3272 positive Höhenmeter, 69 Kilometer lang, Weiherkopf auf 1663 Meter und Sonnenkopf auf 1704 Meter als Höhepunkte, Steigungen und Gefälle ohne Ende, das sind die Eckdaten für die genau 181 Finisher auf der langen Runde rund um Sonthofen und Oberstdorf. Und ich durfte nach langem Kampf doch noch zu den Finishern zählen, obwohl zum Ende hin die Füße und die Muskeln nicht mehr mitspielen wollten.
2007 begann die Erfolgsgeschichte des APM, Insider wissen, was sich hinter dieser Abkürzung verbirgt. „Mir lend it lugg“, so titulierte ich meinen Bericht, „mir lassen nicht locker“ auf Deutsch. Zwei Mal schaffte ich vor gut einer Dekade den APUT (Allgäu Panorama Ultra Trail), die Langfassung des Allgäu Panorama Marathon und dieses Jahr will ich es noch mal wissen. Kann ich erfolgreich bestehen?
Zum ersten Mal begleitet mich Henny zum APM, für sie ist der Marathon vielleicht noch etwas zu schwer, aber den Halbmarathon will sie ohne große Bedenken angehen. Mutig, denke ich, aber sie wird sich durchbeißen. Wir fahren wieder einmal mit dem Neun-Euro-Ticket zum Wettkampfort und quartieren uns im Arena Hostel Allgäu ein. Das liegt ganz praktisch an der Baumit Arena, in der die Pastaparty (Gutschein in den Startunterlagen) stattfindet und das auch in fußläufiger Entfernung zum Wonnemar (Ziel) ist. Leider sind wir zeitlich etwas im Verzug, da wir die Startunterlagen nicht mehr am Samstag erhalten. Aus Kulanz (oder habe ich so ausgehungert geschaut) serviert man uns die Nudeln auch ohne Bon.
Am nächsten Tag können wir schon um 04.30 Uhr frühstücken, ein toller Service. Nicht zu lange sollte man mit der Buchung einer Unterkunft warten, denn das Allgäu ist fast ausgebucht. Doch für die Läufer wird eine einfache Unterkunft in einer Turnhalle bereitgestellt, dazu sollte man sich melden, Frühstück gibt es auch.
Um 05.45 Uhr erscheinen wir fast zu spät am Allgäu Outlet, wo jetzt die Startnummern ausgegeben werden. Sekunden später halte ich meine Startunterlagen in den Händen, die Helferin legt mir sogar noch ein Band um die Hand an, mit dem ich dann nach dem Lauf ins Wonnemar zum Duschen gehen kann. Und für die Startgeschenke brauche ich eine große Tasche: Badetuch, Rucksack, Käppi. Im Ziel gibt es für die Ultraläufer eine Medaille und den Finisher-Steinmann.
Während sich Henriette noch gechillt gibt, werde ich langsam nervös, jetzt ein paar Minuten vor 06.00 Uhr, dem Start des APUT. Ich schnalle mir die Startnummer um (Chip auf der Rückseite) und mache meine Laufapp scharf. Mein Rucksack ist gepackt mit Goretex-Jacke, voller Getränkeflasche, ein paar Riegel und Alu-Rettungsdecke, eine Signalpfeife hängt außen. Teilweise sind die Utensilien vorgeschrieben.
Noch zwei Minuten, noch eine Minute, noch 30 Sekunden, höre ich Axel in seiner ruhigen Art sprechen. Ich versuche noch ein paar Bilder zu machen, bin mir aber nicht sicher, ob das Licht reichen wird, denn die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Und dann geht es Punkt sechs „im Frühtau zu Berge“. Ich reihe mich ein in das letzte Drittel des Läuferfeldes und überlaufe die Zeitmatten. Über den Illersteg laufen wir an die Westseite des Flusses. Im Osten können wir schon den 1738 Meter hohen Grünten erkennen, der auch Wächter des Allgäus genannt wird. Er ist der nördlichste Berg der Allgäuer Alpen. Später laufen wir recht flüssig am Sonthofener See entlang, einige Neugierige haben sich auch versammelt. Eine Frau ist wohl gerade aus dem Bett gesprungen und steht barfuß an der Strecke.
