleines Wäldchen erreichen wir die Bundesstraße 225 und müssen hier kurz über den breiten Standstreifen laufen. Nach 200 Metern biegen wir wieder in eine ruhige Straße ab und laufen dann in Herten Richtung Ried. Dies ist ein kleiner Stadtteil von Herten und besteht praktisch nur aus einigen Bauernhöfen und einer größeren Gärtnerei. Hier ist allerdings auch wieder eine Verpflegungsstelle und man bietet bereits Bananen zur Stärkung an. Schnurrgrade laufen wir jetzt auf der Riedstraße wieder Richtung Bertlich.

An der Recklinghauser Straße werden wir auf den Radweg geführt und finden bald erneut eine Verpflegungsstelle. Nochmals überqueren wir die Marler Straße und laufen dann über den Bauernweg direkt auf das Kaufhaus zu. Am Parkplatz vorbei kommen wir wieder in die Wohnsiedlung, wo sich gerade die Bambinis für ihren Start über 850 Meter klarmachen.

Der Sprecher auf dem Stadiondach kann die Läufer schon von weitem erkennen und nennt den Zuschauern die entsprechenden Namen und Vereine. Hier gibt es dann auch einige Zuschauer, welche sich zum größten Teil aus den Angehörigen der Aktiven  zusammensetzen. Inge und Christiane sind natürlich auch dabei, machen Fotos und feuern uns kräftig an.

Damit ist die erste Runde geschafft und meine Uhr zeigt 1:24. Ich laufe die ganze Zeit mit Peer und Florian zusammen und dadurch ist die Runde sehr kurzweilig. Wir kommen vom Hölzchen auf’s  Stöckchen und es gibt viel zu lachen.

Jetzt laufen wir auf die langsamen 10 km Läufer auf, welche um 11:50 Uhr gestartet sind. Hinter mir höre ich „Mensch Marathon! Das möchte ich auch mal schaffen“ Ja, immer schön trainieren, dann klappt das schon irgendwann.

Zuerst biegen die Halbmarathonläufer an der zweiten Verpflegungsstelle nach rechts ab. Sie ziehen bereits zum Endspurt an. An der Hertener Straße verlassen uns dann auch die 10 km Läufer und es wird einsam auf der Strecke zum Feuler Hof. Hier haben wir jetzt die Halbmarathonmarke erreicht, meine Uhr zeigt 2:08. Das Feld hat sich weit auseinander gezogen und ich kann meinen Gedanken nachhängen. Immerhin habe ich in diesem Jahr wieder 10 Läufe geschafft. Auch wenn die Laufzeiten nicht besser werden, kann ich mit meiner persönlichen Bilanz ganz zufrieden sein. Viermal durfte ich auf dem Treppchen stehen. Dass die Zeiten mit dem Alter noch besser werden, glauben doch nur Träumer.

Zum Träumen habe ich jetzt keine Zeit, denn es kommt wieder eine Verpflegungsstelle. Wasser und Iso sind im Angebot und wird schon von weitem angepriesen. Ich entscheide mich jetzt für Iso und ein Stück Banane, denn ein wenig Energie brauche ich schon.

Am Parkplatz fahren bereits die ersten Autos wieder weg, aber wir müssen ja noch eine Runde laufen. Am Stadion erwarten mich wieder Inge und Christiane. Während Inge mir einen Becher Cola anreicht, gibt es von Christiane ein Stückchen Traubenzucker. Für ein paar Fotos reicht die Zeit natürlich auch noch.

Jetzt geht es in die letzte Runde und aus der Sporthalle kommen schon die sauberen „Kurzstreckler“ und spenden Beifall. Peer und Florian verabschieden sich nach vorn, und ich lass der Jugend mal ihren Lauf. Danach beginnt dann etwas  „die Einsamkeit des Langstreckenläufers“, ein geflügeltes Wort, welches sich auf den Titel einer Erzählung von Alan Sillitoe bezieht. Das Buch wurde auch verfilmt und steht natürlich in meinem Bücherregal. Ich kann es noch für den Weihnachtswunschzettel empfehlen.

Jetzt sind nur noch die Marathonläufer und die um 12 Uhr gestarteten 30 km Läufer auf der Strecke. Auch diese laufen 3 Runden, jedoch geht es für sie schon an der Hertener Straße zurück. Am Linder Weg schwächeln einige Mitläufer und gehen mal ein Stück. Ist ja keine Schande, aber mich motiviert dies auch. Ich fühle mich noch ganz gut und will so möglichst bis ins Ziel weitertraben. Beim Überqueren der Hertener Straße verabschiede ich mich von den freundlichen Polizisten. Nochmals ein Stückchen Banane und zwei Becher Iso, dann nehme ich die letzten Kilometer in Angriff. Am Stadion darf ich diesmal links herum und sehe bereits meine Fans am Tor auf mich warten.

Schon geht es auf die Aschenbahn und dann kommt das Schild KM42. Hier im Stadion ist ein großer Zielbogen mit der laufenden Uhr aufgebaut. Ich werde in den richtigen Zielkanal eingewiesen und überquere mit dem Jubel der Fans nach 4:25:39 die Ziellinie. Das ist heute für mich Platz 2 in der Altersklasse. Na bitte, noch ein Podiumsplatz in der Bilanz. Inge bringt mir eine warme Jacke und ich trinke erst einmal noch etwas Cola und erhole mich in Ruhe. Danach mache ich mich zur nahen Turnhalle auf, um ausgiebig zu duschen. Zum Glück ist das Wasser immer noch angenehm warm.

In der Pausenhalle treffen wir uns dann alle wieder und Inge hat mir noch ein leckeres Stück Kuchen gesichert. Danny und Dieter haben in ihren Altersklassen Platz 1 und 2 belegt. Da kann der VfL Bergheide wieder zufrieden sein. Schon bald beginnt die Siegerehrung und jeder Sieger in den Altersklassen erhält einen Pokal. Die übrigen Läufer können ihre Urkunden sofort mitnehmen oder auch später aus dem Internet selbst ausdrucken.

Wir verabschieden uns noch von den netten Helfern und versprechen auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Die Termine für 2014 (16.02. – 28.09. – und 30.11.)  stehen ja bereits fest.

Fazit: Ich liebe die Veranstaltung in Bertlich. Es ist für mich eine ideale Möglichkeit einen Marathon zu laufen. Für kleines Geld erhält man eine perfekte Veranstaltung. Da möchte ich gerne noch lange dabei sein.    

 

Informationen: Bertlicher Straßenläufe
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