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Laufberichte

Erlebnis Allgäu Panorama Ultratrail

 

Ich hole mir zuerst ein Erdinger, dann Butterbrot mit Salz und lasse mich auf eine Bierbank nieder. Geschafft - bis zum Cut-off habe ich noch 20 Minuten Zeit. Erleichtert lasse ich das Ambiente auf mich wirken. Es ist ein bisschen wie im Ziel. Hier sind auch einige Aussteiger und es gibt Massagen. Ich lasse mein Fläschchen auffüllen, hole ein paar Steinchen aus den Schuhen und nehme ein Brot für unterwegs mit. Dann folge ich den Anweisungen der Helfer aus dem Stadion.

Es geht bergauf. Aber das muss ja so sein. Der höchste Punkt der Strecke kommt jetzt erst. So mache ich mir keinen Stress und folge in moderatem Tempo der Straße nach oben. Es gibt noch einen Cut-off vor dem letzten Anstieg auf den Sonnenkopf. Aber mal ehrlich, wenn ich dort nicht rechtzeitig bin, schaffe ich es auch nicht ins Ziel. Dann werde ich eben gefahren.

Beim km 50-Schild liegt Oberstdorf schon weit unten und die Strecke biegt auf einen Schotterweg ein. Siegfried kommt wieder einmal vorbei, dann Veronika und Jan. Ich bleibe bei meinem Tempo. Ein paar Körner will ich mir noch aufsparen. Und dann geht es plötzlich bergab. Und das nicht nur ein bisschen. Die ganzen wertvollen Höhenmeter, die ich bereits gemacht habe, gehen verloren. Ich bin verwirrt. Die Helfer sagten doch, es würde jetzt 10 km bergauf, und dann 10 km bergab gehen. Prompt geht es wieder bergauf, nur um dann gleich wieder bergab zu gehen. Auf der Straße laufe ich kurz an einem Bächlein entlang. Dann liegt der Aufstieg zur Gaisalpe vor uns. Naja, Aufstieg ist vielleicht übertrieben, da haben wir schon anderes hinter uns. Aber immerhin geht es bergauf. An der Hütte mit regem Ausflugsverkehr liegt die Getränkestation

Hinter der Hütte beginnt nun ein wunderbarer Singletrail. Wenn ich noch mehr Kraft hätte, könnte ich ihn noch besser genießen. Erst steil bergauf, dann wellig weiter. Teilweise durch den Wald, teilweise über Wiesen, wandere ich dahin. Ein einsames km 55 Schild motiviert mich. Ein Gipfelkreuz sorgt schon mal für Siegergefühle. Dass es hin und wieder bergab geht, stimmt mich hingegen sauer. Ich will endlich hoch.
Ein Schild kündigt die Getränkestelle in 500 m an. Nun geht es tatsächlich bergauf.

Hinter der nächsten Kurve erreiche ich dann die Cut-Off Stelle. Ein freundlicher Helfer notiert meine Startnummer und bietet mir Schokolade an. Es gibt noch Wasser und Cola. Dann zeigt er mir, wo ich hin muss. Erst mal geradeaus, dann am Schild scharf rechts den Berg hinauf. Erst durch den Wald und dann tendenziell rechts. Der Gipfel ist von hier aus nicht zu sehen. Er wünscht mir noch einen schönen Weg zum Ziel; dann bin ich entlassen.

Es geht schon wieder bergab. Doch nur kurz, dann kommt der angekündigte Abzweig. Auf dem steilen Weg gewinne ich schnell an Höhe. Das macht Spaß. Bald liegt die VP weit unter mir. An einem großen Baumstamm  ist km 58 angeschrieben. Wie originell. Der Pfad führt wie vom Helfer beschrieben in den Wald. Der Anstieg ist knackig – aber machbar. Michael kommt von hinten. Er begleitet wie immer seine Christine, die nach einem heftigen Sturz etwas langsamer unterwegs ist. Aber beim Aufstieg hat sie keine Beschwerden. Siegfried holt auch wieder auf. Als kleines Grüppchen steigen wir Schritt für Schritt nach oben. Dann ist mein Fotoakku leer und ich habe Zeit, mich ganz in angeregte Gespräche zu vertiefen.