Bei Kilometer zwei endet die Einrollphase, der Kurs wendet sich nun nach Süd-West, der Aufstieg auf die Hörnerkette beginnt. Die erste Tanke kommt schon bei Hüttenberg, ich nehme mir einen Becher Iso, denn Flüssigkeit dem Körper zuführen und das immer in der richtigen Dosis, damit der Magen nicht überfordert und die Maschine kann laufen, ist wichtig. Gut 800 Meter Höhenunterschied liegen zwischen Sonthofen und dem höchsten anzulaufenden Punkt, dem Weiherkopf. Disziplin bei der Tempofindung ist hier unabdingbar. Wer noch nicht „reif“ für eine Langstrecke ist, der kann sich am Hörnerlauf testen. 1111 Höhenmeter müssen die Teilnehmer schaffen und Ziel ist für sie nach gut 18 Kilometer in Grasgehren.
Über Wiesenwege und später in einem Waldstück eher rustikal über Wurzeln und Steine gewinnen wir schnell Höhenmeter. Der Stich führt aus dem Wäldchen hinaus und dann steht das Laufvolk in der aufgehenden Sonne.
Immer weiter hinauf führt das Asphaltband. Bei der Weltcuphütte sind 500 Höhenmeter schon geschafft, ein Sechstel des gesamten Anstiegs. Hier können wir wieder verpflegen. Mit richtig Manpower wird die Tanke betrieben, da sind sogar Leute übrig, die einem die Getränke nachtragen. Da freut sich doch jeder Läufer. Bei steilen Stücken setze ich später meine Stöcke ein, flachere kann ich zumindest langsam joggen.
An einer Alpe stehen zwei Mädels und klatschen jeden weiter, am Zaun sehe ich ein Schild mit „steil ist geil“. Sie lachen lautstark, als ich darauf deute. Der befestigte Weg endet und im Wald folgt ein ruppiger Teil mit Stufen, Steinen und Wuzeln. Idyllisch führt uns dann der Kurs nur mehr leicht bergan im Bereich des Rangiswanger Horn. Die Aussicht hinunter zur Iller oder nach Süden in Richtung Oberstdorf ist gigantisch.
Wir wechseln in das Weidegebiet einer anderen Alpe. Das muss ich erklären, weil man ja lebenslang etwas lernen kann. In Oberbayern heißen die Gebäude mit Viehwirtschaft Alm und im Allgäu ist das die Alpe. Der Weg wird wieder steiler, marschierend geht es dann unter Zuhilfenahme von an der Seite angebrachten Seile nach oben. Ich quäle mich hoch, da kommt zuerst einer vorbei- und hochgesprungen. Später stellt sich heraus, dass das der schnellste beim Hörnerlauf war. Der hat auf den zwölf Kilometer eine Stunde im Vergleich zu mir herausgelaufen, Wahnsinn.
Etwas mehr als zwei Stunden bin ich nun auf der Strecke, rund zwölf Kilometer sind geschafft. Ich darf aber den Cut-Off bei Grasgehren nicht vergessen, denn nach 3.15 Stunden sollst du den abhaken, andernfalls wird man herausgenommen. Ich bin aber optimistisch eingestellt, denn viele Höhenmeter kommen auf den fehlenden sechs Kilometer nicht mehr zusammen. So steil wie es auf den 1665 Meter hohen Weiherkopf hinaufgeht, so steil geht es auf der anderen Seite hinunter zur Hörnerbahn Bergstation. Auf dem Sattel steht eine Herde Jungvieh. Vielleicht krault ein Läufer sie am Kopf. Das mögen die.
Das nächste nun asphaltierte Stück zum Berghaus Schwaben lässt sich gut laufen. Erst ab der Alpe Hinteregg steigt der Kurs wieder nach oben, die meisten marschieren. Am Berghaus können wir wieder verpflegen, ich sehe auch Melonenstücke.
An einer Kuhtränke muss ich von der Ferne lachen, denn zuerst erfrischt sich ein Läufer mit dem Wasser und dann säuft eine Kuh heraus. Anders rum wäre blöd. Es geht wieder hoch in Richtung Riedberger Horn und ich weiß, jenseits ist das erste Zwischenziel erreicht. Oben am Übergang warten wieder einige Zuschauer. Dann sehe ich zuerst Kilometerschild 18 und dann unterhalb die Grasgehrenhütte. Die Hörnerläufer werden links eingewiesen, sie erhalten ihre Medaille und stehen gleich vor ihrem Verpflegungsbereich. Auch unsere Zeit wird gestoppt. Zum Cut-Off habe ich noch 15 Minuten Luft, ich fühle mich gut und verpflege nun auf dieser Hauptverpflegungsstelle reichlich. Iso, Cola, Obst, Butterbrote und Kuchen sehe ich. Wir brauchen nicht hungern.
