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Laufberichte

Erlebnis Allgäu Panorama Ultratrail

 

Im August 2009 stießen wir im Internet auf ein Video von unseren Lauffreunden Holle und Günni. Zugegeben, die Bildqualität ließ zu wünschen übrig. Aber der Inhalt war bemerkenswert: Ein Ultramarathon im Allgäu mit 69 Kilometern und 3000 Höhenmetern. Norbert und ich hatten gerade erste Marathonerfahrung gesammelt und so ein Lauf kam für uns nie und nimmer in Frage. Doch die eindrucksvollen Bilder ließen mich nicht los.

In den folgenden zwei Jahren versuchten wir uns auf der ebenfalls angebotenen Marathonstrecke, die immerhin die ersten 24 Kilometer des Ultratrails beinhaltet. Meine Hochachtung für die Ultraläufer wuchs noch mehr. Irgendwann muss ich die lange Strecke versuchen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?

Aufmerksam verfolge ich das Briefing von Organisationschef Axel Reusch. Die neuen Räumlichkeiten im Casino der Werbe-Blank-Sportarena in Sonthofen platzen aus allen Nähten. Viele Interessierte haben sich eingefunden. Nebenbei werden noch die Reste der leckeren Pasta Party verzehrt, die im Startgeld inbegriffen ist. Die Infos sind zwar auch auf der Homepage einzusehen, aber was man hört, prägt sich bekanntlich besser ein. Außerdem wird mir jetzt auch klar, warum das Mitführen von Handy, Rettungsdecke und Trillerpfeife gefordert wird: Ein Notfall im Gebirge heißt immer Lebensgefahr. Dass Rettungsdecke und Trillerpfeife vom Veranstalter gestellt werden, zeigt, dass hier Profis am Werk sind. Auch der hochwertige Rucksack sowie das Schlauchtuch werden sicher anderweitig noch oft Verwendung finden.

Kurz vor 6 Uhr am nächsten Morgen sind gut 300 Sportler beim Startgelände am Allgäu Outlet im Herzen von Sonthofen versammelt. Doch der Startbogen auf der Straße bleibt verwaist. Die Ultras haben sich in das Zelt und unter die Vordächer verkrochen. Es regnet in Strömen und es ist sch... kalt. Bereits hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Die einen in kurzer Hose und Shirt prophezeien das Ende des Regens noch vor dem Startschuss, die anderen in Matschhose und Regenmantel rechnen mit Dauerregen.

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Kaum hat sich die Menge vor dem Starttor versammelt, geht es auch schon los. Ein paar Zuschauer verabschieden uns und wir versuchen mit Bewegung die steifen Gelenke warm zu bekommen. Bei noch düsterem Licht muss man sich ganz schön konzentrieren, um im Pulk keinem auf die Füße zu treten. Aber im Regen gibt es eh nicht viel zu sehen und so lasse ich den Kopf einfach unten. An der ersten Steigung verabschiedet sich Norbert, der bergauf deutlich schneller ist.

Hinter km 4 kommt bereits die erste Getränkestation. Eine kurze Bekanntschaft mit der Wiese zeigt, dass die Füße heute nicht trocken bleiben werden. Dann kommt ein kurzes Stück im Wald steil bergauf, Matschlaufen pur. Wir erreichen die Straße zum Allgäuer Berghof. An der VP Weltcup Hütte Ofterschwang  bei km 9 gibt es Bananen. Die Helfer stehen bereit, um die Läufer so gut es geht zu bedienen. Sie haben sich dick eingepackt, sind aber ansonsten ungeschützt Regen und Wind ausgesetzt.
Hinter km 10 geht es dann richtig los: Ein schmaler Trail mit glitschigem Untergrund und nassen Steinen. Langsam beginne ich das Ganze zu genießen. Leidlich warm gelaufen, stelle ich fest, dass meine Schuhe in dem rutschigen Gelände optimal halten. Pfützen versuche ich noch zu umlaufen, und so sind meine Füße auch noch weitgehend trocken. Auch das Gros meiner Mitläufer scheint gut gelaunt. Ich finde immer wieder nette Gesprächspartner.

