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Laufberichte

Im Gottesgarten am Obermain

09.04.06

Mehr "Halbe", dafür weniger "Ganze"

 

Bilder werden noch bearbeitet.

 

Ausgangspunkt ist die reizvolle Kleinstadt Bad Staffelstein im bayrischen Oberfranken. Mit ihren 11.000 Einwohner ist sie seit dem Jahre 2001 mit dem geschützten Städtebeinamen Bad versehen, so wie etwa weitere ca. 170 Städte in Deutschland, welche eben auch ein staatlich anerkanntes Heilbad besitzen. Zurecht ist das Städtchen ein wahrer Touristenmagnet, sicherlich trägt auch die günstige Lage mit bei, nur etwa 150km entfernt von der geographische Mitte Deutschlands, die ja in Niederdorla / Thüringen liegt. Jeder kennt den berühmtesten Staffelsteiner, der hier vor über 500 Jahren das Licht der Welt erblickte. Der Ausspruch:  '' Das macht nach Adam Riese.... '' wird auch heute noch verwendet, um die Richtigkeit einer Berechnung hervorzuheben. Dieser legendäre Mathematiker Adam Riese hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass die lateinischen Zahlen durch die handlicheren arabischen Zahlen ausgetauscht wurden.

 

Es ist für mich die erste der neun geplanten Veranstaltungen in diesem Jahr. Mein geplantes Trainingsprogramm der letzten Monate konnte ich trotz der nicht gerade idealen Trainingsbedingungen, verletzungs - und beschwerdefrei sowie mit Freude in die Tat umsetzen. Aufgrund der nicht  unerheblichen Steigungs – und Gefällstrecken werde ich mit einem Kilometerschnitt von 6.30 Minuten versuchen, nach 4:30 Stunden wohlbehalten am Ziel zu sein.


Die Startunterlagen konnte ich ganz entspannt am Samstag in der Adam-Riese-Halle entgegennehmen. Da ich mit meiner mitgereisten Ehefrau die Gelegenheit nutzen wollte,  Kloster Banz, die Vierzehnheiligen sowie den Staffelberg vorab zu besichtigen, reisten wir gemeinsam schon am Vortag an. Natürlich nutzten wir auch den Fahrdienst an diesem schönen Samstagnachmittag, um  zu den Vierzehnheiligen zu kommen und dort gegen 17.00 an der gut besuchten Marathonmesse teilzunehmen. Diese war recht kurzweilig, da die Hauptpredigt sehr sportliche Züge aufzuweisen hatte. Immer wieder wurde der Vers '' Der Herr ist dein Hirte, es wird dir an nichts mangeln'' als Motivations- und Lebenshilfe für den bevorstehenden morgigen Lauf und den weiteren '' Lebenslauf '' zitiert.


An diesem endlich einmal frühlingshaften Palmsonntag, bei Temperaturen um 5°C, stehe ich wohl präpariert gegen 8.00 Uhr vor dem Start  am  Rathaus mit weiteren rund 1.700 gemeldeten Walkern und Läufern. Bis 9.00 Uhr wird insgesamt viermal ein Schuß aus der Startpistole fallen. Knapp 400 Nordic Walker werden bis 8.30 Uhr ihre Halbmarathon – bzw. Marathonstrecke in Angriff nehmen. Um 8.45 Uhr geht das größte Starterfeld auf die Halbmarathonstrecke. Auf der Finisherliste werden am Ende über 650 aufgeführt. Ja, das ist ein sattes Plus von über 25%.

 

Um 9.00 Uhr werden die Marathonläufer auf ihren langen Weg entlassen. Hier ist genau der entgegengesetzte Trend festzustellen: nahezu 15% weniger Finisher als 2005, nämlich  281 werden auf der Ergebnisliste zu finden sein.

 

Es liegt ein sehr schöner - aber auch recht anspruchsvoller - Landschaftslauf mit nahezu 700m Höhenmetern auf den ersten 21 Kilometern vor uns. Grob gesehen müssen drei steilere Anstiege erklommen werden, auf deren Spitzen dann auch die '' Highlights '' sind. Die zweite Hälfte ist dann der angenehmere Part, hier sind dann entsprechende Gefällstrecke enthalten.

 

Nach ungefähr einem Kilometer hat die schon recht auseinander gezogene Läuferschar das Stadtgebiet hinter sich gebracht um in die Landschaft einzutauchen. Nach 2 Kilometern wird der Main überquert, bevor der erste saftige Anstieg mit über 150 Höhenmetern nach Kloster Banz zu bezwingen ist. Bei Kilometer sechs passieren wir die im 11. Jahrhundert gegründete Benidiktiner- Abtei. Berühmt wurde Kloster Banz vor allem im 19.Jahrhundert als Stätte der Aufklärung sowie wegen seiner sehr gebildeten und gelehrten Mönche. Seit 1978 ist es im Besitz der CSU – nahen Hanns – Seidel – Stiftung und dient als Fortbildungs – und Tagesstätte.