Der Untergrund wird nun schwieriger. Der Weg ist doch ziemlich aufgeweicht und matschig. Siegfried hat mit seinen Straßenlaufschuhen massive Probleme. Mir machen mittlerweile die hohen Stufen zu schaffen, die hier zu ersteigen sind. Entgegenkommende Wanderer berichten, dass der Gipfel nahe ist. Wir können schon die lauten Anfeuerungsrufe der Helfer hören. Dann liegt er tatsächlich über uns. Noch ein paar Schritte und ich bin oben. Ein Helfer hilft den Akku zu wechseln. Das Gipfelfoto mit dem sehbehinderten Didi und seinem Guide Jürgen ist Ehrensache.
Wir genießen nochmals die grandiose Aussicht und machen uns an den Abstieg.

Zuerst geht es große Stufen hinunter, dann am Grad entlang. Der nun folgende Wiesenweg ist bergab sehr rutschig. Kurz hinter km 60 steht dann erneut eine VP mit richtigem Essen. Ich genieße etwas Melone und Brot und entdecke den von mir vermissten Johanniter Karl-Heinz. Auch den anderen Läufern ist sein Fehlen aufgefallen. Er erklärt, dass er nichts dafür kann und heute erst verspätet auf seinem Posten an der Marathonweiche eingetroffen ist. Jetzt wissen wir das auch.

Einzeln machen wir uns weiter auf den Weg. Bei mir geht es jetzt gut. Der Weg ist zwar steinig, aber durch das moderate Gefälle angenehm zu laufen. Hinter km 62 verlassen wir den Wald und haben einen tollen Ausblick. Sonthofen kann ich zwar nicht entdecken, aber weit kann das ja jetzt nicht mehr sein. Wir laufen auf die Straße die in Serpentinen nach unten führt. Dann ist bei mir plötzlich der Ofen aus. Mein rechtes Knie hat schon auf dem schweren Abstieg nach Oberstdorf hinunter geschmerzt. Nun sind die Beschwerden wieder da und werden schlimmer. Dazu gesellt sich auch noch ein ungewohnter Schmerz im linken Fuß. Dass Hüfte und Beine weh tun, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Im steifen Joggingschritt bewege ich mich langsam bergab.

An einem Hof signalisiert ein Schild, dass die Strecke auf eine Weide abbiegt. Die Bewohner applaudieren. Das gibt nochmals Kraft. Leider ist die Wiese so uneben und mit nahezu unsichtbaren Löchern versehen, dass ich ganz vorsichtig auftreten muss. Unten sehe ich einen weiteren Hof und die letzte VP. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Helfer jeden Läufer sehnsüchtig erwarten. Sie wollen ja schließlich auch mal Feierabend haben.

Eigentlich brauche ich nichts. Aber ich bin so fertig, dass ich doch noch eine Cola nehme. Die Helfer versprechen: Es geht jetzt nur noch bergab. Ich mache mich wieder auf den Weg. Auf der Straße werden meine Beschwerden erneut schlimmer. Aber weit kann es ja nicht mehr sein. Siegfried überholt mich nun zum letzten Mal. Bei km 65 geht es wieder auf einen matschigen Feldweg. Gut, dass ich darauf keine Rücksicht mehr nehmen muss, da ich eh längst dreckig bin. Der Feldweg mündet auf eine Schotterstraße. Es geht bergauf. Nur mäßig - man könnte das auch laufen. Aber ich nutze das kurze Stück, um meine Beine zu entlasten.

Wieder bergab kommen mir plötzlich Kühe entgegen. Zuerst nur drei, dann vier, und dann kommt die ganze Herde den Weg entlang. Da rechts und links Büsche sind, gibt es kein Ausweichen. Gott sei Dank bilden die Kühe eine Gasse, so dass ich in der Mitte durch kann. In  Hofen  (km 66) passt  ein Helfer auf, dass man den Abzweig nicht verpasst.  Es geht nun tatsächlich nur noch bergab. Ein frisch geschotterter Weg bringt uns an den Schwarzbach. Ich könnte den Weg besser genießen, wenn ich nicht so müde wäre. Hier ist es wunderschön, aber ich sehne bloß das Ziel herbei.

