„Mein Freiburg Marathon“ lädt zur 16. Ausgabe in den schönen Breisgau ein. Und auch dieses Jahr engagieren sich 36 Bands auf der Strecke, um den Läuferinnen und Läufern so richtig einzuheizen. Die Messe Freiburg ist der Dreh- und Angelpunkt und bietet genügend Platz für die insgesamt 12.000 angekündigten Starter auf den 5 angebotenen Distanzen.
Für mich beginnt die Anreise am Samstagabend unmittelbar nach einem 10 km Wettkampf. Nach 360 km beziehe ich im Dunkeln mein Hotel im Süden Freiburgs, so habe ich morgen einen kurzen Weg von nur 12 Minuten (laut Navi) bis zur Messe und freue mich auf einen entspannten Start. Soweit mein Plan. Aber es kommt etwas anders. Nach ausgiebigem Frühstück breche ich um 8:15 Uhr auf und meine Fahrt endet an der ersten Straßensperre. O.k., es ist Marathon in Freiburg! Straße im Navi gesperrt und meine neue Route endet an einer Baustelle. Nächster Versuch, nächste Straßensperre, und inzwischen Stau an jeder Ecke. Ich brauche einen anderen Plan. Also komplett raus aus Freiburg und Anfahrt von der anderen Seite, was zum Glück klappt. 1,8 km von der Messe entfernt nehmen mich die freundlichen Parkwächter in Empfang und weisen mich ein. Jetzt ist ein flotter Lauf Richtung Messe notwendig, während ein ergiebiger Regenschauer einsetzt.
Wegen genau diesem halten sich fast alle Läufer in den Hallen auf, sodass kaum ein Durchkommen in Richtung Startnummernausgabe möglich ist. Um genau 9:22 Uhr halte ich meine Startnummer in den Händen, noch 8 Minuten bis Start. Das hatte ich mir heute anders vorgestellt. Zum Glück hat man den Start direkt auf den Platz vor den Messehallen verlegt und ich bin rechtzeitig dort.
Es gibt 4 Startblöcke, um das Feld zu entzerren, was sehr sinnvoll ist. Es wird selbst so anfangs schon mal eng auf der Strecke. Und da Freiburg dieses Jahr den Zuschlag zur Durchführung der Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon bekommen hat, ist es umso wichtiger, dass der Block A frei laufen kann. Ich reihe mich übermotiviert in Block B ein, aber nur, um viele Fotos machen zu können.
Bereits gestern wurde der Füchsle Mini Marathon durchgeführt. Über 800 Kinder liefen auf und um die Messe 400 oder 1100 m. Jetzt stehen wir hier mit rund 800 Startern für den Marathon und rund 6400 für den Halben. Etwas später nehmen über 1700 die 10 km unter die Sohlen. Zu guter Letzt nehmen die Marthonstaffeln mit 311 und die Schüler Halbmarathon Staffeln mit 139 die Verfolgung auf. Direkt am Start steht eine Bühne für die Moderatoren, es gibt die letzten Infos und schon fällt der Startschuss.
Der relativ kleine Block A stürmt davon und kurz dahinter werden auch wir auf die Reise geschickt. Wir verlassen über eine Brücke das Messegelände und es geht hinein in die Stadt auf eine 21,1 km lange Runde, welche zweimal zu durchlaufen ist. Flach geht es durch den neuen Stadtteil „Güterbahnhof Nord“ Richtung Zähringen, schon nach 3 km erreichen wir das nördliche Ende der Strecke und es geht wieder stadteinwärts. Das Starterfeld ist noch immer dicht beisammen, der Regen lässt etwas nach, aber ein paar große Pfützen wollen umlaufen werden und sorgen für Engpässe. Dirk ist als 4 Stunden Pacer auf der Strecke und schließt auf. Durch mein Vordrängeln in Block B bin ich bis hierhin vor ihm unterwegs. Ein kurzes Gespräch, ein Foto als Andenken und ich lasse ihn ziehen, die Pace kann ich bis zum Ende keinesfalls halten.
Wir erreichen die erste Band, die sich unter ein Vordach ins trockene verkrochen hat. Der kraftvolle Rhythmus geht sofort in die Beine. Schon einige Kurven weiter direkt hinter einem VW Bus (die offene Heckklappe bietet ein wenig Schutz) die zweite Band, der Sound bedeutend gechillter. Auf leicht ansteigender Strecke geht es am Stadtpark entlang Richtung Herdern zur ersten Verpflegungsstation. Großzügig aufgebaut gibt es rechts und links Platz für Eigenverpflegung, Wasser, Iso und Bananen.