Kuhglockengebimmel liegt in der Luft. Der Anstieg aufs Rangiswanger Horn ist leichter als gedacht. Ich brauche nicht mal die Stahlseile, die hier zur Sicherheit am steilsten Stück angebracht sind. Unter uns liegt Sonthofen, vor uns ein lichter Nadelwald - beides im Nebel. Beim Aufstieg zum Weiherkopf beginnt es plötzlich zu graupeln. Jetzt fehlt bloß noch Schnee, kalt genug fühlt es sich an. Heute hat keiner Lust auf ein Gipfelfoto und so mache ich mich schnell an den Abstieg. Wieder freue ich mich über meine Schuhe. Es geht steil bergab; dennoch habe ich einen super Halt. Dass ich nichtsdestotrotz vorsichtig bin, versteht sich von selbst.

Eine Helferin weist uns unten nach rechts zum Berghaus Schwaben. Gerade kommt ein offener Pick up mit Helfern von hinten. Sie bauen hier eine zusätzliche Getränkestelle für den Marathon auf. An heißen Tagen, wie sonst üblich, ist diese Gold wert. Wir verlassen jetzt die Straße.  Auf Tails geht es erst wellig, dann steiler bergauf. Oben überqueren wir den Grat und es geht wieder abwärts.

Wir sind schon in Grasgehren (km19). So fit war ich hier noch nie. Ich genieße die verschiedenen Kuchensorten und die erste Cola. Jemand fragt nach dem Cut-off: Es sind nur noch 7 Minuten und einige Läufer werden sicherlich Probleme bekommen. Später auf der Ergebnisliste finde ich aber keinen, der hier aus dem Rennen genommen wurde.

Es geht nun ein kurzes Stück auf der Straße und dann zur Schönberg Alpe.  Es gibt keinen Umweg, ich muss mitten durch die Pfützen. Der Regen hat aufgehört, es ist nicht mehr so kalt. So behalte ich trotzdem warme Füße. Es folgt ein schönes Stück Singletrail zuerst im Wald, dann zwischen üppigen Blumen bergab. Hier steht normalerweise Karl-Heinz von den Johannitern und bewacht die Strecke. Heute ist keiner da. Schade, seine Aufmunterungen fehlen mir ein bisschen. An der Straße erreichen wir die Weiche für den Marathon, der hier nach links führt. Wir dürfen rechts weiter.

Ich nutze die Steigung, um im Gehen meine Regenjacke auszuziehen. Immer wieder spitzt die Sonne kurz hervor und sofort spürt man die Wärme. Ich habe wieder nette Unterhaltung. Leider ist er bergauf etwas schneller. Auf dem folgenden Trail behalte ich ihn aber im Blick. Der Weg ist hier nun schwierig zu laufen. Große Steine bilden hohe Stufen die es bergab zu bewältigen gilt. Ich überlege, ob es nicht leichter wäre, den direkten Weg den bewaldeten Abhang hinunter zu nehmen. Hier sind definitiv schon andere gelaufen. Ich sehe meinen Laufkollegen auf dem Weg kämpfen und versuche es. Mensch, ist das steil. Meine Schuhe finden diesmal keinen Halt und ich rutsche unelegant auf dem Hintern den Hang hinunter. Total verdreckt lande ich wieder auf dem Weg. Toll, das darf ich keinem erzählen! Nur Euch.

Der andere Läufer ist mittlerweile schon außer Sicht. Es geht eine Weide mit Kühen hinunter. Unten an der Getränkestelle versuche ich mich notdürftig zu säubern. Dann schnell weg, bevor jemand peinliche Fragen stellt (km25).

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Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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