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Laufberichte

Hamburg = Active City

 

Mama ruft Klein Erna: „Erna, raufkommen, Hals waschen. Wenn‘s schön ist, gehen wir heute zu Planten un Blomen!“ Antwortet Erna: „Oh nein, immer Planten un Blomen, als wenn‘s nichts besseres gibt auf der Welt…“ Mama: „Sei still, wenn Planten un Blomen nich wärn, wärst du auch nich!“

Die Klein Erna Witze sind Kult in Hamburg, wie so manches andere auch. Dieser Witz fällt uns ein, als wir durch den im 19. Jahrhundert angelegten Park schlendern. Panten un Blomen (plattdeutsch für Pflanzen und Blumen) ist eine beschauliche grüne Verbindung zwischen U-Bahn und Messehallen. Hier ist das Zentrum des Haspa Marathon Hamburg: Startunterlagenausgabe, Sportmesse, Start- und Zielgebiet.

Eingangs steht ein Matrose, welcher sich als Mitglied des in Hamburg eingetragenen 100 Marathon Clubs entpuppt. Er wirbt begeistert für die nach Jahren jetzt fast einmalige Teilnahme am Marathon unter der Elbe. Für 280 Marathonis besteht die Möglichkeit, am 02.06.2019 den St. Pauli Elbtunnel durch beide Röhren über 48 Runden läuferisch zu durchqueren. Es soll noch freie Plätze geben. Hernach wird es den Marathon einige Jahre nicht geben, denn nach der ersten wird auch die zweite Röhre erneuert.

 

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Impressionen

(Klaus und Margot Duwe)

 

 

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Die Messe unter gedimmten Lichtverhältnissen verströmt zunächst einen beruhigen Eindruck. Ist man aber erst mal eingetaucht, verliert man sich schnell in dem Marktgewusel der vielen Sportartikelhändler. Fündig wird da eigentlich jeder, sei es ein neuer Laufschuh ein praktisches Laufaccessoire oder eine sagenhafte Laufreise. Und zuletzt gibt’s zur Entspannung das Alkoholfreie von Krombacher als Freibier ausgeschenkt.

Hamburg sagt man ja immer wieder nach, die Stadt sei bekannt für Schmuddelwetter. Schietwetter ist auch so ein gängiges norddeutsches Wort. Nach schönstem Frühlingswetter in den letzten zwei Wochen trifft das ausgerechnet für den Marathontag zu. Im Morgengrauen grummelt der Himmel über Hamburg und dann setzt auch der Regen ein, bei nur noch acht Grad Celsius. Aber als Marathonläufer ist man ja hart im Nehmen. So lang es geht drücken wir uns in den Messehallen bei der Kleiderabgabe rum, stellen uns bei den Toiletten an, trollen uns dann langsam Richtung Startblock.

 

 

Der größte Frühjahrsmarathon Deutschlands und die älteste Sportgroßveranstaltung in der Elbmetropole wird von der Marathon Hamburg Veranstaltungs GmbH organisiert. Alles ist professionell. Vermisst wird von so manchem Metropolenläufer die freie Fahrt via Startnummer mit der U- oder S-Bahn. Sonst ist der Service sehr umfangreich.

Geboten werden z.B. Startplatz Rücktrittsversicherung, Massage und Medaillengravur. Wir bekommen Pläne und Infos mit Hinweisen und Zeitangaben. Vor den Startblöcken befinden sich auch noch mal mobile Toiletten. Im Startblock ist ausreichend Platz. Wenn man sich an die Hinweise hält, kommt trotz der knapp 20 000 Teilnehmer an den Wettkämpfen Handbike-, Halb-, Staffel- und Marathon kein Stress an und um die Messehallen auf. Über 10 000 Läufer(Innen) werden heute den Marathon finishen. Tags zuvor nahmen mehr als 8 000 Kinder und Jugendliche am Hamburger Zehntel teil.