 

Meinen geplanten Zeitkorridor habe ich nicht halten können. Die Kilometerschnitte bewegten sich bis 8.30 min auf dem ersten Teil der Strecke. Hinunter führt nun der Weg nach Hausen, und laufend werde ich durch eine Vielzahl an wunderschönen, meist aus Holz gefertigten Kreuzen, auf das nächste geistliche Highlight eingestimmt. Dazu kann an dem noch Wolken verhangenem Sonntagmorgen an einigen Stellen der freie Blick übers Obermaintal genossen werden. Dankbar und glücklich bin ich für die Gabe Gottes, einen solch schönen Lauf erleben zu dürfen.

 

Innerhalb der nächsten fünf Kilometer sind weitere 300 Höhenmeter zu bezwingen, bis wir bei Kilometer 15 an der Basilika – der Königshalle - Vierzehnheiligen ankommen. In nahezu 3 Jahrzehnten wurde dieses Bauwerk im 18. Jahrhundert, unter Beteiligung des großen Baumeisters Balthasar Neumann fertig gestellt. Sie ist die prächtigste und bekannteste Wallfahrtskirche Oberfrankens. Die fast 500.000 Besucher pro Jahr belegen die Faszination, die von diesem Ort ausgeht, wo das Jesuskind einem Schäfer dreimal erschienen sein soll.

 

Es kommt nun eine angenehme flache Passage von 3 bis 4 Kilometern durch lichte Wälder. Ungefähr bei Kilometer 19 muss der letzte Anstieg zum höchsten Punkt der Strecke – dem Staffelberg - bewältigt werden. Auf diesem Streckenabschnitt herrscht Gegenverkehr. Oben  auf 540 Metern angekommen,  wird auf dem Hochplateau eine Runde gelaufen. Die meisten Läufer genießen an der Verpflegungsstelle und nicht nur ein erfrischendes Getränk, sondern auch bei einer kleinen Pause auch den herrlichen Ausblick auf das 260 Meter tiefer liegende Maintal.


Seit einiger Zeit ist ein recht frischer Wind aufgekommen. Nicht verwunderlich ist deshalb, dass der nicht laufende Teil der Menschen hier auf dem beliebtesten Ausflugsziel der Region, in warmen Mänteln verpackt ist.

 

Ja, die Hälfte habe ich nun erreicht, mit einem Kilometerschnitt von bis zu 9:00 min ist es nicht erstaunlich, dass mein Ziel von einer Laufzeit 4 h:30 min in weiter Ferne gerückt ist. Über 2h:22 min für die erste Hälfte, welch erbärmliche Endzeit wird mich erwarten. Ich sehe vor meinem geistigen Auge schon meine Frau frierend wartend auf mich lahmen Esel. Doch es sollte im zweiten Teil besser werden, denn oft ging es abwärts und die angenehmen Passagen am Main entlang, durch die Mainauen, in lichten Laubwäldern und durch kleine schmucke Dörfer war sehr kurzweilig und die Zeit verging wie im Flug.

 

Allerdings waren die Wege auf den letzten fünf Kilometern durch tiefe Furchen und andere Unebenheiten etwas beschwerlich, aber ansonsten waren die Wege ordentlich und alles dabei: Asphalt, Schotterweg und Naturwege. Das Ziel ist schon in Reichweite,  als ich am Hallenbad AquaRiese vorbeilaufe, dann noch 300 m durch den Kurpark und dann durch die Unterführung ins Stadion. Dort noch eine Runde, vorbei an vielleicht 100 wartenden Zuschauern und dann der ersehnte Zieleinlauf.


Alle Mühen sind vergessen als ich Medaille und Bierkrug in Empfang nehme. Dann geht’s ab zum Duschen in die nahe gelegene Adam-Riese Halle. Apropos wartende Zuschauer -  meine Frau musste überhaupt nicht warten, denn nach 4:29 Stunden war ich im Ziel. Da soll noch einer sagen, Männer sind nicht pünktlich.


Fazit: Eine gelungene Veranstaltung mit viel Herz und einer sehr sinnvollen und nachahmungswerten sozialen Komponente. Zwei Euro der Marathonstartgebühr und ein Euro der Nordic Walking Gebühr flossen in die Fanconi – Anämie – Hilfe und damit einem guten Zweck zu.


An einigen Stellen wäre eine bessere Markierung wünschenswert. Wären nicht andere Läufer gewesen, wer weiß,  wie lange meine Frau hätte warten müssen.


Aber ansonsten haben Organisationsleiter Karl – Heinz Drossel und sein Team sehr gut gearbeitet. Erwähnenswert ist auch das gute Preisleistungsverhältnis. Es gab noch ein Funktinos-Shirt  und Freikarte für’s Schwimmbad. Ich komme wieder und bin mir sicher, der Obermain Marathon macht seinen Weg.

 

Informationen: Obermain-Marathon
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