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Laufberichte

Eine Insel und drei Länder

07.10.12
Autor: Klaus Duwe

Die Wettervorhersagen, zumindest die  kurzfristigen, sind zuverlässiger als die Bahn. Leider. Manchmal wünscht man sich, sie würden danebenliegen, die Wetterfrösche. Als am Samstag bei strahlendem Sonnenschein die Kinderläufe im Bregenzer Casino-Stadion abgehalten werden, kann man sich nicht vorstellen, dass es am Sonntag bei einstelligen Temperaturen regnen soll. Und doch ist es so.

In buntes Plastik gehüllt pilgern die Läuferinnen und Läufer zu den Schiffen, die sie hinüber nach Lindau zum Start des Sparkasse Marathon der 3 Länder am Bodensee bringen. Normalerweise ist die Schifffahrt am Morgen bereits ein Höhepunkt, denn man hat herrliche Blicke auf die Berge, über den See und auf Bregenz und Lindau. Heute verkriechen sich die Fahrgäste an Deck ins Trockene, denn draußen ist alles eine graue, nasse Masse. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass ich ohne Startnummer, dafür aber mit schwerem Fotogerät unterwegs sein will. Zuschauen fällt mir schwer, bei jedem Wetter.

Nach dem Plattensee (Ungarn) und dem Genfer See ist der Bodensee der drittgrößte See in Mitteleuropa. Drei Länder grenzen an den Bodensee: Deutschland (Baden-Württemberg und Bayern),  Schweiz und Österreich. Und durch diese drei Länder führt auch die Marathonstrecke. Gestartet wird n Lindau (Bayern), Große Kreisstadt mit ungefähr 25.000 Einwohnern, deren Altstadt unvergleichlich schön auf einer kleinen Insel liegt, die man über eine Bahn- und Straßenbrücke oder wie wir über den Seeweg erreicht.

Schmuckstücke der Altstadt sind das Rathaus mit dem 1576 errichteten Treppengiebel und der zu einem Erker führenden überdachten Freitreppe. Die Malerei erzählt die Geschichte der Stadt. Der Mangturm, Teil der alten Stadtmauer, war von 1180 bis um 1300 auch als Leuchtturm in Betrieb.  Der Leuchtturm bei der Hafeneinfahrt stammt aus dem Jahr 1856, ebenso gegenüber der Löwe.
Vom Bootssteg aus ist man gleich am Startplatz beim Mangturm. Und der gleicht einem Festivalgelände. Die „Monroes“, Stammgäste auf der Marathonbühne, heizen mit den gekonnt vorgetragenen 60er Jahre Oldies den Fans, äh den Läuferinnen und Läufer dermaßen ein, dass die glatt das Sauwetter vergessen. Auch bei strahlendem Sonnenschein hat OK-Chef Peter Mennel hier noch keine bessere Stimmung erlebt, versichert er glaubhaft.  Es ist der Wahnsinn. Wehmütig denke ich an Berlin letzte Woche, wo zwar statt 7.000 Marathonis 40.000 hinter der Linie stehen, sonst aber nur das Wetter besser war.

Wenn das Läuferfeld die Altstadtinsel verlässt, geht es dem Bodensee entlang nach Bregenz, nach Einwohnern etwas größer als Lindau. Die Vorarlberger Landeshauptstadt am Fuße des Pfänder (1064 m)  ist bekannt wegen der Festspiele, die jährlich auf der größten Seebühne der Welt (fasst 7000 Zuschauer) stattfinden.  Das Programm läuft immer zwei Jahre. 2011/12 wurde „André Chénier“ aufgeführt. Ich weiß nicht, was für mehr Aufsehen sorgte, die eher unbekannte Oper von Umberto Giordan, oder das sensationelle Bühnenbild, für das „Der Tod des Marat“ die Vorlage lieferte. Egal, und das ist echt ein Drama, nur noch ein stählernes Gerippe ist davon übrig. Der Rückbau ist voll im Gange und gleichzeitig wird mit dem Aufbau der neuen Kulisse für „Die Zauberflöte“ begonnen.  Wenn es also im nächsten Jahr wieder über die Festspiel-Tribüne geht, ist den Läuferinnen und Läufern zum Lauf- auch ein zusätzlicher Kunstgenuss garantiert.

Über kleinere Orte und durch viel Landschaft geht es nach St. Margrethen im  Schweizer Kanton St. Gallen. Die knapp 6000 Einwohner zählende Stadt am Ende des Rheintals war schon zur Römerzeit ein wichtiger Verkehrsknoten und ist es auch noch heute. Traditionell werden die Marathonis mit viel Folklore und Guggemusik empfangen, bevor auf zum Teil schon bekannter Strecke zurück nach Bregenz geht.

Im Casino-Stadion, 12.000 Zuschauer fassende Heimarena des SC Bregenz (Regionalliga West), ist natürlich noch jede Menge Platz. So populär ist der Laufsport dann doch nicht, auch wenn sowohl bei Männern und Frauen von Kenianischen Läuferinnen und Läufern ganz ansehnliche Zeiten gelaufen werden und, vor allem beim Halbmarathon, einige Local Heroes (allen voran die als Laufwunder  gefeierte Sabine Reiner) am Start sind. Aber die die Tribüne ist ganz ordentlich besucht und die Stimmung echt super. Der Zieleinlauf auf der mit bunten Fahnen und Bannern geschmückten Bahn macht den Finishern sichtlich Spaß.  Und auch die Verpflegung, gesponsert von dem regionalen Lebensmittel-Filialisten Sutterlüty, ist vom Allerfeinsten.

Vom Engagement des Familienunternehmens haben am Vortag bereits die Kinder profitiert, die genauso umfassend und professionell versorgt wurden, wie heute die „Großen“. Ok, zusätzlich haben noch McDonalds und CocaCola ihren Beitrag geleistet. Aber irgendwer muss halt die Zeche bezahlen, denn Startgeld wird keines verlangt und Medaille, Urkunde und T-Shirt gibt es noch obendrauf. Stolz ist man, dass man 3700 Teilnehmern einen der größten Veranstaltungen dieser Art in Österreich auf die Beine stellt.

Zusammenfassend stellt man fest, dass der Sparkasse Marathon der 3 Länder am Bodensee gleich mit mehreren, teilweise sogar einmaligen Merkmalen auftrumpfen kann:

Start auf einer Insel, Pasta-Party auf dem Schiff, Open-Air-Konzert am Start, kurzweilige , abwechslungsreiche und dabei schnelle Strecke durch drei Länder, tolle Stadionatmosphäre im Ziel und Verpflegung durch den führenden Lebensmittelhändler der Region.

Einzelheiten erfahrt Ihr aus dem Laufbericht von Klaus Sobirey. Denn der hat nicht gekniffen.

 

Marathonsieger


Männer

1 KOSGEI, Titus (KEN) SSV Ulm 1846 02:14:25
2 KIPKOECH, Robert (KEN) run2gether 02:18:29
3 MWANGI, Joel Maina (KEN) run2gether 02:20:52

Frauen

1 KIMAIYO, Ednah (KEN) SSV Ulm 1846 02:35:27
2 MURGI, Lucy Wambui (KEN) run2gether 02:40:14
3 Müller, Astrid (SUI) 02:54:13

1099 Finisher

 

Informationen: Sparkasse 3-Länder-Marathon
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