Diese hatten noch schönsten Sonnenschein. Wir vergnügen uns heute unter grauen Wolken in kaltem Regen. Um 9:30 Uhr startet der 34. Hamburg Marathon. Schubweise werden die einzelnen Blöcke auf die Reise geschickt. Auch hier keine Hektik, sondern norddeutsche Gelassenheit. Bereits vor der offiziellen Zeitnahme können wir langsam loslaufen und unter frenetischer Anfeuerung von den Tribünen rollen wir aus dem Messegelände heraus und befinden uns gleich auf der sündigen Meile, der Reeperbahn von St. Pauli. Vom nächtlichen Treiben künden hier nur die zahlreichen bunten Reklamen. Das Viertel gehört jetzt uns Läufern und den sportbegeisterten Zuschauern am Streckenrand.

 

 

Wir rollen weiter unter grünen Alleen und an Wohnhäuserzeilen entlang zum westlichsten Stadtbezirk Hamburgs. Altona war im 16. Jahrhundert als Fischer- und Handwerkersiedlung entstanden. Der Name könnte von Hamburger Ratsherren geprägt worden seien, denen die Siedlung „all to nah“ (allzu nah) erschienen war. Trotz des Regens überall Zuschauer mit Regenschirmen und Schildern. Kinderhände werden abgeklatscht. Ihr seid wegen uns hier: Klasse!      
 
Am Streckenrand jetzt die ersten Spielmannszüge, Trommlergruppen und Bands. Für Unterhaltung ist in Hamburg überall gesorgt. Und auch für Verpflegung. Ab km 5 gibt es alle 2,5 km ein zunehmend üppigeres Angebot an Wasser, Elektrolytgetränk, Cola und alkoholfreiem Bier. Regelmäßig werden Bananen und Gels an den lang gezogenen Tischen von den netten und zahlreichen Helfern angeboten. Hier und da auch ein privater Stand mit Apfelsaft, Kuchen Schokolade oder Bratwurst.

Wir laufen in einer großzügigen Schleife nach Süden und dann direkt an der Elbe ostwärts über die Elbchaussee und die Breite Straße in die Hafencity. Ohne Frage, das Seemanns- und Hafenflair macht als Kulisse den größten Reiz beim Hamburg Marathon aus. Wer denkt da nicht an die alten Hans Albert Filme und Lieder und Sprüche: „Ich bin Seemann, ich komm aus Hamburg…“

Trotz des verregneten Nebeldunstes tun sich uns bizarre Blicke auf die Hafenkräne, auf die Elbbrücken und auf die Speicherstadt auf. Auch dann, wenn es in leichten Wellen rauf und runter geht, wie vor den Landungsbrücken, bei km 12 einem der Stimmungshöhepunkte beim Marathon.

 

 

Auf dem Weg an die Alster erleben wir am Hamburger Hauptbahnhof eine Wallfahrt. Über gut einen halben Kilometer durchlaufen wir den Wallringtunnel. In dem schummrigen Licht und unter dem Jauchzen und Grölen der Teilnehmer tut sich Gänsehautatmosphäre auf. Da ist denn auch noch ein Feuerwehrmann mit Sauerstoffflasche in voller Montur. Aber gottlob brennt es nicht im Tunnel. Der junge Mann läuft so in einer Staffel die ersten 16 Kilometer mit. Überhaupt sorgen auch in Hamburg viele Läufer in Kostümen für ein unterhaltsames Flair. Teils gehen die dicken Monturen weit über die Vorstellungsgrenzen des Normalo-Läufers hinaus.