Nach ein paar Minuten erreiche ich die Riedbergstraße, wo uns einige Helfer auf die andere Seite einweisen. 20 Kilometer sind abgehakt. An der Alpe Schönberg können Wanderer einkehren auf eine regionale Brotzeit oder leckeren Kuchen.
Unser weiterer Weg führt nun um den Schafkopf (1602 Meter) herum, ein Nebengipfel des Besler. Zuerst geht es eine Weide hinauf, dann in einem Wald hinein, teilweise am Fels entlang, aber nicht ausgesetzt. Nach Kilometer 22 kommt die Stelle der Entscheidung, rechts oder links. Während die Marathonis links ins Lochbachtal abbiegen, weisen uns die zwei Helfer nach rechts ein, Richtung Alpe Dinjörgen. Dort könnte man einen Romadur probieren, der ist jetzt reif, sagt ein Schild. Mit Bratkartoffeln schmeckt der „Kas“ richtig gut, eine empfindliche Nase könnte aber den ländlichen Geruch nicht aushalten.
Bis zur nächsten Tränke am Berggasthaus Rohrmoos kann ich wieder Strecke machen. Dort kann ich sogar meinen Trinkbecher im Rucksack lassen, denn der Helfer reicht mir unaufgefordert einen Becher Iso. Es folgt nun nochmals ein welliges, gut belaufbares Stück.
Kilometer 30, knapp fünf Stunden bin ich nun unterwegs, kann jedoch nicht einschätzen, wie ich im hinteren Feld liege. Das Herrchen mit dem Hund habe ich vorher auf dem längeren Asphaltstück überholt und ich sehe beide nicht mehr. Die nächste große Verpflegung liegt schon in Österreich. Kurz zuvor sehen wir den restaurierten Grenzstein aus 1844 mit der weiß-blauen Raute auf der einen Seite und der rot-weiß-roten Markierung auf der anderen. Felix Austria! Ein genauer Blick auf die Karte beweist jedoch, dass wir bereits vorher schon zweimal die Grenze noch überschritten haben.
Ein paar Augenblicke später sehe ich den Gasthof Hörnlepass, dort ist die Tafel reichlich gedeckt, auch mit Kuchen. Teilnehmer des APUT können sich Wechselkleidung hierher liefern lassen. Doch das ist heute nicht notwendig. Aber bei Schlechtwetter keine schlechte Idee.
Immer weiter geht nun das Asphaltband hinunter ins Kleinwalsertal, rechterhand sehen wir die Pfarrkirche Riezlern. Auf der Schwendebrücke überqueren wir die Breitach, am Ende werden wir in den Sollerweg und gleich in den Schlossweg eingewiesen. Es geht bergan, die zweite schwere Steigung hoch zum Söllereck, Kilometer 35, liegt schon hinter uns. Am Ende der Steigung wartet das Berg-Stüble und gleich danach zeigt ein Wegweiser zum Bier nach links. War das die Stelle, wo vor Jahren Bernie und Greppi eingekehrt sind? Hat Axel danach die Cut-Offs eingeführt, damit die Leute nicht während des Laufes Biertrinken, Spazierengehen und Fotografieren? Ich werde nachforschen. Wobei an der nächsten Einkehrmöglichkeit gäbe es Krustenbraten, Schweinshaxe oder Spareribs.
Abwechslungsreich laufe ich nun an der Mittelalp und an der Kapelle Hl. Wendelin vorbei, daneben ist die Amans-Alpe, wo altertümliche Einrichtungsgegenstände ausgestellt werden. Vor der Alpe Schrattenwang überqueren wir wieder die Landesgrenze und dann stehe ich an der Söllereckbahn Bergstation. Daneben können wir uns wieder an der Tränke laben. Leider ist Cola aus, aber Iso ist noch auf Lager und richtiges Bier, die Halbe zum Selbstkostenpreis von einem Euro. Lust hätte ich schon, aber bei der Hitze und wo noch fast 30 Kilometer Strecke warten, lasse ich es bleiben.
Es geht wieder in den Wald und gleich ins Hühnermoos, einem Hochmoor. Ein Holzpfad führt da mitten durch. Aber auch hier hat es kaum geregnet, denn das Moor ist ausgetrocknet.
