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Laufberichte

Erlebnis Allgäu Panorama Ultratrail

 

Eine Straße führt mich bergauf. Ich bin ganz allein. Mein Begleiter ist bereits außer Sicht. Oben macht die Straße eine Kurve und geht weiter bergauf. Das Spiel wiederholt sich auf einigen Kilometern.  Wenn ich Zweifel bekomme, ob ich noch richtig bin, finde ich immer eine Streckenmarkierung. Nach einer längeren Waldpassage öffnet sich die Landschaft. Ich sehe auf hohe Berge deren Gipfel mit Neuschnee bedeckt sind.  Ein grandioses Panorama.

Es geht rechts auf einen Feldweg. Schritte von hinten künden Läufer an. Eveline und Tassilo laufen locker vorbei. Dann sind sie auch schon wieder verschwunden. Es geht bergab und wellig weiter. Wir überqueren jetzt die Grenze nach Österreich. Am Gasthof Hörnlepass bei km 35 erwartet uns die nächste Vollverpflegung. Erfreut greife ich zur warmen Brühe. Die Helfer sind wie überall sehr nett und zuvorkommend. Die Brote mit Kräuterbutter schmecken besonders lecker; es gibt diverses Obst und Gemüse. Was will man mehr? Nach ausgiebiger  Stärkung mache ich mich wieder auf die Strecke.

In Außerschwende ist Mittagszeit. Nur wenige Menschen sind auf der Straße. Es geht über eine hohe Brücke, unten muss wohl der Breitbach fließen, der größte Bach im Kleinen Walsertal. Ich verkneife mir einen Blick hinunter. Die Höhenangst lässt grüßen. Auf der anderen Seite liegt Unterwestegg. Helfer halten den Verkehr auf, damit wir gefahrlos die Straße überqueren können.

Es geht wieder bergauf. Dann reißt der Himmel auf und die Sonne taucht das Tal unter uns in helles Licht. Eine Bilderbuchlandschaft liegt vor mir. Bunte Häuser auf grünen Wiesen mit hohen Bergen im Hintergrund. Der blaue Himmel mit den letzten weißen Wolkenfetzen vervollkommnen das Postkartenmotiv. Ich bin geplättet von der tollen Landschaft.

Das Kleine Walsertal ist eine österreichische Enklave. Wegen der hohen Berge gibt es keine direkte Verkehrsverbindung zum restlichen Österreich. Man muss immer durchs deutsche Oberstdorf fahren. Dahin wollen wir jetzt auch. Zunächst laufen wir auf einem Schotterweg zwischen grünen Wiesen bergauf. Auf Asphalt geht es dann weiter. Einmal ist es so steil, dass ich lieber die Treppen neben der Straße benutze. Von einer Hütte ertönt kräftiger Applaus: Die Gäste vergessen ihre Brotzeit und feuern die Läufer an. Ich freue mich.

Viele Wanderer sind mittlerweile unterwegs. Wie immer grüße ich jeden, der mir entgegen kommt. Gerne wird mein Gruß erwidert. Einige klatschen, es wird nachgefragt. Woher, wohin, wie lang? Einer muntert mich auf:  „Nur noch 3 Kilometer!“ Häh, wieso? Dann sehe ich das km 40 Schild. Der Mann dachte wohl, wir laufen Marathon.

Ich komme gut voran und die Wanderer machen das Laufen kurzweilig. Ich genieße die Landschaft. Links unten liegt das Tal und vor mir bietet sich ein weiter Blick. Schon bin ich an der Getränkestelle Söllereckbahn bei km 42. Die freundliche Helferin meint, dass der Cut-off in Oberstdorf kein Problem sein dürfte. Die folgenden 8 km führen tendenziell bergab.

Zuerst geht es aber erst einmal steil bergauf. Im kühlen Wald auf gepflegtem Weg laufe ich Slalom durch die vielen Spaziergänger. Hier verläuft ein Naturerlebnisweg, der mit seinen zahlreichen Stationen nicht nur für Kinder sehenswert ist. Ich erreiche einem Holzsteg durch das Hühnermoos-Moor. Der Steg mündet am Ende des Moores in einen breiten geschotterten Waldweg, der erst flach und dann stetig abwärts zur Hochleite führt.

Am Berggasthof Hochleite steht eine kleine Getränkestation. Ich genehmige mir eine Cola. Siegfried ist auch wieder da. Dann geht es voll zur Sache. Erst gelangen wir auf einen schmalen Trail, dann geht es auf schmalem Wurzeltrail  steil bergab. Siegfried lässt es langsam angehen und als wir noch zwei Mädels einholen, muss ich vorbei. Ich komme gut vorwärts. Doch der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Mit der Zeit brennen die Oberschenkel und noch immer geht es weiter steil bergab.

Als ich befürchte, gleich platt zu sein, wird der Weg endlich flacher und der Freibergsee liegt unter uns. Ich nutze eine offene Stelle für ein Foto und sehe eine Skiflugschanze im Hintergrund. Da ist die Erdinger Arena – denke ich. Stimmt aber nicht, das ist die Heini Klopfer Skiflugschanze außerhalb von Oberstdorf. Sie ist zurzeit die drittgrößte Skiflugschanze der Welt mit einem Schanzenrekord von 225,5 m. Der Sprungturm wird aufgrund seiner frei auskragenden Spannbeton-Konstruktion von den Einheimischen auch als „schiefer Turm von Oberstdorf“ bezeichnet. Bis heute gilt die architektonisch einmalige Schanze, die ausschließlich in Höhe des Absprungtisches mit Felsankern im Berg gehalten wird, als statische Meisterleistung. Architekt war der Oberstdorfer Claus-Peter Horle.

Wir laufen halb um den See herum. Dann geht es wieder bergab. Eine überdachte Holzbrücke führt uns über die Stillach. Helfer sichern die Straße. Oberstdorf, die südlichste Gemeinde Deutschlands, liegt vor uns. Ich hatte mir vorgestellt, dass die Skisprungarena mit ihren Schanzen vom weitem zu sehen wäre. Dem ist nicht so. Ich frage einen Passanten. Die Arena muss wohl hinter einem Berg sein. Welcher Berg? Hier sind so viele.

Es geht in den Ort hinein. Rechts der Straße liegt die Lorettokapelle. Autos fahren vorbei, die Insassen winken mir zu und feuern mich an. Pfeile zeigen nach rechts. Vor ein paar Fahrradfahrern überquere ich die Straße. Es geht zu Füßen des Krappbergs auf einen Radweg. Ich bin ganz allein, es gibt auch keine Häuser, nur Bäume.  Dann bin ich plötzlich mitten im Ort. Viele Fußgänger erschweren das Laufen. Ich weiche auf die Straße aus und sehe vorne auf der anderen Seite einen Helfer. Also rüber über die Straße. Er sagt meine Startnummer in sein Walkie-Talkie und weist mich nach links. Wieder Slalom um die Spaziergänger. Wo geht es lang? Nochmal rechts; jetzt muss ich auch noch bergauf! Wieder stehen hier Helfer. Ich überquere erneut eine Straße. Und wieder bergauf. Dann sehe ich endlich die Arena. Ein Helfer meldet mich per Funkgerät an. Ich suche den Eingang. Dann betrete ich über die Zeitmessmatte das innere des Stadions. Naja, das Publikum ist gerade wenig motiviert. Kann ich auch gut verstehen. Trotzdem ist die Situation ein ganz besondere. Die Stadionatmosphäre raubt mir kurz den Atem. Auf weichem Gras noch eine Runde. Da ist der Verpflegungsstand.

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Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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