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Laufberichte

Freiburg feiert seinen Marathon

11.04.05
Autor: Klaus Duwe

Zum Glück hat Organisations-Chef Gernot Weigl zum Wettergott einen besseren Draht als zum Verbandspräsidenten.

 

Am Samstag hat es im Schwarzwald noch kräftig und teilweise bis in die Täler geschneit. Beim Blick auf die Schwarzwaldberge glaubte man sich in die Alpenregion versetzt. Die Höchsttemperaturen lagen bei gerade Mal 5 Grad. Der Wind blies kräftig und manchem schwante Böses. Aber Deutschlands südlichste und sonnigste Großstadt enttäuscht die über 14.000 Aktiven nicht. Nicht nur dass es nicht mehr regnet oder gar schneit, die Sonne scheint und lässt die Temperaturen im Laufe des Tages auf über 10 Grad ansteigen.

 

Vor der Messehalle herrscht schon jetzt Volksfeststimmung, der SWR 1 bringt fetzige Musik und immer wieder Live-Informationen. Die Teilnehmer und Zuschauer kommen in Scharen, teils aus der nahe liegenden S-Bahn-Station, teils (für Freiburg typisch) mit dem Fahrrad. Für die Autofahrer steht unmitteilbar vor der Halle ein riesiger Parkplatz zur Verfügung, zusätzlich werden Parkflächen in nächster Umgebung zugewiesen. Alles läuft ohne erkennbare Probleme ab.

 

Vor dem Start herrscht in der Messehalle mit der Startnummernausgabe zeitweise beängstigende Enge. Weil es draußen noch ziemlich frisch ist, suchen auch die Leute, die mit ihren Startunterlagen schon versorgt sind, ein warmes Plätzchen. Es geht gegen 11:00 Uhr und die Startblöcke füllen sich. Es herrscht die übliche Nervosität und jeder informiert sich beim Nächsten über Strecke und Zielzeit. Auffallend ist, dass sehr viele junge Leute am Start sind. Wahrscheinlich etliche Studenten darunter, von denen Freiburg ja über 30.000 beherbergt. Aber auch aus der Schweiz und dem benachbarten Elsaß sind viele Teilnehmer angereist.

 

Um 11:05 fällt der Startschuß. Es dauert aber noch eine ganze Weile, bis sich auch im Block der über 4-Stunden-Läufer etwas tut und erst nach über 20 Minuten laufe auch ich über die Startlinie. Mit viel Applaus verabschiedet uns die großen Zuschauermenge. Eng geht es zu, erst als wir auf der Berliner Allee, der 4-spurigen Zufahrtstraße zur Messe sind, verteilt sich das riesige Läuferfeld. Wir sind noch keinen Kilometer gelaufen, spielt schon die erste von insgesamt 42 Musikgruppen auf. Auch hier stehen zahlreiche Zuschauer. Als wir nach ungefähr 3 Kilometer in die Haslacher Straße kommen,  haben wir eine Trommlergruppe und mehrfach Rock- und auch Blasmusik gehört. Es wird wieder eng. Mir scheint, alle Anwohner stehen an der Straße und feuern uns an. Gut, dass ich hier nur dabei sein will und keine (für mich) schnelle Zeit laufen will. Der Laufrhythmus besteht nämlich aus Bremsen, Beschleunigen und Ausweichen.

 

Aus welchem Block die Walker gestartet sind, die ich bei der Acapella-Gruppe bei Kilometer 5 überhole, weiß ich nicht. Und die Mitglieder des Lauftreffs aus Sowieso sind auch ganz leicht abzuzählen. Sie laufen nämlich alle brav neben einander.

 

Wir laufen links in die Escholzstraße und dann über die Wiwili-Brücke (so genannt nach der Freiburger Freundschaftsstadt in Nicaragua, früher Blaue Brücke), wo es etwas ansteigt und gleichzeitig eng wird. Fast muss ich gehen, aber es ist trotzdem phantastisch. Die Leute stehen rechts und links dicht gedrängt und feiern die Aktiven. In der Werderstraße passieren wir die Universität, kommen zum Roteckring, biegen zweimal rechts ab und sind auf der Kaiser-Joseph-Straße, der Freiburger Geschäftsstraße. Was hier abgeht, ist unbeschreiblich. Rechts und links stehen die Zuschauer in Massen und empfangen uns mit riesigem Applaus, übertönen fast die Musikgruppen. Gänsehaut pur beim Triumphlauf durch’s Martinstor. So was gibt es sonst nur in Berlin, Hamburg oder Köln.

 

Wir kommen jetzt bei Kilometer 10 in die Kartäuserstraße und auf der Gegenseite kommen uns die schnelleren Läufer entgehen. Gelegenheit, nach Bekannten zu sehen und sie zu grüßen. Es geht wie bei einem Landschaftslauf jetzt durch eine Grünfläche mit blühenden Bäumen der Dreisam entlang. Auch hier zeigen die Freiburger ihre Begeisterung und feuern uns an. Links laufen wir über die Brücke und dann geht’s leicht abwärts wieder auf die Kartäuser Straße, wo wir jetzt den Schluß des Läuferfeldes sehen. Das Läuferfeld ist jetzt doch einigermaßen auseinander gezogen und mit dem Laufen geht es doch schon besser. Über den Schlossbergring und die Mozartstraße kommen wir nach Neuburg (Kilometer 15) und dann nach Herdern. Was auch hier die Anwohner auf die Beine stellen, ist sagenhaft. In mehreren Reihen stehen sie rechts und links der Straße und machen einen Heidenlärm.