Kurz nach dem Berggasthof Hochleite verlassen wir die bequemen Wege, es geht auf Treppen und Naturstufen steil zum Freibergsee hinunter. Die App sagt zwanzig Minuten für den 44. Kilometer, ich kann das fast nicht glauben. Ich bin da hinunter nicht schneller als ein Vater mit seinem Kleinkind in einer Kraxe am Rücken. Wenn es mich aus der Bahn wirft, wird das auszuhalten sein, aber wehe wenn er mit seinem Filius ins Stolpern gerät? Ich mag mir die Situation gar nicht ausdenken.
Immer weiter hinunter führt uns der Kurs, dann erfrische ich mich an einem Bachlauf, denn wir verlassen nun den Wald. In zwei Kilometer Entfernung sehen wir Oberstdorf mit der dominanten Kirche St. Johannes Baptist. Bis dahin stehen wir im gleißenden Sonnenlicht, es ist „bullenwarm“ geworden.
Am Landhof Mennig führt nun der Kurs zur Birsauer Straße mit den drei Kapellen St. Josef, Maria Loretto und Appach. Ich werfe in jede einen kurzen Blick hinein und hole mir den Segen von oben, um das letzte Wegstück von gut 20 Kilometer zu schaffen. Rechterhand sehe ich das Eissportzentrum und die Talstation der Nebelhornbahn, bevor die Schanzenstraße uns der Arena an der Schattenbergschanze näher bringt. Ein Helfer am Straßenabzweig, bestimmt schon weit über 70, steht auf und klatscht. Auf meine Entgegnung, doch sitzen zu bleiben, entgegnet er: „Mir wisset was si gheret“.
Anders als in meiner Erinnerung befindet sich die große V-Stelle nun nicht mehr in der Arena, sondern etwas außerhalb. Ich mixe mir ein Cola-Weizen und nehme auch feste Nahrung zu mir. Ich frage mich, warum laufen jetzt Läufer mit Medaillen herum? Mir schwant Schlimmes und ich frage den Nächstbesten, wann denn der Cut-Off hier ist. Der schaut langweilig auf seine Uhr und meint „in vier Minuten umd 14.30 Uhr.“ Mich reißt es aus meinen Träumen, ich werde hektisch und mache mich eilig vom Acker. Ach ja, wer hier aussteigen will, erhält eine Marathonmedaille und auch eine Zeitmessung.
4,5 Stunden für 20 Kilometer müssten doch reichen, so meine Hochrechnung. Doch für den 50. Kilometer brauche ich 20 Minuten, ich werde nervös. Eine Cut-Off-Stelle kommt noch an der Entschenalpe. Nur ich weiß nicht, wo die ist und wann die Alpe passiert werden muss.
Auf dem schattigen Wallraffweg kann ich zumindest wieder wenige Stücke laufen. Dann führt der Wanderweg aus dem Wald heraus, ich sehe vor mir die Gaisalpkapelle und weit oben den Berggasthof Gaisalpe. Die beiden Helfer an der Tanke bieten mit an, was die Küche zu bieten hat. Ich nehme zwei Stücke Melonen und Iso. Dann schüttet mit einer Wasser über die Birne.
Mir läuft die Zeit davon. Ich verlasse die Alpe, der Helfer meint, „noch 400 Höhenmeter“. Die nächsten Kilometer kosten wieder Zeit, teilweise mehr als 15 Minuten. Ich lasse die Kamera in der Tasche. Die Wege werden rustikal und meine rechte Wade verkrampft. Shit, gerade das kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ich schicke die vier Läuferinnen weiter, die mir Hilfe anbieten. „Danke, ich komme zurecht.“
Dann zweigt der Weg endlich nach rechts ab, es geht hinauf zum Sonnenkopf, dem Dach des Ultratrail. Nun fängt auch die linke Wade an zu krampfen und später auch die beiden Oberschenkelinnenseiten. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Eine Frau kommt von hinten, sie meint, es geht noch eine Weile hinauf. Mir fehlt mittlerweile die Kraft und die Luft. Es fühlt sich an, wie wenn ich auf einer Hochgebirgstour auf über 4500 Meter Höhe bin. Ich muss mich hinsetzen, um zu trinken, doch dann kommt wieder ein Krampfanfall. Irgendwie krame ich dann die mittgeführte Cola aus dem Rucksack und nach zwei Schlucken des „soachwarmen“ Getränkes wird mit kotzübel. Ein Rumäne kommt an, auch er hat keine Kraft mehr.
