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Laufberichte

Schöne Aussichten für Abenteuerlustige

21.08.11

 

Anstieg zum Sonnenkopf

 

 

Zusammen mit Walter Unger aus Krumbach mache ich mich auf das letzte Wegstück, das die ärgste Steigung zu biegen hat. Zehn Kilometer und nochmals rund 1000 Höhenmeter von Oberstdorf aus gerechnet liegen vor uns. Vergesst die Rechnerei, zehn Kilometer kann ich in einer Stunde gemütlich laufen. Die eine Stunde für zehn Kilometer bis zum Sonnenkopf (1712 Meter) könnt ihr getrost mit einer Zahl größer eins multiplizieren.

Nach zwei sausteilen Kehren zweigt der Kurs zum Gasthof Breitenberg ab. Wir gewinnen rasch Höhe. Und sind dann fast ein wenig enttäuscht, als uns ein Mountainbiker die zurückgelegte Höhendifferenz nennt. Noch keine 200 Höhenmeter liegen hinter Walter und mir. Nur mehr wenig Laufeinlagen sind jetzt möglich. Der eigentlich leicht zu laufende Wallrafweg bringt uns zur Gaisalpe, wo ich vorher einen Blick in die Gaisalpkapelle werfe und ein Stoßgebet losschicke.

An der Gaisalpe (1149 Meter) gibt es Wasser und Iso. Die im Schatten sitzenden Wanderer sitzen gerade beim Nachmittagskaffee. Mitunter haben wir eine schöne Aussicht auf Fischen und die Hörnergruppe. Doch wo unsere Sicht ungetrübt ist, da stehen wir brettlbreit im Sonnenschein. Eine Zeitlang joggen Walter und ich Seite an Seite, dann zieht er mir davon. Ich kann dann an den Steigungen wieder aufschließen.

Der Wanderweg wird dann wieder ländlich und ruppig. Kein Laufen mehr möglich. Eher müssen in den Almwiesen schon einzelne Tritte gesucht werden. Walter schickt mich vor. Er muss kämpfen. Ich kann mich aber nicht entscheidend absetzen.

An der Entschenalp wurde kurzfristig eine Wasserstation eingerichtet. „Da vorn nach der Steinmauer zweigt der Kurs rechts ab. Ein Kilometer lang geht es hoch“, erklärt ein Helfer. Das ist der Knackpunkt. Der anspruchvollste Kilometer des Trails. Rund 250 bis 300 Höhenmeter. Laufen unmöglich, schnell marschieren ebenfalls. Kurze Tritte suchen, gleichmäßig gehen, nach Möglichkeit nicht nach hinten wegrutschen, das ist an diesem Stück zweckmäßig. Marschieren, schwitzen, schnaufen, saufen, ein leichtathletischer Vierkampf in diesen 20, 30 Minuten. Nicht lockerlassen. „Mir lend it lugg!“ sagt ein Allgäuer.

Fredy Schab sitzt am Boden. Kann noch, aber eine Blase, die nur eine Druckstelle ist, stört. Timo Blanckertz hat sich für eine Erholung ebenfalls niedergesetzt und schickt mich auch weiter. Dann sehe ich durch das Blätterdach blauen Himmel und glaube, der Gipfel ist in zwei, drei Minuten erreicht. Doch mitnichten, der Pfad biegt nach rechts auf den Grat ab und führt weitere geschätzte 50 Höhenmeter hinauf.

Dann höre ich erste Jodler und Applaus. Da ist er, der Sonnenkopf. Kurz vor dem Gipfel gibt es noch leckere fruchtige Blaubeeren. „Der hat no Zeit für Beera brocka“, höre ich von oben. Dann bringt man mir einen Becher kühles Wasser. Auch dafür Dank, denn diese Wasserstelle wurde kurzfristig eingerichtet. Die Helfer haben das Aqua hochgeschleppt.

