Temperaturen im tiefen, einstelligen Bereich und Regen, der zeitweise in Schnee überging, liessen beim 14. Zürich Marathon keine Spitzenzeiten zu. Dafür waren die Rennen der Elite umso spannender: Der Japaner Yuki Kawauchi setzte sich bei den Männern vor dem Äthiopier Abere Belay und dem überraschenden Romand Julien Lyon durch. Bei den Frauen sorgte Daniela Aeschbacher für einen viel umjubelten Schweizer Sieg.
Sprichwörtliches Aprilwetter erschwerte den LäuferInnen beim 14. Zürich Marathon die Aufgabe, die klassische Distanz von 42.195 Kilometern zu bewältigen. Bei Temperaturen im tiefen, einstelligen Bereich und Regen, der zeitweise in Schnee überging, war schlicht nicht an Spitzenzeiten zu denken. Dies machte einigen AthletInnen einen Strich durch die Rechnung, die sich den Zürich Marathon ausgesucht hatten, um die Olympialimite für Rio 2016 zu erreichen. Dazu gehörten zum Beispiel die Schweizer Spitzenläufer Michael Ott, Adrian Lehmann und Julien Lyon, aber auch die Deutsche Katharina Heinig. Zudem bekundeten gerade Läufer aus Afrika Mühe mit den nasskalten Bedingungen.
Das Rennen der Männer darf mit gutem Recht als Abnutzungskampf bezeichnet werden: Von Kilometer 5 bis Kilometer 35 bestimmte der Japaner Yuki Kawauchi das Tempo an der Spitze. Damit zermürbte er nach und nach seine Konkurrenten, ehe ihm nur noch die beiden Äthiopier Abere Belay und Melak Belachew Bizuneh folgen konnten. Darauf bekam das trotz des garstigen Wetters zahlreich erschienene Publikum ein packendes Duell um den Sieg beim 14. Zürich Marathon geboten: Von Kilometer 35 an versuchten Belay und Kawauchi mit abwechselnden Angriffen, sich alleine an der Spitze abzusetzen. Dabei hatte der Japaner die grösseren Kraftreserven: Zwei Kilometer vor dem Ziel setzte er sich von seinem letzten Begleiter ab und sicherte sich seinen ersten Marathon-Sieg in Europa.
«Ich liebe es, Rennen bei schwierigen Bedingungen zu bestreiten und habe auch schon einmal in Nagano einen Marathon im Schneetreiben gewonnen. Darum war ich sehr zuversichtlich, als ich den Schnee gesehen habe», meinte Yuki Kawauchi im Ziel. Hinter dem Duell um den Tagessieg entwickelte sich ein weiteres, packendes Duell zwischen den beiden Schweizern Julien Lyon (Plan-les-Ouates/GE) und Adrian Lehmann (Langenthal/BE). Während Lehmann am Ende wegen der Kälte muskuläre Probleme bekam und sich mit Rang Vier abfinden musste, lief Julien Lyon als Dritter aufs Podest. Damit überraschte der amtierende Schweizermeister über 10 Kilometer auch sich selbst: «Das war heute mein erster Marathon, und dafür ist es super gelaufen. Die Kälte hat auch mir zu schaffen gemacht, und der Nassschnee behinderte zeitweise gar meine Sicht. Bei besseren Bedingungen wäre die Olympia-Limite wohl in Reichweite gewesen», so Julien Lyon im Ziel.
Im Rennen der Frauen sah bis zum Wendepunkt in Meilen alles nach einem Duell zwischen der Vorjahressiegerin Yoshiko Sakamoto und der deutschen Katharina Heinig aus. Diese beiden Läuferinnen hatten sich bereits deutlich vom Rest abgesetzt, gaben dann aber kurz nacheinander das Rennen auf. Dafür kam Daniela Aeschbacher (Bärau/BE) immer besser auf Touren: «Von Kilometer 10 bis Kilometer 30 war das Rennen für mich brutal hart: ich war durchnässt und fror. Dann hörte aber nach 35 Kilometern der Regen auf, und als Zusatzmotivation wurde mir klar, dass ich im Klassement immer weiter nach vorne lief. Dass ich auf dem Weg zu meinem ersten Sieg in einem Marathon war, habe ich aber erst gemerkt, als das Velo mit dem Schild für die führende Frau vor mir aufgetaucht ist», erklärte Daniela Aeschbacher nach ihrem auch für sie selbst überraschenden Sieg. Am Zürich Marathon war dies bei den Frauen erst der zweite Schweizer Sieg: 2005 hatte sich Claudia Oberlin durchgesetzt.
14. Zürich Marathon, Männer:
1. Yuki Kawauchi, Japan, 2:12.03,9
2. Abere Belay, Äthiopien, 2:13.08,1
3. Julien Lyon, Plan-les-Ouates/GE, 2:16.17,0
14. Zürich Marathon, Frauen:
1. Daniela Aeschbacher, Bärau/BE, 2:47.39,9
2. Jane Fardell, Australien, 2:48.11,8
3. Bojana Bjeljac, Bosnien und Herzegowina, 2:48.17,8
Der 15. Zürich Marathon findet am 9. April 2017 statt.