Zwei Läufer vor mir gehen nur noch und lassen mich gerne vorbei. Da kommt das km 68 Schild. Als ich die ersten Häuser von Sonthofen erreiche, höre ich Schritte von hinten. Didi mit Guide Jürgen fliegen an mir vorbei. Sie haben Sorge, das Limit zu verpassen und legen einen Endspurt hin.

Ich weiß, dass es für mich reichen wird und nehme die beiden als Vorrausläufer. Zuschauer stehen an der Strecke und applaudieren. Wir müssen noch das Gleis überqueren. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen: Auf einem Schild steht, dass man einen Zeitbonus bekommt, wenn die Schranke unten ist. Die Schranke ist jetzt aber offen. Vor der letzten Kurve kommen Veronika und Jan. Nein, die beiden lasse ich nicht mehr vorbei. Zusammen überqueren wir die Ziellinie.

Wir erhalten unsere Medaillen. Dann nimmt mich Norbert in Empfang. Er hat die 10 Stunden-Marke geknackt - Klasse. Stolz hole ich mein heiß ersehntes Steinmännchen ab. Für den Besuch des Wonnemars ist es mir zu spät. Norbert hat seinen Saunagang und die Massage schon hinter sich und so stärken wir uns nur noch an den Resten der Zielverpflegung.

Der Allgäu Panorama Ultratrail ist für mich ein einmaliges Erlebnis.

Zur Ausrüstung:

Neben der Pflichtausrüstung hatte ich eine kleine 125 ml Flasche dabei, die ich mir an den Getränkestellen oder unterwegs an Brunnen immer wieder mit Wasser aufgefüllt habe. Das war bei den moderaten Temperaturen und dem Regen ausreichend. Zwei Früchteriegel und ein Gel halfen mir die langen Entfernungen zwischen den Vollverpflegungsstationen zu überbrücken. Denn mit meinem langsamen Lauftempo kommen da jedes Mal einige Stunden zusammen.

Wer Kuchen und belegten Brote nicht verträgt, muss da vermutlich noch mehr vorsorgen. Bei einer Laufzeit von 10 bis 12 Stunden ist funktionelle Bekleidung besonders wichtig. Trotz der Kälte und dem Regen am Morgen, ist es, sobald die Sonne heraus kommt, schnell richtig warm. Das kann aber auch mal umgekehrt sein. Ärmlinge sind hier von Vorteil. Ansonsten den Wetterbericht anschauen (aber nicht blind darauf vertrauen) und auf alles vorbereitet sein.

 

Einen weiteren Laufbericht vom Ultratrail
gibt es hier Trailrunning.de

 

Ergebnisliste

 

Marathon

Männer

1 KOWALCZYK, Janosch TEAM LEOSPORT Männer 3:15:12
2 SCHÄFER, Jochen Bissingen 3:22:42
3 WYSS, Roman Niederbipp 3:22:57

Frauen

1 FAUSER, Birgit LG Bad Waldseer Lauffieber  3:54:38
2 HILLE, Claudia SSKC TriTeam Aschaffenburg  3:57:17
3 KRÄMER, Sabrina Moerser TV Triathlon  4:05:37

329 Finisher

Ultra-Trail 69 km/3000 HM

Männer

1 QUACK, Philipp Team Dynafit  6:38:25
2 BRIECHLE, Meinrad  SV Maierhöfen-Grünenbach  7:23:36
3 REICHART, Bastian Berg & Radsport Lerf Schongau 7:25:02

Frauen

1 SCHIEBEL, Gitti  TV Immenstadt  7:39:00
2 BECKMANN, Angela  Neu-Ulm  8:08:48
3 SCHLUNDT, Peggy  SSV Friedrich-Schiller-Gymnasium  8:10:42

280 Finisher

123
 
 

Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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