Wir bleiben dem Wasser treu und umrunden im Uhrzeigersinn die Binnenalster. Blickfang hier natürlich die 60 Meter hochsprühende Alsterfontäne. Landeinwärts laufen wir an imposanten Büro- und Geschäftshäusern aus Hamburgs Gründerzeit vorbei und an der Außenalster weiter in nordöstliche Richtung. Einige Surfer ziehen auf dem Gewässer ihre Kreise. Um die Alsterseen wird Hamburgs beliebteste Läuferrunde gepflegt. Auch heute joggen hier einige Läufer, scheinbar wenig beeindruckt vom Marathonfeld.

 

 

Hat es vorübergehend aufgehört zu regnen, geht es entgegen der Wetterprognose bald wieder mit dem kalten Tropfen von oben los. Da hilft nur warmlaufen und Verpflegung genießen. Kurz vor der Halbmarathonmarke lassen wir den Alstersee erstmal hinter uns und laufen wenig später am Rande des Stadtparks im Stadtteil Winterhude, dort, wo früher die Schiffer ihre Boote im Winter auf den Alsterwiesen anlandeten.

Dann kommen wir nach Alsterdorf, einem ehemaligen Bauern- und Handwerkerdorf an der Alster. Bei Km 31 haben wir in Ohlsdorf den nördlichsten Streckenpunkt erreicht und laufen südwärts.

Jetzt beginnt für die meisten der Marathon erst richtig, denn es beginnt wehzutun. Aber Respekt vor den Hamburgern. Sie lassen uns Läufer bis zuletzt nicht allein im Regen stehen – pardon – laufen. Überall massenweise Anfeuerung, die Musik am Streckenrand wird zunehmend wilder und lauter, was uns weiter und weiter pusht. Insider informieren, dass bei schönem Wetter an der Strecke noch weitaus mehr los sei. Nun denn, Hamburg begeistert auch bei Schietwetter!       

Wir gelangen nach Eppendorf, wahrscheinlich nach dem altgermanischen „epen“ (am Wasser gelegen) benannt, wo uns die Cheerleader ordentlich ein- und anheizen. Über den grandios anfeuernden Klosterstern gelangen wir in den Stadtteil Harvesthude, benannt möglicherweise nach dem plattdeutschen Harvest: Herbst. An der anderen Seite der Außenalster entlang führt der Marathon weiter nach Rotherbaum, dorthin wo einst ein roter Baum dem vorgelagerten Wachtposten als Schlagbaum in der Stadtbefestigung diente.

 

 

Wir zählen längst an den Schildern die Kilometer herunter. Die Zuschauer und die Trommlerbands treiben uns schließlich ins Ziel an den Messhallen. Jubelnder Empfang, erschöpfte Gesichter und Umarmungen. Das ist Marathon, klar nicht nur so in Hamburg. Aber die norddeutsche Metropole präsentiert sich heute und übers ganze Jahr als sportbegeistert. Sie ist die Active City! Zahlreiche Events vom Laufen über Triathlon, vom Rudern bis König Fußball begeistern hier Bewohner wie Besucher. „Heute ist mooving day“, war am Rande von einer Hamburgerin zu vernehmen. Da werden – scheints – auch Verkehrseinschränkungen billigend in Kauf genommen.

Wir bekommen unsere Finisher-Medaille, laben uns in der Rewe-Lounge am Catering, trinken ein Krombacher alkoholfrei gegen den Durst und holen unsere Kleidersäcke von der Aufbewahrung. Die warme Dusche tut heute besonders gut. Es gibt Läufer, die haben sich schon wieder für den nächsten Haspa Marathon in Hamburg am 19.04.2020 angemeldet. Das ist Tradition oder Sucht oder beides. Ganz sicher ist es Begeisterung für die Active City.

 

 

 

Sieger

 

Männer

1 Abate, Tadu (ETH) 02:08:25
2 Abshero, Ayele (ETH) 02:08:26
3 Kiprotich, Stephen (UGA) 02:08:31

Frauen

1 Kuma, Dibabe (ETH) 02:24:41
2 Masai, Magdalyne (KEN) 02:26:02
3 Matanga, Failuna (TAN) 02:27:55

 

Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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