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Laufberichte

Marathon und Museumsnacht in Altenburg

 

Vor dem Lindenau-Museum wird es noch mal richtig ernst, denn es geht 500 Metern hinauf zum Schillerdenkmal. Der Politiker und Kunstsammler Bernhard August von Lindenau (1779 - 1854) legte den Grundstein für dieses Museum, das die größte Sammlung frühitalienischer Tafelbildmalerei (Gegensatz zur Wandmalerei) nördlich der Alpen hat.

Beim Halbmarathon wird sich spätestens bei diesem Anstieg die Spreu vom Weizen trennen. Die Marathonis sind gewarnt, sie haben den Berg in der 2. Runde noch einmal. Also keine Körner unnötig verpulvern. Lieber die vielen Schilder lesen und was fürs Leben lernen. Oben erwartet uns wieder lautstark eine Musikgruppe, dann geht es am renovierten Teehaus und Orangerie vorbei. Die beiden Gebäude entstanden 1712.

Wir sind auf dem Schlossberg, aber noch lange nicht auf dem letzten Berg der Strecke. Von Bäumen etwas verdeckt sieht man die Agneskirche. Herzog Ernst I. ließ sie zum Gedenken an seine Gattin errichten, als nach 44-jähriger Ehe verstarb. Bei der Grundsteinlegung im April 1904 wurden 50 Rosen vor die Kirche gepflanzt. Im Eingangsbereich der im Jugendstil gebauten Kirche befindet sich ein Relief der Herzogin Agnes. Vom Eingang bis zur Kanzel ist die Kirche mit Rosenornamenten gestaltet.

Wir laufen Richtung  Altstad, den wohl reizvollsten aber auch anspruchvollsten Teil der Strecke. Steil und auf altem Pflaster geht es abwärts und genauso steil rauf und zu den Roten Spitzen wieder runter. Wer sich zu sehr von den vielen historischen Gebäuden ablenken lässt, kann auf dem holprigen Wegen leicht zu Fall kommen.

Auf einem Fußweg erreichen wir den Turm der Wasserkunst. 1213 schenkte Kaiser Barbarossa dem Bergerkloster einen Brunnen und eine Mühle. 1538 wurde die sogenannte Wasserkunst angebaut. Dieser Kunstturm entstand 1844/45 im florentinischen Stile eines italienischen Campanile und diente so bis 1878 der Stadt zur Wasserversorgung.

Wir umrunden den Turm und kommen zum Gericht und zur  Post und dem Theater. Zum ersten Mal sehen wir die gotische Schlosskirche. Die Laufstrecke führt direkt auf das Schloss zu. Achtet aber auch auf das Landestheater, das auch „Kleine Semperoper“ genannt wird, denn es wurde dem großen Vorbild nachgebaut.

Über die Schlossauffahrt  und durch den „Triumphbogen“ kommen wir zum Schloss. Kurz vor Ende der ersten Runde ist der Aufstieg auf dem unebenen Kopfsteinpflaster nicht das Angenehmste. Das Schloss Altenburg steht auf einem Porphyrfelsen. Es wurde auf den Resten einer ehemaligen slawischen Wallanlage errichtet. Im 12. Jahrhundert stieg es unter Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zur Kaiserpfalz auf. Als ehemaliges Residenzschloss war es auch der Sitz der Herzöge von Sachsen-Altenburg.

Nach der Schloss-Umrundung geht es jetzt über eine Treppe abwärts. Dann beginnt der letzte Anstieg zum Hauptmarkt. Wir müssen uns dranhalten, denn die Zeit wird knapp. Auf der zweiten Runde habe ich dann noch eine interessante Story für Euch.

Mit dem Spruch: „Wäre die Erde eine Scheibe, dann müssten wir hier nicht so viele Berge laufen“, werden wir auf die 2. Runde geschickt.  Man kennt jetzt die Strecke und kann sich manch Sehenswertes noch Mal ansehen. Man weiß aber auch um die Steigungen, die jetzt ein  2. Mal bewältigt werden müssen.  Mit rockiger Musik und viel Applaus werden wir verabschiedet. Es beginnt die Einsamkeit des Marathonis.

Noch vor dem Anstieg zum Bismarckturm der Jugend holt uns Mark ein. Genau wie in den letzten Jahren macht er den Schlussläufer. Symbolträchtig  trägt er einen Besen mit sich. Er garantiert uns, dass nicht wir, sondern er der letzte Zieleinläufer sein wird.