 

Wir kommen zur Zähringerstraße, laufen bis zum Wendepunkt mit Zeitnahme und auf der Gegenseite zurück. Auf der Kaiserstuhlstraße (Kilometer 20) geht’s dann Richtung Messegelände. Ich glaub es nicht,  jetzt kommt erst die Polizei mit Blaulicht, dann das Streckenfahrzeug, aus dem sich aufgeregt Gernot Weigl weit aus dem Fenster lehnt. Sie schaffen Platz für Max Frei, der den Marathonlauf gewinnen wird. Dass ich auf meiner ersten Runde von der Spitze überholt werde, ist mir auch noch nicht passiert. Ich schaue auf die Uhr: 2:06 und nur noch knapp einen Kilometer zu laufen, das kann doch nicht sein. Haben die die Strecke falsch vermessen? Dann fällt es mir ein, die Eliteläufer sind ja circa 20 Minuten vor mir gestartet und meine Uhr zeigt mir natürlich meine Netto-Zeit an.

 

Ich bin beruhigt, laufe durchs Ziel, nehme tosenden Applaus entgegen, sehe rechts den Sieger beim Interview und mache mich auf die zweite Runde.

 

Für fast ¾ des Läuferfeldes ist hier der Lauf beendet. Rechts sehe ich, wie sich die Finisher versorgen. Die meisten sind in die weißen Plastikplanen gehüllt und der Bereich gleicht einem großen Heerlager. Entsprechend ruhiger ist es jetzt auf der Strecke. Das betrifft aber nur die Aktiven. Auf der Berliner Allee spielen unentwegt die Trommlergruppe, die anschließende Rockband und die Blasmusik. Schon von weitem höre ich „Sympathie for the Devil“, das die Band am Anfang der Haslacher Straße zum Besten gibt. Die Anwohner feiern noch immer ihre Party und die Acapella-Gruppe ist auch noch zu Gange.

 

Die Steigung hinauf zur Wiwili-Brücke spüre jetzt doch deutlich in den Beinen. Aber die Zuschauer treiben auch mich weiter. Schade, vom Freiburger Münster ist nur die Spitze zu sehen. Der Bereich um das Münster mit seinen engen Gassen und dem „Bächle“ ist aber für einen Lauf in dieser Größenordnung nicht „geeignet“.

 

Der Zweite Durchlauf durch die Innenstadt ist ebenso spektakulär wie der erste. Wie die Läuferinnen und Läufer zeigen auch die Zuschauer eine erstaunliche Kondition. Nur die eine oder andere Musikgruppe hat zwischenzeitlich (oder vorübergehend) von Live-Musik auf Konserve umgestellt.

 

Wieder geht’s durch’s Martinstor, wieder tosender Applaus. Bei Kilometer 32 sind wir wieder an der Dreisam. Auch hier immer noch Musik und begeisterte Zuschauer. Die Rockband in der Mozartstraße spielt einen Blues und die Stimme des Sängers hört sich an, als hätte er meine Schmerzen.

 

In Herdern (Kilometer 37) geht’s immer noch rund. Als ich auf die Zähringer Straße komme, sehe ich in der Gegenrichtung, wohl knapp einen Kilometer vor mir, Renate laufen, die mit ihren 155 cm Körpergröße wieder eine bewundernswerte Leistung abliefert.

 

Endlich kommen wir in die Kaiserstuhlstraße, noch einmal trinken und dann der letzte Kilometer. Der Empfang vor der Messehalle ist super. Jeder mobilisiert seine letzten Kräfte und versucht einen lockeren Zieleinlauf. Wieder sind 42 Kilometer geschafft, wieder glücklich wie beim ersten Mal.

 

Dann die Show des Michel Descombes, dem Marathon-Paradiesvogel aus Frankreich, dem man seine mittlerweile 63 Jahre nicht ansieht. Er hat über 140 Marathon-Läufe absolviert, ist immer kostümiert und meist mit einem Baguette unterwegs. Traditionell nimmt er die letzten Läuferinnen und Läufer in Empfang und gratuliert ihnen. Ich sehe ihn bestimmt bald wieder.

 

Streckenbeschreibung:

Rundkurs von 21 Kilometer, teilweise etwas wellig, Gute, asphaltierte Straßen.

 

Zeitnahme:

Champion-Chip.

 

Rahmenprogramm:

Marathon-Messe, Ökonomischer Gottesdienst.

 

Weitere Veranstaltungen:

Halbmarathon

 

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde aus dem Internet

 

Logistik:

alles spielt sich in den Messehallen 1 (Marathonmesse, Startnummern-Ausgabe), 2 (Kleider-Depot) und 3 (Massage, Umkleide, Dusche) ab. Das Messegelände ist mit der S-Bahn und per Auto (großer Parkplatz) gut zu erreichen.

 

Verpflegung:

9 Getränke- und Verpflegungs-Stationen pro Runde mit Wasser, Iso, Tee, Bananen und Riegel.

 

Zuschauer:

Eine Riesenstimmung auf der Strecke mit 42 Musikgruppen von Rock, Irish Folk, über Blasmusik bis zu Acapella. Kaum ein Kilometer ohne begeisterte Zuschauer. Die Freiburger stehen hinter ihrem Marathon wie eine Eins. Höhepunkt die Innenstadt am Schwabentor.

 

 

Informationen: Mein Freiburg Marathon
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