Wenn die Läufer und Walker am Freitag ab 14 Uhr in der Auepark-Großsporthalle in Kassel ihre Startunterlagen für den EAM Kassel Marathon abholen, dann ist endgültig wieder die Lauf-Euphorie in Nordhessen ausgebrochen. Auch wenn wenn bei der elften Auflage insgesamt und der ersten unter neuem Namen die Zahl der Voranmeldungen im Vergleich zu den letzten Jahren etwas schwacher war. Das aber ficht den unermüdlichen Organisationsleiter Winfried Aufenanger nicht an. „Ich bin sicher, dass wir auch in diesem Jahr wieder eine tolle Veranstaltung haben werden“, so Aufenanger, „es müssen ja nicht immer Rekorde fallen.“
Marathon-Vorjahressieger Edwin Kosgei (Kenia) und der Vorjahres-Zweite, Sieger 2013 und Zweite 2015, Hosea Tuei (Kenia), die erst am Freitagabend diekt aus Kenia anreisen, haben sich einiges vorgenommen. Ob die Marathon-Bestmarke von 2:12:54 aus dem Jahr 2010, gehalten von Joel Chepkopol, diesmal fällt? Die beiden Top-Starter jedenfalls sind guter Dinge, vor allem Tuei möchte das endlich schaffen.
Die Zahl der Afrikaner ist in diesem Jahr nach der Absage des Äthiopiers Demeke Wosene deutlich reduziert, eine Chance für die heimischen Läufer, ganz nach vorne zu kommen. Vor allem Ybekal Daniel Berye (PSV Grün-Weiß Kassel), im letzten Jahr Vierter in 2:23:18, schielt aufs Treppchen. „Der Langstreckenläufer“ gab diese Woche die Zusage für einen Start. Die Nummer eins geht leider nicht ins Rennen. Die war für Konrad Dobler (60), WM-Sechster 1993, reserviert. Doch der heutige Bürgermeister von Langgeringen und Kassel Marathon-Botschafter musste kurzfristig verletzungsbedingt absagen. Bei den Frauen dürfte Prisca Kirpono (Kenia) ihren langersehnten Sieg in Kassel endlich einfahren.
Die Streckenrekorde auf der Halbmarathon-Distanz können auf jeden Fall fallen. Mit MannschaftsEuropameisterschaft-Teilnehmer Jens Nerkamp (Bestzeit 1:04:06) und Tom Ring (1:10:47) sind zwei PSV-Athleten ganz heiße Anwärter auf den Sieg und einen neuen Rekord (der gehört mit 1:11:30 noch Vereinskamerad Markus Jahn), müssen sich dabei aber harter Konkurrenz stellen. Der in der Erstaufnahmeeinrichtung in Rotenburg lebenden Eritreer Yeabtsega Zemudiy, der im Rotenburger Vorbereitungs-Stützpunkt bei Silke Altmann trainiert, geht ebenso ambitioniert ins Rennen wie der Äthiopier Chalachew Tiruneh (27, Marathon-Bestzeit 2:11), der für die Hilfsorganisation „Jede Oma zählt“ läuft und letzten Sonntag den Berlin-Marathon als 15. in 2:15:05 beendete. Das wird sicher der schnellste Halbmarathon in Kassel bisher.
Auch bei den Frauen. Hier will Melat Yisak Kejeta (PSV) unbedingt den Streckenrekord von Silke Optekamp (1:17:59) angreifen, auch wenn der Lauf nur kurz nach ihrem großartigen Rennen in Luxemburg (1:11:17) letzten Sonntag ist. Dreimal ist das Marathon-Covergirl in diesem Jahr bereits 1:11 gelaufen - so oft wie keine andere in Deutschland lebende Athletin. Härteste Konkurrentin dürfte Vereinskameradin Anna Starostzik sein.