Wir laufen und gehen gemeinsam und unterhalten uns sehr viel über die tolle Veranstaltung und die Super-Verpflegungsstationen. Bei km 5 der ersten Runde machen wir einen Stopp und viel Jux mit den Helfern. Mark verabschiedet alle Streckenposten hinter uns mit „Feierabend und vielen Dank für eure Hilfe“. Einige Posten verabschieden uns sogar mit Handschlag und bedanken sich fürs Kommen. Sie sind wirklich super, die Altenburger. Vielen Dank.

In der Wohnsiedlung hinter dem Falkenplatz gibt es einen ganz besonderen Servicestation -  "Die „Familie Dünewald erfrischt die Läufer“ mit Wasser und Eis in Behältern. Danke auch der Familie Dünewald. Dann folgt der Anstieg bei km 35 zur Poschwitzer Höhe. Oben erwartet uns die THW-Jugend mit Wasser und dem in der ersten Runde versprochenen Schwarzbier.

Weiter geht`s. Am Lindenau-Museum vor dem nächsten Anstieg gibt es noch ein Foto mit zwei Halbmarathonläufern und ihrem Spruch „Wenn`s einfach wäre hieß es Fußball“. Danke Jungs, das baut uns auf. Auch der nächste Spruch ist passend „Man gibt einen Brief auf aber nie ein Rennen!“.

Das letzte Mal abwärts durch die Gassen und beim Wasserturm ist der 40. Kilometer erreicht, dann der letzte Anstieg zum Schloss, die Treppe runter in die Altstadt.

Dann ein echtes Kleinod. Ein alter Friseursalon. Die Tür ist offen, Günter und ich schauen natürlich rein und staunen: Der Salon ist mindestens 100 Jahre alt und noch original eingerichtet. Der erste Raum ist der Herrensalon und der hintere ist der Damensalon. Zum Haarschnitt gibt es traditionell ein Altenburger Bier.

Am Brühl, dem ehemaligen Marktplatz liegt das Seckendorffsche Palais, es ist das schönste barocke Bauwerk der Stadt. In den Jahren 1810 – 1817 bewohnte es Friedrich Arnold Brockhaus, der hier den Grundstein für seinen Verlag legte. Gleich daneben sprudelt ein einzigartiges Denkmal, der 1903 erbaute Skatbrunnen. Magnetisch zieht er  Skatspieler aus aller Welt an, die mit dem glücksbringenden Wasser ihre Karten taufen. Auf dem Brunnen raufen sich die vier Wenzel um die Rangfolge im Skat.

Am Ende des Platzes ist das Amtsgericht, vor dem wir zum Kirchberg abbiegen. Hier steht die älteste Kirche von Altenburg, die Bartholomäikirche. Im Jahre 1523 wurde sie durch einen Riesenskandal bekannt. Martin Luther hat nämlich nach evangelischem Zeremoniell eine Trauung vollzogen. So wurde die Bartholomäikirche erste evangelische Stadtkirche.

Bevor wir durch die Marktgasse zum Ziel abbiegen, werden wir von ca. 15 Helfern mit Applaus begrüßt. Sie lassen es sich nicht nehmen,  uns klatschend über den Markplatz zum  Ziel zu begleiten. Auch Stefan Bräuer, der Sprecher, gibt nochmal alles und wir haben das Gefühl, wir sind die Sieger.

Auf der  schönen Medaille ist eine Spielkarte dargestellt, jedes Jahr gibt es eine andere. Günter meint, um ein komplettes Skatspiel zu haben, brauche er nur noch 27 Karten und dann wäre er 89 Jahre alt. Ein Grund mehr, gesund zu bleiben und alt zu werden. 

Danke, liebe Altenburger. Trotz der Höhenmeter habt ihr eine  tolle Strecke und eine Super-Veranstaltung.

Zum Abschluss kann ich noch das Rätsel um den Weibermarkt aufklären. Ich habe mich informiert: Der Weibermarkt hieß früher Topfgasse. Während die Männer mit der Produktion der Töpferware beschäftigt waren, kümmerten sich deren Frauen um den Verkauf auf eben diesem Platz.

Im Ziel: 106 Marathon, 351 Halbmarathon, insgesamt 2.662 Teilnehmer.

Ergebnisse Marathon:
Männer:
1. Vincent Hoyer  LFV Oberholz  2:34:23 neuer Streckenrekord
2. Jens Hesselbarth Leipzig   2:49:19
3. Mario Stach  LG Bördeläufer  2:59:28

Frauen:
1. Bianca Josten  Jena   3:26:09
2. Christine Fischer FSU Jena  3:37:43
3. Gabi Thiele  WSV Ilmenau  3:46:30

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Informationen: Skatstadtmarathon Altenburg
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