Die Schinderei hierher hat sich gelohnt, denn der wunderschöne Ausblick auf die umliegenden Gipfel ist Wahnsinn. Nach Norden sehen wir Sonthofen und auch die Ordensburg, wo unser Ziel am Wonnemar nur wenig entfernt liegt. Nach wenigen Minuten mache ich mich auf den Weiterweg.

 

Heim nach Sonthofen

 

 

Nur mehr knapp zehn Kilometer bergab. Nach etwa ein, zwei schwierigen Kilometern bergab, wo nochmals Konzentration gefordert ist, finden wir eine Vollversorgungsstelle. Eine schöne Aussicht hat man hier. Auf mein „Habt’s Ihr a bayerisches isotonisches Getränk“ bietet man mir ein „gscheits“ oder ein „kaschtrierts“ an. Die Belohnung ist gerechtfertigt, also schenkt der Helfer ein Helles ein. Beim Bierkonsum gibt es keinen Engpass, denn da bin ich erst der Zweite, der diesen Trank verlangt. Aber nächstes Jahr muss ich aufpassen, denn der Helfer wird dann auch einen Enzian in die Kühltasche einpacken. So verspricht er.

Nun ist fast jeder Kilometer ausgeschildert. Es geht nur noch bergab, fast alles kann ich laufen. Am Sonthofer Hof (1180 Meter) ist die letzte Trinkpause. Drei, vier Kilometer weiter sehe ich das Ortsschild Sonthofen. Ich bin im Ortsteil Hofen. Da werde ich dann neben einer Garage auf einem Trampelpfad geschickt. Ein paar Meter später erkenne ich, dass hinter dem Zaun die Ordensburg liegt. Aha, nur ein wenig um das Kasernengelände herum und dann noch kurz steil hinab ins Tal des Schwarzenbach.

Am Waldrand bei der Wassertretanlage sind einige Kneippanhänger bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. Wie sagte Pfarrer Sebastian Kneipp: „Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.“ Das gilt auch heute. So genieße ich die letzten Meter, laufe an einem Haus durch die installierte Wasserbrause und dann nach wenigen Minuten ins Ziel am Wonnemar.

Jetzt habe ich Euch alles erklärt, was ich mit dem ersten Satz angekündigt habe. Fehlt lediglich noch die Sache mit dem Putzeimer. So viel, wie da hineingeht, habe ich auf den 70 Kilometern gesoffen. Alles Roger!

 

Zielimpressionen

 

Im Ziel warten dann ein Obstbuffet und viele weitere leckere Sachen. 1,50 Maßeinheiten des Erdinger Getränkes rauscht meine Gurgel hinunter, bevor ich mich an feste Nahrung heranmache. Ja, relaxen können alle Teilnehmer im Wonnemar. Eine schwäbischen Ausspruch habe ich auch noch auf Lager für das abschließende Urteil der Organisation: „Net gschimpft isch globt gnua!“ Geht an die Adresse von Axel und seinen Helfern. Habt Ihr prima gemacht.
 

Siegerinnen und Sieger

 

Marathon

Männer

1 JANSON, Thomas GER SV Ohmenhausen 3:28:42
2 NEUHAUSER, Seppi AUT Tri Team Kleinwalsertal 3:28:46
3 SCHENK, Felix SUI Run Fit Thurgau 3:30:20

Frauen

1 OTT, Gerti GER Orthomol-Team 4:01:38
2 KRAUS, Sabine GER Orthomol-Team 4:10:13
3 ERDMANN, Kerstin GER Erdinger Alkoholfrei 4:28:26

216 Finisher

 

Ultratrail

Männer

1 MIKSCH, Thomas TV Jahn Kempten GER 6:24:56
2 STORK, Christian Team Salomon GER 6:54:39
3 IINO, Wataru SG Stern Stuttgart JPN 6:57:10

Frauen

1 FELGENHAUER, Stefanie GER Craft Women SCMK Hirschau 8:25:41
2 KONOLD, Silke GER LT Herbrechtingen 8:49:32
3 SCHUHAJ, Antje GER TV Jahn Kempten 8:50:34

246 Finisher

 
 

Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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