Schließlich rappeln wir uns aus der Sitzposition auf und gehen langsamen Schrittes nach oben. Von hinten höre ich Stimmen. Das können jetzt keine weiteren Läufer mehr sein, das ist das Kehrkommando, die uns aus der Wertung nehmen, so meine Vorahnung. Doch das Grüppchen von vier, fünf Helfern motiviert uns, weiterzumachen. Dann führt endlich der Weg aus dem Wald heraus, ich sehe schon das Kreuz. Von den Helfern am Gipfel kommt nun auch Zuspruch. Nur einer meint fast frech, du hast jetzt 20 Kilometer geschafft. Dafür werde ich ihn an den Löffeln ziehen, wenn ich noch Kraft dafür habe. Die letzten Cola teile ich mit dem rumänischen Kameraden. Nach ein paar Bildern mache ich mich wieder auf den Weg, der Rumäne ist ein paar Augenblicke vor mir davon. Ein Helfer meint, du hast jetzt für zehn Kilometer noch 1,5 Stunden Zeit. Ob ich das schaffe? Fraglich!
Ich will es zumindest versuchen. „Nach dem Grätle wird der Weg besser“, sagte noch ein Helfer. Rund 1000 Höhenmeter auf knapp zehn Kilometer geht es nun hinunter. Ich werde nicht lockerlassen, auch wenn mir nun alle 500 Meter Krämpfe in die Beine fahren. Nur breite, ebene Wege kann ich noch laufen. So zieht es sich weiter hinunter im Stopp and Go. Die Kilometerschnitte sind unterirdisch.
Noch eine Trinkstelle, die ich dankbar in Anspruch nehme. Dann wieder Krämpfe, ich verzweifle schier. Nicht lockerlassen, meine Devise jetzt. Kilometer 65, die steilsten Gefällestücke liegen hinter mir. Kurz vor Hofen kann ich endlich auf den Rumänen auflaufen und ihn langsam überholen. Die letzte Tränke lasse ich links liegen, obwohl die Helfer auf uns beide gewartet und Trinkbecher vorbereitet haben. Gleich am Ortsausgang zweigt die Laufstrecke nach rechts auf dem Wanderweg am Schwarzenbach, noch ein Kilometer.
Am Ende des Waldes sehe ich ein Wassertretbecken, man könnte kneippen. Wie sagte einst Pfarrer Sebastian Kneipp: „Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.“ Der letzte Teil gilt für mich, aber nur fast. Ich genieße die letzten Meter und trabe unter dem Applaus einiger Zuschauer wieder an. Im Zielkanal werde ich dann von Axel angekündigt, der mir dann auf die Schulter klopft. Ja, der Axel wartet, bis der Letzte im Ziel ist. Das ist dann der rumänische Lauffreund Ioulios, der mit einer Minute Rückstand einläuft.
Ich werde nach meinen Wünschen befragt, kann aber leider nur Bier in kleinen Mengen trinken.
Mein Fazit:
Der Ultra war für mich hartes Brot. Vielleicht hat meine Leistung eine Unverträglichkeit im Verdauungstrakt am Tag zuvor den Mineralstoffhaushalt durcheinandergebracht. Ich konnte gerade auf der zweiten Hälfte nicht mehr feste und flüssige Nahrung in der richtigen Menge zuführen. Aber das ist mein Problem. Ich kann die Veranstaltung bestens weiterempfehlen. Axel mit seinen 300 Helfern sind bestens motiviert, uns auf den Strecken zu unterstützen und zu helfen. Auf alle Fälle möchte ich am 13.08.2023 wieder in Sonthofen laufen. Ob es dann nochmal der Ultra ist, werde ich mir überlegen. Es gibt auch leichtere Strecken. „Du bist auch keine 25 mehr“, das sagte ein Helfer zu mir am Weiherkopf. Stimmt.
Ergebnisse Ultratrail
Männer
1. Stefan Lämmle, TSV Wiggensbach Ski, 6.25.50
2. Samuel Grill, HOKA; 7.00.01
3. Alex Sellner, LG Passau/On Running, 7.05.13
Frauen
1. Marie Kreft, Memmingen, 7.53.29
2. Leonie Eisebraun, Lauftreff Hohenems, 8.35.26
3. Silke Wegst, Steilwerk, 9.03.10
181 Finisher
Ergebnisse Marathon
Männer
1. Kay-Uwe Müller, STG Schwäbisch Hall, 3.12.16
2. Felix Pförtner, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, 3.19.07
3. Hannes Pongruber, hellblau.POWERTEAM, 3.22.06
Frauen
1. Katharina Wrage, Wrage, 4.01.31
2. Julia Rohrer, Allzweck Athlet Performance Coaching, 4.08.30
3. Julia Galuschka, TSV Oberstdorf / ON Running Team, 4.11.58
279 Finisher