In Grün gehüllt geht es aber weiter dahin. Kaum merklich ist ein Unterschied, als wir bei km 22,5 den Stadtpark erreichen und ein Stück weit seinem südlichen Saum folgen. In rauen Scharen haben sich zu meinem Erstauen Zuschauer selbst in dieses Naturidyll verirrt. Wobei „verirrt“ eigentlich nicht der richtige Ausdruck ist. Denn es ist kein Zufall, dass uns hier wieder Hunderte in dichtem Spalier unermüdlich anfeuern. Das dichte U- und S-Bahnnetz Hamburgs macht es möglich. Wo immer eine Station ist, kann man sicher sein: Hier sammeln sich die Menschen. Oder umgekehrt: Wo immer uns ein größerer Menschenauflauf erwartet, ist die nächste Bahnstation nicht fern.
In Ohlsdorf heißt die Devise: Von hier geht es geradewegs ins Ziel. Dazu sagen muss man allerdings: Die Zielgerade misst 11 km. Fuhlsbüttel, Alsterdorf, Eppendorf sind unsere Stationen, die wir über endlose Alleen passieren. Immer mehr schätze ich die gut sortierten Verpflegungsstellen. Alle 2,5 km wird Wasser gereicht, alle 5 km habe ich zusätzlich die Wahl zwischen Iso und Cola, Bananen und Riegeln oder Gels. Und auch hier: Heerscharen von Helfern. 2.500 sollen es insgesamt sein, die als Garanten einer perfekten Organisation mitwirken. Ihnen sei auch an dieser Stelle gesagt: Ihr habt einen super Job gemacht!
Zuschauer-Hot-Spots gibt es in Hamburg ja reichlich, aber den diesjährigen Top Spot stellt der Eppendorfer Baum. Von angeblich hanseatischer Kühle oder Zurückhaltung ist nicht das Geringste zu spüren. Wie weggeblasen ist vor der Kulisse tosenden Beifalls und im Dauerfeuer der Anfeuerungsrufe die Erschöpfung in den Beinen. Hey, ist das geil! Mir fällt einfach nichts anderes ein, was die Situation treffender ausdrückt.
Sehr viel beschaulicher geht es zwei Kilometer weiter in Harvestehude zu. Wir haben wieder die Außenalster erreicht und spähen durch gepflegte Parklandschaft auf beschaulich im See treibende Segelboote. Auf der anderen Straßenseite dürfen wir einen Blick auf eine der edelsten Wohnlagen der Stadt werfen. Superchice vollverglaste Apartmenthäuser reihen sich hier neben prunkvolle alte Villen, selbstverständlich allesamt in nicht minder repräsentative Gärten eingebettet.
In Rotherbaum angekommen, ist mit dem Fernsehturm das gar nicht mehr so ferne Ziel auszumachen. Der letzte Kilometer über den Gorch-Fock-Wall, vorbei am Alten Botanischen Garten, fällt gar nicht mehr so schwer. Dann: Die Karolinenstraße und damit das letzte kurze Stück der laaangen Zielgerade.
Ein finaler Höhepunkt ist der Einlauf über den leuchtend roten Teppich, direkt dem Fernsehturm entgegen, vorbei an den menschengefüllten Tribünen, durch eine lärmende Klangwolke aus Applaus und Musik, zuletzt durch den großen Zielbogen.
Es ist ein Erlebnis von nur Sekunden und doch gehören sie zu den prägenden Eindrücken des Laufs. Es ist vollbracht. Unglaublich ist das Menschengewurle im und um das Ziel. Ein paar Zielfotos geschossen, die Medaille eingeheimst, ein wenig das üppige Obstbuffet geplündert, ein kühles Bierchen gezischt, eine heiße Dusche genommen, alles nahe beieinander. Auch der Abspann macht Freude. Danke, Hamburg, es war wunderbar. Vor neun Jahren und auch heute wieder.
Weitere Informationen und Bilder findet Ihr hier
Männer
1 Dechasa, Shumi (ETH) 02:06:43
2 Ndiema, Eric (KEN) 02:07:00
3 Rono, Philemon (KEN) 02:07:07
Frauen
1 Rono, Georgina (KEN) 02:26:47
2 Mekash, Dinknesh (ETH) 02:27:29
3 Jepkorir, Winny (KEN) 02:27:57
12858 Finisher