Weiter Richtung Altstadt am Schlossberg entlang kommt die nächste Taktvorgabe von Trommeln im Anden-Style. Weiter sanft bergan Richtung Schwabentor erwartet uns Doc Brown direkt an einem kleinen See auf der Straße. Hier achtet man in erster Linie darauf, dass die Füsse halbwegs trocken bleiben, die musikalische Darbietung tritt in den Hintergrund. Es folgt eine Getränkestation mit Wasser und wir passieren auf der Straße das Schwabentor zum ersten Mal. Es ist eines der Highlights der gesamten Strecke.
Nach 7,5 km geht es um den Schlossberg links herum. Bis km 10 steigt es weiter leicht an, bis zum höchsten Punkt der Strecke am Schwarzwaldstadion laufen wir schön an der Dreisam entlang. Hier ist die östliche Ausdehnung der Strecke erreicht und wir drehen wieder stadteinwärts. Die Kilometer 14,15 und 16 drehen wir durch die Altstadt, inklusive das Durchlaufen des Schwabentors. Auf dem Altstadtpflaster ist es ziemlich rutschig und auch die Straßenbahnschienen verlangen volle Konzentration. Hier stehen die Bands so dicht beieinander, dass man nicht weiß, wohin man hören soll. Vorbei an Münster, Martinstor und Theater geht es auf die blaue Wiwilibrücke, welche das Wahrzeichen des Freiburger Marathons ist. Zusammen mit der Herz-Jesu Kirche, auf die man direkt zuläuft, ist sie ein sehr schönes Motiv.
Auf der anderen Seite erreichen wir Stühlingen, ein bei Studenten besonders beliebter Stadtteil. 17 km liegen hinter uns, wir laufen durch Wohngebiete, und genießen in fast regelmäßigen Abständen Musik der unterschiedlichsten Richtungen. Der nächste Verpflegungsstand ist dann ganz nach meinem Geschmack: Es gibt Bier! Bier, sonst nichts!
Es geht zurück Richtung Hauptfriedhof und nur 1 km vom Start/Ziel/Wendepunkt entfernt. Hinter der Bahnbrücke vor der Messe trennt sich die Strecke, links in den Zielkanal, rechts eine Schleife für die Marathonis, bevor es in die zweite Runde geht. Ich verabschiede mich von Agnes, mit der ich die letzten 8 km gelaufen bin und viel gequatscht habe. Sie finisht ihren Halben in den gewünschten 2:15 Stunden. Für mich geht es in die zweite Runde, die wegen der fehlenden Halbmarathonis bedeutend ruhiger wird. Nur die ständig überholenden Staffelläufer sorgen bis zum Ende für Leben und für Abwechslung auf der Strecke. Das haben die Freiburger toll gelöst.
Es regnet weniger, die meisten Fotos sind geschossen, ich lasse laufen. Besonders freue ich mich, Exil 46 wieder zu sehen. Die Musikgruppe ist mir bereits bei meiner Teilnahme 2016 wegen ihrer Kombination aus E-Violine, E-Cello und Drums positiv aufgefallen. Erneut über die Wiwilibücke beginnt für mich gefühlt der Endspurt. Noch 4 km bis ins Ziel. Es geht aufs Messegelände, die Torbögen weisen den Weg auf den blauen Teppich. Dann der lange erwartete Blick auf das Zielbanner. Mit 4:47 bestätige ich meine schnellste Zeit des letzten Jahres.
Medaillengeschmückt geht es in die Messehalle zur Verpflegung . Backwaren, Käse, Joghurt-Drink, Obst, Cola, Wasser, Bier und Weizen werden reichlich angeboten. Ich knabber schnell was und trinke ein Radler, es liegen noch 360 km Heimreise vor mir. Eine zweite Halle ist für Umkleiden, Gepäckaufbewahrung und Massagen da, auch hier Platz ohne Ende. Halle drei ist die Marathonmesse. Zu guter Letzt ist in der vierten Halle alles für die berüchtigte Maultaschenparty gerichtet. Ich hole am Helpdesk noch meinen Starterbeutel, wofür mir vor dem Lauf die Zeit fehlte. Vielen Dank noch einmal an die freundlichen Mädels, ihr habt mir den Lauf gerettet.
Freiburg ist eine attraktive Stadt und hat einen tollen Marathon mit einer super, super Organisation. Auf der abwechslungsreichen Strecke kommen laut meiner Uhr 209 Höhenmeter zustande, die sich sehr sanft über die ganze Distanz verteilen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt im Breisgau und bin mir sicher, meine zweite Teilnahme war nicht meine letzte!
Marathonsieger
Männer
1. Romaric Communod – ASL LA Robertsau - 2:29:29
2. Nils Schallner – 2:30:12
3. Philipp Sassie – TNB Malterdingen – 2:33:47
653 im Ziel
Frauen
1. Sabine Schmey – Wiskey Running Team – 3:04:31
2. Sabrina Exenberger – Jolsport Athlet – 3:07:14
3. Iris Wenger – Ernst+König Herzenssache – 3:07:29
147 im Ziel